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Als laterale Hemmung auch Umfeldhemmung laterale Inhibition Lateralhemmung oder Lateralinhibition genannt bezeichnet man in der Neurobiologie ein Verschaltungsprinzip der Nervenzellen indem eine aktive Nervenzelle die Aktivitat der benachbarten Zellen hemmt Dieses allgemeine neurophysiologische Prinzip tritt im gesamten Zentralnervensystem auf das am besten erforschte Beispiel ist die Erregung der Zapfen durch Tageslicht die die Reizweiterleitung der Stabchen hemmt 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Verschaltungsprinzip der lateralen Hemmung 2 Vorkommen 3 Laterale Hemmung in der Entwicklungsbiologie 4 Laterale Hemmung als Inspiration fur kunstliche neuronale Netzwerke maschinelles Lernen 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerschaltungsprinzip der lateralen Hemmung Bearbeiten nbsp Vereinfachtes Verschaltungsprinzip der lateralen HemmungDie Zeichnung auf der rechten Seite vereinfacht das Verstandnis dieses Prinzips Zu sehen sind drei Rezeptoren beispielsweise auf der Oberflache der Haut Die beiden ausseren werden starker erregt als der innere Rezeptor Die nebenstehenden Zahlen sind beliebige relative Einheiten die Auskunft uber die Starke geben sollen Je grosser die Zahl desto grosser die Erregung Positive rote Zahlen sind erregend negative grune Zahlen sind hemmend Die Starke der Erregung wird nun in eine Aktionspotential Frequenz umgewandelt und weitergeleitet Das abgebildete Verschaltungsschema zeigt inhibitorische Interneurone die ein erregendes ankommendes Signal Afferenz in ein hemmendes inhibitorisches fortfuhrendes Signal umwandeln Der Switch von einer Erregung in eine Hemmung geschieht mittels unterschiedlicher Neurotransmitter hemmend GABA Glycin Adrenalin 3 Durch diese inhibitorischen Interneurone wird die nebenliegende Ubertragung auf ein sog zweites Neuron abgeschwacht Diese Abschwachung erfolgt proportional zur Erregung des Interneurons Hemmung negative grune Zahlen in der Abb Durch einfaches Summieren der erregenden und hemmenden Einflusse auf das zweite Neuron ergibt sich eine Kontrastverstarkung Graphisch wird dies durch das nebenstehende Diagramm dargestellt Vorkommen BearbeitenSie tritt in kompliziert verflochtenen Schaltkreisen auf wie sie beispielsweise in Ganglienzellknoten oder beim Auge in den oberen Schichten der Retina lokalisiert sind 4 In der Retina werden die inhibitorischen Interneurone als Horizontalzellen bezeichnet und dienen der seitlichen Verschaltung der Fotorezeptoren Stabchen und Zapfen 5 Zur Verstarkung des Bildkontrastes und der raschen Erkennung von Bewegungen hat die Netzhaut jedoch noch weitere komplexe Moglichkeiten der Verschaltung Das Ergebnis der lateralen Hemmung ist vor allem die Kontrastverstarkung und damit die Herausbildung von Gestaltgrenzen die als Grundlage der raumlichen Orientierung dienen konnen Laterale Hemmung in der Entwicklungsbiologie BearbeitenMit dem Begriff der lateralen Hemmung bezeichnet man auch einen Regulationsweg in der Entwicklungsbiologie Sie wird zum Beispiel durch den Notch Signalweg vermittelt Da die Entwicklung von Vielzellern einen komplexen Prozess darstellt ist das genaue Steuern von Proliferation und Spezialisierung erforderlich Hierbei wird vermutet dass laterale Inhibition uber der den Notch Signalweg eine wichtige Rolle spielt 6 Bei der lateralen Inhibition wird zumeist eine binare Entscheidung uber die weitere Entwicklung einer Zelle getroffen 7 Hierbei sind zunachst alle Zellen vom selben Typ bis eine Zelle durch einen stochastischen Prozess eine Asymmetrie im Bezug auf Delta hat und mehr Delta als alle umgebenden Zellen exprimiert Durch eine darauf folgende positive Ruckkopplung verstarkt sich diese Asymmetrie und bei den anderen Zellen wird Delta inhibiert und mehr Notch exprimiert So werden diese Zellen zu Zellen des anderen Typs 8 Dieser Prozess spielt beispielsweise bei der Ausbildung von einer exakten Struktur von Haarzellen und unterstutzenden Zellen im Ohr eine Rolle Hierbei wurde bei Huhnern nachgewiesen dass Notch zunachst die Ausbildung von sogenannten prosensorischen Zellen initiiert und darauf hin wird durch laterale Inhibition die Menge und Verteilung der endgultigen Haarzellen reguliert 9 Laterale Hemmung als Inspiration fur kunstliche neuronale Netzwerke maschinelles Lernen BearbeitenIn sogenannten convolutional neural networks CNNs wird der Prozess der lateralen Hemmung simuliert indem in einem Max Pooling Schritt innerhalb eines Layers Neuronen nach den aktivsten Neuronen selektiert werden 10 wahrend benachbarte inaktivere Neuronen fur weitere Berechnungsschritte des Netzwerkes ausgeschaltet werden 11 Siehe auch BearbeitenMachsche Streifen Optische TauschungWeblinks BearbeitenMathematische Modelle der UmfeldhemmungEinzelnachweise Bearbeiten Ashish Bakshi Kuntal Ghosh A Neural Model of Attention and Feedback for Computing Perceived Brightness in Vision In Handbook of Neural Computation Elsevier 2017 ISBN 978 0 12 811318 9 S 487 513 doi 10 1016 b978 0 12 811318 9 00026 0 elsevier com abgerufen am 23 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