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Madame Victor Chocquet 1 auch Madame Chocquet in Weiss 2 oder Bildnis der Madame Chocquet in Weiss 3 ist ein 1875 entstandenes Gemalde von Pierre Auguste Renoir Das in Ol auf Leinwand im Stil des Impressionismus gemalte Bild hat eine Hohe von 75 cm und eine Breite von 60 cm Dargestellt ist Augustine Marie Caroline Chocquet die Frau des Kunstsammlers Victor Chocquet der bei Renoir mehrere Bildnisse seiner Familie in Auftrag gab Seit 1959 gehort das Gemalde zum Bestand der Staatsgalerie Stuttgart Madame Victor ChocquetPierre Auguste Renoir 1875Ol auf Leinwand75 60 cmStaatsgalerie StuttgartVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Das Portrat der Frau eines Sammlers 3 Provenienz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDas Bild zeigt die 38 Jahre alte Frau des Kunstsammlers Victor Chocquet der auch der Auftraggeber des Portrats war Madame Chocquet ist als Halbfigur in Frontalansicht dargestellt 4 Vom hellen Inkarnat der Portratierten heben sich die geschlossenen rosafarbenen Lippen und etwas Rouge auf den Wangen ab Ihr Lacheln beschreibt die Kunsthistorikerin Anne Distel als sanft und ihre Pose als nicht affektiert 4 In den weit geoffneten dunklen Augen von Madame Chocquet erkennt die Kuratorin Ina Conzen einen emotionslosen Blick der die Dargestellte merkwurdig fern erscheinen lasst obschon sie dem Betrachter raumlich nahe ist 5 Die dunklen Haare sind zu einer Hochsteckfrisur arrangiert bei der Stirn und Ohren frei liegen Madame Chocquet tragt ein weisses Hauskleid aus seidigem Musselin in pastelligen Rosa und Blautonen 6 Sie sitzt in einem gepolstertem Mobel dessen Ruckenlehne hinter ihrem linken Oberarm sichtbar ist Beide Arme sind zum Korper angewinkelt Der rechte Unterarm ist auf eine goldfarbene Armlehne gestutzt und die rechte Hand uber dem Schoss abgelegt wahrend die linke Hand vor dem Bauch ein Stuck Stoff des Kleides umfasst Am rechten Ringfinger sind mehrere mit Steinen besetzte Ringe aneinandergereiht wahrend sich der Ehering an der linken Hand befindet 4 Am Hals tragt Madame Chocquet als weiteres Schmuckstuck ein schwarzes Samtband mit goldenem Anhanger der von Anne Distel als normannisches Kreuz erkannt wurde moglicherweise ein Hinweis auf die Herkunft der Portratierten 4 nbsp Eugene Delacroix Numa und Egeria 1843 1844Rechts neben dem Kopf von Madame Chocquet hangt an der olivgetonten Wand 7 ein Gemalde im goldenen Rahmen das auf die Sammelleidenschaft ihres Mannes verweist 5 Hierbei handelt es sich um die Olskizze Numa und Egeria von Eugene Delacroix heute im Louvre die als Vorlage fur die Ausmalung eines Pendentifs der Bibliothek der Chambre des Deputes im Pariser Palais Bourbon diente Die Skizze zeigt Numa Pompilius den sagenhaften zweiten Konig von Rom wahrend er den Rat der Nymphe Egeria erhalt 4 Auf der linken Bildseite geht der Blick in einen angrenzenden Raum Zu sehen ist dort eine Wand mit weiteren Gemalden in goldenen Rahmen deren Motive jedoch nicht erkennbar sind Darunter steht ein Tischchen mit elegant geschwungenen Konturen wie er fur das 18 Jahrhundert typisch war 4 Dieser Mobelstil wurde von Chocquet und Renoir gleichermassen geschatzt 4 Die goldenen Bilderrahmen stellen zwischen beiden Raumen eine thematische und farbliche Verbindung her Ebenso nimmt ein weisser Gardinenvorhang im Nebenzimmer einen harmonischen Bezug zum Material und zur Farbgebung von Madame Chocquets Kleid auf Der Blick in den zweiten Raum verleiht dem Gemalde insgesamt die notige Tiefendimension wie Gotz Adriani notierte 8 Das Licht fallt von vorn auf den Kopf und den Brustbereich von Madame Chocquet und betont dadurch die Schwarz Weiss Bereiche von dunklem Haar und Halsband sowie von hellem Inkarnat und Kleid Rechts und links davon lockern die farbigen Akzente der Gemalde und Mobel die Komposition auf Wahrend das Gesicht in sorgfaltiger Feinmalerei ausgearbeitet wurde sind Randbereiche wie der Blick ins Nebenzimmer im fluchtigen Malstil des Impressionismus skizziert Das Bild ist unten rechts signiert und datiert mit Renoir 75 4 Das Portrat der Frau eines Sammlers BearbeitenDer Bildtitel Madame Victor Chocquet weist im 19 Jahrhundert nicht unublich direkt auf den Ehemann der Portratierten hin Er war mit der im Gemalde dargestellten Augustine Marie Caroline Chocquet geborene Buisson seit 1857 verheiratet 9 Das Paar lebte zu zweit in einer kleinen Wohnung in der Pariser Rue de Rivoli Nr 168 von der im Bildhintergrund ein Ausschnitt wiedergegeben wird Ob sich Madame Chocquet ebenso wie ihr Mann fur Kunst interessierte ist nicht bekannt Victor Chocquet hatte seit den 1860er Jahren eine bedeutende Kunstsammlung aufgebaut obwohl ihm als Zollinspektor dafur nur wenige finanzielle Mittel zur Verfugung standen 10 Uberliefert ist dass er an Geld fur Kleidung und Essen sparte um Gemalde und Kunsthandwerk des Louis quinze und Louis seize kaufen zu konnen 11 Erst nachdem Madame Chocquet 1882 eine Erbschaft erhalten hatte standen grossere Betrage fur den Ausbau der Sammlung zur Verfugung 12 Zu Beginn seiner Sammelleidenschaft interessierte sich Chocquet fur Werke alterer Kunst etwa von Antoine Watteau von dem er mehrere Gemalde zu moderaten Preisen erwerben konnte 6 Chocquets besonderes Interesse galt vor allem dem Maler Eugene Delacroix Ihn hatte er 1862 gebeten ein Portrat von Madame Chocquet zu malen Delacroix lehnte jedoch ab da seine Sehkraft nicht mehr fur Portratauftrage ausreichen wurde 13 Delacroix starb im Folgejahr Auf der Nachlassauktion von Delacroix 1865 gelang Chocquet der Ankauf mehrerer Werke des Kunstlers 12 Zehn Jahre spater lernte Chocquet den Maler Pierre Auguste Renoir kennen der schliesslich seine Frau portratieren sollte Chocquet und Renoir trafen sich am 23 oder 24 Marz 1875 zufallig im Auktionshaus Hotel Drouot als Renoir dort zusammen mit Claude Monet Alfred Sisley und Berthe Morisot eine Versteigerung ihrer Werke organisiert hatte die jedoch auf ablehnende Kritik in der Presse und beim Publikum stiess und nur geringe Verkaufserlose erzielte 14 Nach der ersten Begegnung schrieb Chocquet noch am selben Abend einen Brief an Renoir Er bat ihn darin seine Frau zu portratieren wozu der Maler umgehend zusagte 15 Anscheinend sah Chocquet in Renoirs pastellfarbigen Gemalden Ahnlichkeiten zu Bildern des 18 Jahrhunderts in seiner Sammlung 6 Mit dem Auftrag an Renoir verband Chocquet den Wunsch das in seiner Sammlung befindliche Bild Numa und Egeria von Delacroix als Motiv in das Portratgemalde seiner Frau einzubeziehen 16 Renoir positionierte die Hommage an Delacroix 17 als Bild im Bild an der Wand hinter Madame Chocquet Nach der Fertigstellung des Gemaldes gab Chocquet bereits im Folgejahr zwei weitere Bildnisse seiner Frau bei Renoir in Auftrag Nach der als Halbfigur ausgefuhrten Madame Victor Chocquet setzte Renoir die Frau des Sammlers in Madame Chocquet am Fenster Kunsthalle Bremen jetzt im Puschkin Museum Moskau und in Madame Chocquet lesend Privatsammlung als Ganzfigur in Szene Diese beiden Ganzfigurenbilder zeigte Renoir in der zweiten Gruppenausstellung der Impressionisten 1876 wahrend das Gemalde Madame Victor Chocquet dort fehlte und moglicherweise als eher private Darstellung fur eine offentliche Schau ungeeignet erschien 4 Uberliefert ist dass Chocquet mit den Bildnissen seiner Frau sehr zufrieden war Renoirs Biograf Theodore Duret berichtet hierzu dass Chocquet die Leute in seine Wohnung einlud um die Portrats seiner Frau bewundern zu konnen 18 nbsp Pierre Auguste Renoir Madame Chocquet am Fenster 1876 nbsp Pierre Auguste Renoir Madame Chocquet lesend 1876 nbsp Pierre Auguste Renoir Portrat Victor Chocquet 1876 nbsp Pierre Auguste Renoir Portrats von Marie Sophie Chocquet 1876 nbsp Pierre Auguste Renoir Portrat Madame Berard 1879 nbsp Pierre Auguste Renoir Madame Georges Charpentier um 1876 1877 nbsp Pierre Auguste Renoir Portrat Madame Henriot 1876Renoir schuf 1876 daruber hinaus zwei Portrats von Victor Chocquet Fogg Art Museum Cambridge Ma und Sammlung Oskar Reinhart Am Romerholz Winterthur In der Version im Fogg Art Museum findet sich ahnlich wie im Bildnis Madame Victor Chocquet an der Wand hinter dem Kunstsammler ebenfalls ein Gemalde von Delacroix Hinter dem Auftraggeber ist das Motiv Herakles rettet Hesione zu sehen eine Entwurfsskizze von Delacroix fur eine Wanddekoration im Pariser Hotel de Ville 19 Die Bewunderung fur Delacroix teilte Chocquet mit Paul Cezanne den er spater durch Renoir kennenlernen sollte und der ebenfalls verschiedene Portrats von Chocquet schuf 7 Wie gross das Vertrauen der Chocquets in Renoirs einfuhlsames Arbeiten war zeigt das ebenfalls 1876 entstandene Gemalde mit den Portrats der Marie Sophie Chocquet Privatsammlung das nach Fotografien der 1865 im Kindesalter verstorbenen Tochter des Paares entstand 9 Das Bildnis der Madame Victor Chocquet war das erste impressionistische Gemalde in der Sammlung Chocquet dem zahlreiche weitere Werke auch von anderen Malern wie Claude Monet Edouard Manet Alfred Sisley und Camille Pissarro folgen sollten Renoir schuf neben dem Portrat der Madame Victor Chocquet weitere Bildnisse von Frauen seiner Auftraggeber etwa das Portrat der Madame Paul Berard und das Bildnis der Verlegergattin Madame Georges Charpentier beide Musee d Orsay Paris 4 Wahrend in diesen Bildnissen eine eher dunkle Farbgebung vorherrscht gibt es eine grossere motivische Nahe zwischen dem Portrat der Madame Victor Chocquet und dem lichtdurchfluteten Portrat Madame Henriot National Gallery of Art Washington D C das eine bekannte Boulevardschauspielerin zeigt 4 Provenienz BearbeitenDer Auftraggeber Victor Chocquet besass das Gemalde Madame Victor Chocquet bis zu seinem Tod 1891 Danach behielt es seine Frau bis sie 1899 verstarb Die Erben zwei entfernte Neffen liessen den Besitz der Chocquets im selben Jahr versteigern Danach war der Kunsthandler Paul Durand Ruel Eigentumer des Bildes 20 Anschliessend kam das Gemalde uber die Kunsthandlung Georges Bernheim in den Besitz des Sammlers George Viau Beim Teilverkauf seiner Sammlung gelangte das Gemalde nach Norwegen wo es sich nacheinander in den Sammlungen von Tryggve Sagen Walther Halvorsen und Ragnar Moltzau befand 1959 wurde ein Grossteil der Sammlung Moltzau mit Hilfe von Lotto Mitteln von der Staatsgalerie Stuttgart erworben Darunter befand sich auch Renoirs Madame Victor Chocquet das mit der Inventarnummer 2564 in die Sammlung des Museums aufgenommen wurde 21 Literatur BearbeitenGotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 Ausstellungskatalog Kunsthalle Tubingen DuMont Koln 1996 ISBN 3 7701 3594 6 Ina Conzen Edouard Manet und die Impressionisten Hatje Cantz Ostfildern Ruit 2002 ISBN 3 7757 1201 1 Ina Conzen Staatsgalerie Stuttgart die Sammlung Meisterwerke vom 14 bis zum 21 Jahrhundert Hirmer Munchen 2008 ISBN 978 3 7774 7065 8 Francois Daulte Auguste Renoir Catalogue raisonne de l œuvre peint Durand Ruel Lausanne 1971 Theodore Duret Renoir Bernheim Jeune Paris 1924 Horst Keller Auguste Renoir Bruckmann Munchen 1987 ISBN 3 7654 2145 6 Mariantonia Reinhard Felice Hrsg Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet Ausstellungskatalog Sammlung Oskar Reinhart Am Romerholz Hirmer Munchen 2015 ISBN 978 3 7774 2416 3 Ambroise Vollard Auguste Renoir Gesprache und Erinnerungen Verlag der Arche Zurich 1961 Weblinks BearbeitenInformationen zum Gemalde Madame Victor Chocquet in der Datenbank der Staatsgalerie StuttgartEinzelnachweise Bearbeiten Der Bildtitel Madame Victor Chocquet findet sich in Christofer Conrad Pierre Auguste Renoir Madame Victor Chocquet in Ina Conzen Staatsgalerie Stuttgart die Sammlung Meisterwerke vom 14 bis zum 21 Jahrhundert S 160 auch in der Onlinedatenbank des Museums Inventar Nummer 2564 ist dieser Titel vermerkt Das Gemalde wird als Madame Chocquet in Weiss bezeichnet in Ina Conzen Edouard Manet und die Impressionisten S 130 Das Gemalde wird als Bildnis der Madame Chocquet in Weiss bezeichnet in Gotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 S 131 a b c d e f g h i j k Anne Distel Pierre Auguste Renoir Portrait de Madame Chocquet en blanc in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 129 a b Ina Conzen Edouard Manet und die Impressionisten 2002 S 130 a b c Christofer Conrad Pierre Auguste Renoir Madame Victor Chocquet in Ina Conzen Staatsgalerie Stuttgart die Sammlung Meisterwerke vom 14 bis zum 21 Jahrhundert 2008 S 160 a b Gotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 S 131 Gotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 S 130 a b Arlette Serullaz Delacroix die erste Passion Victor Chocquets in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 82 Gotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 S 127 Horst Keller Auguste Renoir S 63 a b Arlette Serullaz Delacroix die erste Passion Victor Chocquets in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 86 Arlette Serullaz Delacroix die erste Passion Victor Chocquets in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 81 82 Gotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 S 127 128 Gotz Adriani Renoir Gemalde 1860 1917 S 128 Ambroise Vollard Auguste Renoir Gesprache und Erinnerungen S 51 Francois Daulte Auguste Renoir Catalogue raisonne de l œuvre peint o S Nr 142 Anne Distel Pierre Auguste Renoir Portrait de Madame Chocquet en blanc in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 129 Originalzitat il entrainait les gens chez lui pour les leur montrer a titre d exemple in Theodore Duret Renoir S 54 Arlette Serullaz Delacroix die erste Passion Victor Chocquets in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 81 Anne Distel Inventar des Hauses von Victor Chocquet an der Rue Monsigny 7 Paris in Mariantonia Reinhard Felice Victor Chocquet Freund und Sammler der Impressionisten Renoir Cezanne Monet Manet S 197 Francois Daulte Auguste Renoir Catalogue raisonne de l œuvre peint o S Nr 142 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madame Victor Chocquet amp oldid 236327640