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Dieser Artikel behandelt das Marchen der Bruder Grimm zu anderen Bedeutungen siehe Marienkind Begriffsklarung Marienkind ist das dritte Marchen aus den Kinder und Hausmarchen der Bruder Grimm KHM 3 Im Aarne Thompson Uther Index wird es unter ATU 710 gefuhrt unter dem Typ Andere Geschichten vom Ubernaturlichen Das Marchen hat legendenhafte Zuge es wird daher der Gattung der Legendenmarchen zugezahlt 1 Illustration von Philipp Grotjohann oder Anton Robert Leinweber Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Textgeschichte 3 Motivvergleiche 4 Interpretation 5 Illustrationen 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksInhalt Bearbeiten nbsp Illustration von Otto Ubbelohde 1909Ein armer Holzhacker der seine dreijahrige Tochter nicht ernahren kann begegnet der Jungfrau Maria die das Kind mitnimmt und im Himmel reich versorgt Nach 14 Jahren geht Maria auf Reisen und lasst 13 Schlussel da wovon einer verboten ist Das Madchen benutzt jeden Tag einen und freut sich mit den Englein uber die zwolf Apostel Dann offnet es die 13 Tur sieht die Dreieinigkeit und beruhrt den Glanz wovon der Finger golden wird Maria sieht das nimmt Marienkind die Sprache und verstosst es auf die Erde weil es nicht gesteht Es lebt jammerlich in der Wildnis in einem Baum Ein Konig auf Jagd findet und heiratet die Stumme Sie bekommt drei Kinder die Maria ihr wegnimmt da sie ihre Sunde nicht gesteht So halten sie die Leute fur eine Menschenfresserin und drangen den Konig sie verbrennen zu lassen Auf dem Scheiterhaufen gesteht sie Maria den Verstoss da erlischt das Feuer Maria gibt ihr die Kinder und die Stimme wieder denn wer bereut dem sei vergeben Textgeschichte Bearbeiten nbsp Illustration von Otto Ubbelohde 1909 nbsp Illustration von Otto Ubbelohde 1909Das Marchen schickte Jacob Grimm mit anderen schon 1808 an Savigny und fast unverandert 1810 an Brentano Grimms Anmerkung notiert aus Hessen von Gretchen Wild und gibt noch eine Erzahlung von Friederike Mannel wieder die ausfuhrlicher ebenfalls schon in der handschriftlichen Urfassung von 1810 stand als Ein Mahrchen Das stumme Madchen 2 Der Vater der seine Kinder nicht ernahren kann will sich im Wald erhangen und begegnet einer schwarzgekleideten Jungfrau in einem schwarzen Wagen die ihn einen Geldsack finden lasst fur das was im Haus verborgen sei Das ist die Tochter im Mutterleib vgl KHM 181 Auf Bitten der Mutter nimmt die Jungfrau sie erst als Zwolfjahrige mit in ihr schwarzes prachtiges Schloss Eine Kammer darf sie nicht offnen Als sie nach vier Jahren durch eine Ritze lugt sind da vier lesende Jungfrauen Die Pflegemutter schlagt ihr auf den Mund und verstosst sie Der Konig heiratet sie gegen Widerstand seiner Mutter die ihr die Kinder nimmt Als sie verbrannt werden soll rettet sie die Jungfrau wie KHM 9 25 49 Die Bruder Grimm vergleichen weiter die Tochter des Armen bei Meier Nr 36 ein norwegisches Marchen bei Asbjornsen Nr 8 und ein schwedisches vom Graumantel s unten die Legende von St Ottilie wie in Nauberts Volksmarchen Teil 1 im Pentameron 1 8 Das Ziegengesicht wendisch St Marias Patenschaft bei Haupt und Schmaler Nr 16 S 179 walachisch die eingemauerte Mutter bei Schott Nr 2 Sie bemerken die Verbreitung der Idee der einen verbotenen Tur wie in KHM 46 Fitchers Vogel Wenn jeder Apostel in einer glanzenden Wohnung sitze sei das Lied vom hl Anno V 720 zu vergleichen wo die Bischofe im Himmel wie Sterne zusammen sassen Es sei ein alter Zug dass Jungfrauen ihrer Kleider beraubt sich mit ihren langen Haaren bedecken so St Agnes in der Bibl maxima 27 82b St Magdalena bei Petrarch in lateinischen Versen dazu eine Abbildung im Magasin pittoresque 1 21 In einer altspanischen Romanze sitze eine Konigstochter auf einer Eiche und ihr Haar bedeckt den ganzen Baum Diez Altspanische Romanzen 177 Geibels Volkslieder und Romanzen der Spanier S 151 152 Von St Ottilie fand sich auch eine Abschrift in Grimms Nachlass 3 Textanderungen nach Grimms Erstauflage sind wenig gravierend Ab der 2 Auflage gibt Maria dem Kind den Schlussel als es vierzehn Jahr geworden war vorher nach vierzehn Jahren und warnt wenn es den dreizehnten kleinen Schlussel benutze werde es unglucklich Die Bruder Grimm beschreiben jetzt ausfuhrlicher wie das Kind erst nur durch den Turspalt sehen will und wartet bis einmal niemand zusieht Maria schaut dem Kind gleich in die Augen es lugt dreimal Auch das Leben in der Wildnis wird lebendiger geschildert Der Konig schlagt sich durch den Busch auf der Jagd auf Wild ab 7 Aufl ein Reh vgl KHM 136 Er staunt uber das Madchen das da sitzt in seinem Goldhaar siehe Anmerkung Der Schluss ist ausfuhrlicher Regen loscht die Flammen Manche Forscher sahen antike Vorbilder in der Krosus Gyges Sage andere vermuten eine gegenreformatorische Beispielerzahlung zur Erlauterung der katholischen Lehre von der vollkommenen Reue gemass der Busssakramentenlehre nach dem Konzil von Trient 14 Sitzung 1551 spater Catechismus Romanus 4 Motivvergleiche Bearbeiten nbsp Postkarte von Oskar Herrfurthverbotene Tur blutiger Finger KHM 46 Fitchers Vogel KHM 62a Blaubart Grimms Anmerkung zu KHM 12 Rapunzel goldener Finger KHM 136 Der Eisenhans Leben im Baum KHM 65 Allerleirauh KHM 123 Die Alte im Wald Reichtum vom Paten KHM 42 Der Herr Gevatter KHM 44 Der Gevatter Tod KHM 126 Ferenand getru und Ferenand ungetru Jephtha Motiv KHM 12 Rapunzel KHM 31 Das Madchen ohne Hande KHM 55 Rumpelstilzchen KHM 88 Das singende springende Loweneckerchen KHM 92 Der Konig vom goldenen Berg KHM 108 Hans mein Igel KHM 181 Die Nixe im Teich Verleumdung der schweigenden Mutter KHM 9 Die zwolf Bruder KHM 25 Die sieben Raben KHM 49 Die sechs Schwane ferner KHM 76 Die Nelke KHM 96 De drei Vugelkens aus Giambattista Basiles Pentameron vgl I 8 Das Ziegengesicht II 8 Die kleine Sklavin IV 6 Die drei Kronen Interpretation Bearbeiten nbsp Postkarte von Oskar HerrfurthFur Rudolf Meyer ist der Baum hohl weil hoheres Bewusstsein zunachst sterben und irdisch sinnliches erwachen muss 5 Bruno Bettelheims Lehre ist dass die Stimme mit der wir lugen uns ins Verderben fuhre und besser genommen werde die Wahrheit sagen aber erlose 6 Der Homoopath Martin Bomhardt vergleicht das Marchen mit den Arzneimittelbildern von Magnesium carbonicum Magnesium sulfuricum Pulsatilla pratensis 7 Wilhelm Salber sieht den ununterdruckbaren Wunsch nach Alles Haben der gegen den Realitatszwang unter Einschrankungen als Geheimnis behalten wird was zu Isolation fuhrt 8 Eugen Drewermann bemerkt die legendenhaft ins Gottliche uberhohte Moral vor marchenhaften Motiven die man psychologisch deuten kann Armut fuhrt uber Schuldgefuhle zu oraler Hemmung bei Identifikation mit den Eltern sie werden kompensatorisch uberhoht Die Angstbindung bleibt und schlagt um in Verwohnung Wer gar mit Engeln spielt wird gewiss niemals Streit und Zank anfangen durfen sie sind die Einstellungen und Wertungen der Kindertage Dazu kommt die Jungfraulichkeit der Mutter und die Unsichtbarkeit Gott Vaters Das Verbot Gott anzuschauen ist theologisch so absurd dass man es eigentlich nur odipal deuten kann Die Mutter Tochter Einheit halt nicht ewig Die Luge ist Ausweg der Angst auf Dauer eine Sackgasse im Grunde aber Eingestandnis eines verlogenen Ideals Uber die Angst zu gestehen wird das Sexual zum Sprechverbot das isoliert Dieses Dilemma wiederholt sich in der Ehe Wieder ersetzt Sorge fur die Kinder die Liebe zum Mann der auch so tut als ware nichts erst der Leidensdruck noch grosserer Angst lasst das Uber Ich zerbrechen Grade hier sei der Text leider nicht ganz klar Joh 8 32 EU All die religiosen Erlosungssymbole laufen Gefahr in blosser Angstmoral missbraucht zu werden Mt 7 21 EU 9 Franz Xaver Hacker schrieb eine Erzahlung Das Marienkind 1869 Paul Heyse eine Novelle Marienkind 1892 Hermann Erler ein Drama Marienkind 1897 Inwieweit sie sich auf das Marchen beziehen ware zu prufen Illustrationen BearbeitenIn den zwischen 1904 und 1922 im Verlag Josef Scholz erschienenen reich illustrierten Marchenschmuckbuchern wurde auch das Marchen Marienkind verlegt Die Jugendstilillustrationen zum Marienkind stammen von Heinrich Lefler und Joseph Urban Marienkind thematisieren hier acht ganzseitige Farbbilder die erganzt werden durch eine schwarz weisse ornamental gestaltete Initiale zu Beginn des Marchens und funf weitere schwarz weisse Zeichnungen Die Fabbilder dominiert ein lichtmystischer Farbkontrast von Gelbtonen mit Blau Alle Bilder sind ornamental und linear auf die Marchstimmung abgestimmt Die Farbbilder thematisieren 1 Die Begegnung mit der feenhaften Maria und dem kleinen Kind in Begleitung ihrer Eltern im Wald 2 Das kleine Madchen im paradiesischen Feenschloss symmetrisch von Engeln begleitet 3 Maria und das verstockte Kind vor der offenen Himmelstur 4 Die Schone im Wald wird in ihrem Baumversteck von einem Prinzen gefunden 5 Das Madchen reitet eingehullt in ihre Goldhaare mit dem Prinzen zum Schloss 6 Maria nimmt die Kinder der schonen Stummen 7 Der zweifelnde Konig mit seinen bosen Ratgebern 8 Maria bringt die Kinder und rettet Marienkind vor dem Scheiterhaufen 10 Literatur BearbeitenGrimm Bruder Kinder und Hausmarchen Vollstandige Ausgabe Mit 184 Illustrationen zeitgenossischer Kunstler und einem Nachwort von Heinz Rolleke S 46 50 Dusseldorf und Zurich 19 Auflage 1999 Artemis amp Winkler Verlag Patmos Verlag ISBN 3 538 06943 3 Grimm Bruder Kinder und Hausmarchen Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Bruder Grimm Mit einem Anhang samtlicher nicht in allen Auflagen veroffentlichter Marchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rolleke Band 3 Originalanmerkungen Herkunftsnachweise Nachwort S 19 21 S 443 Durchgesehene und bibliographisch erganzte Ausgabe Stuttgart 1994 Reclam Verlag ISBN 3 15 003193 1 Heinz Rolleke Hrsg Die alteste Marchensammlung der Bruder Grimm Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812 Fondation Martin Bodmer Cologny Geneve 1975 S 196 201 und S 371 373 Eugen Drewermann Lieb Schwesterlein lass mich herein Grimms Marchen tiefenpsychologisch gedeutet dtv Munchen 1992 ISBN 3 423 35056 3 S 43 101 Eugen Drewermann Ingritt Neuhaus Marienkind Grimms Marchen tiefenpsychologisch gedeutet 5 Auflage Walter Verlag Olten und Freiburg im Breisgau 1992 ISBN 978 3 530 16864 8 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Jorg Uther Die Bruder Grimm als Sammler von Marchen und Sagen In Bernd Heidenreich Ewald Grothe Hrsg Kultur und Politik Die Grimms Societats Verlag Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 7973 0852 3 S 67 107 hier S 79 Heinz Rolleke Hrsg Die alteste Marchensammlung der Bruder Grimm Synopse der handschriftlichen Urfassung von 1810 und der Erstdrucke von 1812 Herausgegeben und erlautert von Heinz Rolleke Cologny Geneve 1975 Fondation Martin Bodmer Printed in Switzerland S 196 201 278 282 371 372 Rolleke Heinz Hg Marchen aus dem Nachlass der Bruder Grimm 5 verbesserte und erganzte Auflage Trier 2001 S 93 94 117 WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier ISBN 3 88476 471 3 Hans Jorg Uther Handbuch zu den Kinder und Hausmarchen der Bruder Grimm de Gruyter Berlin 2008 ISBN 978 3 11 019441 8 S 7 8 Rudolf Meyer Die Weisheit der deutschen Volksmarchen Urachhaus Stuttgart 1963 S 45 176 177 Bruno Bettelheim Kinder brauchen Marchen 31 Auflage 2012 dtv Munchen 1980 ISBN 978 3 423 35028 0 S 20 21 Martin Bomhardt Symbolische Materia medica 3 Auflage Verlag Homoopathie Symbol Berlin 1999 ISBN 3 9804662 3 X S 836 854 1152 Wilhelm Salber Marchenanalyse Werkausgabe Wilhelm Salber Band 12 2 Auflage Bouvier Bonn 1999 ISBN 3 416 02899 6 S 68 70 112 128 130 Eugen Drewermann Lieb Schwesterlein lass mich herein Grimms Marchen tiefenpsychologisch gedeutet dtv Munchen 2002 ISBN 3 423 35050 4 S 48 101 Grimms Marchen Illustriert im Jugendstil Arena Verlag Popp Wurzburg 1982 ISBN 3 88155 102 6 und Bildbeispiel Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Marienkind Quellen und Volltexte nbsp Commons Mary s Child Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Marchenlexikon de zu Die Schwarze Madonna AaTh 710 Marchenlexikon de zu Crescentia AaTh 712 Goethezeitportal de Marchentext und Bilder von Oskar Herrfurth Marchenatlas de zu Marienkind Interpretation von Undine amp Jens zu Marienkind Illustrationen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkind amp oldid 229940684