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Lateinamerikanische Stadte weisen oft typische gemeinsame Merkmale auf die aus ihrer sozio historischen Vergangenheit erklarbar sind Inhaltsverzeichnis 1 Typisierte Entwicklungsphasen 1 1 Vorkoloniale Zeit 1 2 1550 1840 1 3 1840 1900 1 4 1900 1950 1 5 Seit 1950 2 Typische bauliche Merkmale 2 1 Spanisches Stadtmodell 2 2 Portugiesisches Stadtmodell 2 3 Heutige Situation 3 Soziale Merkmale 4 Wirtschaftliche Merkmale 5 Probleme lateinamerikanischer Grossstadte 5 1 Stadtokologische Probleme 5 2 Elendsviertel 6 Siehe auchTypisierte Entwicklungsphasen BearbeitenVorkoloniale Zeit Bearbeiten nbsp Die Inka Festung Machu PicchuVor der Kolonialzeit bevolkerten Hochkulturen wie die Azteken Maya Olmeken Zapoteken und Inka das heutige Lateinamerika Ein Grossteil ihrer Stadte war an der West und Ostkuste angesiedelt Im Zentrum dieser Stadte befanden sich um Hauptplatze und Hauptwegeachsen Tempelanlagen Pyramiden Palaste Zeremonialzentren Observatorien Ballspielstatten und Anderes darum befanden sich zumeist recht ungeordnet die Wohnstatten Beispiele fur solche Stadte sind Tenochtitlan Azteken Mexiko Chichen Itza Maya Mexiko Copan Maya Honduras Palenque Maya Mexiko und Monte Alban bei Oaxaca Zapoteken Mexiko Einige Stadte vorwiegend in den Bergen waren in einem Terrassen Treppen und Wegesystem angeordnet beispielsweise Machu Picchu Inka Peru und die Inka Terrassen bei Pisac Peru 1550 1840 Bearbeiten Die spanischen Siedler liessen sich meist im kontinentalen Zentrum der Lander nieder und grundeten neue Stadte wodurch deren Anzahl deutlich stieg Die Machtzentren der bisherigen Kulturen wurden entweder zerstort oder uberbaut Das Zentrum der Stadt war wie auch in Spanien der Hauptplatz die Plaza Mayor mit Kathedrale Rathaus und Regierungssitz umgeben von Wohnvierteln als Schachbrettmuster in quadratischen Blocks sogenannte manzanas oder cuadras von 120 m 120 m 1840 1900 Bearbeiten Noch vor 1900 begann die erste Verstadterungsphase mit Binnenwanderung und Einwanderung zum Teil auch aus anderen Kontinenten Dabei wuchsen die Stadte zellenformig 1900 1950 Bearbeiten Die Zweite Verstadterungsphase setzte mit der beginnenden Modernisierung ein Die Industrialisierung wurde unter anderem durch den zunehmenden Auf und Ausbau der Eisenbahninfrastruktur vorangetrieben Die Oberschicht siedelte sich daraufhin nach und nach in den Randgebieten der Stadt Stadtperipherie an Suburbanisierung In der Peripherie bilden sich Arbeitervororte Sektorenbildung Es bildeten sich langsam von Gewerbe und Konsum gepragte Innenstadte Starke physiognomische Verstadterung setzte ein Es wurden verstarkt Vecindades Wohnbauten mit gemeinsamen Kuchen und oder Badern gebaut In vielen Fallen wuchsen die Stadte ungleichformig z B entlang der Eisenbahnschienen asymmetrische Baulinie Seit 1950 Bearbeiten Die Zeit seit 1950 wurde hauptsachlich von Metropolisierung und Wirtschaftsaufschwung gepragt Der Einzelhandel hoher Qualitat verlagerte sich in die Stadtzentren Parallel dazu entwickelte sich eine starke Kultur des Strassenhandels fur Waren von geringerem Wert und Qualitat Oft entstanden moderne Kernstadte mit Buros und Banken Aufgrund der starken Zuwanderung von hauptsachlich verarmten Landbewohnern setzte eine starke Slum Bildung ein die zum Teil auch die verlassenen Patio Hauser aus der Kolonialzeit erfasste Mit steigender Autoverkehrskonzentration durch den Umzug der Oberschicht in die Stadtperipherie und das allgemeine Wachstum wurde die Luftverschmutzung zunehmend problematisch Typische bauliche Merkmale BearbeitenSpanisches Stadtmodell Bearbeiten nbsp Die Plaza Mayor von Mexiko Stadt mit Blick auf die KathedraleDie spanischen Siedler liessen sich meist im kontinentalen Zentrum der Lander nieder Die Hauptstrassen sind daher auf zentral gelegene Stadte ausgerichtet Seit der Generalinstruktion 1521 wurden alle neuen baulichen Erweiterungen nach dem Schachbrettmuster angelegt Das Zentrum der Stadt war der Hauptplatz die Plaza de Armas mit Kathedrale Rathaus und Regierungssitz Sie war umgeben von Wohnvierteln die in quadratischen Blocks sogenannte manzanas von 120 m 120 m angelegt waren Um diese Wohnviertel herum befand sich der Ejido Urbano ein quadratisches Stuck Land das in grossere Parzellen meist 8 8 manzanas eingeteilt waren auf denen Agrarwirtschaft betrieben wurde Ab dem 19 Jahrhundert begann sich die Stadtform langsam aufzulockern Das Schachbrettmuster aus der Kolonialzeit blieb jedoch als Merkmal der allermeisten Stadte Hispanoamerikas erhalten Die ursprunglichen Wohnhauser Patiohauser mit Innenhof wurden durch grossere Wohnblocks ersetzt bis hin zum Hochhaus Boom des 20 Jahrhunderts Portugiesisches Stadtmodell Bearbeiten Im portugiesischsprachigen Raum wurden die Stadte meist an der Kuste gegrundet nahe naturlicher Hafen wie Buchten um den Handel zu begunstigen Es gab keine geometrischen Anordnungen wie etwa das Schachbrettmuster sondern die Bebauung richtet sich nur auf die Beschaffenheit der Umgebung Berge Kuste Exposition Heutige Situation Bearbeiten Das Wachstum der Stadte Lateinamerikas vollzieht sich heute meistens an den Haupt Ausfallstrassen Dort werden Industriegebiete und etwas abseits Wohngebiete ausgewiesen manchmal bilden sie sich auch spontan je nach Einfluss der Stadt in den Urbanisierungsprozess Besonders wenn eine grosse Industrieanlage die Wirtschaft der Stadt dominiert werden auch eigene Viertel fur die Arbeiter dieser Industrie nahe der Produktionsstatte angelegt nbsp Informelle Siedlung in ComasRund um die offiziell ausgewiesenen Wohngebiete legen sich oft Ringe von informellen Siedlungen bewohnt meist von Binnenwanderern Diese verbessern haufig nach und nach entweder spontan oder nach staatlichen oder von Nichtregierungsorganisationen organisierten Infrastrukturprogrammen ihre Bausubstanz und Infrastruktur ihre Grundbesitzverhaltnisse werden legalisiert und sie werden so zu normalen Stadtvierteln Eine begleitende Tendenz ist die Auslagerung der informellen Siedlungen in Sozialwohnungsviertel am Stadtrand Die Viertel der Ober und Mittelschicht liegen haufig in zwei klar unterscheidbaren Gebieten der Stadt einmal nahe dem Zentrum oft in sanierten Stadtteilen der Altstadt und andererseits ebenfalls an der Peripherie in Villenvierteln mit grossen Grundstucken Die zweite Tendenz wird seit den 1980er Jahren immer starker haufig werden grosse geschlossene Wohnanlagen angelegt die das Stadtgebiet weit in die Peripherie ausdehnen Soziale Merkmale BearbeitenHaufig anzutreffen in lateinamerikanischen Grossstadten ist eine extreme Ungleichheit der Wohnverhaltnisse Wahrend die Villenviertel der Reichen selbst im europaischen Vergleich komfortabel wirken wohnt ein manchmal hoher Anteil der Bevolkerung in informellen Siedlungen mit nur rudimentarer Infrastruktur Das Phanomen der informellen Siedlungen ist in den meisten Landern Lateinamerikas allerdings seit den spaten 1990er Jahren auf dem Ruckzug Grund ist meist nicht nur die etwas bessere wirtschaftliche Situation sondern vor allem ein Abflauen der Binnenwanderungsbewegungen die diese Siedlungen in der Vergangenheit verursacht hatten Ein haufiges Phanomen lateinamerikanischer Stadte ist dass man die Peripherie in sozio okonomisch unterschiedliche Zonen einteilen kann deren Zuordnung insbesondere den landschaftlich klimatischen Bedingungen der jeweiligen Gebiete entspricht die sie mehr oder weniger attraktiv machen Beispiele In Buenos Aires in dem der Rio de la Plata von Nordwest nach Sudost fliesst lebt die Oberschicht tendenziell im Nordwesten der Stadt Die grossten Viertel der Unterschicht befinden sich sudostlich des Zentrums wo der Fluss bereits von Industrieabwassern verschmutzt ist Im uber 3 500 m hoch in einem Talkessel gelegenen und daher vom Klima her kalten La Paz wohnt die Oberschicht in den klimatisch begunstigten tiefer gelegenen Gebieten wahrend die Unterschicht an den Berghangen oder auf der umgebenden Hochebene in der Nachbarstadt El Alto wohnt Umgekehrt ist die Situation im ebenfalls in einem Talkessel gelegenen Cordoba Argentinien das ein warmgemassigtes Klima mit vielen Hitzetagen aufweist Dort wohnt die Oberschicht hauptsachlich in hoher gelegenen damit kuhleren und auch landschaftlich attraktiveren Vororten nordwestlich des Stadtzentrums wahrend die Unterschicht an der Peripherie im Talkessel selbst wohnt Wirtschaftliche Merkmale BearbeitenDie Industrie ist in den Stadten Lateinamerikas unterschiedlich stark ausgepragt Insbesondere in den Andenlandern wie etwa Peru oder Bolivien und Teilen Mittelamerikas Guatemala Honduras ist sie nur wenig entwickelt wahrend in Staaten wie Brasilien und Argentinien grosse Industriegebiete die Stadte pragen Die Industriegebiete sind allgemein an den Hauptausfallstrassen der Stadte angesiedelt und oft wegen des Fehlens einer einheitlichen Raumplanung mit Wohngebieten gemischt Probleme lateinamerikanischer Grossstadte BearbeitenStadtokologische Probleme Bearbeiten Die okologischen Probleme lateinamerikanischer Stadte resultieren oft aus dem durchgangigen starken Bevolkerungswachstum der Stadte in der Zeit zwischen 1880 und 1980 das vor allem auf Binnenwanderungsbewegungen zuruckgeht Obwohl dieses Wachstum heute fast uberall deutlich gebremst ist bleiben grosse Infrastrukturprobleme bestehen die besonders in den armeren Landern nur langsam angegangen werden konnen So haben einige lateinamerikanische Stadte im internationalen Vergleich sehr hohe Luftschadstoffkonzentrationen da lange auf die Anlegung von Grunanlagen verzichtet wurde und die Industriebetriebe keinerlei Normen zum Umweltschutz Filterung der Abgase einhielt Viele Stadte verfugen uber keine oder nur unzureichende Klareinrichtungen was Auswirkungen auf die Qualitat des Trinkwassers hat Ein weiteres Problem ist die unzureichende Mullentsorgung Entweder wird der Mull verbrannt meist in offenen Feuern ohne jegliche Schadstofffilterung oder er wird auf teilweise grossen Deponien entsorgt die ohne sorgfaltige Studien z B uber die Beeintrachtigung des Grundwassers angelegt werden Elendsviertel Bearbeiten Siehe auch Slum und Informelle Siedlung In den Elendsvierteln in Brasilien auch Favelas genannt in Mexiko Ciudades perdidas und in Peru Barriadas leben die Menschen auf engstem Raum zusammen Die hygienischen Bedingungen sind oft sehr schlecht es gibt z B kaum Kloakensysteme Deshalb sind die Moglichkeiten fur die Ausbreitung von Krankheiten sehr hoch Die Kriminalitat Mord Raub Vergewaltigungen ist in grossen Elendsvierteln ebenfalls oft hoher als in anderen Vierteln vielfach sind Drogen und Waffenhandel auf diese Gebiete konzentriert Siehe auch BearbeitenNordamerikanische Stadt Orientalisch islamische Stadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lateinamerikanische Stadt amp oldid 217802531