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Beim Luftangriff auf Darmstadt wurde die Hauptstadt des Volksstaats Hessen in der Nacht vom 11 12 September 1944 der sogenannten Brandnacht von Einheiten des RAF Bomber Command weitgehend zerstort Der Luisenplatz nach der Bombardierung Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Die Angreifer 3 Die Vorbereitung 4 Das Bombardement 5 Brandbekampfung 6 Opfer 7 Schaden 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDarmstadt war von 1940 an bis zum September 1944 bereits verschiedentlich Ziel von Luftangriffen gewesen die allerdings noch nicht die Vernichtungskraft der Nacht vom 11 September 1944 hatten 1 Die Angreifer BearbeitenDer Angriff mit anschliessendem Feuersturm wurde auf Befehl von Luftmarschall Arthur Harris von der No 5 Bomber Group der Royal Air Force durchgefuhrt welche eine auf die systematische Zerstorung ziviler Flachenziele spezialisierte Einheit darstellte Die No 5 Bomber Group war unter anderem fur die Flachenbombardements auf Dresden Kassel Braunschweig Pforzheim Hamburg Stuttgart Heilbronn und Wurzburg verantwortlich Die Einheit wandte eine Kombination von Spreng und Brandbomben an Diese Kombination fuhrte im militarischen Optimalfall zu einem Feuersturm Das Feuer vervielfachte dabei die Schaden der als Verursacher eingesetzten Spreng und Brandbomben Der Befehlshintergrund der Bombardierung war die britische Area Bombing Directive Anweisung zum Flachenbombardement Die Vorbereitung BearbeitenFur Darmstadt als Angriffsziel gab es keine schwerwiegenden Grunde Der Militarschriftsteller Max Hastings erklarte die Zielauswahl des Bomber Command am Beispiel Darmstadt so On a given night a compound of weather forces available and the state of the German defences determined which was chosen for attack In der jeweiligen Nacht bestimmte eine Mischung aus Wetterlage verfugbaren Einheiten und dem Zustand der deutschen Verteidigung die Auswahl des Angriffsziels 2 Zur Zeit des Angriffs experimentierte die No 5 Bomber Group mit neuen Markierungs und Bombardierungsmethoden Ihre Wirksamkeit liess sich am besten an einer unzerstorten Stadt testen Zudem sollten die eigenen Verluste bei diesem Test minimiert werden in dem die Flugstrecke uber feindlichem Gebiet moglichst kurz ausfiel Alle diese Kriterien trafen auf Darmstadt zu 2 Die genaue Auswahl der zu bombardierenden Stadtteile wurde anhand von Luftbildern Bevolkerungsdichtekarten und Brandversicherungskatasterkarten getroffen Die Katasterkarten waren durch deutsche Feuerversicherungen bei britischen Ruckversicherungsgesellschaften vor dem Kriege hinterlegt worden Die Darmstadter Altstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewahlt da hier der Holzanteil an der Gesamtbaumasse am hochsten war Damit stellte sie zum Entzunden eines Feuersturms in Darmstadt das optimale Kernzielgebiet dar Vor dem Bombardement wurde das facherformige Zielgebiet von Mosquito Schnellbombern durch rote und grune Markierungskorper sogenannte Christbaume abgegrenzt Dies wurde uberwacht durch einen in grosser Hohe fliegenden Masterbomber der uber Funk mit den Markierungsfliegern verbunden war Der Angriff begann um 22 35 Uhr mit dem Setzen eines weissen Markierungskorpers auf dem Exerzierplatz ein damals unbebautes markantes Gelande im Westen der Stadt zwischen Rheinstrasse und Holzhofallee sudostlich des Hauptbahnhofs wo sich heute etwa die Hochschule Darmstadt befindet Von ihm wurden eine grune Markierungskette bis zum alten Darmstadter Schlachthof im Gebiet der heutigen Waldspirale und eine rote Markierungskette im 90 Grad Winkel vom Zielpunkt zur ersten zum Bollenfalltorstadion geworfen Zunachst wurden einige grune Markierungen durch den Wind in Richtung Darmstadter Hauptbahnhof abgetrieben der nicht im geplanten Zielgebiet lag Der Masterbomber liess sie durch gelbe Markierungen annullieren und einen Teil der grunen Markierungskette neu werfen Dann uberprufte der Masterbomber auf einer tieferen Flugbahn nochmals das Darmstadter Zielgebiet legte die exakten Anflughohen fest und gab den Angriff frei Das Bombardement Bearbeiten nbsp Blick auf das zerstorte Darmstadt von Westen herDas Zielgebiet des Angriffs auf Darmstadt stellte im Wesentlichen das dichtbesiedelte Stadtzentrum insbesondere die mittelalterliche Altstadt dar Das Bombardement begann um 23 55 Uhr Es dauerte weniger als eine halbe Stunde 234 Bomber setzte die Royal Air Force dabei ein 3 In Darmstadt erprobte die britische RAF erstmals die Taktik des Facherangriffs Zuerst wurden tausende Sprengbomben in der Form eines Viertelkreises sowie mehrere hundert Luftminen abgeworfen Durch die Druckwellen der Explosionen wurden die Dacher aufgerissen Danach wurden mehr als 250 000 Elektron Thermitstabe uber dem Stadtgebiet abgeworfen die nun in die aufgerissenen Dachstuhle der Hauser fielen und diese innerhalb kurzester Zeit in Vollbrand versetzten Als Anflugszielpunkt diente der Exerzierplatz heute Berliner Allee Zunachst warfen drei Staffeln ihre Bomben entlang der grunen Markierung Zielpunkt Schlachthof dann drei weitere Staffeln entlang der roten Markierungen Zielpunkt Bollenfalltor Nachdem dies abgeschlossen war warf eine Welle bestehend aus vier Staffeln Bomben auf das Gebiet innerhalb der beiden Markierungsschenkel Binnen einer Stunde breiteten sich tausende kleinere Gebaudebrande zu einem Feuersturm aus Brandbekampfung BearbeitenZunachst loschte die Feuerwehr Darmstadt ihre eigene in der Kirchstrasse Innenstadt gelegene Feuerwache um weiter die Ausrustung zur Bekampfung der Brande zur Verfugung zu haben Im gesamten Rhein Main Gebiet wurde fur alle Feuerwehren Grossalarm gegeben und alle verfugbaren Feuerwehrkrafte wurden in Darmstadt zusammengezogen Bis sechs Uhr morgens waren bereits uber 3 000 Feuerwehrleute mit 220 Motorspritzen eingetroffen Diese konnten den Feuersturm jedoch nicht unter Kontrolle bringen und auch nicht zu den Tausenden in Kellern der Altstadt Verschutteten vordringen Die enorme Hitzeentwicklung von weit uber 1 000 C und stark beschadigte Strassen behinderten die Losch und Rettungsarbeiten entscheidend Der Feuersturm konnte nur an seinen Randern eingedammt werden Opfer Bearbeiten nbsp Denkmal vor dem SchlossDie Mehrheit derer die in Kellern Zuflucht suchten soweit sie nicht wahrend des Angriffs durch Trummer erschlagen wurden erstickten oder verbrannten in den Kellern Eine Flucht aus den Kellern uber die Strassen war nur selten moglich da die Hitzeentwicklung zu gross war und sich teilweise auch der Teer des Strassenbelages entzundet hatte Dem Angriff auf die dichtbesiedelte Innenstadt fielen 11 500 Menschen zum Opfer Rund 66 000 von damals rund 110 000 Einwohnern wurden obdachlos Rund 20 Prozent der Opfer waren Kinder unter 16 Jahren Auf 100 tote Manner kamen 181 tote Frauen Unter den Toten waren 368 Kriegsgefangene und 492 Zwangsarbeiter 4 Durch alle alliierten Luftangriffe es folgten noch einige kleinere bis zum Kriegsende 1945 wurden in Darmstadt nach unterschiedlichen Schatzungen insgesamt zwischen 12 500 und 13 500 Menschen getotet Der Weisse Turm beherbergt das kalligraphische Mahnmal Darmstadter Brandnamen das ca 4 000 Opfernamen auflistet 5 Die meisten Opfer wurden in einem Massengrab auf dem Darmstadter Waldfriedhof beigesetzt Jahrlich findet am Jahrestag des Angriffs eine Gedenkveranstaltung organisiert von der Stadt Darmstadt am Denkmal in der Innenstadt statt Schaden BearbeitenEs wurden 99 Prozent der Alt und Innenstadt des eigentlichen Stadtkerns zerstort insgesamt 78 Prozent der Bausubstanz Darmstadts Der Sachschaden des Angriffs wurde damals auf 1 5 Milliarden Reichsmark geschatzt Potenzielle Ziele von militarischer oder rustungswirtschaftlicher Bedeutung wie das Industriegebiet im Westen der Stadt Bahnanlagen und Militaranlagen zum Beispiel am Kavalleriesand oder im Suden von Bessungen wurden bei dem Angriff so gut wie nicht beschadigt da sie nicht im eigentlichen Zielgebiet lagen Am 13 September eineinhalb Tage nach der RAF bombardierte die Eighth Air Force das Bahnbetriebswerk Sie verursachte nicht nur dort Schaden sondern zerstorte auch ein Wohngebiet im Norden der Stadt das den Nachtangriff unversehrt uberstanden hatte 6 Siehe auch BearbeitenLuftkrieg im Zweiten Weltkrieg Liste von Luftangriffen der Alliierten auf das Deutsche Reich 1939 1945 Literatur BearbeitenMax Hastings Bomber Command Michael Jones London 1979 ISBN 0 7181 1603 8 S 303 326 Klaus Schmidt Die Brandnacht Dokumente von der Zerstorung Darmstadts am 11 September 1944 Schlapp Darmstadt 2003 ISBN 3 87704 053 5 James Stern Die unsichtbaren Trummer Eine Reise im besetzten Deutschland 1945 Eichborn Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 8218 0749 0 Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 11 Auflage Ullstein Verlag Munchen 2002 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zerstorungen des Zweiten Weltkriegs in Darmstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Denkmal und Massengrab im Waldfriedhof bei sites of memory de Bilder der Royal Air Force Prestrike Memento vom 30 September 2012 im Internet Archive c4660 jpg Memento vom 30 September 2012 im Internet Archive c4659 jpg Memento vom 30 September 2012 im Internet Archive Die Zerstorung Darmstadts im Zweiten Weltkrieg Die Zerstorung Darmstadts im Zweiten Weltkrieg In Deutsche Digitale Bibliothek Abgerufen am 16 August 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Brandnacht In DFG VK Darmstadt Abgerufen am 16 August 2023 a b Max Hastings Bomber Command Michael Jones London 1979 ISBN 0 7181 1603 8 S 307 Darmstadt gedenkt der Brandnacht von 1944 vom 9 September 2004 Max Hastings Bomber Command Michael Jones London 1979 ISBN 0 7181 1603 8 S 326 Schriftkunst Mahnmal im Weissen Turm Echo 17 Dezember 2014 Memento vom 30 Dezember 2014 im Webarchiv archive today Max Hastings Bomber Command Michael Jones London 1979 ISBN 0 7181 1603 8 S 322 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriff auf Darmstadt amp oldid 238781082