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Maria Schweidler die Bernsteinhexe gilt als der wichtigste Roman des deutschen Schriftstellers und Theologen Wilhelm Meinhold 1797 1851 Die im Jahr 1843 erstmals veroffentlichte Erzahlung ist eine Verarbeitung von Meinholds Pfarrerstochter zu Coserow 1826 und versteht sich als zeithistorisch getreue Widerspiegelung der Verhaltnisse im Dreissigjahrigen Krieg Meinhold gab zunachst vor dem Buch liege ein Manuskriptfund aus dem 17 Jahrhundert zugrunde Erst spater wurden seine Verfasserschaft und der rein fiktionale Charakter des Werkes offenbar The Apparition on the Streckelberg Illustration von Philip Burne Jones fur die englische Ausgabe aus dem Jahr 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Vorgeblicher Manuskriptfund 3 Entstehungsgeschichte 4 Rezeption 5 Literatur 5 1 Ausgaben 5 2 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDas Brandschatzen der kaiserlichen Truppen wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs bringt Leid und Elend uber die Menschen auf der Insel Usedom Der Koserower Pfarrer Abraham Schweidler und seine Tochter Maria versuchen die Not zu lindern indem sie den von Maria im Streckelsberg gefundenen Bernstein verkaufen und von dem Geld Brot fur die hungernden Koserower erwerben Maria wird vom Amtshauptmann Appelmann begehrt und bedrangt die 15 Jahrige weist ihn jedoch ab Appelmann benutzt um sie sich doch noch gefugig zu machen daraufhin den fur die Dorfbewohner unerklarlichen Geldbesitz Marias als Grund sie der Hexerei zu bezichtigen und unter den Ritualen der Hexenverfolgung Folter und Qualen erleiden zu lassen Am 30 August 1630 wird sie auf den Scheiterhaufen gefuhrt doch Graf Rudiger von Nienkerken befreit sie aus ihrer Not und nimmt sie zur Frau Vorgeblicher Manuskriptfund BearbeitenIm Vorwort der ersten Ausgabe der Bernsteinhexe von 1843 gab Meinhold vor das Buch sei die uberarbeitete Wiedergabe einer Chronik aus der Zeit des Dreissigjahrigen Krieges verfasst vom Vater der Bernsteinhexe dem damaligen Koserower Pfarrer Abraham Schweidler Meinhold Pfarrer Schweidlers Amtsnachfolger habe das schadhafte Manuskript nach 200 Jahren in der Koserower Kirche in einer Nische unter einem Chorgestuhl entdeckt Das Buch erschien mit dem Untertitel Der interessanteste aller bisher bekannten Hexenprozesse nach einer defekten Handschrift ihres Vaters des Pfarrers Abraham Schweidler in Coserow auf Usedom 1 Tatsachlich wurde der Roman zunachst als ein historisch korrektes Originaldokument aus dem 17 Jahrhundert aufgefasst Als Meinhold schliesslich seine eigene Urheberschaft einraumte wurde dies zunachst von weiten Teilen der Offentlichkeit angezweifelt Friedrich Hebbel wies in einer Abhandlung nach dass es sich zweifelsfrei um ein Kunstwerk aus der Fantasie eines Dichters handeln musse Hebbel kritisiert die erkunstelte zurechtgemachte Sprache der Bernsteinhexe die bloss notwendig fur den Nebenzweck des Verfassers fur die beabsichtigte Tauschung gewesen sei dem Werk sonst jedoch geschadet habe 2 Entstehungsgeschichte BearbeitenDie Bernsteinhexe basiert auf der Erzahlung Die Pfarrerstochter von Coserow die Meinhold bereits im Jahr 1826 niederschrieb Die Niederschrift durfte ausgelost sein durch die Lekture des Koserower Kirchenbuches das im Pfarrhaus aufbewahrt wurde Einer seiner Amtsvorganger hatte tatsachlich seine der Hexerei bezichtigte Tochter auf dem Scheiterhaufen verloren Hinzu kamen umfangreiche Recherchen historischer Dokumente wie etwa Gerichtsprozessakten Meinhold reichte die Erzahlung beim Wiener Modenjournal ein jedoch wurde der Abdruck unter Verweis auf die lobende Beziehung der Novelle auf den schwedischen Protestanten Gustav Adolf von der katholischen Wiener Zensur untersagt 3 Meinhold arbeitete die Erzahlung nach intensiven Studien der heimatlichen Sprache im 15 Jahrhundert in den 1830er Jahren in eine Art autobiografische Schilderung mit wortlichen Reden in antiquisierender Sprache um In den Jahren 1841 und 1842 veroffentlichte er Auszuge aus dem vorgeblichen Manuskriptfund in dem Periodikum Christoterpe Preussenkonig Friedrich Wilhelm IV wurde auf die angeblich 200 Jahre alte Quelle aufmerksam und forderte am 16 April 1842 das gesamte Manuskript an Meinhold musste seinem Konig die eigene Urheberschaft einraumen Der Konig selbst der den Pfarrer seit seiner Zeit als Kronprinz personlich kannte veranlasste 1843 den Druck nebst tauschendem Vorwort Rezeption BearbeitenDas Buch war unter Meinholds Zeitgenossen sehr popular und wurde schnell ein Verkaufserfolg Das Werk wird bis heute neu aufgelegt wobei Meinholds teilweise schwer verstandliche altertumliche Sprache teilweise verneudeutscht wird Auch im Ausland wurde die Bernsteinhexe rezipiert Vor allem im viktorianischen England mit seinem Faible fur Schauergeschichten fand das Buch grossen Anklang und wurde gerade auch von Kunstlern rezipiert 1844 erschienen in Grossbritannien gleich zwei Ubersetzungen der Bernsteinhexe The Amber Witch eine von E A Friedlander und eine weitere von der Vertrauten und Freundin Heinrich Heines Lady Duff Gordon 4 Die Ubersetzung von Lady Duff Gordon erlangte grosse Popularitat und wurde immer wieder neu aufgelegt 1895 erschien eine Luxusausgabe mit Illustrationen von Philip Burne Jones 5 Die Amber Witch war einer der Lieblingsromane des jungen Oscar Wilde Bereits 1844 wurde die Bernsteinhexe vom Direktor des Wiener Burgtheaters Heinrich Laube dramatisiert Die Urauffuhrung fand im Hamburger Schauspielhaus statt Inszenierungen u a in Berlin folgten 1861 komponierte William Vincent Wallace eine auf dem Roman basierende Oper die 1861 im Londoner Her Majesty s Theatre uraufgefuhrt wurde 6 Das Thema der Bernsteinhexe wurde im gleichnamigen Musiktitel der DDR Rockband Transit verwendet 7 Dieses Lied wurde 2004 von der Band Mittelalter Band Cultus Ferox gecovert 8 Auf der Insel Usedom ist die Bernsteinhexe auch heute noch prasent Jahrliche Freilichtbuhnen Inszenierungen sind fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms Literatur BearbeitenAusgaben Bearbeiten Maria Schweidler die Bernsteinhexe der interessanteste aller bisher bekannten Hexenprocesse nach einer defecten Handschrift ihres Vaters des Pfarrers Abraham Schweidler in Coserow auf Usedom herausgegeben von W Meinhold Doctor der Theologie und Pfarrer Berlin Verlag von Duncker und Humblot 1843Digitalisat des Exemplars der Harvard University Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv im Deutschen TextarchivDie Bernsteinhexe Maria Schweidler Der interessanteste aller bekannten Hexenprozesse Bohmeier Verlag Leipzig 2005 ISBN 978 3 89094 418 0 The Amber Witch a romance by Wilhelm Meinhold translated by Lady Duff Gordon edited with an introduction by Joseph Jacobs and illustrated by Philip Burne Jones London Published by David Nutt in the Strand 1895Sekundarliteratur Bearbeiten Heinrich Kleene Wilh Meinholds Bernsteinhexe und ihre dramatischen Bearbeitungen Krefeld 1912 Diss Rupprecht Leppla Wilhelm Meinhold und die chronikalische Erzahlung Germanische Studien Heft 54 Berlin 1928 Die Hexe von Coserow Eine Novelle um 1826 Hrsg von Winfried Freund Hinstorff Verlag Rostock 2000 ISBN 3 356 00866 8 Max Geissler Die Bernsteinhexe Schauspiel in 5 Aufzugen Leipzig Staackmann 1910 Harry Vredeveld Pia fraus Anachronisms Fake Latin and Stolen Colors in Wilhelm Meinhold s Maria Schweidler die Bernsteinhexe In Monatshefte University of Wisconsin Press Volume 106 Number 2 Summer 2014 S 200 212 doi 10 1353 mon 2014 0036Andrea Rudolph Mythos Geschichte Politische Gesellschaft Kulturelle Uberschreibungen Pommerns in Bildpoesien Bernsteinhexen und Reisewerken Verlag J H Roll Dettelbach bei Wurzburg 2011 ISBN 978 3 89754 406 2Weblinks BearbeitenDie Bernsteinhexe bei zeno org Maria Schweidler die Bernsteinhexe im Projekt Gutenberg DEEinzelnachweise Bearbeiten Karl Baedeker Verlag Hrsg Usedom 2 Auflage 2007 S 40 Friedrich Hebbel Sidonia on Borck die Klosterhexe herausgegeben von Wilhelm Meinhold 1848 S 82 Wilhelm Meinhold Die Bernsteinhexe Maria Schweidler Bohmeier Verlag 2005 S 8 Vorwort des Verlags Introduction to a 1928 edition of Mary Schweidler The Amber Witch published by H Milford Oxford University Press p viii An Old and Famous Story New York Times 17 Marz 1895 abgerufen am 27 Januar 2014 Bleiler E F Hrsg Five Victorian Ghost Novels Dover Publications Inc New York 1971 ISBN 978 0 486 22558 6 S vii Liedtext der Bernsteinhexe von Transit bei golyr de Die Bernsteinhexe by Cultus Ferox In whosampled com Abgerufen am 21 Mai 2021 englisch Normdaten Werk GND 4576688 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria Schweidler die Bernsteinhexe amp oldid 234245955