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Mari oar a Popescu auch Popesco 4 September 1919 in Bukarest 3 November 2004 im Kanton Wallis war Opfer eines Schweizer Justizskandals Manche sehen ihr Beispiel als charakteristisch fur die Verflechtungen maskuliner Vorstellungen von weiblicher Subjektivitat und ihren Einfluss auf soziale Praktiken in diesem Fall die Objektivitat der Rechtsprechung 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben vor dem Prozess 2 Prozess und Folgen 3 Falsche Indizienkette zweifelhafte Expertisen 3 1 Vermeintlicher Mordversuch an Stelian Popescu 3 2 Vermeintlicher Mord an Lina Mory 3 3 Vermeintlicher Mord an der Gattin von Stelian Popescu 4 Rezeption 5 Autobiografie 6 Sekundarliteratur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben vor dem Prozess BearbeitenMaria Popescu wuchs in Rumanien als Tochter eines Olmagnaten auf ihre Mutter stammte aus alter rumanischer Familie 1942 gelangte sie in die Schweiz zusammen mit ihrem Mann dem Sohn des rumanischen Politikers und Zeitungsverlegers Stelian Popescu den sie gegen den Willen ihres Vaters geheiratet hatte Sie lebte zunachst in Bern dann in Genf und verkehrte weiterhin in der Gesellschaft von Wohlhabenden auf internationalem Niveau die von den Verwerfungen und Noten des Zweiten Weltkrieges unberuhrt waren Prozess und Folgen BearbeitenPopescu wurde 1945 in Genf verhaftet und des Giftmordes an ihrer Schwiegermutter Lelia Popescu gestorben am 26 Juni 1945 und ihrem Zimmermadchen Lina Mory gestorben am 25 Juli 1945 sowie des Giftmordversuches an ihrem Schwiegervater Stelian Popescu ehemaliger Justizminister Carols 2 angeklagt Der Gerichtsmediziner Francois Naville trug als zerstreuter Professor 3 massgeblich zu ihrer Anklage bei Nach einem fur Schweizer Verhaltnisse spektakularen Prozess in dem ihre Schuld nicht eindeutig bewiesen werden konnte wurde sie zu lebenslanglicher Haft verurteilt Die Anklage vertrat der Genfer Generalstaatsanwalt Charles Cornu Popescu verbrachte die Zeit im Gefangnis Saint Antoine in Genf in der Vollzugsanstalt Hindelbank und in zwei weiteren Anstalten 1950 und 1953 erreichte sie Revisionen des Verfahrens wurde aber abgewiesen 1957 wurde sie auf Drangen von Yves Maitre des spateren Gegners von Pierre Jaccoud durch den Genfer Grossen Rat begnadigt Im Geleitwort zu ihrer Biografie schrieb der Verleger Paul Haupt Popescu erlebte die nackte brutale Wirklichkeit unserer geordneten Verhaltnisse schweizerischer Rechtschaffenheit Ein Einzelfall Gewiss 4 Falsche Indizienkette zweifelhafte Expertisen BearbeitenVor 1945 hatte es in der Geschichte der Rechtsmedizin noch keinen Fall von Veronalvergiftung gegeben da das sehr bittere schwer losliche und daher nicht fur eine Injektion geeignete Veronal fur Mord nur schlecht geeignet war Die Anklage gegen Maria Popescu basierte aber auf Veronal Der Vorwurf lautete Popescu habe mit Veronal die Magd Lina Mory vergiftet ihre im Spital an Brustkrebs verstorbene Schwiegermutter vergiftet ihren Schwiegervater Stelian Popescu mit den angeblichen Darmgrippetabletten Lacteol die in Wahrheit Veronal enthielten vergiften wollen Es zeichneten sich keine eindeutigen Mordmotive ab Als Motiv wurden Erbabsichten angenommen obwohl solche angesichts der Kinderlosigkeit Maria Popescus nach rumanischem Recht von Anfang an aussichtslos waren Anton Gordonoff legte 1953 dar dass die Magd die Schwiegermutter und der Schwiegervater regelmassig das damals weit verbreitete Schlafmittel Quadronox welches hauptsachlich aus Veronal bestand zu sich nahmen Er wies somit nachtraglich nach dass der Nachweis von Veronal in den vermeintlichen Opfern kein Mordbeweis war 3 Vermeintlicher Mordversuch an Stelian Popescu Bearbeiten Am 25 Juli 1945 reichte Stelian Popescu in Genf Klage gegen seine Schwiegertochter Maria ein Sie habe versucht ihn mit angeblichen Darmgrippetabletten Lacteol die in Wirklichkeit Veronal enthielten zu vergiften Auf Marias Rat hin habe er am 13 Juli nach dem Mittagessen funf der Tabletten zu sich genommen Am Nachmittag habe er noch einige Verabredungen eingehalten und habe mit gutem Appetit zu Nacht gegessen doch dann hatte sich eine merkwurdige Ermudung eingestellt und er liess den Arzt Dr M kommen Diesem teilte er dann seinen Verdacht gegen Maria mit Der Arzt sah den Zustand des Kranken nicht als alarmierend an und machte nur eine Vitamin B Injektion Auf Wunsch des Patienten wies er diesen dann jedoch in die Klinik ein wo man im Urin Veronalspuren fand Vermeintlicher Mord an Lina Mory Bearbeiten Am 23 Juli 1945 meldete Maria Popescu selbst der Polizei die Hausmagd Lina Mory liege stohnend in ihrem verschlossenen Zimmer Man fand Mory sterbend mit oberflachlichen Schnittverletzungen am rechten Handgelenk die von einer Rasierklinge herruhrten die auf dem Teppich gefunden wurde Die Ermittler vergassen die Fingerabdrucke auf der Klinge zu nehmen Lina Mory war Linkshanderin und der Schlussel steckte an der Innenture Hinweise auf Selbstmord aber dies interessierte die Ermittler nicht da man erneut Veronalspuren in Linas Urin fand Lina Mory litt an Depressionen ihr Vater war Alkoholiker Aus einem Brief eines Rumanen der vor Gericht nur schubladisiert wurde fand man zudem heraus dass Lina damals schwanger war wobei Maria Popescus Mann womoglich der Vater war Von einer Pariser Matresse hatte er vermutlich bereits ein uneheliches Kind Vermeintlicher Mord an der Gattin von Stelian Popescu Bearbeiten Zudem wurde die kurz vorher im Spital an Brustkrebs verstorbene Schwiegermutter Maria Popescus exhumiert Wieder wurden Veronalspuren in ihrem Urin gefunden Es fand sich zunachst kein Motiv warum Maria Popescu den Tod ihrer sterbenden Schwiegermutter hatte beschleunigen sollen Es fand sich eine Krankenschwester S die es als wahrscheinlich ansah Maria habe ihrer Schwiegermutter wahrend eines Besuchs im Spital Gift in die Vene gespritzt weil die Transfusionsnadel danach verschoben gewesen sei Francois Naville welcher diese Beschuldigung aufgriff ubersah dass Veronal unloslich und deshalb gar nicht injizierbar gewesen ware Zudem hatte man in einem solchen Fall das Gift einfach der Infusion beimischen konnen Die Injektionsspritze die Mordwaffe wurde nicht gefunden Diese Umstande wurden von den Geschworenen nicht berucksichtigt Rezeption BearbeitenEin historisches Projekt der Universitat Basel hat sich damit beschaftigt welche Vorstellungen uber die delinquente Frau in der Vergangenheit verbreitet waren und wie die Erwartungen an eine normale Weiblichkeit aussahen Popescu die nach eigenen Worten oft als besonders verwerfliche und gefahrliche Frau portratiert wurde ist kein Einzelfall Die Portratierungen delinquenter Frauen legen meist die Verflechtungen offen von den Vorstellungen von weiblicher Subjektivitat und von normalisierenden Festschreibungspraktiken 1 Autobiografie BearbeitenDeutsch Von Mittwoch bis Mittwoch Ubersetzung von Bee Juker Verlag Paul Haupt 221 Seiten Bern 1961 Franzosisch Entre deux mercredis Verlag Editions de la Baconniere 1961 247 Seiten Rumanisch Intre două miercuri Verlag Corint Ubersetzung von Rodica Vintilă 251 Seiten 2018 ISBN 978 606 793 390 1Sekundarliteratur BearbeitenJean Noel Cuenod De l Assassinat de Sissi a l Acquittement de Mikhailov Un siecle de Proces a Geneve Tribune de Geneve 1999 Yolanda Eminescu Din Istoria Marilor Procese Junimea Iasi 1992 Jacques Antoine Pierre Bellemare Les Dossiers Extraordinaires de Pierre Bellemare Fayard 1976 William Matthey Claudet Une erreur judiciaire L Affaire Popesco Selbstverlag 1947 Einzelnachweise Bearbeiten a b Dominique Grisard Von Verbrecherinnen Uni Nova Wissenschaftsmagazin der Universitat Basel 91 Juli 2002 Website uber die Zeitschrift Universul Memento des Originals vom 24 September 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot altmarius weblog ro auf rumanisch a b Der Fall Maria Popescu oder der zerstreute Professor In Hans Martin Sutermeister Summa Iniuria Ein Pitaval der Justizirrtumer funfhundert Falle menschlichen Versagens im Bereich der Rechtsprechung in kriminal und sozialpsychologischer Sicht Elfenau Basel 1976 S 40 47 Paul Haupt Geleitwort des Verlegers In Maria Popescu Von Mittwoch bis Mittwoch Mein Leben wahrend 11 Jahren in schweizerischen Frauengefangnissen Ubersetzung von Bee Juker Haupt Bern 1961 S 5 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Maria Popescu im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jean Noel Cuenod Maria Popesco echappe aux geoles perpetuelles avait elle commis trois empoisonnements mortels La belle Roumaine n a jamais avoue Grands proces Tribune de Geneve 2008 Normdaten Person GND 1018530169 lobid OGND AKS LCCN no2004117405 VIAF 230043010 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Popescu MariaALTERNATIVNAMEN Popescu Marioara Popesco MariaKURZBESCHREIBUNG rumanische Frau Opfer eines Justizskandals in der SchweizGEBURTSDATUM 4 September 1919GEBURTSORT BukarestSTERBEDATUM 3 November 2004STERBEORT Kanton Wallis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria Popescu amp oldid 239458834