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Der Mann von Kreepen auch Brammer Mann oder Moorleiche von Brammer ist eine Moorleiche die 1903 beim Torfstechen in einem Moor der Lintelner Geest sudwestlich von Kreepen im niedersachsischen Landkreis Verden gefunden wurde Nach der Bergung ging der Fund an das Museum fur Volkerkunde nach Berlin wo er nach Bombenangriffen auf die Stadt wahrend des Zweiten Weltkriegs verloren ging Ein Haarbuschel der Moorleiche wird im Moor und Fehnmuseum Elisabethfehn ausgestellt Friedrich Luttmann mit seinem Fund auf einer gestellten FotografieDer Mann von Kreepen in einer vorlaufigen TransportkisteZeichnerische Rekonstruktion der Fundlage und Fesselungen von Hans Hahne Inhaltsverzeichnis 1 Fund 2 Befunde 2 1 Datierung 3 Deutung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseFund BearbeitenDie Fundstelle 52 58 3 8 N 9 20 28 4 O 52 967717 9 341211 Koordinaten 52 58 3 8 N 9 20 28 4 O 1 liegt in einem Moor bei Brammer einem Ortsteil der Gemeinde Kirchlinteln sudlich der Strasse Kirchlinteln Kreepen und gegenuber dem Gehoft des Finders Friedrich Luttmann aus Brammer Nr 6 Die Moorleiche wurde am 12 Juni 1903 von Friedrich Luttmann gefunden der mit seiner Familie im Moor Torf stach Zunachst bemerkte er eine kalkartige Verfarbung im Torf die er als Reste eines verendeten Schafes deutete das ein benachbarter Bauer hier verscharrt hatte Beim Weitergraben stiess Luttmann auf einen menschlichen Fuss Er legte die Leiche weiter frei und informierte die Polizei Diese konnte den Leichenfund mit keiner aktuellen Vermisstenmeldung in Verbindung bringen Der Fund wurde im Beisein eines Staatsanwaltes der Polizei des Direktors und eines Oberlehrers des nachstgelegenen Gymnasiums in der sich langsam mit Wasser fullenden Grube begutachtet Da die ortlichen Bauern mitteilten dass die Torfgruben sehr schnell vollliefen wurde die bereits in Teilen aufschwimmende Leiche nach Freigabe durch die Staatsanwaltschaft eiligst aus dem Torf befreit und geborgen Aus dem Wasser wurden noch weitere Weidenruten und Haare gesammelt 2 Der Fund wurde in einer Holzkiste verpackt in der Scheune von Luttmanns Hof gelagert wo er von zahlreichen Anwohnern besichtigt wurde 3 Der Verdener Landrat Dr Seifert sandte eine Fundmeldung zusammen mit einer Fotografie und einem Kaufangebot an das Berliner Museum fur Volkerkunde Nach der positiven Antwort des Museums fur Volkerkunde veranlasste er die umgehende Versendung des Fundes nach Berlin ohne das eigentlich fur die Region zustandige Provinzialmuseum in Hannover zu informieren oder eine Einigung beider Museen abzuwarten 4 Dafur verpackte Luttmann die Leiche in einer grosseren Holzkiste bettete sie in feuchtem Torf ein und versandte sie am 18 Juni 1903 per Bahn nach Berlin mit dem Begleitschreiben An das Museum fur Volkerkunde BerlinPer Bahn sandte ich Ihnen heute auf Veranlassung des Landratsamts in Verden eine Kiste enthaltend eine Moorleiche Ich ersuche Sie hoflichst mir gefl sofort nach Besichtigung der Leiche denjenigen Preis mitzuteilen den Sie mir fur die Leiche geben konnen Ich behalte mir bis zur erfolgten Zustimmung meinerseits zu diesem Preise das Eigentumsrecht an der Leiche ausdrucklich vor und bestehe solange darauf dass die Leiche in demselben Zustande bleibt worin sie sich jetzt befindet Hochachtungsvoll Friedrich Luttmann 4 In der Folge kam es zu Differenzen zwischen dem Provinzialmuseum in Hannover welches sich als eigentlich rechtmassiger Eigentumer um den Fund geprellt sah und dem Museum in Berlin 3 Nach kontroversen Schriftwechseln und Einschaltung hoherer Behorden einigten sich beide Hauser schliesslich um der weiteren kooperativen Zusammenarbeit willen darauf dass der Fund weiterhin in Berlin verbleiben durfe Dies begrundete das Provinzialmuseum unter anderem damit dass der Fund durch die unprofessionelle Bergung seinen wissenschaftlichen Wert verloren habe 2 Als die Leiche in Berlin eintraf war sie bereits starker geschadigt so waren die Oberschenkel gebrochen und eine Hand abgerissen ausserdem fehlten jegliche Beigaben und Beifunde Die bereits von Schimmelpilzen befallene Leiche wurde zunachst mit Formalin und abschliessend mit einer Sublimatlosung konserviert Luttmann erhielt eine Anerkennung von 50 Mark fur die Leiche und fur die Erstattung seiner Kosten fur die Kiste und den Transport nach Berlin von 13 50 Mark 2 Anschliessend wurde der unter der Inventarnummer II 885 4 gefuhrte Fund in der Dauerausstellung des Berliner Volkerkundemuseums das bisher noch keine Moorleiche im Bestand hatte ausgestellt 1932 versuchte der Verdener Heimatbund vergeblich den Fund fur ein lokales Museum zu erwerben 5 Wahrend der Luftangriffe auf Berlin im Jahre 1945 ging der Fund verloren 3 Befunde BearbeitenLaut Polizeiprotokoll lag die Leiche in 75 80 cm Tiefe unterhalb der Mooroberflache mit dem Gesicht nach unten in nach vorn gebeugter Haltung Neben ihr lagen drei Steine die jeweils zwischen 12 und 14 kg wogen zwei Stabe aus Eichenholz und Reste mehrerer zusammengedrehter Weidenruten Der Korper war bei der Bergung flach gedruckt aber gut erhalten Er trocknete nach der Entnahme aus dem Moor jedoch schnell aus Die Haut hatte eine lederartige Konsistenz und war von dunkelbrauner Farbe Vom Kopf waren Augen Nase Mund und Ohren gut erkennbar Die langen blonden Haare hatten sich vom Kopf gelost und klebten in den anliegenden Torfschichten Die Fusse waren vollstandig erhalten wogegen Arme und Hande nur noch zerstuckelt geborgen werden konnten Reste von Kleidung wurden nicht beobachtet und konnten auch nach eingehender Untersuchung nicht nachgewiesen werden Laut widerspruchlichen Aussagen soll bei den Bergungsarbeiten ein eiserner Ring beobachtet worden sein der gleich wieder weggeworfen wurde oder zerfiel und dessen Bruchstucke nicht wiedergefunden werden konnten 3 Datierung Bearbeiten Entsprechend der fruher vorherrschenden wissenschaftlichen Lehrmeinung wurde der Mann von Kreepen in prahistorische Zeit datiert da davon ausgegangen wurde dass Moorleichen ein Phanomen der ersten Jahrhunderte vor und nach der Zeitenwende seien Eine 14C Datierung zweier Proben aus der im Moor und Fehnmuseum Elisabethfehn verwahrten Haarstrahne ergab dagegen einen Todeszeitpunkt in den Zeitraumen zwischen 1440 und 1520 sowie 1585 und 1625 nach Chr 6 Es ist jedoch nicht sicher ob die Haarstrahne tatsachlich von der Moorleiche von Kreepen stammt da sie erst 1988 von Alfred Dieck dem Museum ubergeben wurde und der genaue Weg der Haarstrahne nicht luckenlos dokumentiert ist 7 Deutung BearbeitenDie um Hals Handgelenke und Knochel der Leiche gewundenen verdrehten Eichen und Weiden oder Birkenzweige 5 wurden von verschiedenen Autoren in der Fachliteratur als Fesselung oder Knebelung gedeutet An den Fussen sollen Reste eines Knebels gefunden worden sein Diese Umstande konnten auf eine gewaltsame Totung des Mannes hindeuten Die nicht fachkundige Bergung und nicht genau beobachtete Fundzusammenhange vor Ort erschweren Aussagen zu der Niederlegung des Mannes im Moor Zudem verhindert der Verlust des Fundes modernere wissenschaftliche Untersuchungen zur Anthropologie und Todesumstanden Die Datierung der Leiche ist mit weiteren Unsicherheiten behaftet da die Zugehorigkeit des Haarbuschels aus dem Bestand des Moor und Fehnmuseums Elisabethfehn zu der Moorleiche von Kreepen nur auf einer Aussage Alfred Diecks basiert und sich nicht mehr sicher bestatigen lasst 2 5 Literatur BearbeitenJutta Precht Die Moorleiche von Kreepen In Heimatkalender fur den Landkreis Verden 2006 ISSN 0948 9584 S 36 40 Wijnand van der Sanden De man van Kreepen verslag van een zoektocht In Willy H Metz Ben L van Beek Hannie Steegstra Hrsg Patina essays presented to Jay Jordan Butler on the occasion of his 80th birthday Groningen Amsterdam 2001 ISBN 90 90 14729 2 S 481 492 niederlandisch mit deutscher und englischer Zusammenfassung Johannes van der Plicht Wijnand van der Sanden A T Aerts H J Streurman Dating bog bodies by means of 14C AMS In Journal of Archaeological Science Band 31 Nr 4 April 2004 ISSN 0305 4403 S 471 491 doi 10 1016 j jas 2003 09 012 englisch ub rug nl PDF 388 kB abgerufen am 2 Juni 2010 Robert Kienzle Moorleichenfund in Kreepen Brammer In Verdener Heimatkalender 1961 S 37 39 Einzelnachweise Bearbeiten Natur und Kulturpfad Lintelner Geest PDF 1 MB Gemeinde Kirchlinteln abgerufen am 4 Dezember 2012 a b c d Wijnand van der Sanden De man van Kreepen verslag van een zoektocht In Willy H Metz Ben L van Beek Hannie Steegstra Hrsg Patina essays presented to Jay Jordan Butler on the occasion of his 80th birthday Groningen Amsterdam 2001 ISBN 90 90 14729 2 S 481 492 niederlandisch mit deutscher und englischer Zusammenfassung a b c d Robert Kienzle Moorleichenfund in Kreepen Brammer In Verdener Heimatkalender 1961 S 37 39 a b c Udo Freitag Moorleichenfund in Brammer In Udo Freitag Hrsg Chronik der Ortschaften Kreepen und Brammer 1998 S 62 65 a b c Jutta Precht Die Moorleiche von Kreepen In Heimatkalender fur den Landkreis Verden 2006 ISSN 0948 9584 S 36 40 Johannes van der Plicht Wijnand van der Sanden A T Aerts H J Streurman Dating bog bodies by means of 14C AMS In Journal of Archaeological Science Band 31 Nr 4 April 2004 ISSN 0305 4403 S 471 491 doi 10 1016 j jas 2003 09 012 englisch ub rug nl PDF 388 kB abgerufen am 2 Juni 2010 Wijnand van der Sanden De man van Kreepen verslag van een zoektocht In Willy H Metz Ben L van Beek Hannie Steegstra Hrsg Patina essays presented to Jay Jordan Butler on the occasion of his 80th birthday Groningen Amsterdam 2001 ISBN 90 90 14729 2 S 481 492 PersonendatenNAME Mann von KreepenALTERNATIVNAMEN Brammer Mann Moorleiche von BrammerKURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM zwischen 1360 und 1605STERBEDATUM zwischen 1440 und 1625STERBEORT bei Kreepen Brammer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mann von Kreepen amp oldid 237193032