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Als Lebensraum aus zweiter Hand bezeichnet man in der angewandten Okologie Lebensraume die entweder eigens von Menschen fur den Naturschutz angelegt wurden oder ehemals naturliche Lebensraume die bereits vom Menschen beeinflusst worden sind und die durch gezielte Massnahmen naturnaher gestalten werden Ziele sind etwa die Erhohung der Biodiversitat oder die Ansiedlung von aus Sicht des Naturschutzes gunstigen Organismen Kiesgruben sind vom Menschen geschaffene Naturraume die fur viele unter Naturschutz stehende Tier und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum darstellen Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Praxis 3 Diskussion 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte Bearbeiten nbsp Otto Koenig erkannte dass fur die Bestandserhaltung der Grosstrappe vom Menschen geschaffene Lebensraume notig sindDie Bedeutung von sekundaren Lebensraumen fur den Naturschutz ist schon seit den fruhen 1970er Jahren in Deutschland ein Thema 1 Der Begriff stammt wohl aus der Kiesgrubenrevitalisierung In Osterreich wird der Begriff Lebensraum aus zweiter Hand oft mit Otto Koenig verbunden Otto Koenig lernte das Konzept auch im Kreise der Gruppe Okologie kennen die sich 1972 um damals bekannte Naturschutzaktivisten Biologen und Publizisten wie Hubert Weinzierl Konrad Lorenz Irenaus Eibl Eibesfeldt Paul Leyhausen Horst Stern und Heinz Sielmann gebildet hatte 2 Koenig besuchte diese Gruppe zumindest einmal um 1980 Er verwendete diesen Begriff als einer der ersten zu Beginn der 1980er Jahre im Zusammenhang mit Revitalisierungen von Stauraumen an damals geplanten weiteren Wasserkraftwerken am Kamp Niederosterreich spater 1984 auch als Argument fur das geplante und nie verwirklichte Wasserkraftwerk Hainburg an der Donau unterhalb von Wien Den Begriff Lebensraum aus zweiter Hand fuhrt Koenig selbst auf kunstliche Lummenfelsen auf der Vogelwarte Helgoland zuruck von denen er anlasslich eines Besuchs auf der Vogelwarte horte wo ein Lummenfelsen aus Beton hergestellt werden sollte der dem Sturm und dem Wellenschlag der Nordsee besser Widerstand leisten konnte als der standig abbrockelnde Sandstein 3 Praxis BearbeitenHeute ist die Initiierung von naturnahen Lebensraumen mittels gezielter Massnahmen gangige Praxis In Umsetzung von Auflagen in Naturschutzverfahren und UVP Verfahren entsprechend den EU Richtlinien aber auch in Naturschutzgesetzen ist die Wiederherstellung und Verbesserung von durch menschliche Tatigkeit veranderten Lebensraumen mittlerweile selbstverstandlich Beispiele Trockenrasen in der Kulturlandschaft bedurfen der regelmassigen Beweidung oder der Mahd damit nicht Busche und Baume uberhandnehmen intensive Wirtschaftswalder werden durch Bestandsumwandlung zu Waldern mit bestandsgerechten Baumarten zuruckentwickelt und der Totholzanteil erhoht fruhere Feuchtlebensraume werden wieder vernasst die Vernetzung zwischen Lebensraumen wird z B durch Grunbrucken wiederhergestellt der Bracheanteil in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten wird erhoht die Fliessgeschwindigkeit von Flussen wird durch bauliche Massnahmen verringert und die Durchlassigkeit fur Fischwanderungen z B durch Fischtreppen wird wiederhergestelltViele dieser Massnahmen betreffen Lebensraume die in der Vergangenheit beeintrachtigt worden sind oft werden sie als Ausgleichsmassnahmen fur Eingriffe beantragt und umgesetzt 4 In einem engeren Sinn wird Lebensraum aus zweiter Hand auch heute noch in der Kiesgrubenrevitalisierung gebraucht 5 Auch bei Projekten der Heinz Sielmann Stiftung spielt das Konzept bis heute eine zentrale Rolle 1 Diskussion BearbeitenDas Konzept des Lebensraums aus zweiter Hand steht dem Konzept des konservierenden Naturschutzes gegenuber Konservierende Naturschutzer verwenden den Begriff manchmal mit negativer Konnotation als Gegensatz zu naturlichen also ohne menschliches Zutun entstandene oder erhaltene Naturraume Dabei ist heute in Europa die uberwiegende Zahl der Lebensraume von den Ackerbaulandschaften der Tieflander uber die Auwalder von regulierten Flussen die forstwirtschaftlich genutzten Walder bis zu den Almen der Gebirge die durch Viehhaltung und Weidewirtschaft gepragt sind als vom Menschen beeinflusst einzustufen 6 Weblinks BearbeitenOliver Bender et al 100 Jahre Otto Koenig Pionier in Naturschutz und Kulturethologie 2015 matreier Gesprache online books google at Dr Bruno P Kremer Lebensraum aus zweiter Hand Steinbruche und Kiesgruben als Aufgabenfelder fur den Naturschutz Landschaftspflegeverband Aichach Friedberg Vom Menschen geschaffen Lebensraume aus 2 Hand Ministerium fur Umwelt Klima und Energiewirtschaft Baden Wurttemberg Naturschutzgebiet Zugmantel Bandholz Lebensraum aus zweiter Hand abgerufen am 20 Oktober 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b Dingethal F J Jurging P Kaule G Weinzierl W Kiesgrube und Landschaft Handbuch uber den Abbau von Sand und Kies Rekultivierung und Renaturierung Verlag Paul Parey Hamburg 1985 Taschwer K Foger B Konrad Lorenz Biographie Paul Zsolnay Verlag Wien 2003 Otto Koenig Naturschutz an der Wende Jugend und Volk Wien 1990 S 139 U Schmid M Nebel Natur in der Stadt Lebensraume aus zweiter Hand Stuttgarter Beitrage zum Naturschutz Lebensraum aus zweiter Hand In www kreis ahrweiler de Abgerufen am 13 Juli 2016 otti wilmanns Okologische Pflanzensoziologie Quelle und Meyer Heidelberg Wiesbaden 1993 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lebensraum aus zweiter Hand amp oldid 213877025