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Die Lewis Schachfiguren engl Lewis Chessmen sind ein Satz von insgesamt 78 Schachfiguren die 1831 auf der schottischen Isle of Lewis der grossten Insel der Ausseren Hebriden entdeckt wurden Sie wurden vermutlich in Norwegen hergestellt und gelten als die besterhaltenen mittelalterlichen Spielsteine Ausserdem sind sie ein hervorragendes Zeugnis romanischer Elfenbeinschnitzerei Reproduktionen der Lewis Schachfiguren Obere Reihe Konig Konigin Bischof bzw Alfil untere Reihe Springer Turm Bauer darunter eine vergrosserte Darstellung einer Konigin Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge 2 Entdeckung und Ausstellung 3 Entdeckung eines Turmes 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUrsprunge BearbeitenDie Schachfiguren entstanden vermutlich in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts in Norwegen wo in Trondheim ahnliche Figuren entdeckt wurden 1 Zu dieser Zeit hatte sich das Schachspiel aus dem arabischen Raum uber Sizilien und Spanien nach Europa verbreitet Wikinger die regen Handel mit den Arabern im Mittelmeerraum trieben brachten schon fruh das Schachspiel nach Skandinavien So wurden in den Vogesen Schachfiguren skandinavischer Herkunft aus dem 10 Jahrhundert gefunden die aber noch stark den arabischen Figuren ahnelten 2 Bei den Lewis Schachfiguren dagegen wurde der Alfil die Vorgangerfigur des Laufers schon als Bischof dargestellt die ursprungliche Gestalt war ein Elefant somit zahlen diese Figuren zu den ersten Schachfiguren abendlandischen Typs 3 Die Lewis Schachfiguren wurden im romanischen Stil aus dem Elfenbein von Walrossen und Walzahnen gefertigt Bis heute erhalten sind insgesamt 78 Figuren die zu vier Figurensatzen gehorten von denen zwei vollstandig sind Insgesamt wurden 8 Konige 8 Koniginnen 16 Bischofe Alfil Laufer 15 Springer 12 Turme und 19 Bauern gefunden Mit Ausnahme der Bauern die Marksteinen ahneln besitzen alle Spielfiguren menschliche Zuge Die Konige und Koniginnen sitzen auf Thronen die Springer auf Pferden Kleidung und Waffen sind detailliert dargestellt die Bischofe sind mit einem Bischofsstab und einer Bibel ausgestattet Einige der Turme sind als Berserker dargestellt die mit wildem Blick in ihre Schilde beissen Die meisten Spielfiguren betrachten das Spielgeschehen eher mit einem besturzten Gesichtsausdruck Die grossten Spielsteine sind die Bischofe die bis zu 10 2 cm hoch sind Da einige der Figuren ursprunglich rot bemalt waren durfte das Schachbrett in weisse und rote Felder unterteilt gewesen sein eine Unterscheidung in Weiss und Schwarz war damals offenbar noch nicht ublich Entdeckung und Ausstellung BearbeitenDie Entdeckungsgeschichte ist ungeklart mit ihr sind mehrere Legenden und Geruchte verbunden Auch die Umstande unter denen die Figuren auf die Isle of Lewis kamen sind unbekannt Im 12 und 13 Jahrhundert zahlten die Ausseren Hebriden an deren nordlichen Ende die Lewis liegt zum norwegischen Reich Es wird angenommen dass die Schachfiguren zu dieser Zeit auf der Isle of Lewis von einem norwegischen Handler versteckt wurden Erstmals prasentiert wurden die Lewis Schachfiguren am 11 April 1831 als sie bei einem Treffen der Society of Antiquaries of Scotland ausgestellt wurden Es gibt keine zeitgenossischen Quellen uber den genauen Zeitpunkt der Entdeckung die Figuren sollen aber in einer kleinen gemauerten Kammer in einer Sandbank in der Bucht von Uig an der Westkuste von Lewis gefunden worden sein Zusammen mit den Schachfiguren wurden 14 Tabula Spielsteine und eine Gurtelschnalle gefunden Die Sammlung der Schachfiguren wurde bald nach der ersten Ausstellung aufgeteilt Zehn Figuren wurden von dem Maler Charles Kirkpatrick Sharpe gekauft 67 Figuren wurden vom Britischen Museum wo sie auch heute noch ausgestellt werden fur 84 Britische Pfund erworben Sharpe fand spater noch eine weitere Figur und verkaufte alle elf Schachfiguren an den Sammler Lord Londesborough 1888 wurden diese von der Society of Antiquaries of Scotland erworben die sie dem Royal Museum in Edinburgh uberliessen heute National Museum of Scotland Aus archaologischer Sicht gelten die Lewis Schachfiguren als die besterhaltenen Zeugnisse nordischer Siedlungen in Schottland 4 Vor allem die Sammlung des Britischen Museums fuhrte zur hohen Popularitat der Figuren Sie gelten als die beruhmtesten mittelalterlichen Spielfiguren und sind in verschiedenen Nachbildungen erhaltlich In dem Film Harry Potter und der Stein der Weisen ist eine der Schachfiguren der roten Konigin aus der Lewis Sammlung nachempfunden Auch in dem 2002 aufgefuhrten Fernsehfilm Geliebte Diebin spielt ein den Lewis Figuren nachgebildetes Schachspiel eine wichtige Rolle nbsp Zwei Konige und Damen Britisches Museum nbsp Eine Reihe von Laufern im Hintergrund und eine Reihe von Springern davor ganz vorne ein Springer und einige Bauern nbsp Eine Kunstharz Nachbildung eines der Konige nbsp Lewis Schachfiguren Museum von Schottland In den Jahren 2010 und 2011 wurden die Figuren zusammen mit anderen Exponaten aus der Entstehungszeit in mehreren Museen in Schottland in Aberdeen Lerwick auf den Shetlands und Stornoway auf Lewis unter dem Titel The Lewis Chessmen Unmasked ausgestellt 5 Entdeckung eines Turmes Bearbeiten2018 entdeckte eine Familie in Edinburgh eine seit 1831 verloren geglaubte Figur bei sich zuhause Ein Grossvater des jetzigen Finders hatte sie als Antiquitatenhandler 1964 fur 5 Pfund von einem anderen Handler erworben und sie als Antique Walrus Tusk Warrior Chessman antike Schachfigur aus Walrosselfenbein in sein Hauptbuch eingetragen Seither wusste die Familie zwar von der Existenz der Figur es konnte aber erst nach einer Begutachtung Ende 2018 im Auktionshaus Sotheby s ihre wahre Identitat festgestellt werden Das Stuck eines von funf die verschwunden waren ist ein Wachter warden mit Helm Schwert und Schild und soll nach heutigen Verstandnis einen Turm darstellen 6 Die Figur wurde am 2 Juli 2019 bei Sotheby s in London fur 735 000 Pfund versteigert 7 8 Siehe auch BearbeitenSchachspiel Karls des GrossenLiteratur BearbeitenDavid Caldwell Mark A Hall Hrsg The Lewis Chessmen New Perspectives NMSE Edinburgh 2014 ISBN 978 1 905267 85 9 David H Caldwell Mark A Hall Caroline M Wilkinson The Lewis hoard of gaming pieces A re examination of their context meanings discovery and manufacture In Medieval archaeology 53 1 2009 ISSN 0076 6097 S 155 203 David H Caldwell Mark A Hall Caroline M Wilkinson The Lewis Chessmen Unmasked The National Museum of Scotland Edinburgh 2010 ISBN 978 1 905267 46 0 James Robinson The Lewis Chessmen British Museum Press London 2004 ISBN 0 7141 5023 1 Neil Stratford The Lewis Chessmen and the Enigma of the Hoard British Museum Press London 1997 ISBN 0 7141 0587 2 Neil MacGregor Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Aus dem Englischen von Waltraut Gotting Andreas Wirthensohn Annabell Zettel C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62147 5 S 463 467 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lewis Schachfiguren Sammlung von Bildern British Museum The Lewis Chessmen englisch The enigma of the Lewis chessmen Artikel bei Chessbase 11 September 2010 englisch Informationen zum 2018 wiederaufgefundenen Wachter mit mehreren Fotos auf sothebys aufgerufen am 31 Januar 2023 in Englisch Einzelnachweise Bearbeiten Ian Armit The Archaeology of Skye and the Western Isles Edinburgh University Press Edinburgh 1996 ISBN 0 7486 0858 3 S 204 Rolf Schneider Alltag im Mittelalter Das Leben in Deutschland vor 1000 Jahren Bassermann Munchen 2006 ISBN 3 8094 1995 8 S 12 H E Bird Chess History And Reminiscences Kessinger Publishing Co Whitefish MT 2004 ISBN 1 4191 1280 5 Anna Ritchie Viking Scotland B T Batsford Ltd London 2001 ISBN 0 7134 7225 1 Ein Universum aus eigenem Recht und Berserker vom Inselstrand In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 5 Dezember 2010 S 69 Long lost Lewis Chessman found in Edinburgh family s drawer auf bbc com aufgerufen am 3 Juni 2019 Lewis chessmen piece bought for 5 in 1964 could sell for 1m auf theguardian com aufgerufen am 3 Juni 2019 Simon Johnson Lewis chess piece bought for 5 and kept in drawer sells for 735 000 In The Telegraph 2 Juli 2019 ISSN 0307 1235 telegraph co uk abgerufen am 3 Juli 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lewis Schachfiguren amp oldid 233875750