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Die Lesegesellschaft Gernsbach wurde 1847 in der landlichen Kleinstadt Gernsbach gegrundet Lesegesellschaften waren im deutschsprachigen Kulturraum Trager der burgerlichen Emanzipation und gehoren in die Vorgeschichte der Herausbildung politischer Parteien des 19 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 1847 2 Satzung 3 Bibliothek 4 Badische Revolution 5 Auflosung 6 LiteraturGrundung 1847 BearbeitenDie Lesegesellschaft in Gernsbach seit 1803 badische Amtsstadt wurde erst spat gegrundet In den grosseren Stadten Badens wie Karlsruhe 1784 Pforzheim 1785 und Heidelberg 1785 waren entsprechende Gesellschaften schon Jahrzehnte zuvor gegrundet worden Am 22 Dezember 1847 versammelten sich 25 Burger der Stadt alle der burgerlichen Oberschicht angehorend im Gasthaus zum Badischen Hof um eine Lesegesellschaft zu grunden Dies waren Casimir Griesbach Schiffer Otto Wieland Schiffer Dr Franz Kurzel praktischer Arzt Heinrich Sonntag sen Apotheker Engelhard Sonntag jun Apotheker Wilhelm Grotz Schiffer und Gemeinderat Benedikt Grotz Schiffer Wilhelm Seyfarth Gemeinderat Wilhelm Katz Stadtpfarrer Friedrich Kayser Diakon und Leiter der ortlichen Lateinschule Gustav Wallraff Wirt des Badischen Hofes David Keller Oberlehrer Benedikt Kaufmann Handelsmann Ludwig Gaugg Handelsmann Heinrich Dreyfuss Goldarbeiter Emmanuel Dreyfuss Eisenhandler F Robelt Schiffer Oskar Feill Schiffer Friedrich Ofterdinger Buchhalter der Schifferschaft Christian Bucherer Schifferschaft v Ketterer Oberforstmeister Kasimir Katz jun Schiffer Madame Dr H Keller Witwe Madame Seis Witwe Madame J Kast Witwe Von den 25 Grundungsmitgliedern der Lesegesellschaft waren acht Schiffer denn Gernsbach war der Hauptort der Holzflosserei im Murgtal Bemerkenswert ist auch dass drei Witwen und die drei judischen Burger Benedikt Kaufmann Heinrich Dreyfuss und Emmanuel Dreyfuss zu den Grundungsmitgliedern gehorten Die Initiative zur Grundung der Lesegesellschaft ging von dem aus Freiburg im Breisgau stammenden Arzt Franz Kurzel aus der auf der Grundungsversammlung zum Vorstand gewahlt wurde Satzung BearbeitenDie Satzung unterschied drei Arten von Mitgliedern Die ordentlichen Mitglieder mussten einem selbstandigen Berufszweig nachgehen und ihren dauerhaften Wohnsitz in Gernsbach haben Die ausserordentlichen Mitglieder die keinen selbstandigen Beruf hatten und nicht in Gernsbach oder der naheren Umgebung wohnten Die Witwen und Damen die kein Stimmrecht bei der Generalversammlung hatten und auch nicht bei der Abstimmung uber die Aufnahme neuer Mitglieder mitbeschliessen konnten Jahrlich sollten mindestens drei Generalversammlungen stattfinden die neben den Vereinsregularien uber die Anschaffungspolitik beraten und beschliessen sollten Als Organ der Gesellschaft wurde von der Generalversammlung ein Verwaltungsrat gewahlt der aus dem Vorstand dem Sekretar Schriftfuhrer dem Bibliothekar und dem Kassierer bestand Der Verwaltungsrat wurde fur jeweils ein Jahr gewahlt In einem Nebenzimmer des Gasthauses zum Badischen Hof befand sich das Gesellschaftslokal der Lesegesellschaft Bei Aufnahme in die Gesellschaft musste ein einmaliges Aufnahmegeld bezahlt werden und dann jahrlich der Mitgliedsbeitrag Im Paragraph 18 der Vereinssatzung wurde die politische Neutralitat der Gesellschaft festgelegt Bibliothek BearbeitenDer Schwerpunkt der Anschaffungen lag auf dem unterhaltenden Sektor Lediglich zwei politische Zeitungen wurden gleich zu Anfang abonniert Dies waren die Deutsche Zeitung und die Allgemeine Augsburgische Zeitung Folgende Unterhaltungsblatter wurden abonniert Morgenblatt Kunst und Literaturblatt Leipziger Illustrirte Zeitung Die neue illustrirte humoristisch satyrische Zeitschrift die Deutsche Vierteljahrschrift die Allgemeine Musterzeitung sowie die Zeitung zur Verbreitung gemeinnutziger Kenntnisse Bei der zweiten Generalversammlung wurde die Anschaffung der Karlsruher Zeitung des Deutschen Zuschauers und des badischen Landtagsblattes beschlossen Badische Revolution BearbeitenIm Jahr 1848 als die Badische Revolution ihren Anfang nahm wurde innerhalb der Lesegesellschaft heftig uber den Bezug von politischen Zeitungen und Zeitschriften gestritten Eine Minderheit von Mitgliedern konnten sich im Oktober 1848 nicht mit dem Vorschlag durchsetzen eine Gesangsgruppe zu grunden und weitere unterhaltsame Veranstaltungen im Winterhalbjahr durchzufuhren Die politischen Meinungsverschiedenheiten die demokratisch gesinnten Mitglieder traten aktiv in der Lesegesellschaft auf und die konservativ bzw unpolitisch orientierten Mitglieder erschienen kaum noch fuhrten nach der Generalversammlung vom 5 Dezember 1848 zum Austritt des Pfarrers Katz des Diakons Kaiser und des Lehrers Keller Die Lesegesellschaft wurde jedoch nicht zum politischen Zirkel denn der am 16 Januar 1849 gegrundete Turnverein Gernsbach sammelte quer durch alle Gesellschaftsschichten die politische Linke Auch Mitglieder der Lesegesellschaft gehorten zu den Grundungsmitgliedern des Turnvereins und des am 3 Mai 1849 in Gernsbach gegrundeten Volksvereins Auflosung BearbeitenDie letzte Generalversammlung der Gernsbacher Lesegesellschaft in der uber die Abonnements der Zeitungen und Zeitschriften entschieden wurde fand am 9 Juni 1849 statt Danach sind keinerlei Informationen mehr uberliefert Am 24 Juli 1849 wurden durch Verordnung des badischen Staates alle staatsgefahrdenden Vereine aufgelost Literatur BearbeitenOtto Dann Hrsg Lesegesellschaften und burgerliche Emanzipation Ein europaischer Vergleich Beck Munchen 1981 ISBN 3 406 07606 8 Kurt Hochstuhl Schauplatz der Revolution in Baden Gernsbach 1847 1849 Casimir Katz Gernsbach 1997 ISBN 3 925825 68 1 Kurt Hochstuhl Zelle der revolutionaren Bewegung im Murgtal Die Gernsbacher Lesegesellschaft von 1847 In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins 140 1992 ISSN 0044 2607 S 303 317 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lesegesellschaft Gernsbach amp oldid 232633813