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Der lateinische Ausdruck Lusus naturae von lat lusus us m Pl lusus Spiel bezeichnet in der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Naturforschung ein Wunder der Natur ein Naturspiel oder eine Laune der Natur Man verstand darunter ein Lebewesen oder auch einen Gegenstand der nicht in die herkommlichen Klassifikationsschemata einzuordnen war Die Natur so glaubte man habe sich hier durch gottliche Gestaltung eine Art Ausnahme von der Regel erlaubt Begrifflich konnten hier Empedokles freie durch Anziehung und Abstossung zufallig aus den vier Elementen entstandene Augen Magen Fusse usw ebenso eingeordnet werden wie unverstandene Fossilien beispielsweise Ammoniten und Donnerkeile die es gemass der biblischen Schopfungsgeschichte als Reste echter Lebewesen nicht geben konnte oder auch phantastisch umgedeutete Stein Konkretionen etwa als Basilisk Als lusus naturae galten also Fabeltiere wie etwa Einhorner oder Drachen aber auch tatsachlich existente missgebildete Lebewesen wie Kalber mit funf Beinen oder zwei Kopfen Bei den Gegenstanden zahlten etwa auffallend geformte Mineralien oder Pflanzenteile zu den Lusus naturae Haufig schienen diese eine ganz andere Form nachzuahmen wie etwa Eisblumen oder menschliche Umrisse in Felsformen In den fruhneuzeitlichen Wunderkammern waren solche Lusus naturae bevorzugte Ausstellungsstucke Das Museum des Athanasius Kircher beherbergte etliche Wunder der Natur darunter etwa eine Sammlung von Steinen auf denen Kircher ein Kreuzzeichen ausgebildet fand Im Verlauf des 17 Jahrhunderts musste die Vorstellung des Lusus naturae den Anfangen der modernen Naturwissenschaft und deren neuer Ordnung Taxonomie weichen Michel Foucault beschreibt in Die Ordnung der Dinge diesen epistemologischen Wandel am Beispiel des Naturverstandnisses von Ulisse Aldrovandi in dessen Werken noch etliche Wunder der Natur aufgenommen waren wahrend mit Linnes Taxonomie samtliche Wundertiere endgultig verschwunden waren Literatur BearbeitenLorraine Daston Katharine Park Wunder und die Ordnung der Natur 1150 1750 Eichborn Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 8218 1633 3 Christoph Heyl Lusus Naturae und Lusus Scientiae im altesten offentlich zuganglichen Kuriositatenkabinett Englands In Cardanus Jahrbuch fur Wissenschaftsgeschichte Band 6 Heidelberg 2006 Yvonne Wubben Lusus naturae und Spiel der Einbildungskraft Uberlegungen zur Transformation eines semantischen Feldes bei Johann Heinrich Zedler Christoph Martin Wieland und Abbe Pluche In Cardanus Jahrbuch fur Wissenschaftsgeschichte Band 6 Heidelberg 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lusus naturae amp oldid 207718063