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Maria Anna Wilhelmine Luise Karoline Elise Kamilla Olga Amalie Pauline Grafin von Linden 18 Juli 1869 in Schloss Burgberg Kreis Heidenheim 26 August 1936 in Schaan Liechtenstein war eine deutsche Zoologin und Parasitologin 1 Sie erhielt 1910 als erste Frau in Preussen und eine der ersten im Deutschen Reich an der Universitat Bonn den Professorentitel allerdings ohne Lehrerlaubnis 2 von Linden nach einem Foto von 1895Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp von Linden im Jahr 1902Maria von Linden stammte aus dem Adelsgeschlecht Linden Sie war die Tochter des Grafen Edmund von Linden und dessen Ehefrau Eugenie geb Freiin Hiller von Gartringen Ab dem sechsten Lebensjahr erhielt sie Privatunterricht vom Dorfschullehrer zusatzlich ab dem achten Lebensjahr Religionsunterricht vom dortigen Pfarrer Im Jahre 1883 trat die Comtesse in das renommierte Victoria Pensionat und die damit verbundene Tochterschule in Karlsruhe ein Autodidaktisch erganzte sie ihr Wissen insbesondere in Mathematik und Latein Nach weiteren privaten Studien und Teilnahme am Unterricht der Oberprima legte Linden 1891 als Externe und erste Wurttembergerin das Abitur am Stuttgarter Realgymnasium heute das Dillmann Gymnasium ab Die Zulassung zur Abiturprufung erlangte sie mit Hilfe ihres Grossonkels des zeitweiligen wurttembergischen Innen und Aussenministers Josef Freiherr von Linden Er verhalf ihr auch zur Sondergenehmigung des wurttembergischen Konigs Wilhelm II mit der sie 1892 das naturwissenschaftliche Studium an der Eberhard Karls Universitat Tubingen beginnen durfte Sie war damit die erste Studentin dieser Universitat und Wurttembergs Allerdings war sie nie voll immatrikuliert sondern erhielt lediglich die Erlaubnis als Gasthorerin Veranstaltungen zu besuchen und im Falle des Erfolges die Aussicht promoviert zu werden Vom Kanzler der Universitat Karl Heinrich Weizsacker wurde sie zu Beginn ihrer Studienzeit personlich empfangen und mit dem Hinweis sie solle doch jeden Abend um zehn Uhr zu Bett gehen und Sie mussen uns eine Ehre machen entlassen Sie besuchte Veranstaltungen bei Lothar Meyer und Theodor Eimer Ihre Teilnahme an Lehrveranstaltungen wurde zuweilen humoristisch wahrgenommen So meinte Eimer im Zusammenhang mit der Entstehung menschlichen Lebens in einer Vorlesung Nicht wahr Grafle der Mensch ist aus Dreck geschaffen was sie mit Jawohl Herr Professor aber nur der Mann erwiderte nbsp von Linden mit Kollegen vor dem Mazerationsraum des Zoologischen Instituts in TubingenAn der Tubinger Universitat erhielt sie auch 1895 als erste Frau in Deutschland den Titel Scientiae Naturalis Doctor Als Hauptfach hatte sie Zoologie als Nebenfacher Physik und Botanik gewahlt Das Thema ihrer Dissertation lautete Die Entwicklung der Zeichnung und der Sculptur der Gehauseschnecken des Meeres Danach forschte sie als Assistentin Eimers bis sie 1899 eine Stelle an der Universitat Bonn zunachst am Zoologischen und Vergleichenden Anatomischen Institut der Mathematisch naturwissenschaftlichen Fakultat und ab 1906 am Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultat annahm 3 Ab 1908 Abteilungsvorsteherin der neuen Parasitologie am Hygienischen Institut der Universitat Bonn unter Leitung von Dittmar Finkler suchte sie vor allem nach Moglichkeiten der Tuberkulose Bekampfung Sie entdeckte die antiseptische Wirkung von Kupfer welche dann von der Firma Paul Hartmann in Heidenheim zur Herstellung von sterilem Verband und Nahtmaterial genutzt wurde nbsp von Lindens GrabObwohl von Linden aufgrund ihrer Leistungen zum Titular Professor ernannt wurde verwehrte ihr der preussische Kulturminister ihr Habilitationsgesuch und das Recht zu lehren allgemein wurde den Frauen das Recht abgesprochen sich zu habilitieren Die Grafin war eine entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus den sie nach den Aufzeichnungen Wladimir Lindenbergs schon 1923 als grosse Gefahr erkannte 4 1933 wurde sie zwangspensioniert Sie unterstutzte die Familie des judischen Physikers Heinrich Hertz in deren Haus sie in Bonn 34 Jahre lang gelebt hatte 1935 bemuhte sie sich um eine Emigrationsmoglichkeit fur sie 4 Linden selbst emigrierte nach Liechtenstein wo sie sich weiterhin wissenschaftlich betatigte insbesondere im Bereich der Krebsforschung Sie verstarb am 26 August 1936 in Schaan an den Folgen einer Lungenentzundung und fand auf dem dortigen Friedhof ihre letzte Ruhestatte In ihrem Grab wurde spater auch die deutsche Psychologin und Lehrerin Gabriele Grafin von Wartensleben 1870 1953 bestattet mit der von Linden eine Lebensfreundschaft verband 5 Ehrungen BearbeitenIm Jahr 1900 wurde sie von der franzosischen Akademie der Wissenschaften mit dem Da Gamo Machado Preis ausgezeichnet 1908 als Abteilungsvorsteher mit der Neueinrichtung des Parasitologischen Instituts an der Universitat Bonn betraut Am 30 November 1902 Matrikel Nr 3156 wurde sie zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 6 Im Wintersemester 1937 38 wurde eine Tubinger Gruppe der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen nach Maria von Linden benannt 7 nbsp Strassenschild in TubingenIm Jahre 1999 wurde in Calw Stammheim der Ableger des Hermann Hesse Gymnasiums nach ihr benannt das jetzige Maria von Linden Gymnasium 2006 wurde an der Universitat Bonn ein neues Frauenforderprogramm entwickelt und tragt seitdem ihren Namen 2017 wurde der Jahrgang des Studiengangs Humanmedizin ab Wintersemester 2017 2018 an der Medizinischen Fakultat der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn nach ihr benannt 8 9 Der Verband Baden Wurttembergischer Wissenschaftlerinnen vergibt einen nach ihr benannten Preis In Tubingen wurde nach ihr 2018 eine Strasse und eine Bushaltestelle im Technologiepark auf der Wanne bei den Max Planck Instituten Karte 48 5377 9 05592 benannt Schriften BearbeitenDie Entwicklung der Zeichnung und der Skulptur der Gehauseschnecken des Meeres Engelmann Leipzig 1896 zugleich Dissertation Die Farben der Schmetterlinge und ihre Ursachen 1900 Da Gama Machado 10 Preis der franzosischen Akademie der Wissenschaften Die Assimilationstatigkeit bei Schmetterlings Puppen Veit Leipzig 1912 Parasitismus im Tierreich Vieweg Braunschweig 1915 Erfahrungen der Kupferbehandlung bei der experimentellen Tuberkulose des Meerschweinchens und bei den verschiedenen Formen der Tuberkulose des Menschen Die bisherigen Ergebnisse der Kupferbehandlung bei Nematodenerkrankungen mit besonderer Berucksichtigung der experimentellen Trichonose Schoetz Berlin 1917 Digitalisat DjVu Format Literatur BearbeitenGabriele Junginger Hrsg Maria Grafin von Linden Erinnerungen der ersten Tubinger Studentin Attempto Verlag Tubingen 1991 2 erw Aufl 1998 Autobiographie Ulrike Just Sie wird kein ganzer Mann und ist keine rechte Frau mehr Maria Grafin von Linden Die erste Tubinger Studentin und erste Professorin in Bonn In Frauen in Geschichte und Gesellschaft Band 22 Centaurus Verlagsgesellschaft Herbolzheim 1992 S 87 92 ISSN 0933 0313 Susanne Flecken Maria Grafin von Linden 1869 1936 in Annette Kuhn u a Hrsg 100 Jahre Frauenstudium Frauen der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn Bonn 1996 S 125 157 ISBN 3 931782 11 5 Susanne Flecken Maria Grafin von Linden Wissenschaftlerin an der Universitat Bonn von 1899 bis 1933 In Barrieren und Karrieren Trafo Verlag Weist Berlin 2000 S 253 269 Grosse Frauen der Weltgeschichte Neuer Kaiser Verlag 1987 S 298 Wladimir Lindenberg Bobik in der Fremde Munchen Basel 1994 S 326 328 personliche Erinnerungen Corinna Schneider Forscherin aus Leidenschaft Grafin Maria von Linden erste Studentin im Konigreich Wurttemberg in Hin und weg Tubingen 2007 S 109 ISBN 978 3 910090 77 4 Weblinks BearbeitenBiografie in der Datenbank Arztinnen im Kaiserreich des Instituts fur Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charite Berlin Kurzbiografie auf uni hamburg de Kurzbiografie im Portal Rheinische Geschichte Maria von Linden Wissenschaftlerin aus Leidenschaft Audiobeitrag des DeutschlandfunksEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Freiherr von Linden Genealogisches Handbuch des Adels In Freiherrliche Hauser 68 der Gesamtreihe C A Starke Limburg Lahn 1978 S 201 Linden Maria Grafin von Historisches Lexikon In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein online eHLFL 31 Dezember 2011 abgerufen am 5 Januar 2023 Walter Bruchhausen Wissenschaftlich technischer Fortschritt und Untergangsangste Medizinische Fakultat und Universitatskliniken 1870 1933 In Thomas Becker Philip Rosin Hrsg Die Natur und Lebenswissenschaften Geschichte der Universitat Bonn Band 4 V amp R unipress Bonn University Press Gottingen 2018 S 40 79 a b Flecken 1996 S 124 Thomas Ernst Wanger Wartensleben Gabriele Grafin von In Historisches Lexikon des Furstentums Liechtenstein online eHLFL 31 Dezember 2011 abgerufen am 4 Januar 2023 Mitgliedseintrag von Prof Dr Maria Grafin von Linden mit Bild bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 10 Februar 2016 http www historische kommission muenchen editionen de rektoratsreden pdf Tubingen 1940 Hoffmann Stickl Bericht u Reden pdf https www gleichstellung uni bonn de foerderung maria von linden foerderprogramm https www vorklinik uni bonn de humanmedizin Jose Joaquim da Gama Machado 1775 1861 Normdaten Person GND 118961845 lobid OGND AKS LCCN n95000926 VIAF 15569519 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Linden Maria vonALTERNATIVNAMEN Linden Aspermont Maria Grafin von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsche Zoologin Parasitologin und Bakteriologin eine der ersten deutschen ProfessorinnenGEBURTSDATUM 18 Juli 1869GEBURTSORT Schloss Burgberg Kreis HeidenheimSTERBEDATUM 26 August 1936STERBEORT Schaan Liechtenstein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria von Linden amp oldid 237691450