www.wikidata.de-de.nina.az
Leonhard Bauer 9 Mai 1865 in Niederstetten 19 November 1964 in Schamlan Libanon war Missionslehrer am Syrischen Waisenhaus in Jerusalem und Pionier der arabischen Dialektologie Leonhard Bauer wurde am 9 Mai 1865 in Niederstetten nahe Bad Mergentheim in Hohenlohe geboren Sein Vater der Bauer und Weber war schickte ihn nach abgeschlossener Schulausbildung auf das Lehrerseminar in das nicht weit entfernte Kunzelsau Danach arbeitete Leonhard Bauer einige Zeit als Lehrer und Hauslehrer Bald jedoch erwachte in ihm der Wunsch in der evangelischen Mission tatig zu werden und er reiste nach Basel in ein Missionsseminar um sich auf seinen Dienst vorzubereiten Dort wurde er jedoch zu seiner grossen Enttauschung fur nicht tropentauglich befunden und musste unverrichteter Dinge wieder heimreisen Daheim fand er eine Nachricht vor dass das Syrische Waisenhaus in Jerusalem einen Lehrer fur sein Lehrerseminar suche und er bewarb sich unverzuglich fur diese Stelle An seinem 25 Geburtstag im Jahre 1890 erhielt er die Berufung an das Lehrerseminar Er zogerte nicht lange Drei Wochen spater Ende Mai Anfang Juni 1890 kam er in Jerusalem an Nach seiner Ankunft ubernahm Leonhard Bauer im Lehrerseminar den Deutsch und Franzosischunterricht Daneben bekam er den Auftrag sich so rasch wie moglich in die arabische Sprache einzuarbeiten Denn einerseits mangelte es an Lehrern fur den ebenfalls obligatorischen Arabischunterricht andererseits legte die Mission stets grossten Wert darauf das Evangelium in der jeweiligen Landessprache zu verkunden was nebenbei gesagt der Sprachwissenschaft schon so manch wertvollen Dienst erwiesen hat 1891 heiratete er Maria Schneller die Tochter des Schulgrunders Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor ein Junge starb in fruhen Jahren eine der beiden Tochter Irmela ubernahm spater von ihrer Mutter die Leitung des Madchenheims im Syrischen Waisenhaus Dass Leonhard Bauer seinen Auftrag ernst nahm beweist das bereits 1895 erschienene und in den Werkstatten des Syrischen Waisenhauses hergestellte Lehrbuch zur praktischen Erlernung der arabischen Sprache Schrift und Vulgararabisch mit dem er seinen Nachfolgern ein erstes Rustzeug in die Hand gab um sich in das Arabische einzuarbeiten Wahrend er in diesem Erstlingswerk noch zwischen Hochsprache und Umgangssprache schwankt konzentriert er sich im Folgenden ganz auf das gesprochene Arabisch seiner Umgebung 1898 erscheint die erste Auflage seiner Grammatik und Chrestomathie Das Palastinensische Arabisch Die Dialekte des Stadters und des Fellachen die zwar wie alle folgenden Auflagen auch die J C Hinrichs sche Buchhandlung in Leipzig als Verleger auf dem Titelblatt stehen hat aber ebenfalls in Jerusalem hergestellt wurde Gustaf Dalman schrieb in seinem Vorwort zur zweiten Auflage 1910 Ich wusste nicht dass irgend ein lebender arabischer Dialekt fur die Einzelheiten seines Sprachgebrauchs eine zutreffendere und inhaltsreichere Beschreibung gefunden hatte Das sollte auch noch einige Jahrzehnte bis zum Auftreten Cantineaus so bleiben und noch heute fast 100 Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage ist es eine unverzichtbare Quelle fur jeden der sich mit Dialekten Palastinas beschaftigt Zwar erscheint so manches auf den ersten Blick veraltet und ungenau doch je weiter man in die Fulle des Materials eintaucht desto klarer gewinnt das Werk an Kontur desto fundierter werden seine Angaben und in der Praxis beweist es eine Verlasslichkeit die einen immer wieder daruber staunen lasst wie ein ganzlich unvorbelasteter Laie dieses Wunderwerk in dermassen kurzer Zeit hervorbringen konnte Zumal sich Leonhard Bauer in dieser Zeit wie wir aus Zeugnissen seiner Schuler wissen mit Leib und Seele seiner ersten Pflicht dem Unterricht widmete Daneben hatte er noch zahlreiche weitere Verpflichtungen insbesondere als Organist in der Anstaltskirche und die taglichen Hausandachten morgens und abends fur die Kinder der Anstalt die er in arabischer Sprache hielt Ebenfalls 1898 erschien in der Zeitschrift des Deutschen Palastina Vereins seine Sammlung Arabische Sprichworter 1899 wurde er zum Oberlehrer und damit zum Leiter des Lehrerseminars ernannt 1903 erschien sein Buch Volksleben im Land der Bibel in dem neben der Beschreibung von Sitten und Gebrauchen zahlreiche Sprichworter Ratsel Reime und Volkslieder enthalten sind Daneben schrieb er bis zu seinem Lebensende regelmassig volkskundliche Beitrage in der Zeitschrift des Vereins des Syrischen Waisenhauses dem Boten aus Zion Einige davon fanden auch Eingang in die Zeitschrift des Deutschen Palastina Vereins Wahrend des Ersten Weltkrieges wurde das Syrische Waisenhaus von der englischen Besatzung vorubergehend konfisziert und Leonhard Bauer musste mit seiner Familie nach Deutschland ubersiedeln wo er als Lehrer an der Mittelschule in Metzingen Wurtt eine Anstellung fand Als die Anstalt 1921 an die Mission zuruckgegeben wurde war er einer der ersten die zur Stelle waren um den Lehrbetrieb wieder aufzubauen In dieser Zeit entstand das Worterbuch der arabischen Umgangssprache das 1930 im Syrischen Waisenhaus erschien und als Deutsch Arabisches Dialektworterbuch bis heute konkurrenzlos geblieben ist 1939 bei Kriegsausbruch verliessen viele deutsche Mitarbeiter die Anstalt und kehrten nach Deutschland zuruck Leonhard Bauer blieb mit seiner Familie in Jerusalem da er nicht erwartete dass man einen 75 Jahrigen noch internieren wurde Doch es kam anders Im September 1939 wurde er in ein Internierungslager nach Akko gebracht wo er als Folge der schlechten Unterbringung auf einem Auge erblindete Im November 1939 durfte er wieder nach Jerusalem zuruckkehren und ging fur kurze Zeit seinen Pflichten als Lehrer nach bis das Syrische Waisenhaus im Fruhjahr 1940 von der englischen Verwaltung endgultig geraumt und geschlossen wurde Bis 1948 lebte er mit seiner Familie in verschiedenen Internierungslagern 1946 starb seine Frau im Alter von 86 Jahren Als er im April 1948 entlassen wurde war die Lage im Land ausserst gespannt Leonhard Bauer fand mit seiner Tochter Irmela Zuflucht in Ramallah bei der christlichen Familie eines ehemaligen Mitarbeiters des Syrischen Waisenhauses in Ramallah gibt es noch heute eine kleine protestantische Gemeinde Als auch dort die Situation durch die Fluchtlingsstrome aus Jaffa Lyd und Ramleh und durch Bombenangriffe der israelischen Luftwaffe auf die Stadt immer kritischer wurde entschloss er sich wie Hunderttausende andere in dieser Zeit zur Flucht in den Libanon Im August 1948 83 Jahre alt kam er mit seiner Tochter Irmela in Schamlan auf einem Auslaufer des Libanon Gebirges 25 km sudostlich von Beirut gelegen an Hier war es ihm vergonnt nach den vergangenen turbulenten zehn Jahren wieder zur Ruhe zu kommen und seine Studien wiederaufzunehmen 1955 besuchte ihn Anton Spitaler und regte eine uberarbeitete Neuauflage des Worterbuchs an da Leonhard Bauer in der Zwischenzeit zahlreiches neues Material gesammelt hatte Unterstutzt von seiner Tochter Irmela vollendete er diese Arbeit und konnte das Erscheinen der zweiten Auflage beim Harrassowitz Verlag in Wiesbaden 1957 in seinem 93 Lebensjahr erleben Leonhard Bauer starb am 19 November 1964 in Schamlan und wurde in Beirut beerdigt Demut Fleiss und eine tiefe Religiositat haben sein Leben gepragt Schriften BearbeitenLehrbuch zur praktischen Erlernung der arabischen Sprache Schrift und Vulgararabisch Verlag des Syrischen Waisenhauses Jerusalem in Kommission bei H G Wallmann in Leipzig 1897 Volksleben im Lande der Bibel H G Wallmann Leipzig 1903 2 Auflage 1903 Das palastinensische Arabisch Die Dialekte des Stadters und des Fellachen Grammatik Ubungen und Chrestomathie Hinrichs Leipzig 1910 4 Auflage 1926 Fotomechanischer Nachdruck der 4 Auflage Leipzig 1970 Arabische Sprichworter In ZDPV Zeitschrift des Deutschen Palastina Vereins 21 1898 S 129 148 Worterbuch des palastinischen Arabisch Deutsch Arabisch H G Wallmann Leipzig Syrisches Waisenhaus Jerusalem 1933 Die zweite Auflage erschien unter dem Titel Deutsch Arabisches Worterbuch der Umgangssprache in Palastina und im Libanon Harrassowitz Wiesbaden 1957 Israels Zukunft Ev Karmel Mission Nordlingen o J 1952 2 Auflage Franz Metzingen o J 1952 Daneben weitere auch dialektologische und volkskundliche Beitrage in Der Bote aus Zion der Zeitschrift des Vereins des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem Im Artikel genannte abweichende Erscheinungsdaten oder Titel beziehen sich auf nicht in den Handel gelangte Privatdrucke des Syrischen Waisenhauses Literatur BearbeitenHermann Schneller Oberlehrer Leonhard Bauer In Der Bote aus Zion 80 Jg H 1 1965 S 6 16 Hans Dieter Haller Leonhard Bauer 1865 bis 1964 In Ders Pegasus auf dem Land Schriftsteller in Hohenlohe Baier Crailsheim 2006 ISBN 3 929233 62 2 S 160 165 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Leonhard Bauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Arabisch sprach er so perfekt wie seinen hohenlohischen Dialekt von Fritz MundleinNormdaten Person GND 140704477 lobid OGND AKS VIAF 107534816 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bauer LeonhardKURZBESCHREIBUNG deutscher MissionslehrerGEBURTSDATUM 9 Mai 1865GEBURTSORT NiederstettenSTERBEDATUM 19 November 1964STERBEORT Schamlan Libanon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonhard Bauer Missionslehrer amp oldid 236958585