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Klassifikation nach ICD 10H54 Sehbeeintrachtigung einschliesslich Blindheit binokular oder monokular ICD 10 online WHO Version 2019 Die Lebersche kongenitale Amaurose griechisch ἀmayros amauros dunkel blind auch bekannt als kongenitale tapeto retinale Amaurose oder LCA ist eine angeborene Funktionsstorung des Pigmentepithels der Netzhaut mit degenerativen Erscheinungsformen der Aderhaut Sie ist eine Erbkrankheit und wurde erstmals im Jahre 1869 von dem deutschen Augenarzt und Wissenschaftler Theodor Carl Gustav Leber beschrieben Die Betroffenen kommen bereits erheblich sehbehindert oder blind zur Welt und die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung nachfolgender Geschwister liegt bei etwa 25 1 Mehr als 10 aller angeborenen Falle von Blindheit konnen auf die Lebersche kongenitale Amaurose zuruckgefuhrt werden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Genetische Diagnostik 2 Klinisches Bild 3 Therapiemoglichkeiten 4 Geschichtliche Aspekte 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGenetische Diagnostik BearbeitenDie Lebersche Kongenitale Amaurose wird in der Regel autosomal rezessiv vererbt in seltenen Fallen jedoch auch autosomal dominant Als Ursachen der Krankheit konnten bisher unterschiedliche Mutationen identifiziert werden Bisher sind 15 Subtypen aufgrund unterschiedlicher Defekte definiert 3 4 17p13 1 LCA 1 Homozygotie des GUCY2D Gens 5 1p31 LCA 2 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des RPE65 Gens 6 14q31 3 LCA 3 Homozygotie des SPATA7 Gens 7 17p13 1 LCA 4 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des AIPL1 Gens 8 6q14 1 LCA 5 Mutation am LCA5 Gen 9 14q11 LCA 6 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des RPGRIP1 Gens 10 19q13 3 LCA 7 Homo oder Heterozygotie des CRX Gens 11 1q31 q32 1 LCA 8 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des CRB1 Gens Anm Die Retinitis pigmentosa Typ 12 geht mit Veranderungen am gleichen Gen einher 12 1p36 LCA 9 Mutation am LCA9 Gen 13 14 12q21 32 LCA 10 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des CEP290 Gens 15 7q31 3 q32 LCA 11 Heterozygotie des IMPDH1 Gens 16 1q32 3 LCA 12 Mutation am RD3 Gen Retinal degeneration 3 17 14q11 14q24 1 LCA 13 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des RDH12 Gens Anm Die Retinitis pigmentosa Typ 53 geht mit Veranderungen am gleichen Gen einher 18 4q32 1 LCA 14 Homozygotie des LRAT Gens 19 6p21 3 LCA 15 Homozygotie oder Compound Heterozygotie des TULP1 Gens Anm Die Retinitis pigmentosa Typ 14 geht mit Veranderungen am gleichen Gen einher 20 Betroffen scheint unter anderem das sogenannte RPE65 Gen zu sein dessen Defekte zur Veranderung eines Enzyms fuhren welches bei der Regeneration des Rhodopsin Sehpurpur eine wichtige Rolle spielt Eine weitere Auffalligkeit besteht im Auftreten in Verwandtenehen 21 22 Klinisches Bild BearbeitenNeben der drastischen Sehscharfenminderung mit entsprechenden Gesichtsfeldeinschrankungen in der Regel bis zur vollstandigen Erblindung treten haufig ein Nystagmus mit Strabismus auf herabgesetzte Blendungsempfindlichkeit und direkte Lichtreaktion der Pupille sowie eine Hyperopie und spater teils Linsentrubung Keratokonus 23 oder Keratoglobus Der Netzhautbefund kann anfangs unauffallig sein zeigt dann bei Fortschreiten der Erkrankung deutliche Schaden im Pigmentepithel mit Depigmentierungen und einem pfeffer und salzahnlichen Fundusbild 1 sowie eine Atrophie des Sehnerv Optikusatrophie Eine eindeutige Klarung uber das Krankheitsbild und die Abgrenzung zu anderen angeborenen Sehnervenatrophien erbringt letztlich nur eine elektrophysiologische Untersuchung in Form einer Elektroretinographie ERG 2 bei der bereits sehr fruh keine Reizantworten mehr abzuleiten sind Therapiemoglichkeiten BearbeitenNachdem die Lebersche kongenitale Amaurose lange Zeit als unheilbar galt 1 hat die Genforschung erste Erfolge hinsichtlich einer moglichen Behandlung erzielt die mittels einer Klonierung und der Injektion eines bestimmten Adenovirus unter die Netzhaut den Austausch des defekten RPE65 Gens ermoglichen soll Besonders von der Krankheit betroffenen Kindern soll hier langfristig das Sehen erhalten werden 24 Tierversuche zeigten insbesondere bei jungen Tieren bessere Ergebnisse als bei alteren 25 Nach ersten vielversprechenden Resultaten haben neuere Forschungsergebnisse gleichwohl gezeigt dass anfanglich positive Wirkungen bei einigen gentherapeutisch behandelten Patienten offenbar wieder nachgelassen haben Die Studien hinterlassen insbesondere auch die Frage nach der Auswahl der fur eine Behandlung in Frage kommenden Personen sowie nach der Dosierung 26 Dessen ungeachtet wurde im Jahr 2014 die Therapie von der US Arzneibehorde FDA als ein potenzieller Durchbruch eingestuft was den Beginn einer weiteren Phase III Studie und damit die Weiterfuhrung der Forschungsarbeiten ermoglichte Erste Ergebnisse dieser Studie wurden bereits vorgelegt und haben zur Folge dass die Herstellerfirma trotz offener Fragen und teils kritischen Beurteilungen bei der FDA eine Zulassung des Behandlungsverfahrens beantragen will 27 28 Mitte 2017 berichteten S Russell und Kollegen von einer erfolgreichen Gentherapie bei defektem Gen RPE65 mittels Adenovirus basierter Gentherapie Vektor ein Adeno assoziiertes Virus mit RPE65 mit Bezeichnung AAV2 hRPE65v2 29 In der Zwischenzeit ist fur die Mutation im RPE65 Gen eine Gentherapie sowohl in der EU als auch in der USA zugelassen Naheres siehe in Gentherapie der Leberschen kongenitalen Amaurose Geschichtliche Aspekte BearbeitenTheodor Leber beschrieb das Krankheitsbild erstmals 1869 Zwei Jahre spater erkannte und veroffentlichte er deren gehauftes Auftreten bei Blutsverwandten 1957 konnte Carl Henry Alstrom erstmals fur 10 der Falle von angeborener Blindheit in Schweden einen autosomal rezessiven Erbgang nachweisen 5 Siehe auch BearbeitenRetinopathia pigmentosa Pro Retina DeutschlandWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Amaurose Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Berufsverband der Augenarzte Deutschlands BVA Leitlinie Nr 7 Versorgung von Sehbehinderten und Blinden PDF 76 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b c Axenfeld Pau Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1980 ISBN 3 437 00255 4 S 550 a b Wolfgang Hammerstein Walter Lisch Ophthalmologische Genetik Enke Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 432 94941 3 S 8 OMIM Phenotype Map hier online Lebersche Kongenitale Amaurose In Orphanet Datenbank fur seltene Krankheiten a b OMIM 204000 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 204100 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 604232 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 604393 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 604537 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 613826 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 613829 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 613835 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 608553 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch T Jeffrey Keen Moin D Mohamed Martin McKibbin Yasmin Rashid Hussain Jafri Irene H Maumenee Chris F Inglehearn Identification of a locus LCA9 for Leber s congenital amaurosis on chromosome 1p36 In European Journal of Human Genetics 11 S 420 423 doi 10 1038 sj ejhg 5200981 OMIM 611755 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 613837 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 610612 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 612712 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 613341 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch OMIM 613843 Lebersche Kongenitale Amaurose In Online Mendelian Inheritance in Man englisch Rudolf Sachsenweger Neuroophthalmologie Thieme Verlag Stuttgart 1983 ISBN 978 3 13 531003 9 S 112 Lebersche Kongenitale Amaurose In Orphanet Datenbank fur seltene Krankheiten Lebersche kongenitale Amaurose RetinaScience Albert M Maguire et al Age dependent effects of RPE65 gene therapy for Leber s congenital amaurosis a phase 1 dose escalation trial In The Lancet 374 2009 S 1597 1605 doi 10 1016 S0140 6736 09 61836 5 Gentherapie erhalt Sehleistung bei Kindern mit erblicher Erblindung Memento des Originals vom 28 Oktober 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www aerzteblatt de In Deutsches Arzteblatt Montag 26 Oktober 2009 Lebersche Kongenitale Amaurose Nachlassende Wirkung der Gentherapie Deutsches Arzteblatt Mai 2015 Erste Ergebnisse der Gentherapie Studie bei RPE65 Mutation in USA veroffentlicht Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www concept ophthalmologie de CONCEPT Ophthalmologie de Oktober 2015 Andrew Pollack Eye Treatment Closes In on Being First Gene Therapy Approved in U S New York Times 5 Oktober 2015 S Russell J Bennett J A Wellman et al Efficacy and safety of voretigene neparvovec AAV2 hRPE65v2 in patients with RPE65 mediated inherited retinal dystrophy a randomised controlled open label phase 3 trial In The Lancet 13 Juli 2017 390 10097 S 849 860 doi 10 1016 S0140 6736 17 31868 8 PMID 28712537Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lebersche Kongenitale Amaurose amp oldid 225653018