www.wikidata.de-de.nina.az
Als Leoquelle wird in der althistorischen Forschung ein nicht erhaltenes spatantikes bzw fruhbyzantinisches Geschichtswerk bezeichnet Die Leoquelle wurde von dem Byzantinisten Edwin Patzig Ende des 19 Jahrhunderts nachgewiesen 1 In der sogenannten Epitome des mittelbyzantinischen Geschichtsschreibers Johannes Zonaras konnten mehrere Passagen ausgemacht werden die keiner anderen uberlieferten Quelle zugeordnet werden konnten Patzig bewies dass Zonaras sich fur die Zeit nach 229 als das Geschichtswerk des Cassius Dio endete auf mehrere Quellen darunter den sogenannten Anonymus post Dionem gestutzt hat Einen Quellenstrang hat Patzig aufgrund von Ahnlichkeiten mit dem Werk des Leon Grammatikos fruhes 11 Jahrhundert als Leoquelle bezeichnet und identifizierte als Autor Johannes von Antiochia 6 oder 7 Jahrhundert dessen Werk nur fragmentarisch erhalten ist Patzigs These wurde in der Folgezeit wieder aufgegriffen nach der Meinung Michael DiMaios hat Johannes von Antiochia dabei Zonaras Material aus dem Werk des Ammianus Marcellinus in griechischer Ubersetzung vermittelt 2 Die Thesen Patzigs und DiMaios ist in den letzten Jahren jedoch angefochten worden Mehrere Fragmente die Johannes von Antiochia zugeschrieben wurden sind in den sogenannten Excerpta Salmasiana uberliefert deren Zuordnung zu Johannes in Frage gestellt wurde Da aber die Ubereinstimmungen zwischen Johannes und der Leoquelle fast ausschliesslich auf diese Fragmente zuruckgehen musste nun ein anderer Autor als Johannes der Verfasser der Leoquelle sein 3 Bruno Bleckmann griff die Argumentation Patzigs auf und modifizierte sie Bleckmann bestreitet die Existenz der Leoquelle nicht wies ihr aber einen anderen Verfasser zu Seiner Meinung nach lasst sich anhand mehrerer Indizien erschliessen dass das Material der Leoquelle aus den nur fragmentarisch erhaltenen Historien des Petros Patrikios stammte von denen auch der Anonymus post Dionem abhangig ist moglicherweise sind auch Petros und der Anonymus miteinander identisch 4 in der neueren Forschung hat sich diese Interpretation weitgehend durchgesetzt Dabei war Leon Grammatikos bzw seiner Vorlage denn Leon bearbeitete nur bereits vorhandenes Material siehe Logothetenchronik das Material der Leoquelle uber eine Epitome aus dem 7 Jahrhundert zuganglich Petros wiederum nutzte fur das 4 Jahrhundert eine Quelle die Gemeinsamkeiten mit dem Werk des Ammianus Marcellinus aufweist aber nicht mit ihm identisch sein kann siehe auch Lugen des Metrodoros Dieses Werk wiederum ist wahrscheinlich von einem heidnischen nach Bleckmann lateinischsprachigen Autor verfasst worden der wohl einen pro senatorischen Standpunkt vertrat Tatsachlich spricht viel dafur dass eine solche Grundquelle aus der neben Ammianus auch andere Autoren darunter auch der Verfasser der Epitome de Caesaribus geschopft haben existiert hat 5 Bleckmann identifizierte als Autor dieser Grundquelle den romischen Politiker und Geschichtsschreiber Virius Nicomachus Flavianus der ein verlorenes Geschichtswerk mit dem Titel Annales verfasst hat 6 Da von dem Werk jedoch nur der Name bekannt ist ist diese Zuordnung in der Forschung umstritten 7 Bleckmann vertritt nun zudem die Meinung dass man da Leon Grammatikos nun teils als fiktiver Autor betrachtet wird besser von Symeonquelle nach dem teilweise vermuteten Autor der Logothetenchronik sprechen solle 8 Literatur BearbeitenBruno Bleckmann Die Reichskrise des III Jahrhunderts in der spatantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras Quellen und Forschungen zur antiken Welt 11 tuduv Verlags Gesellschaft Munchen 1992 ISBN 3 88073 441 0 Zugleich Koln Univ Diss 1991 Bruno Bleckmann Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus In Historia 44 1995 S 83 99 Edwin Patzig Uber einige Quellen des Zonaras In Byzantinische Zeitschrift 5 1896 S 24 53 Edwin Patzig Uber einige Quellen des Zonaras II In Byzantinische Zeitschrift 6 1897 S 322 356 Anmerkungen Bearbeiten Edwin Patzig Uber einige Quellen des Zonaras In Byzantinische Zeitschrift Band 5 1896 S 24 53 Edwin Patzig Uber einige Quellen des Zonaras II In Byzantinische Zeitschrift Band 6 1897 S 322 356 Vgl Michael DiMaio The Antiochene Connection Zonaras Ammianus Marcellinus and John of Antioch on the Reigns of the Emperors Constantius II and Julian In Byzantion 50 1980 ISSN 0378 2506 S 158 185 Allerdings hat dies Umberto Roberto in seiner neuen Edition der Fragmente des Johannes wieder in Frage gestellt siehe jedoch dazu die Besprechung PDF 94 kB von Bruno Bleckmann im Gottinger Forum fur Altertumswissenschaft Vgl zusammenfassend zu diesem Aspekt Thomas M Banchich Eugene N Lane Ubersetzer The History of Zonaras From Alexander Severus to the Death of Theodosius the Great Routledge London u a 2009 ISBN 978 0 415 29909 1 S 8f Bruno Bleckmann Die Reichskrise des III Jahrhunderts in der spatantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras tuduv Verlags Gesellschaft Munchen 1992 ISBN 3 88073 441 0 passim Bruno Bleckmann Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus In Historia Band 44 1995 S 83 99 Vgl knapp zusammenfassend den Uberblick bei Udo Hartmann Das Palmyrenische Teilreich Oriens et Occidens Band 2 Steiner Stuttgart 2001 ISBN 3 515 07800 2 S 36ff Vgl zusammenfassend Bruno Bleckmann Bemerkungen zu den Annales des Nicomachus Flavianus In Historia Band 44 1995 S 83 99 hier S 94ff Timothy D Barnes und mehrere andere anglo amerikanische Forscher sprachen sich gegen Bleckmanns Ansatz aus Zuspruch erhielt er unter anderem von Francois Paschoud einem Experten fur die spatantike Geschichtsschreibung Bleckmann selbst hat allerdings einschrankend darauf verwiesen dass der Name auch durchaus nur als Etikett fur diese Quelle die mit grosser Wahrscheinlichkeit existiert hat verstanden werden kann siehe Bruno Bleckmann Die Schlacht von Mursa und die zeitgenossische Deutung eines spatantiken Burgerkrieges In Hartwin Brandt Hrsg Gedeutete Realitat Krisen Wirklichkeiten Interpretationen 3 6 Jh n Chr Historia Einzelschriften 134 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07519 4 S 47 102 hier S 91 Anmerkung 174 Vgl Bruno Bleckmann Fragmente heidnischer Historiographie zum Wirken Julians In Andreas Goltz Hartmut Leppin Hrsg Jenseits der Grenzen Beitrage zur spatantiken und fruhmittelalterlichen Geschichtsschreibung Berlin 2009 S 61 77 hier S 73 Anmerkung 54 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leoquelle amp oldid 223912540