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Die Munzstatte Langenargen heute Munzhof Langenargen war eine Munzprageanstalt der Grafen von Montfort in Langenargen am Bodensee Seit der Wiedereroffnung im Jahr 1988 ist der Munzhof zu einem Treffpunkt fur Kultur und Geselligkeit geworden Im Eingangsbereich befindet sich ein Lesefoyer und im ersten Stock die offentliche Bucherei Der grosse Saal mit Buhne bietet Platz fur Theaterauffuhrungen Kabarett Lesungen Konzerte Vortrage und Privatfeiern Kulturstatte Munzhof Langenargen Inhaltsverzeichnis 1 Munzhof 2 Geschichte 3 Literatur 4 Einzelnachweise und AnmerkungenMunzhof BearbeitenDer Munzhof ist eines der altesten Gebaude aus der montfortischen Zeit Das erste Gebaude wurde 1632 im Dreissigjahrigen Krieg von den Schweden zerstort Am 10 Juli 1733 wurde der im Jahre 1674 wieder aufgebaute Munzhof vom Blitz getroffen und brannte samt der in seiner Nahe stehenden Zehntscheuer ab Als Munzstatte dienten danach fur einige Jahrzehnte die Nebengebaude des Schlosses auf der Halbinsel der Wasserburg Argen in unmittelbarer Nahe zum Kapuzinerkloster 1763 wurde die Munzstatte in Langenargen endgultig geschlossen 1 Die Zehntscheuer der heute sogenannte Munzhof wurde 1735 wieder aufgebaut Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Gemeinde das Gebaude als Bauhof und richtete im Obergeschoss mehrere Wohnungen ein Seit Mai 1988 sind dort die offentliche Bucherei im Munzhof sowie ein Mehrzwecksaal der unter anderem seit dem Jahr 2018 als Auffuhrungsstatte fur die Langenargener Festspiele genutzt wird Geschichte Bearbeiten nbsp Vorne links die Munzstatte LangenargenIn der Kipperzeit richtete 1621 eine Gruppe von Unternehmern mit Zustimmung der Montforter Grafen die Munzstatte in Langenargen ein und pragte dort unter Zugabe von Kupfer Zinn oder Blei minderwertige Taler und Dreibatzner d h 12 Kreuzer Stucke Weil seit einem Beschluss der deutschen Fursten 1623 nur noch Munzen mit hohem Silbergehalt erlaubt waren kaufte Graf Hugo von Montfort die wertlos gewordenen Kippermunzen in grossen Mengen zum Altmetall Preis auf und pragte aus dem darin enthaltenen Silber vor allem Halbbatzen d h 2 Kreuzer Stucke Auf dem suddeutschen Probationstag 2 im Mai 1626 in Augsburg wurden aber auch diese Munzen fur mangelhaft befunden und verboten und der Munzmeister und Wardein wurden zum nachsten Probationstag mit den Munzbuchern nach Nurnberg geladen Die Montforter Munzstatte wurde aber nur durch einen unvereidigten Munzer betrieben und fur den Probationstag von 1626 in Nurnberg wurde statt der angeforderten Bucher nur ein Extrakt geschickt Der Graf wurde daraufhin bis 1630 jeweils aufgefordert die Munzbucher und zwei verantwortliche Beamte zum Probationstag zu schicken aber stattdessen kam regelmassig nur ein Entschuldigungsschreiben des Grafen 1629 beendete Graf Hugo das Pragen des Kleingelds vermutlich weil seine Silbervorrate erschopft waren Zum Probationstag im Oktober 1630 in Regensburg schickte er endlich die seit mehreren Jahren angeforderten Munzbucher Aus ihnen ging hervor dass er von 1626 bis 1629 trotz des erlassenen Verbots fur mehr als 300 000 Gulden hatte Halbbatzen pragen lassen also mehr als neun Millionen Stuck 3 Ab 1675 wurden in der Montforter Munzstatte Munzen in grosser Auflage gepragt aber im Dezember 1679 wurden alle Montforter Munzen in drei suddeutschen Kreisen fur illegal erklart und fur ein Sechstel unter Nennwert zum Einschmelzen aus dem Verkehr gezogen Trotzdem war die Munzstatte bis 1763 mit nur wenigen Unterbrechungen in Betrieb Das Montforter Geld wurde zwar regelmassig bei den Prufungen der Kreise bemangelt verrufen und verboten Auch in Frankfurt am Main wurde es zeitweilig nicht angenommen 3 1722 kam es zu einem Skandal wegen der Falschung von Konstanzer Ratsschillingen in der Munzstatte Langenargen aber Graf Anton III von Montfort hielt sich nicht fur zustandig da er nicht selbst gefalscht sondern die Munzstatte verpachtet hatte Ab 1734 wurden in der Munzstatte Langenargen Goldmunzen gepragt 1736 wurde in einem Munzpatent des Frankischen Kreises vor diesen aus Gold gepragten Karolinen gewarnt 1737 wurden sie in Franken verboten 1749 wurden in Hannover alle Montforter Goldmunzen verboten 3 nbsp Rentkreuzer von 1737 Behelmtes Wappen des Grafen Ernst von Montfort 1730 1758 nbsp Rentkreuzer von 1737 Beschriftung MONTF RENT KREUZER 1737 in Kartusche nbsp Eine Munze aus der Montfortischen Munzstatte in Langenargen Kreuzer 1727Die Grafen von Montfort pragten Munzen vor allem dann wenn die Absatzmoglichkeiten ausserhalb des eigenen Landes gut waren Sie pragten 2 3 Taler wenn sie an dem Export von 2 3 Talern verdienen konnten und Kleingeld wenn sich Halbkreuzer und Kreuzer besser unterbringen liessen 4 Wenn das Pragen einer Munzensorte Profit versprach belieferten sie den Markt egal ob in Gold Silber oder Kupfer Sie pragten aber auch Rentkreuzer ausschliesslich fur den Umlauf im eigenen montfortischen Land da ihr Nennwert nicht dem Silberwert entsprach Die Rentkreuzer mit geringem Silbergehalt wurden mit dem Hinweis ausgegeben dass man mit ihnen die nachstfalligen Steuern bezahlen solle wobei sie nicht zum Silberwert sondern zum vollen Nennwert angerechnet wurden 3 Ab 1760 sollte wer Montforter Munzen verwende laut einem kaiserlichen Mandat Strafe zahlen Trotzdem sind gerade die letzten Jahrgange der noch erhaltenen Montforter Munzen stark abgerieben und mussen daher viel umgelaufen sein 1763 wurde die Munzstatte Langenargen durch Graf Franz Xaver geschlossen Dieser behielt allerdings die Munzstatte mit allem Zubehor in der Hoffnung zu einem spateren Zeitpunkt dort wieder Munzen zu pragen 3 Literatur BearbeitenUlrich Klein Die Munzstatte Langenargen In Langenargener Geschichte n Band 4 1989 S 97 109 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Geschichtliche Daten uber die Gemeinde Langenargen Probationstag eine im 16 Jahrhundert eingefuhrte Tagung von Munzmeistern Wardeinen und Abgesandten der verschiedenen Munzstande eines Reichskreises die eine Aufsicht uber die im Kreis gepragten Munzen wahrnahm Zitiert aus Helmut Kahnt Bernd Knorr Alte Masse Munzen und Gewichte Ein Lexikon Bibliographisches Institut Leipzig 1986 Lizenzausgabe Mannheim Wien Zurich 1987 ISBN 3 411 02148 9 S 394 a b c d e Joachim Stollhoff Die Grafen von Montfort und ihre Munzpragung Altdeutsche Munzen und Medaillen Montfort Grafschaft Ulrich 1564 1574 47 5971 9 5362 Koordinaten 47 35 49 56 N 9 32 10 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Munzstatte Langenargen amp oldid 235559149