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Das ehemalige Dorf Lutsche ist heute eine Wustung bei Grafenroda im Ilm Kreis Thuringen Es wurde in den Jahren 1859 bis 1865 auf Anweisung von Herzog Ernst II von Sachsen Coburg und Gotha geschleift Umgebungskarte der Lutsche Region Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Muhle und Schleifhutte 2 2 Entstehung des Dorfs Lutsche 2 3 Kirche und Schule 2 4 Auflosung von Lutsche 2 5 Ortsbeschreibung 2 6 Legende und Wirklichkeit 3 Umgebung 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 Literatur QuellenLage BearbeitenDas Dorf Lutsche lag im heutigen Ilm Kreis Thuringen nahe dem Ort Grafenroda Es befand sich etwa 1 5 Kilometer sudwestlich des Ortes im Tal der Lutsche Geschichte BearbeitenMuhle und Schleifhutte Bearbeiten Der Bach Lutsche wurde im Jahr 1378 im Registrum Dominorum Marchionum Missnensium dem Verzeichnis der den Landgrafen in Thuringen und Markgrafen zu Meissen jahrlich in den Wettinischen Landen zustehenden Einkunfte erstmals erwahnt Die urkundliche Ersterwahnung einer Muhle an der Lutsche der Leutzsch Mollen datiert dagegen aus dem Jahr 1545 Sie sollte den Ausgangspunkt fur die Entwicklung des spateren Dorfs Lutsche bilden Handelte es sich in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens um eine Schneidemuhle wurde 1587 erstmals von einer Mahlmuhle gesprochen ebenso wie einer Schleifhutte deren Errichtung wahrscheinlich mit den am Borzel und der Hohen Warte gelegenen Muhlsteinbruchen im Zusammenhang stand Die Schleifhutte war bis Anfang des 19 Jahrhunderts deshalb auch eine gangige Bezeichnung des Ortes Lutsche Ebenfalls im Jahr 1587 forderten die herzoglich sachsischen Behorden auf Grund der von allerlei losen Gesellen und Buben von der Muhle aus verubten Holzdiebstahle ihren Abriss und Wiederaufbau an anderer Stelle Er unterblieb doch kam es im gleichen Jahr zu ihrem Verkauf dem bis 1627 zahlreiche weitere folgten Der letzte Eigentumerwechsel resultierte aus den Ereignissen des Dreissigjahrigen Kriegs 1624 brannten unbekannte Soldner nicht nur die Muhle nieder sondern verwundeten auch den Muller Thomas Grubel 1627 verkaufte er sie deshalb an Valten Moller aus Crawinkel Aber auch dieser verliess sie auf Grund der zunehmenden Kriegswirren wahrscheinlich bereits nach wenigen Jahren was zu ihrem Verfall fuhrte Zwischen 1655 und 1665 fiel die Muhlenruine schliesslich einem Hochwasser zum Opfer Entstehung des Dorfs Lutsche Bearbeiten 1665 zahlte Lutsche zwei Hauser mit insgesamt neun Bewohnern und einem Viehbestand von funf Rindern Zur Herausbildung eines eigentlichen Dorfs kam es aber erst wahrend der Jahre 1699 und 1708 als die bestehende Siedlung um vier weitere Hauser wuchs 1714 wurde dann erstmals ein Schultheiss erwahnt Zwei zwischen 1700 und 1710 in bzw unmittelbar bei Lutsche errichtete herrschaftliche Schneidemuhlen bestanden nur fur wenige Jahre bzw Jahrzehnte Ausserdem kam es zwischen 1723 und 1729 zur Errichtung einer neuen Mahlmuhle durch einen Nachfahren des fruheren Mullers Thomas Grubel Johann Heinrich Grubel Ihr Betrieb stand jedoch von Anfang an unter schlechtem Vorzeichen So war die Muhlenkonkurrenz in den Nachbarorten gross und die Wasserverhaltnisse schlecht da die Lutsche nur im Winter und Fruhjahr genugend Wasser fuhrte Besonders verhangnisvoll wirkte sich aber der Boykott der Muhle durch das benachbarte Crawinkel aus Die Gemeinde weigerte sich obwohl dazu verpflichtet ihr Korn in der Lutschemuhle mahlen zu lassen Ein wirtschaftlicher Betrieb war daher kaum moglich 1736 ging Johann Heinrich Grubel in Konkurs die Muhle wurde versteigert Dennoch arbeitete sie fast 70 Jahre weiter bevor sie um 1803 ihren Betrieb endgultig einstellte Schon 1819 fanden sich kaum noch Anzeichen ihrer fruheren Bestimmung Im 17 und 18 Jahrhundert verdienten sich die Einwohner von Lutsche ihren Lebensunterhalt vor allem als Hammer und Nagelschmiede sowie im Wald so beispielsweise als Kohler Unverzichtbar war die im Nebenerwerb betriebene Landwirtschaft So wurde im Sommer als Nebenverdienst auch fremdes Vieh in Pflege genommen Ausdruck einer sich allmahlich verschlechternden wirtschaftlichen Situation war eine erste grosse Rodelandabgabe im Jahr 1790 von der fast alle Familien des Dorfs profitierten Schon 1791 wurde Lutsche zu den armsten Orten des Herzogtums Sachsen Gotha Altenburg gezahlt So besass der Ort uberhaupt kein Gemeindevermogen 1800 fiel auch das zum Amt Schwarzwald gehorige Lutsche unter das von Herzog Ernst II in den Waldamtern des Herzogtums wegen der dort rasch zunehmenden Bevolkerung verhangte Bauverbot Kirche und Schule Bearbeiten Lutsche gehorte kirchlich und schulisch zu Grafenroda Nachdem es sich zu Beginn des 18 Jahrhunderts zu einem kleinen Ort entwickelt hatte zog es das Herzogliche Oberkonsistorium 1709 teilweise 1728 dann vollstandig zur Mitfinanzierung der Grafenrodaer Kirche und Schule heran Auf Grund steigender Schulerzahlen aber auch um den Schulweg der Lutscher Schulkinder sowie der aus dem Grund insgesamt dazu gehorten neben Lutsche auch Dorrberg die Herrenmuhle und das Schwarzburger Forsthaus zu verringern war 1802 die so genannte Grundschule errichtet worden Ihr Name leitete sich von ihrem Standort ab da sie sich am Eingang des Lutschegrunds befand In Anbetracht des langen Schulwegs war vor allem im Winter den Lutscher Kindern der Schulbesuch haufig unmoglich gewesen Im Sommer kam hinzu dass sie wegen der grossen Armut ihrer Familien haufig bei der Arbeit helfen mussten Allerdings blieben die Schulversaumnisse auch nach Errichtung der Grundschule hoch und boten bis zum Ende des Orts Anlass zur Klage 1849 wurden die Lutscher Einwohner in Anbetracht ihrer Armut schliesslich von der Zahlung des Schulgelds befreit das sie zuletzt ohnehin kaum noch erbringen konnten nbsp Unterhalb der Lutsche Staumauer nbsp Lutsche Dorf vor seiner Schleifung nbsp Hier lag der Hauptteil des Ortes LutscheAuflosung von Lutsche Bearbeiten Zahlte Lutsche im Jahr 1813 noch 50 Einwohner war seine Bevolkerung im Jahr 1834 schon auf 74 angewachsen ein Bevolkerungsanstieg der mit einer zunehmenden Verelendung einherging Sie machte sich in den im selben Jahr wieder einsetzenden Gesuchen um Rodelandabgaben bemerkbar die bis zum Ende von Lutsche anhielten Die schlechte wirtschaftliche Lage hatte ihre Ursache hauptsachlich in dem zunehmend einseitig ausgerichteten Erwerbsleben So waren ab Anfang des 19 Jahrhunderts nur wenige Einwohner als Handwerker beispielsweise als Zimmerleute oder Maurer tatig wahrend der uberwiegende Teil seinen Lebensunterhalt als Holzfaller und Muhlsteinbrecher verdiente also Berufe die nur saisonal ausgeubt werden konnten Im Winter musste man sich deshalb mit Nebenverdiensten wie dem Anfertigen von Kienrussfasschen aushelfen Lukrativer wenn auch bei den herzoglichen Forstbehorden wegen des hohen Holzverbrauchs zunehmend ungern gesehen und deshalb zeitweise verboten war die Herstellung von sogenannten Dachspanen die im Baugewerbe Verwendung und besonders in den standig wachsenden Stadten der Umgebung starken Absatz fanden Fur beide Nebenverdienste griffen die Einwohner zum Holzdiebstahl Wie sehr sich die wirtschaftliche Lage in Lutsche seit 1814 binnen weniger Jahre verschlechtert hatte zeigte auch der von der Herzoglichen Kammer 1819 erstmals geausserte Gedanke Lutsche auf Grund der dort verubten Holz und Wilddiebstahle begunstigt durch seine abgeschiedene Lage aufzuheben Diesen Plan griff nach dem Aussterben des Herzogshauses Sachsen Gotha Altenburg 1825 aber erst das neue Herzogshaus Sachsen Coburg und Gotha ernsthaft auf Nachdem Herzog August das von seinem Vater in den Waldamtern verhangte Bauverbot 1822 wieder aufgehoben hatte war es schon gegen den Widerstand der Kammer 1825 26 zum Bau des neunten und zugleich letzten Hauses gekommen Nur wenig spater 1831 schrankte die Landesregierung erneut die Bautatigkeit in Lutsche ein Von dieser Massnahme erhoffte sie sich einen freiwilligen Fortzug der Bevolkerung in die Nachbarorte und ein allmahliches Eingehen des Ortes was in den Folgejahren aber nicht nur unterblieb sondern infolge der steigenden Einwohnerzahl unweigerlich zu einer weiteren Verschlechterung der Wohnraumsituation beitragen musste Die Ablehnung eines Baugesuchs im Jahr 1838 und der von Lutsche aus standig zunehmende Holzdiebstahl nahm Herzog Ernst I 1839 deshalb zum Anlass dessen mittelfristige Auflosung zu beschliessen Nun wurde zum einen offiziell der Verkauf von Bau und Rodeland sowie Bauholz verboten zum anderen den zustandigen Behorden aufgetragen Bauwillige zur Ansiedlung in Nachbarorten zu bewegen Dieses Vorhaben hatte sich aber schon seit 1831 mehrfach als aussichtslos erwiesen Zusatzlich versuchten die zustandigen Behorden dem ungebremsten Bevolkerungswachstum Einhalt zu gebieten Dafur war der hohe und standig steigende Anteil von Kindern und Jugendlichen verantwortlich Die Landesregierung unternahm deshalb in den Folgejahren bis 1844 den Versuch die Zahl der Jugendlichen durch die Unterbringung in Handwerkslehren oder Dienststellungen zu verringern was aber vor allem an deren mangelnden Willen den Ort zu verlassen scheiterte Nur wenige waren bereit in auswartigen Orten einen Handwerksberuf zu erlernen Selbst dann musste in allen Fallen auf Grund der Armut ihrer Familien das Lehrgeld durch staatliche Hilfe getragen werden Gleichzeitig untersagte die Landesregierung die Heirat und damit verbundene fruhzeitige Grundung von Familien wenn nicht ein ausreichender Verdienst nachgewiesen werden konnte Zum Scheitern verurteilt war auch der Versuch die beiden am meisten fur den Holzdiebstahl verantwortlichen Familien aus Lutsche zu entfernen Zu der in den Jahren des Vormarz stattfindenden weiteren Verschlechterung der ohnehin schon ausserst prekaren wirtschaftlichen Lage gesellte sich auch das Scheitern der bisherigen Auflosungspolitik mit all ihren Harten vor allem der immer untragbareren Wohnraumsituation So war 1848 die Zahl der Einwohner auf 94 gestiegen so dass 1850 in zwei Hausern uber 20 Personen lebten Im Zuge der Revolution 1848 49 zogen diese nunmehr von Herzog Ernst II er war 1844 seinem Vater Ernst I in der Regierung gefolgt und dem Staatsministerium zu verantwortenden Zustande dann selbst die Kritik der zustandigen mittleren und unteren Verwaltungsbehorden auf sich Allerdings erreichten sie nicht die Aufgabe des Bauverbots sondern nur die Abgabe einer grosseren Flache Rodelands zur landwirtschaftlichen Nutzung im Jahr 1848 1852 versuchte der 1848 gewahlte vorletzte Schultheiss von Lutsche Heinrich Elias Ernst Catterfeld zusatzlich durch die Etablierung einer Holzschachtelproduktion die katastrophale wirtschaftliche Situation zum Besseren zu wenden ein Vorhaben das auf Grund der mangelnden finanziellen Unterstutzung durch die Landesregierung fehlschlug Die zunehmend chronische Abhangigkeit von Lutsche von offentlichen Unterstutzungen in Form von Geld und Nahrungsmitteln aber auch die ungebremste Verschlechterung der sozialen und wirtschaftlichen Situation fuhrte dazu dass die Landesregierung ab 1856 ernsthaft daranging die Auflosung von Lutsche in die Wege zu leiten Nachdem sie bereits 1848 erstmals vage den Gedanken geaussert hatte die gesamte Bevolkerung nach Amerika umzusiedeln konkretisierte sie nun dieses Vorhaben Wegen der zahlreichen Unwagbarkeiten und der von der Lutscher Bevolkerung angefuhrten schlechten wirtschaftlichen Lage in den Vereinigten Staaten erklarten sich jedoch alle Einwohner geschlossen gegen dieses Projekt Daran konnten auch die grosszugigen finanziellen Beihilfen die Herzog Ernst II zu gewahrleisten bereit war nichts andern Parallel dazu wurde eine mogliche Umsiedlung der Einwohner in andere Orte des Herzogtums in Betracht gezogen Auch dieses Vorhaben misslang trotz der den Gemeinden ebenfalls in Aussicht gestellten finanziellen Unterstutzung da als einziger Ort im ganzen Herzogtum nur Ichtershausen bereit war einen Teil seiner Einwohner aufzunehmen Ursache fur die ablehnende Haltung waren die Armut der Lutscher in einigen Fallen auch ihr schlechter Ruf sowie die schlechte wirtschaftliche Lage und fehlender Wohnraum in den meisten Orten Nach dem endgultigen Scheitern des Auswanderungsprojekts im Jahr 1858 zu diesem Zeitpunkt lebten in Lutsche 128 Menschen ordnete Herzog Ernst II im gleichen Jahr den Ankauf der Lutscher Hauser und des dazugehorigen Grund und Bodens durch den Domanenfiskus der mit der Verwaltung der betrachtlichen Herzoglichen Landereien betrauten Behorde an Dieser trug 75 Prozent der mit 6607 Talern veranschlagten Kosten wahrend die Staatskasse die ubrigen 25 Prozent ubernahm Der Ankauf der Lutscher Immobilien sowie der Abriss der Hauser begann 1859 zog sich jedoch bis 1865 hin Dafur waren mehrere Grunde verantwortlich Die Verkaufserlose der meist hoch verschuldeten und zersplitterten Lutscher Immobilien meist besassen zwei oder drei Familien ein meist baufalliges Haus mussten zum Erwerb eines neuen Heimatrechts verwendet werden fur das je nach Grosse des betreffenden Ortes ein bestimmter Vermogensnachweis notwendig war Ausserdem mussten die Verkaufer von ihrem Erlos den Familien ihrer Kinder ein neues Heimatrecht beschaffen und auch die vollig vermogenslosen Einwohner benotigten eine neue Heimat was haufig langwierige Verhandlungen nach sich zog Zahlreiche Einwohner nutzten diese Gelegenheit so gunstige Konditionen wie nur moglich fur sich herauszuschlagen und erwiesen sich haufig als zahe Verhandlungspartner Doch selbst mit den erlosten Kaufsummen gestaltete es sich oft schwierig einen Ort zu finden der bereit war Lutscher Einwohner aufzunehmen Trotz der Erfullung der notwendigen Aufnahmebedingungen weigerten sich mehrere Orte und mussten in letzter Instanz vom Herzoglichen Staatsministerium dazu angewiesen werden Die ursprunglich mit 6607 Talern veranschlagten Kosten beliefen sich daher am Ende mit 13490 Talern mehr als doppelt so hoch Zum Verkauf und Abriss der ersten drei Hauser kam es 1859 1860 folgten zwei 1861 und 1862 je eins Der vorletzte Schultheiss Catterfeld verkaufte erst 1864 wahrend sich der vollstandige Verkauf des letzten Hauses von 1861 bis 1865 hinzog Die Lutscher Einwohner liessen sich fast vollstandig in Orten des damaligen Landratsamts Ohrdruf dort aber besonders in den Nachbarorten Grafenroda Dorrberg und Frankenhain sowie Ohrdruf selbst nieder Eine Familie wahlte Dessau als neuen Wohnort wahrend in der eigentlichen Auflosungsphase nur eine Familie in die Vereinigten Staaten auswanderte Erst nach der bereits vollzogenen Auflosung folgte 1867 von Dorrberg aus eine weitere Familie dorthin Uberschattet wurden die letzten Jahre von Lutsche durch Streitigkeiten innerhalb der Gemeinde Sie fuhrten 1858 zur Abwahl des Schultheissen Ernst Catterfeld und der Neuwahl von Friedrich Zollner als Schultheiss der allerdings schon 1860 sein Amt niederlegte Die letzten Jahre von Lutsche ubte der Grafenrodaer Schultheiss diese Funktion aus Ortsbeschreibung Bearbeiten Der Hauptteil des Ortes Lutsche lag talaufwarts rechts vom Wege am Bergabhang Die ersten Hauser standen rechts am Anfang des Tannenwaldes und die letzten ebenfalls rechts in der Waldenge Gegenuber im Wiesengrund stand das Schulzenhaus und jenseits des Lutschebaches am Waldsberg die Hutte der alten Borner ihres Zeichens Kartenlegerin und wohlgesuchte Bereiterin von Liebestrankchen Den Mittelpunkt bildete die Muhle die wohl vom Ensebach getrieben wurde und die Kegelbahn welche rechts am Wege neben der ehemaligen Muhle heute noch sichtbar ist Am Dorfeingang sieht man heute noch Reste wilder Rosen und Stachelbeerbusche 1 Legende und Wirklichkeit Bearbeiten nbsp Gedenkstelle mit Gedenkstein nbsp Krugers ehemaliges Sommerhaus nbsp Lutsche und UmgebungZahlreiche Legenden umranken die Geschichte von Lutsche die ihre Ursache vor allem in der intensiven literarischen Auseinandersetzung mit seiner Zerstorung haben Nahm sich August Trinius in der Erzahlung Wenn die Sonne sinkt vor allem der landschaftlichen Schonheit der Gegend an so trug zur Legendenbildung vor allem der Neudietendorfer Schriftsteller und linksliberale Politiker Herman Anders Kruger bei Er stellte in seinem 1924 erschienenen Roman Verjagtes Volk die Zerstorung von Lutsche und den tragischen Tod seines vorletzten Schultheissen des 1867 beim Wildern erschossenen Ernst Catterfeld in den Mittelpunkt dieses literarischen Denkmals Das Dorf und seine Bewohner idealisierend rechnete er mit dem u a als Hirsch und nicht als Landesvater apostrophierten Herzog Ernst II von Sachsen Coburg und Gotha ab Ihm lasst er durch die Lutscher nach der Zerstorung ihres Dorfs das Leben schwer machen indem sie sein bestes Jagdrevier im Dorrberger Forst heimsuchen Die deshalb bis heute gangige Meinung Hauptgrund fur die Auflosung von Lutsche sei die angeblich exzessiv betriebene Wilderei gewesen hat dort ihren Ursprung Hauptverantwortlich fur diese Massnahme war jedoch der Holzdiebstahl der ab 1819 zunehmend in den Blickpunkt der herzoglichen Behorden ruckte Im Gegensatz dazu spielte der Wilddiebstahl nur eine untergeordnete Rolle Um Legenden handelt es sich auch bei der ebenfalls im verjagten Volk in den Raum gestellten angeblichen Verbindung zu den Maskern vom Rennsteig einer Rauberbande ebenso wie die Aussagen dass die Einwohner des Dorfs ein besonders freies Leben fuhrten und sich ohne Einschrankung verheiraten konnten bzw in Lutsche nur die armsten der Armen gelebt hatten die anderswo kein Heimatrecht hatten erwerben konnen Nach Herman Anders Kruger suchte auch Julius Kober volkisch national konservativer Schriftsteller aus Suhl zu diesem Thema die literarische Auseinandersetzung Im Vorwort des 1934 erschienenen Theaterstucks Der letzte Schulze von der Lutsche eine Thuringer Wald Tragodie versuchte er die Geschichte des Ortes im nationalsozialistischen Sinn zu deuten und zu vereinnahmen Besonders negativ wirkte sich neben dem ausufernden Holzdiebstahl das behordliche Desinteresse an der wirtschaftlichen Situation des Ortes aus So war Lutsche schon 1831 behordenintern als Ort ohne Perspektive eingestuft worden Von finanzieller Unterstutzung staatlicherseits wie sie fur die Entwicklung der weitgehend unterentwickelten Wirtschaft im Thuringer Wald bereitgestellt wurde profitierte es erst und dann nur unzureichend als sein Schicksal schon langst entschieden war Dem Holzdiebstahl musste deshalb zwangslaufig eine wichtige Rolle im Erwerbsleben des Dorfs zufallen Noch verhangnisvoller aber gestaltete sich das ubersteigerte Besitzstandsdenken Herzog Ernst II dem wegen seiner Jagdalluren im Thuringer Wald der Spottname Hasen Ernst anhaftete Er einer der reichsten deutschen Bundesfursten setzte mit der rechtsstaatlichen Zerstorung von Lutsche dieses von einem mit der Auflosung betrauten Beamten 1858 als erbarmlichen Schlupfwinkel fur Holz und Wilddiebe bezeichneten Dorfs seine materiellen Interessen letztlich kompromisslos durch Die Beseitigung des ungeheuren Elends stand dabei jedoch nur an zweiter Stelle In ihrer Form eher an einen absolutistischen Landesherrn erinnernd passt diese Politik nicht zu dem offiziellen Bild des fortschrittlichen liberalen Landesherrn das bis heute Bestand hat Auf die Doppelmoral der herzoglichen Politik wies schon 1848 der Liebensteiner Amtmann hin Er stellte fest dass beim Anlegen gleicher Massstabe auch das ebenfalls uberbevolkerte und unter ahnlicher Perspektivlosigkeit leidende Dorrberg aufgelost werden musse Da Holzdiebstahl dort aber kaum eine Rolle spielte ruckte dieser Ort nicht in deren Blickpunkt Umgebung BearbeitenIn der Nahe der Lutsche Dorfstelle am Barenstein wurde im 17 Jahrhundert der letzte Bar in Thuringen erlegt Das Raubschloss der Ausgebrannte Stein am Lutsche Flossgraben und andere Sehenswurdigkeiten zeugen von der Geschichtstrachtigkeit der Landschaft Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dorf Lutsche Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten H Kellner Das verschwundene Dorf LutscheLiteratur Quellen BearbeitenLoth Albrecht Die Geschichte des Dorfes Lutsche seine Zerstorung 1859 1865 und deren Hintergrunde Diplomarbeit Gotha 2005 Loth Albrecht Willkur und Vertreibung Die Geschichte des Dorfes Lutsche im Herzogtum Gotha und seine Zerstorung Vopelius Verlag Jena 317 Seiten Hansjurgen Mullerott Hrsg G J Bruckner H Kellner H von Minckwitz Quellen zur Geschichte des Dorfes Lutsche Thuringer Chronik Verlag Arnstadt 1999 ISBN 3 910132 67 7 H v Minckwitz Die Lutsche und ihre Auflosung in Das Thuringer Fahnlein Heft 7 1936 W Stephan Was Urkunden und Augenzeugen vom ehemaligen Dorf Lutsche zu berichten wissen im Arnstadter Kulturbote Okt 1954 und Jan 1955 Redaktion Kulturspiegel Vor 100 Jahren wurde mit der Auflosung des Dorfes Lutsche begonnen im Kulturspiegel 1959 Herman Anders Kruger Verjagtes Volk Georg Westermann Verlag Braunschweig 1924 Reprint Rockstuhl Bad Langensalza 2010 ISBN 978 3 86777 145 050 741666666667 10 78 Koordinaten 50 44 30 N 10 46 48 O Normdaten Geografikum GND 4437894 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lutsche Dorf amp oldid 208137360