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Die Libysche Islamische Kampfgruppe arabisch الجماعة الليبية المقاتلة DMG al ǧamaʿa al libiyya al muqatila englisch Libyan Islamic Fighting Group LIFG ist eine libysche islamistische Terrorgruppe mit engen Beziehungen zum internationalen Netzwerk al Qaida Ihre Rekrutierungsbasis befindet sich vor allem in der Kyrenaika im Nordosten Libyens 1 Inhaltsverzeichnis 1 Anfange in Libyen 2 Kriegsbeteiligung in Irak und Afghanistan 3 Beteiligung am Burgerkrieg in Libyen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAnfange in Libyen BearbeitenDie Libysche Islamische Kampfgruppe wurde in den 1990er Jahren von heimkehrenden Mudschahedin des Krieges gegen die Sowjetunion in Afghanistan gegrundet In den ersten Jahren stand die Bekampfung der Regierung unter Muammar al Gaddafi im Mittelpunkt der sich schon seit Anfang der siebziger Jahre heftige ideologische Auseinandersetzungen mit orthodoxen islamischen Geistlichen aus Libyen und Saudi Arabien lieferte und bei diesen als Haretiker galt 2 Die zunachst nur in kleinen Gruppen organisierten Kriegsheimkehrer traten im Juni 1995 im Osten Libyens erstmals militant auf Im September 1995 gab es grossere Gefechte mit libyschen Sicherheitskraften in Bengasi bei denen auf beiden Seiten mehrere Dutzend Menschen zu Tode kamen In einem am 18 Oktober veroffentlichten Kommunique 3 verkundete die LIFG formell ihre Existenz und erklarte den Sturz des Regimes zur ersten Pflicht nach dem Glauben an Gott 4 Als Ziel der Organisation wurde die Errichtung eines islamischen Staates auf Grundlage der Scharia in Libyen verkundet In salafistischer Tradition sieht sie den bewaffneten Kampf gegen die Feinde Gottes als religiose Pflicht der Muslime an Angefuhrt wird die LIFG vom sogenannten Shura Komitee Majlis Shura das bis zu funfzehn Mitglieder hat Daneben gibt es ein Rechtskomitee das fur ideologische Fragestellungen Propaganda und die Schulung der Mitglieder zustandig ist 5 Im Marz 1996 unternahm die Gruppe in Sirte einen Attentatsversuch gegen al Gaddafi bei dem mehrere Menschen starben Ein ehemaliger britischer Geheimdienstmitarbeiter berichtete spater der MI6 habe den Anschlag unterstutzt was aber von offizieller Seite dementiert wurde 6 In den folgenden Jahren war die Gruppe wiederholt in Kampfe mit den Streitkraften Libyens verwickelt insgesamt sollen 177 LIFG Kampfer und 160 libysche Sicherheitskrafte bei solchen Gefechten ums Leben gekommen sein 7 Die schwersten Gefechte sollen im September 1997 bei Darna stattgefunden haben wo bis zu 30 000 Regierungssoldaten zahlreiche Kampfer der LIFG einkesselten Das Gefecht endete mit einer schweren Niederlage fur die Organisation Zahlreiche Kampfer und Fuhrungsmitglieder wurden dabei getotet oder gerieten in Gefangenschaft 3 Da die LIFG nach diesen Ereignissen in Libyen stark unter Druck stand suchte sie nun verstarkt die Unterstutzung von al Qaida und anderen islamistischen Gruppen im Ausland vor den Anschlagen am 11 September 2001 wurden bis zu 1000 Kampfer der LIFG in afghanischen Trainingslagern militarisch ausgebildet 7 Andere Mitglieder fanden in Grossbritannien politisches Asyl 3 darunter auch Noman Benotman sowie Abu Anas al Libi der spater als einer der Drahtzieher der Anschlage gegen die Botschaften der USA in Daressalam und Nairobi vermutet wurde und sich seit Oktober 2013 in US amerikanischem Gewahrsam befindet 8 Vor dem Hintergrund der mutmasslichen Beteiligung offizieller libyscher Behorden am Lockerbie Anschlag wurde auch die Bildung eines Unterstutzungs Netzwerkes fur die LIFG auf britischem Boden geduldet 5 dessen Aktivitaten erst im Oktober 2005 auf Druck der USA unterbunden wurden 9 Kriegsbeteiligung in Irak und Afghanistan BearbeitenIm Jahr 2001 wurde die LIFG auf die von den Vereinten Nationen gefuhrte Terrorliste gesetzt 10 Durch die amerikanische Offensive gegen Afghanistan im Herbst 2001 verlor auch die LIFG ihr wichtigstes Ruckzugsgebiet zahlreiche Mitglieder gerieten in amerikanische Gefangenschaft Von diesen sitzen funf bis heute im amerikanischen Gefangenenlager von Guantanamo 11 auf Kuba Die Gruppe beteiligte sich ab 2003 sehr aktiv an der Rekrutierung von Kampfern fur den Krieg im Irak Die 2007 von amerikanischen Streitkraften erbeuteten Sinjar Protokolle belegen dass von 606 namentlich bekannten Irak Dschihadisten 112 aus Libyen stammen in Relation zur Einwohnerzahl des Heimatlandes stellten die libyschen Kampfer mit Abstand die grosste Gruppe Bengasi und Darna in der Kyrenaika stellten dabei besonders ausgepragte Zentren der Rekrutierung dar 12 Nach einem internen Bericht der amerikanischen Botschaft in Tripolis soll die Rekrutierung dieser Kampfer durch ein dichtes Netzwerk an radikalen Imamen in Ostlibyen erfolgt sein die dort im Stolz auf die dschihadistische Tradition der Senussi Bruderschaft predigten und sich der Kontrolle durch die libyschen Behorden entzogen 13 Der kanadische Geheimdienst bezeichnete die Region in einem Bericht im Jahre 2009 deshalb als ein Epizentrum des islamistischen Extremismus 10 Auch in Afghanistan waren Terroristen der LIFG zur gleichen Zeit sehr aktiv Nach der Verhaftung von Chalid Scheich Mohammed im Marz 2003 soll der Libyer Abu Faradsch al Libi zur Nummer 3 von al Qaida nach Osama bin Laden und Aiman az Zawahiri aufgestiegen sein 14 Er wurde aber im Mai 2005 in Pakistan verhaftet 15 Unter Vermittlung von al Qaida Vizechef Aiman az Zawahiri wurden 2007 die bis dahin bestehenden Differenzen mit der Al Qaida im Maghreb beigelegt um eine bessere Kooperation der beiden nordafrikanischen Islamisten Gruppen zu ermoglichen 16 Im November 2007 erklarten der al Qaida Vizechef Aiman al Sawahiri und der LIFG Vertreter Abu Laith al Libi in einer gemeinsamen Tonbandaufnahme dass die libysche Gruppe al Qaida beigetreten sei 17 Auch Abu Laith al Libi galt in Geheimdienstkreisen in den folgenden Jahren als Nummer 3 der al Qaida 18 Allerdings gab es wegen der Namensahnlichkeit auch grossere Probleme bezuglich der Differenzierung der beiden libyschen Fuhrungsfiguren 19 Nach der Totung von Osama bin Laden im Mai 2011 wurde ein anderes prominentes LIFG Mitglied Abu Yahia al Libi als einer der moglichen Nachfolger in der Fuhrungsposition des Terror Netzwerks gehandelt 16 Abu Yahia gilt seit seiner Aufsehen erregenden Flucht aus dem amerikanischen Militargefangnis Bagram im Juli 2005 als ideologischer Sprecher der al Qaida und hatte in den vergangenen Jahren deutlich mehr Auftritte in Videobotschaften der Organisation als andere Fuhrungsfiguren wie z B Osama bin Laden oder Aiman az Zawahiri 3 Beteiligung am Burgerkrieg in Libyen BearbeitenDurch die internationale Kooperation im Kampf gegen den Terror vor allem mit den USA galt die LIFG in Libyen 2007 als weitgehend besiegt Zahlreiche Fuhrungsmitglieder befanden sich zu diesem Zeitpunkt in Haft Ab 2009 kam es zu einem Aussteigerprogramm der Regierung an dem Saif al Islam al Gaddafi federfuhrend beteiligt war 7 In diesem Rahmen sagten zahlreiche inhaftierte LIFG Mitglieder im September 2009 dem Terrorismus in einer gemeinsamen Erklarung ab 20 Zwischen Marz 2010 und Februar 2011 wurden deswegen 350 Gefangene aus dem Gefangnis entlassen allerdings wurde dabei von amerikanischen Experten kritisiert dass keine ausreichenden Resozialisierungs und Monitoring Programme vorgesehen seien um den Ruckfall der Entlassenen in terroristisches Milieu zu vermeiden Die letzten 110 Gefangenen wurden erst am 16 Februar 2011 unmittelbar vor Beginn des Burgerkriegs in Libyen freigelassen Unter diesen befand sich auch das LIFG Fuhrungsmitglied Abu Idris al Libi der altere Bruder des in Afghanistan tatigen al Qaida Sprechers Abu Yahia al Libi 7 Bei Beginn des Aufstandes machte der libysche Revolutionsfuhrer Gaddafi islamischem Extremismus fur diesen verantwortlich In einer Rede vom 24 Februar 2011 kurz nach Beginn der Revolte sagte Gaddafi die Aufstande seinen von der Extremistenorganisation al Qaida inspiriert 21 Die militarischen und politischen Fuhrer der Aufstandischen wiesen jedoch jegliche Verbindung zum Extremismus zuruck 22 23 Auch westliche Beobachter aus den Landern die in Libyen militarisch intervenieren bestritten die Aussagen Gaddafis Der SACEUR der NATO General James Stavridis gab in einer Anhorung im US amerikanischen Senat an militante Gruppen hatten nach vorliegenden Geheimdienstinformationen keine signifikante Rolle beim Aufstand gespielt 24 Ein regierungsunabhangiges franzosisches Expertenteam das im Marz und April 2011 vor Ort recherchierte sieht dagegen in seinem Abschlussbericht einen erheblichen Einfluss von ehemaligen LIFG Mitgliedern und anderen militanten Islamisten unter den Aufstandischen Demnach sollen diese nicht nur die grosste Gruppe unter diesen darstellen sondern auch wesentlich zur schnellen Eskalation des Konfliktes beigetragen haben 25 26 27 Nach Medienberichten sollen mehrere hundert LIFG Mitglieder seit Februar 2011 im Burgerkrieg gegen die Regierungstruppen kampfen davon etwa 20 in militarischen Fuhrungspositionen 10 Zu den namentlich bekannten Vertretern gehort u a der Kommandant Abdel Hakim al Hasidi der in einem Zeitungsinterview recht freimutig seine Nahe zu al Qaida einraumte 28 In den ersten Tagen des libyschen Burgerkrieges am 16 Februar 2011 wurde in Darna ein Waffendepot der libyschen Armee angegriffen und erobert zwei Tage spater war die gesamte Stadt unter der Kontrolle der Aufstandischen 29 Abdel Hakim al Hasidi soll daraufhin in der Stadt das Islamische Emirat von Barqa ausgerufen haben 30 was kurze Zeit spater auch vom italienischen Aussenminister Franco Frattini bestatigt wurde 31 Al Hasidi dementierte diese Meldungen spater 4 er und seine Kampfer wurden als Darna Brigade in die neu formierte Libysche Nationale Befreiungsarmee integriert Auch die Martyrerbrigade des 17 Februar die bei den Rebellen interne Sicherungsfunktionen ausubt soll von zahlreichen ehemaligen Mitgliedern der Kampfgruppe durchsetzt sein Die Ermordung des Militarchefs der Rebellen Abd al Fattah Yunis im Juli 2011 soll nach Aussage eines seiner Stabsoffiziere von Islamisten aus dieser Einheit verubt worden sein 32 Nach der Eroberung von Tripolis im August 2011 wurde Abd al Hakim Balhadsch Oberbefehlshaber der Milizen des Ubergangsrates in der Hauptstadt der bis zu seiner Freilassung im Marz 2010 als Fuhrungsmitglied der LIFG inhaftiert gewesen war 33 Belhadj kritisierte wenige Tage spater die Beteiligung US amerikanischer und britischer Behorden bei seiner damaligen Festnahme scharf und kundigte an eine Klage gegen diese in Erwagung zu ziehen 34 Weblinks BearbeitenNEFA Foundation Dossier Libyan Islamic Fighting Group Memento vom 4 Oktober 2012 im Internet Archive Oktober 2007 Moshe Terdman The Libyan Islamic Fighting Group LIFG PDF 287 kB GLORIA Center Vol 3 Juni 2005 Center for Defense Information In the Spotlight The Libyan Islamic Fighting Group LIFG 18 Januar 2005 CIRET AVT amp CF2R Libye Un Avenir Incertain Compte rendu de mission d evaluation aupres des belligerants libyens PDF 809 kB Paris 31 Mai 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democrats report claims In Radio France International 14 Juni 2011 abgerufen am 26 Juni 2011 englisch Praveen Swami Nick Squires and Duncan Gardham Libyan rebel commander admits his fighters have al Qaeda links In The Telegraph 25 Marz 2011 abgerufen am 15 Mai 2011 englisch libyan islamists seize arms and take hostages In The Sydney Morning Herald 21 Februar 2011 abgerufen am 25 Mai 2011 englisch Alexander Cockburn Libya Rebels Gaddafi coud be right about al Qaida In The First Post 24 Marz 2011 abgerufen am 25 Mai 2011 englisch al Qaida sets up islamic Emirate In news com 24 Februar 2011 abgerufen am 25 Mai 2011 englisch Libyan rebels killed their leader In Sky News 30 Juli 2011 abgerufen am 5 September 2011 englisch M Khayat The Salafi Jihadi Challenge in Libya Part II The Role of the LIFG and Its Former Commander Abd Al Hakim Belhadj In MEMRI org 26 August 2011 abgerufen am 5 September 2011 englisch Rebellen Offizier erwagt Klage gegen USA und Grossbritannien In Spiegel Online 5 September 2011 abgerufen am 5 September 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Libysche Islamische Kampfgruppe amp oldid 225006300