www.wikidata.de-de.nina.az
Am 8 April 1945 3 Tage vor der Besetzung durch amerikanische Bodentruppen wurde die Innenstadt von Sondershausen in Nordthuringen durch einen Angriff der 9th Air Force schwer getroffen 97 zweimotorige Bomber zerstorten mit 113 Tonnen Spreng und Brandbomben 40 der Stadt und toteten mindestens 181 Einwohner Weitere 50 Bomber mit uber 100 Tonnen Bombenlast verfehlten ihr vorgesehenes Ziel Sondershausen und griffen stattdessen Nordhausen Sangerhausen und das Dorf Dachwig an Inhaltsverzeichnis 1 Die Lage in und um Sondershausen Anfang April 1945 2 Der Luftangriff am 8 April 1945 2 1 Der Angriff im Einzelnen 2 2 Die Zerstorungen in der Stadt 3 Die Zeit vom 9 bis 11 April 1945 4 Todesopfer 5 Begrabnis und Gedenkstatte 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksDie Lage in und um Sondershausen Anfang April 1945 Bearbeiten nbsp Ein Eingang zum bombensicheren SchlosskellerIn den Wochen vor dem 8 April uberflogen fast taglich grosse Bomberverbande die Stadt Die entsprechenden Fliegeralarme trieben die Einwohner in die Luftschutzkeller Wie in allen deutschen Orten gab es Luftschutzraume in Wohn Geschafts und offentlichen Gebauden in den Krankenhausern und Betrieben Daruber hinaus existierten in Sondershausen ein grosser Brauereikeller und Kelleranlagen unter dem Schloss Sondershausen In diesen suchten besonders seit den verheerenden Luftangriffen auf das benachbarte Nordhausen am 3 und 4 April 1945 und dem Heranrucken der US Armee bis zu 4 000 Menschen Zuflucht 1 Sie hausten hier einschliesslich ihrer fruheren Furstin unter primitiven Bedingungen Doch fanden hier sogar Entbindungen statt Anfang April 1945 bezogen militarische und paramilitarische deutsche Einheiten Stellungen in der Umgebung der Stadt auf den Hohen der Windleite und der Hainleite Auch wurden Sperren an den Zugangsstrassen errichtet Die Mannschaften bestanden aus versprengten Wehrmachtsoldaten Volkssturm Hitler Jugend und dem in Sondershausen beheimateten Luftwaffenmusikkorps Die Bewaffnung stammte teilweise aus dem Ersten Weltkrieg Militarische Fuhrung und NS Kreisleiter gaben sich zwar verteidigungswillig doch waren in der Stadt selbst keine Stellungen vorbereitet Zum Zeitpunkt des Luftangriffs am 8 April befanden sich fast keine Soldaten mehr in Sondershausen Sie waren bis zum Abzug in die Umgebung Anfang April in der Kaserne und im Marstall stationiert Am 6 April besetzten US Truppen die Hohen der Windleite an der Raststatte Heidehaus damit war die Verbindung von Sondershausen nach Nordhausen uber die Reichsstrasse 4 abgeschnitten Bis zum 7 April stiessen amerikanische Voraus Einheiten bis Schernberg in der Hainleite vor Der Luftangriff am 8 April 1945 Bearbeiten nbsp US Kampfflugzeug Douglas A 20 Havoc Verwuster nbsp US Bomber Douglas A 26 Invader Eindringling Die Bombardierung von Sondershausen erfolgte wohl auf Anforderung der Fuhrung der amerikanischen Bodentruppen die von Westen weit an die Stadt vorgeruckt waren 2 Der Grossangriff erfolgte durch vier Bombergruppen Bombardement Groups der 9th Bombardment Division der 9th Air Force Sie flogen mit zweimotorigen leichten Bombern der Typen Douglas A 20 Havoc und Douglas A 26 Invader Die Besatzungen wurden als kampferfahren seit der Normandie Invasion im Juni 1944 geschildert Das 19th Tactical Air Command stellte mit seinen Jagdflugzeugen den Begleitschutz Die 152 Bomber beladen mit 221 Tonnen Sprengbomben zu 227 und 454 kg und Brandbomben starteten am Nachmittag des 8 April zwischen 15 15 und 16 15 Uhr in zwei Pulks aus einer Entfernung von 600 km von zwei Basen in Laon und zwei anderen nordfranzosischen Stutzpunkten Jeder Bombenschutze am Bombenzielgerat hatte ein Foto mit seinem Ziel in Sondershausen vor sich Die vier Bombergruppen naherten sich der Stadt von Westen her und orientierten sich an der Reichsstrasse 4 Uber dem Ziel war die Wolkendecke dunn in Bodennahe war es klar Das entspricht der Schilderung von Superintendent Hartz in Sondershausen Der Sonntag war ein klarer Sonnentag ohne jede Wolke am Himmel Der Angriff im Einzelnen Bearbeiten 386th Bombardment Group BG Von den 37 Invader mit 67 000 kg Bombenlast wurden 3 auf dem Flug vermisst und eine musste notlanden so dass 33 zum Einsatz kamen Nur 6 Maschinen konnten ihre 10 800 kg Sprengbomben im ersten Anflug uber Sondershausen abladen was aber bereits zu erheblicher Staub und Rauchentwicklung uber der Stadt und schlechter Sicht fur die nachfolgenden Bomber fuhrte Nur noch der Schlossturm ragte aus der Qualmwolke Die BG wurde aufgespalten 17 Invader flogen weiter zu dem Sekundarziel Sangerhausen und 5 nach Nordhausen Die Leistung der 386th BG wurde von der 9th Air Force als schlecht eingestuft 416th Bombardment Group von den 39 Invader mit ihrer Bombenlast von 70 700 kg warfen 27 Maschinen ihre 49 000 kg Mehrzweckbomben auf Sondershausen 6 bombardierten als Sekundarziel noch einmal Nordhausen und 6 wollten Bad Frankenhausen als Ausweichziel angreifen trafen aber wohl Sangerhausen Die Trefferleistung auf Ziele in der Innenstadt von Sondershausen wurde als gut eingestuft 410th Bombardment Group die 38 A 20 Havoc fuhrten 51 600 kg Bombenlast mit 32 der Maschinen konnten Sondershausen mit 43 500 kg 192 Stuck Mehrzweckbomben treffen Das Resultat wurde von der 9th Air Force als exzellent eingestuft 409th Bombardment Group die 38 Invader hatten 51 600 kg Brandbomben geladen entsprechend 228 Brandbombenbehaltern mit je 227 kg Jeder Behalter enthielt 110 Brandbomben zu je 1 8 kg 32 Maschinen trafen das durch Sprengbomben bereits weitgehend zerstorte Sondershausen mit 43 500 kg Brandbomben 6 Invader wahlten das nordlich Erfurt gelegene Dorf Dachwig als Gelegenheitsziel Bezuglich Sondershausen wurde das Ergebnis als gute bis sehr gute Leistung eingeordnet Zusammenfassung Der Luftangriff am 8 April begann um 17 30 und endete um 18 58 Uhr Von den 152 gestarteten Bombern mit 221 Tonnen Bombenlast trafen 97 Maschinen mit 113 Tonnen Spreng und Brandbomben die Stadt Sondershausen Die Zerflatterung der angreifenden Bomber teilweise bedingt durch die rauchbedingte Sichtbehinderung bewahrte Sondershausen wohl vor der volligen Zerstorung mit der doppelten Bombenlast Deutsche Luftabwehr hatte es nicht mehr gegeben Die deutschen Stellungen in Windleite und Hainleite waren nicht bombardiert worden In der Stadt selber gab es zum Zeitpunkt des Bombenangriffs fast keine deutschen Soldaten mehr Die Zerstorungen in der Stadt Bearbeiten Die zu grossen Teilen zerstorte Stadt bot fur die Bevolkerung ein Bild des Grauens 3 Zerstort oder beschadigt wurden 4 5 6 Wohn und Geschaftsstrassen Die Lohstrasse fast komplett beide Seiten die Leopoldstrasse und Bebrastrasse teilweise die Marienstrasse zwischen Elisabethstrasse und Friedrichstrasse die Kreuzung Marienstrasse Nordhauser Strasse Lohstrasse die Guntherstrasse besonders der westliche Teil die obere Richard Wagner Strasse die Karlstrasse Elisabethstrasse mit Ecke Karlstrasse Hospital Katholisches Pfarrhaus Conrad Rontgen Strasse Die gewerbliche Infrastruktur im Stadtzentrum war zerstort Die Burgerhauser in Sondershausen waren meist schlichte zwei bis dreigeschossige Gebaude mit Satteldachern uberwiegend aus dem 18 und 19 Jahrhundert nbsp Typische Wohnhauser in der Innenstadt 2016 Offentliche Gebaude Der Bereich Krankenhaus die Domane Stallgebaude die Kasernen eine zerstort zwei weitere ausgebrannt das Rentamt das Finanzamt die Staatsbank die Volksbank das Parteihaus der NSDAP fruheres Hotel Munch das Hotel Tanne die Stadtische Feuerwehr das Offizierskasino Von 1 545 Gebauden wurden mindestens 624 zerstort oder beschadigt Die Stadt verlor 750 Wohnungen was zu entsprechender Obdachlosigkeit fuhrte Die Bahnlinie nach Bad Frankenhausen war unterbrochen Eine Brucke wurde zerstort Kulturbauten Die 1709 errichtete zweistockige und mit Walmdach versehene Orangerie des Schlosses wurde vollig zerstort Der stattliche Bau zwischen Marstall und Burgweg am Sudrand des Parks war fur gesellige Zwecke und Hoffeste genutzt worden Das Schloss Sondershausen selber brannte an verschiedenen Stellen besonders am Westflugel konnte aber geloscht werden Karussellbau und Hoftheater wurden beschadigt Der Lustgarten vor dem Schloss glich einer Wuste einer Kraterlandschaft die prachtigen Rotbuchen waren herausgerissen Viele Bombenkrater wies auch der Schlosspark auf Schuttmassen und Bombenkrater versperrten die meisten Strassen Die Stadt stand in Flammen Die Sondershausener Feuerwehr hat ihr Moglichstes gegen das Flammenmeer getan und war von den Wehren aus 13 umliegenden Orte dabei unterstutzt worden 7 Die Loscharbeiten wurden durch Artilleriebeschuss und Wassermangel erheblich erschwert Bombentreffer hatten die Hauptspeiseleitung von der Margarethen Quelle auf rund 40 Meter vollig zerstort Der intakt gebliebene Schlossbrunnen konnte nur teilweise genutzt werden da das stadtische Leitungsnetz an vielen Stellen unterbrochen war 8 Der Brandgeruch lag noch tagelang im Tal Die Bombenschaden in Sondershausen wurden auf uber 9 Millionen Reichsmark geschatzt Die Zeit vom 9 bis 11 April 1945 BearbeitenEin zweitagiger Artilleriebeschuss am 9 und 10 April verursachte weitere Opfer und Schaden insbesondere im Stadtzentrum und der Unterstadt 9 Am 10 April um 17 00 Uhr wurde Feindalarm ausgelost Am 11 April um 0 30 Uhr begann noch einmal Artilleriebeschuss auf die Stadt Die folgende Besetzung von Sondershausen am Vormittag des 11 April erfolgte fast widerstandslos Vereinzelte Schusswechsel mit zuruckgehenden deutschen Soldaten gab es am Goldner im Bereich des Planplatzes der Hospitalchaussee und in der Nahe der Katholischen Kirche 10 Todesopfer BearbeitenZum Zeitpunkt des Luftangriffs befanden sich 10 000 bis 12 000 Menschen in der Stadt Viele waren in die Umgebung gefluchtet Nach offizieller Angabe fielen dem Bombenangriff und dem 2 tagigen Artilleriebeschuss 181 Menschen Zivilisten zum Opfer Bestattet wurden 124 Leichen 120 in Reihengrabern auf dem Friedhof in Sondershausen 4 in Bebra Stockhausen und Jecha 53 Menschen blieben unter den Trummern vermisst Aus Mangel an Sargen erfolgten die Beisetzungen in Sondershausen zum Teil in Betttuchern und Laken fortlaufend einzeln im Gemeinschaftsgrab Eine gemeinsame Trauerfeier in der Trinitatiskirche beschloss den Abschied von den Toten 11 Es gibt auch Unterlagen in denen die Zahl der Opfer hoher eingeschatzt wird Die Zahl 181 wurde aus Kirchenbuchern ermittelt in denen die vermissten und bestatteten Personen erfasst wurden 12 Begrabnis und Gedenkstatte BearbeitenDie meisten der 181 Toten von Luftangriff und Artilleriebeschuss von April 1945 wurden auf einem Graberfeld auf dem Hauptfriedhof Sondershausen beigesetzt Es liegt heute im Bereich eines Ehrenhains in dessen Mitte acht hohe Granitstelen einen Kreis bilden Eine der Stelen tragt nach innen gerichtet die Inschrift Die Toten offnen uns Lebenden die Augen Allen Opfern von Krieg und Gewalt 1995 Auf der linken Seite finden sich Soldatengraber auf der rechten Seite Bombenopfer Diese sind nicht als solche benannt sondern nur fur den Kundigen am Todesdatum 8 April 1945 erkennbar Auf Grabsteinen sind 40 dieser Bombenopfer mit Namen und Geburtsdatum benannt 27 von ihnen Frauen Auf der rechten Seite unterhalb der Grabsteine finden sich zwei Bodenplatten mit der Uberschrift In nicht mehr auffindbaren Grabern ruhen Es folgen aus dem Zweiten Weltkrieg 54 Namen davon 14 weibliche Danach wird es sich um Soldaten und zivile Bombenopfer auf diesem Graberfeld handeln nbsp Ehrenhain auf Friedhof in Sondershausen Kriegsgraberstatte Zweiter Weltkrieg nbsp Bombenopfer im Ehrenhain nbsp Kriegsgraber im Ehrenhain nbsp Kriegsgraber im EhrenhainLiteratur BearbeitenThomas Blumenthal Anatomie eines Angriffs Die Bombardierung der Stadt Sondershausen am 8 April 1945 Diplomarbeit Universitat der Bundeswehr Munchen Fakultat fur Staats und Sozialwissenschaften Munchen 2002 Bruno Falley Strassen und Platze in Sondershausen in Vergangenheit und Gegenwart Sondershausen 1993 Ulrich Hahnemann Als der Krieg zu Ende ging Die amerikanische Besatzungszeit in Sondershausen Begleitheft zur Ausstellung im Schlossmuseum Sondershausen 8 Mai bis 11 September 2005 Hrsg Schlossmuseum Sondershausen Heimat und Zerstorung Zum 8 April 1945 in Sondershausen Ausstellung Schlossmuseum Sondershausen 1995 Rudolf Ziessler Sondershausen Kreis Sondershausen In Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg Hrsg Gotz Eckardt Henschel Verlag Berlin 1978 Band 2 S 496Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Hartz 8 April 1945 In Heimat und Zerstorung Sondershausen 1995 S 11 Thomas Blumenthal Anatomie eines Angriffs Die Bombardierung der Stadt Sondershausen am 8 April 1945 Munchen 2002 S 53 Thomas Blumenthal Anatomie eines Angriffs Die Bombardierung der Stadt Sondershausen am 8 April 1945 Munchen 2002 S 95 Friedrich Hartz 8 April 1945 In Heimat und Zerstorung Sondershausen 1995 S 11 12 Bruno Falley Strassen und Platze in Sondershausen in Vergangenheit und Gegenwart Sondershausen 1993 Thomas Blumenthal Anatomie eines Angriffs Die Bombardierung der Stadt Sondershausen am 8 April 1945 Munchen 2002 S 95 ff Manfred Ohl April 1945 Das Kriegsende in Sondershausen Heimat und Zerstorung Sondershausen 1995 S 9 Ulrich Hahnemann Als der Krieg zu Ende ging Die amerikanische Besatzungszeit in Sondershausen Begleitheft zur Ausstellung im Schlossmuseum Sondershausen 2005 Manfred Ohl April 1945 Das Kriegsende in Sondershausen In Heimat und Zerstorung Ausstellung im Schlossmuseum 1995 Begleitheft S 8 Manfred Ohl April 1945 Das Kriegsende in Sondershausen In Heimat und Zerstorung Begleitheft zur Ausstellung im Schlossmuseum 1995 S 8 9 Friedrich Hartz 8 April 1945 Heimat und Zerstorung Sondershausen 1995 S 10 11 Thomas Blumenthal Anatomie eines Angriffs Die Bombardierung der Stadt Sondershausen am 8 April 1945 Munchen 2002 S 94Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriff auf Sondershausen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriff auf Sondershausen amp oldid 239323705