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Matthias Claus Angermeyer 14 August 1941 in Nurnberg ist ein deutscher Mediziner Hochschullehrer und Mitbegrunder des Vereins Irrsinnig Menschlich Matthias Claus Angermeyer deutscher Psychiater geb 1941 Portraitfoto von 2016In diesem ehemaligen Gebaude des Verlages Velhagen amp Klasing in der Johannisallee 20 befand sich ab 1996 die Tagesklinik und die Forschungsabteilung ab 2004 auch die Ambulanz der Klinik und Poliklinik fur Psychiatrie der Leipziger Universitat Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Auszeichnungen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMatthias Claus Angermeyer wurde am 14 August 1941 in Nurnberg geboren Ab 1960 studierte er Medizin und Soziologie an den Universitaten Wurzburg Dusseldorf Bern Caen sowie Frankfurt am Main 1967 promovierte er zum Doktor der Medizin Wahrend seiner Medizinalassistentenzeit war er ein Jahr an der Mission Chirurgical de la Republique d Allemagne en Algerie in Annaba Algerien tatig 1970 arbeitete er als Assistenzarzt fur Neurologie an einem Frankfurter Krankenhaus Die Ausbildung zum Psychiater begann er 1971 am Queen s Medical Center in Honolulu und setzte diese ein Jahr spater an der Psychiatrischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover bei Karl Peter Kisker fort 1978 wechselte er an der gleichen Hochschule an das Institut fur Epidemiologie und Sozialmedizin das unter der Leitung von Manfred Pflanz stand und nach dessen Tod 1980 von dem Medizinsoziologen Johann Jurgen Rohde kommissarisch weitergeleitet wurde 1981 habilitierte Angermeyer sich fur Psychiatrie und Psychiatrische Soziologie uber Interaktionsstile in Familien mit schizophren Erkrankten Ebenfalls 1981 schloss er seine Ausbildung zum Psychoanalytiker am Psychotherapeutischen Institut in Hannover ab 1982 wechselte er an die Columbia University in New York zu dem Sozialepidemiologen Bruce Dohrenwend Nach seiner Ruckkehr aus den USA wurde er 1984 Professor an der Psychiatrischen Universitatsklinik Hamburg Eppendorf Von 1987 bis 1995 hatte er die Leitung der Abteilung fur Psychiatrische Soziologie am Zentralinstitut fur Seelische Gesundheit in Mannheim inne Im selben Zeitraum war er auch als Professor fur Psychiatrie an der Universitat Heidelberg tatig 1 Nach einer 3 monatigen Gastprofessur an der Mailman School of Public Health der Columbia University 1995 folgte er noch im selben Jahr einem Ruf auf den Lehrstuhl fur Psychiatrie an der Universitat Leipzig und leitete die Psychiatrische Universitatsklinik bis zum Jahr 2006 Nach seiner Emeritierung ubersiedelte Angermeyer nach Osterreich und grundete dort 2007 ein Center for Public Mental Health Von 2009 bis 2018 war er Gastprofessor an der Universitat Cagliari in Italien 1 2 3 Wirken BearbeitenUnter Angermeyers Leitung entwickelte sich die Leipziger Klinik zu einem international wahrgenommenen Zentrum fur sozialwissenschaftliche Forschung in der Psychiatrie das gemessen an der Publikationsaktivitat im deutschen Sprachraum fuhrend war 4 An diesem arbeiteten Psychiater Psychologen Soziologen Okonomen Kulturwissenschaftler und Historiker disziplinubergreifend zusammen Um dieses Profil weiter zu scharfen setzte er sich fur die Etablierung einer Professur fur Public Health sowie einer Professur fur Gesundheitsokonomie ein die 1999 und 2004 besetzt werden konnten 5 6 Solcherart an eine psychiatrische Klinik angeschlossene Professuren existierten damals nur in Leipzig Unter dem Eindruck der reichen Geschichte der Leipziger Universitatspsychiatrie z B war in Leipzig 1811 die weltweit erste Professur fur Psychiatrie fur Johann Christian August Heinroth eingerichtet worden initiierte Angermeyer 1996 ebenfalls die Grundung eines Archivs fur Leipziger Psychiatriegeschichte 7 In der Klinik konnte Angermeyer an die bereits von seinem Vorganger Klaus Weise begrundete sozialpsychiatrische Tradition anknupfen Er sicherte den Fortbestand der von diesem eingefuhrten Sektorisierung der psychiatrischen Versorgung d h nach der sich eine jede Einrichtung zur psychiatrischen Vollversorgung der Bevolkerung einer definierten Region verpflichtet in der Stadt Leipzig Neue Akzente setzte er durch die Neuorientierung der Tagesklinik die jetzt vermehrt an die Stelle einer vollstationaren Behandlung trat und nicht wie fruher als Nachsorgeeinrichtung fungierte Ausserdem baute Angermeyer den ambulanten Bereich aus und etablierte verschiedene Spezialambulanzen Wichtig war ihm dass die komplette psychotherapeutische Weiterbildung fur den Facharzt fur Psychiatrie und Psychotherapie hausintern angeboten wurde Auf seine Initiative hin wurde die Klinik 1998 Mitglied des vom Regionalburo Europa der WHO ins Leben gerufenen Netzwerks Gesundheitsfordernder Krankenhauser 8 2002 wurde sie in die WHO Task Force of Health Promoting Mental Health Services aufgenommen 9 Durch seine Ausbildung und Karriere verbindet Angermeyer Medizin bzw Psychiatrie und Sozialwissenschaften Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die psychiatrische Epidemiologie und die psychiatrische Einstellungsforschung Er beobachtete als Erster dass die Institutionskarriere d h die Inanspruchnahme psychiatrischer Einrichtungen schizophren erkrankter Frauen gunstiger verlauft als die von Mannern und stiess damit eine rege Forschungstatigkeit zu Geschlechtsunterschieden bei der Schizophrenie an 10 11 1996 initiierte er eine bevolkerungsbezogene Kohortenstudie zur Inzidenz Pravalenz und zum Verlauf dementieller und depressiver Erkrankungen im Alter LEILA 75 12 13 die als Muster fur spatere epidemiologische Studien zu gerontopsychiatrischen Fragestellungen diente Daruber hinaus war Angermeyer beteiligt an internationalen epidemiologischen Projekten so der European Schizophrenia Cohort EuroSC Study 14 der European Study of the Epidemiology of Mental Disorders ESEMeD MHEDEA 2000 15 und der WHO World Mental Health WMH Survey Initiative 16 Noch wahrend seiner Zeit in Mannheim legte Angermeyer den Grundstein fur eine spater als eigene Schule verstandene Leipzig School of Stigma Research 17 Mit Erhebungen in der deutschen Bevolkerung im Jahr 1990 und 2001 fuhrte er die weltweit erste vignetten basierte Trendstudie zur Einstellung der Bevolkerung zu psychischer Krankheit durch 18 Diese Studie zeigte dass es innerhalb des untersuchten Zeitraums zwar zu einer starkeren Verbreitung biologischer Vorstellungen und einer grosseren Akzeptanz psychiatrischer Behandlungsangebote gekommen war damit aber nicht eine positivere Einstellung zu psychisch Kranken einherging 19 20 2011 folgte eine dritte Bevolkerungserhebung 21 eine vierte ist fur 2020 in Vorbereitung Eine solche Langzeitstudie bietet die Gelegenheit die Entwicklung der sozialen Reprasentationen psychischer Krankheit uber einen Zeitraum von 30 Jahren im Detail zu studieren Mittels einer Serie von Bevolkerungserhebungen Anfang der 1990er Jahre konnte Angermeyer den Einfluss der Berichterstattung uber Gewalttaten psychisch Kranker auf die Einstellung der Bevolkerung empirisch belegen 22 Anhand von Umfragen in anderen Landern Frankreich Italien Russland Slowakei Tunesien Mongolei untersuchte er transkulturelle Variationen von Uberzeugungssystemen und Einstellungsmustern zu psychischer Krankheit 23 Angermeyer engagierte sich auch praktisch fur die Entstigmatisierung psychisch Kranker und grundete im Jahr 2000 zusammen mit Manuela Richter Werling den Verein Irrsinnig Menschlich der sich fur grossere Offenheit gegenuber dem Thema seelische Gesundheit engagiert 24 Auch nach seiner Emeritierung blieb Angermeyer wissenschaftlich aktiv u a war er von 2009 bis 2010 als Professor fur Psychiatrie an der Universitat Cagliari in Italien tatig 1 Angermeyer zahlt zu den weltweit am haufigsten zitierten Wissenschaftlern im Bereich Psychiatrie und Psychologie 25 26 27 28 29 Auszeichnungen Bearbeiten2005 Hermann Simon Preis 30 2021 Salomon Neumann Medaille 31 Weiterhin wurde der von ihm mitgegrundete Verein Irrsinnig Menschlich mehrfach ausgezeichnet Weblinks BearbeitenMatthias Claus Angermeyer im Professorenkatalog der Universitat Leipzig abgerufen am 11 Juli 2010 Verzeichnis der wissenschaftlichen Artikel Matthias C Angermeyers in der PubMed Datenbank fur medizinische FachliteraturEinzelnachweise Bearbeiten a b c Matthias Claus Angermeyer im Professorenkatalog der Universitat Leipzig abgerufen am 14 April 2019 Holger Steinberg Bilder zur Geschichte der Leipziger Universitatspsychiatrie 2 erweiterte Auflage Archiv fur Leipziger Psychiatriegeschichte an der Klinik und Poliklinik fur Psychiatrie Universitat Leipzig 2006 Holger Steinberg Matthias C Angermeyer Hrsg 200 Jahre Psychiatrie an der Universitat Leipzig Personen und Konzepte Springer Heidelberg 2005 Anita Holzinger Herbert Matschinger Matthias C Angermeyer Public Mental Health Forschung im deutschen Sprachraum Eine Analyse wissenschaftlicher Zeitschriften In Psychiatrische Praxis Band 31 2004 S 369 377 University of Leipzig Department of Psychiatry Biannual Report 2002 2003 Leipzig 2004 University of Leipzig Department of Psychiatry Biannual Report 2004 2005 Leipzig 2006 Archiv fur Leipziger Psychiatriegeschichte Homepage https www uniklinikum leipzig de einrichtungen psychiatrie psychotherapie Seiten psychiatriegeschichte 1 2 Vorlage Toter Link www uniklinikum leipzig de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis aspx Deutsches Netzwerk Gesundheitsfordernder Krankenhauser Homepage https dngfk de M C Angermeyer Die Entwicklung der Klinik und Poliklinik fur Psychiatrie seit 1995 In Matthias C Angermeyer Holger Steinberg Hrsg 200 Jahre Psychiatrie an der Universitat Leipzig Personen und Konzepte Springer Heidelberg 2005 S 277 288 WHO Taskforce im Speziellen auf S 286 books google de Mathias C Angermeyer J Hofmann B P Robra Geschlechtsunterschiede in der Institutionskarriere Schizophrener ein Beitrag zur Sozialepidemiologie psychischer Erkrankungen In Psychiatrische Praxis Band 9 1982 S 27 33 M C Angermeyer J M Goldstein L Kuhn Gender differences in schizophrenia Rehospitalization and community survival In Psychological Medicine Band 19 1989 S 365 382 M Luppa C Sikorski T Luck S Weyerer A Villringer H H Konig S G Riedel Heller Prevalence and risk factors of depressive symptoms in latest life results of the Leipzig Longitudinal Study of the Aged LEILA 75 In International Journal of Geriatric Psychiatry Band 37 2012 S 286 295 PMID 21538535 S G Riedel Heller A Busse C Aurich H Matschinger M C Angermeyer The incidence of dementia according to DSM III R and ICD 10 Results of the Leipzig Longitudinal Study of the Aged LEILA 75 Part 1 amp 2 In British Journal of Psychiatry Band 179 2001 S 250 254 und 255 260 PMID 11532804 Paul E Bebbington Matthias Angermeyer Jean Michel Azorin Traolach Brugha Reinhold Kilian Sonia Johnson Mondher Toumi Asa Kornfeld EuroSC Research Group The European Schizophrenia Cohort A naturalistic prognostic and economic study In Social Psychiatry and Psychiatric Epidemiology Band 40 2005 S 707 717 doi 10 1007 s00127 005 0955 5 mehrere Artikel in PubMed u a J Alonso M C Angermeyer J P Lepine The European Study of the Epidemiology of Mental Disorders ESEMeD project an epidemiological basis for informing mental health policies in Europe In Acta Psychiatrica Scandinavica Band 109 2004 Suppl 420 S 5 7 PMID 15128382 mehrere Artikel in PubMed u a R C Kessler M C Angermeyer J C Anthony R de Graaf K Demyttenaere I Gasquet G de Girolamo S Gluzman O Gureje J M Haro N Kawakami A Karam D Levinson M E Medina Mora M A Oakley Browney J Posada Villa D J Stein C H A Tsang S Aguilar Gaxiola J Alonso S Lee S Heeringa P E Pennell P A Berglund M Gruber M Petukhova S Chatterji T B Ustun Lifetime prevalence and age of onset distributions of mental disorders in the WHO World Mental Health WMH Surveys In World Psychiatry Band 6 2007 S 168 176 PMID 18188442 B G Link H Stuart On revisiting some origins of the stigma 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Sozialpsychiater In ArzteZeitung 27 Februar 2006 abgerufen am 21 September 2021 Salomon Neumann Deutsche Gesellschaft fur Sozialmedizin und Pravention abgerufen am 21 September 2021 Normdaten Person GND 115391274 lobid OGND AKS LCCN n79008979 VIAF 59369553 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Angermeyer Matthias ClausKURZBESCHREIBUNG deutscher MedizinerGEBURTSDATUM 14 August 1941GEBURTSORT Nurnberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthias Claus Angermeyer amp oldid 232480066