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Das ehemalige Landesgefangnis befindet sich an der Salinenstrasse 4 in Schwabisch Hall am ostlichen Ufer des Kochers Es hat in der Bevolkerung den Spitznamen Kocherhotel erhalten und trug wahrend der Zeit seines Bestehens verschiedene Bezeichnungen Landesgefangnis war es ab 1871 1 Seit 2011 wird es als Haus der Bildung genutzt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Umnutzung und Umgestaltung 3 Filialeinrichtungen der Justizvollzugsanstalt 4 Bekannte Gefangene 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEiner Anekdote nach stand die Stadt vor der Wahl entweder den Bau einer Kaserne oder den eines Gefangnisses zu akzeptieren und entschied sich dann mit Rucksicht auf die Sitten der Burgertochter fur das Gefangnis In Wirklichkeit wurde jedoch der Bau eines Gefangnisses 1839 von Konig Wilhelm ohne Befragung der Bevolkerung verfugt nachdem die Einfuhrung eines neuen Strafgesetzbuches und damit auch eine Neuorganisation des Strafvollzugswesens in Wurttemberg beschlossen worden war Da Hall Sitz eines Oberamtes war war die Errichtung einer Strafvollzugsanstalt in einem solchen Ort naheliegend und weil man sich einen wirtschaftlichen Aufschwung in Hall erhoffte wurde der Bau des Gefangnisses auch durchaus begrusst Die Stadt stellte Gelande fur den Bau zur Verfugung Vorgesehen war ein Gefangnis fur den Jagstkreis sowie eine Strafanstalt fur jugendliche Verbrecher aus ganz Wurttemberg Bevor das neue Gefangnis errichtet war wurde provisorisch der einstige Marstall in der Salinenstrasse fur den Strafvollzug genutzt Heute befindet sich in diesem Gebaude die Fachhochschule nbsp Salinenstrasse 4 Landesgefangnis 1847Mit dem Neubau wurde 1843 begonnen die ersten Gefangenen wurden im Oktober 1846 dort untergebracht obwohl das Bauwerk erst 1849 vollendet wurde Eugen Gradmann erwahnt den Bau in seiner 1907 erschienenen Schrift Die Kunst und Altertums Denkmale der Stadt und des Oberamtes Schwabisch Hall unter der Rubrik Klassizismus des 19 Jahrhunderts Er nennt 1847 als Baujahr 3 Das Gefangnis besass damals einen zentral positionierten Verwaltungsbau rechts und links flankiert von den Gebauden fur Manner und Frauen Hinter dem Verwaltungsbau befand sich noch ein Gefangnis fur Jugendliche Zur Resozialisierung wurden die Gefangenen handwerklich beschaftigt bzw ausgebildet unter anderem wurden in der Anstalt eine Buchbinderei eine Schlosserei und eine Backerei eingerichtet was fur die ortsansassigen Gewerbetreibenden eine unwillkommene Konkurrenz darstellte Fur die 550 Haftlinge die um 1850 in der Anstalt untergebracht waren wurden neben dem Leiter zwei Geistliche ein Wundarzt zwei Lehrer elf Aufseher und vier Aufseherinnen benotigt Eduard Jeitter der das Gefangnis ab 1860 leitete gehorte zu den Entwicklern des Haller Modells einer padagogischen Konzeption die auf die Besserung und Wiedereingliederung der jugendlichen Strafgefangenen hinarbeitete Das Modell wurde in Fachkreisen sehr bekannt dennoch wurde der Jugendstrafvollzug im Jahr 1876 von Schwabisch Hall nach Heilbronn verlegt Schon zuvor hatte die ursprunglich vorgesehene Nutzung der Anlagen einen Wandel erfahren Seit 1858 gab es keine weiblichen Gefangenen mehr in Schwabisch Hall nbsp Das Gefangnis noch ohne Erweiterungsbauten um 1895 Ausschnitt aus einem Druck von E Hochdanz nach einem Gemalde von F Romfort Verlag von Hobbing amp Buchle StuttgartAb der Umwandlung zum Landesgefangnis im Jahr 1871 wurden Gefangene aus ganz Wurttemberg in Schwabisch Hall untergebracht In den Jahren 1898 und 1899 wurde unterhalb des Badtorles ein dreigeschossiger Zellentrakt hinzugefugt 1928 bis 1931 wurde die ganze Anlage modernisiert und erweitert Dabei wurden vorhandene Bauwerke zum Teil auch aufgestockt Zu dem Zellentrakt wurde ein sechsstockiger Turm hinzugefugt und in einem Neubau zur Gelbinger Gasse hin wurden Kuchen Bader und Krankenrevier untergebracht Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Haftlinge in der Rustungsindustrie beschaftigt Als Schwabisch Hall am 17 April 1945 durch die US Armee besetzt wurde kamen neben Opfern des NS Regimes auch Kriminelle frei die vorgegeben hatten politische Gefangene zu sein Die US Armee benutzte die Gefangnisbauten zunachst um Zivilisten mit NS Vergangenheit Kriegsgefangene und mutmassliche Kriegsverbrecher darin unterzubringen spater wurden dort straffallige Displaced Persons inhaftiert Ab 1948 stand die Anstalt wieder unter deutscher Verwaltung und wurde als Zuchthaus verwendet ehe sie wieder Landesgefangnis und 1952 Jugendstrafanstalt des Landes Baden Wurttemberg wurde 1961 wurden erste Forderungen laut den Gefangnisbetrieb in der alten Anstalt aufzugeben Als Grunde wurden mangelnde Wirtschaftlichkeit und Sicherheitsmangel genannt In der Funktion als Jugendstrafanstalt war das Gefangnis mit 500 bis 600 Inhaftierten ausserdem uberbelegt weshalb 1974 die Jugendstrafanstalt Adelsheim ihren Betrieb aufnahm und den Standort Schwabisch Hall entlastete In der Folge entwickelte der Jugendstrafvollzug in Schwabisch Hall sich wieder zu einem Modell das viel Anerkennung erhielt Dennoch wurde das Gefangnis in Schwabisch Hall 1996 wieder mit Erwachsenen belegt nachdem die Zahl der Jugendlichen im Vollzug stark zuruckgegangen war Die Planungen zur Aufgabe des Gefangnisbetriebs im Landesgefangnis waren indes weiterverfolgt worden Unter anderem war 1982 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben worden 1986 ein Tauschvertrag abgeschlossen worden nach dem die Stadt fur den Neubau eines Gefangnisses ein Gelande in der Stadtheide bereitstellen und ausserdem 7 35 Millionen DM fur die Ubernahme des alten Gefangniskomplexes bezahlen sollte Doch 1992 war aus Finanzgrunden ein Planungsstopp fur den Neubau des Gefangnisses verhangt worden so dass das neue Gefangnis erst in den Jahren 1995 bis 1998 errichtet werden konnte Schliesslich zog die Vollzugsanstalt zwar in den Neubau in der Stadtheide musste jedoch wegen mangelnder Kapazitaten einen Teil des alten Gefangnisses wieder zuruckmieten und mit Haftlingen belegen Die Stadt als neue Besitzerin des ehemaligen Gefangnisareals hatte zwar eine Umgestaltung dieses Gelandes geplant musste jedoch 2002 ihre Plane fur das neue Kocherquartier aus finanziellen Grunden vorerst wieder aufgeben Mittlerweile hat der Abriss ehemaliger Gefangnisgebaude auf dem Gelande begonnen Der Ursprungsbau des ehemaligen Landesgefangnisses ist jedoch denkmalgeschutzt und bleibt weitgehend erhalten 1 Nord Sud und Mittelbau des Bauwerks von 1846 blieben stehen wohingegen der Ostbau im Jahr 2007 abgerissen wurde Der erhaltene Baukorper ist fast 120 Meter lang Umnutzung und Umgestaltung BearbeitenBei der Renovierung und Umnutzung ab Herbst 2009 versuchte man die ursprungliche Struktur des einstigen Gefangnisses zu konservieren So blieben z B die schmalen Raume die als Einzelzellen dienten zum Teil erhalten ebenso die historischen Boden und Zellenturen Im Nordflugel des Nordbaus wurde im 1 Obergeschoss eine Musterzelle zur Erinnerung an die Geschichte des Gebaudes eingerichtet Stahl Glas Brucken wurden als Ersatz fur die um 1930 errichteten massiven Zwischenbauten gebaut womit sich die Fassade zum Kocher hin wieder dem Erscheinungsbild des Gefangnisses um die Zeit der Errichtung nahert Seit 2011 wird das ehemalige Gefangnis neu genutzt unter anderem sind Volkshochschule und Musikschule darin untergebracht wahrend das Erdgeschoss gewerblich genutzt wird Die Umgestaltungsmassnahmen wurden von dem ortsansassigen Architekten Lorenz Kraft geplant und von der Stadtischen Wohnbaugesellschaft GWG durchgefuhrt 2 Filialeinrichtungen der Justizvollzugsanstalt Bearbeiten1877 wurde die Filialanstalt Kleincomburg fur 60 bis 90 Gefangene eingerichtet in der heute der gelockerte Vollzug praktiziert wird spater kam noch das sogenannte Blockhaus das alte Amtsgerichtsgefangnis an der Unterlimpurger Strasse hinzu Dieser Bau wurde als Freigangerheim genutzt Seit seinem Abriss im Jahr 1986 dient ein Neubau in der Nahe als Freigangerheim Bekannte Gefangene BearbeitenFranz Tausend mehrfach als Betruger verurteilt sass zuletzt in Schwabisch Hall ein Er starb dort im Jahr 1942 24 franzosische Widerstandskampfer die im Rahmen der Nacht und Nebel Aktion nach Deutschland verschleppt worden waren wurden im Sommer 1944 in Schwabisch Hall gefangengehalten ehe sie nach Heilbronn gebracht und dort erschossen wurden 1 Die SS Manner Sepp Dietrich und Joachim Peiper wurden in Schwabisch Hall wegen des Malmedy Massakers verhort 4 Weblinks BearbeitenBilder zur Stadtgeschichte In schwaebischhall deEinzelnachweise Bearbeiten a b c Historie JVA In kocherquartier sha de abgerufen am 17 Februar 2018 a b Gebaudeverzeichnis der Stadt Schwabisch Hall Memento des Originals vom 18 Februar 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www schwaebischhall de In schwaebischhall de abgerufen am 17 Februar 2018 Eugen Gradmann Langesgefangnis 1847 In Die Kunst und Altertums Denkmale der Stadt und des Oberamtes Schwabisch Hall Paul Neff Verlag Esslingen a N 1907 OCLC 31518382 S 83 Textarchiv Internet Archive Peter Maguire Law and War International Law amp American History Columbia University Press New York 2010 ISBN 978 0 231 14647 0 S 110 amerikanisches Englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche 49 114763 9 734726 Koordinaten 49 6 53 1 N 9 44 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landesgefangnis Schwabisch Hall amp oldid 234086030