www.wikidata.de-de.nina.az
Das Lautwerk ist ein akustisches Signalgerat das im Eisenbahnbetrieb zur Warnung vor Gefahren und zur Ubermittlung von Informationen uber den Zugverkehr eingesetzt wird Man unterscheidet zwischen ortsfesten Lautwerken und Lautwerken auf Fahrzeugen Streckenlautewerk im Deutschen Dampflokomotiv MuseumSaulenlautwerk vor der Lokremise UsterWandlautwerk an einer Kabelbude der Gotthardstrecke nordlich des Bahnhofs Goschenen 46 674805555556 8 5921388888889 Modernes Streckenlautewerk am Bahnhof Innichen Inhaltsverzeichnis 1 Stationare Lautewerke 1 1 Geschichte 1 2 Funktion 1 3 Einsatz 2 Lautewerke auf Schienenfahrzeugen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseStationare Lautewerke BearbeitenDie stationaren Lautewerke der Eisenbahnen befanden sich in Bahnhofen Haltepunkten und anderen Betriebsstellen ausserhalb und innerhalb von Gebauden Sie erzeugen in der Regel eine Salve von mehreren Glockenschlagen die bis zu drei verschiedene Tone enthalten konnen Je nach Bauart des Lautewerks waren diese bis zu drei Kilometer vom Aufstellungsort entfernt noch zu horen Geschichte Bearbeiten Die alteste Form akustischer Signaleinrichtungen bei Eisenbahnen waren Signalhorner und Signalpfeifen die dazu dienten andere Zuge oder Personen im Gleisbereich auf die unmittelbare Gefahr eines herannahenden Zuges aufmerksam zu machen Glocken wurden erst spater verwendet und dienten hauptsachlich dazu das Personal in Bahnhofen oder Fussganger und Fahrzeuge an Bahnubergangen auf herannahende Zuge aufmerksam zu machen Bereits um 1841 experimentierte die Taunusbahn von Frankfurt am Main nach Wiesbaden mit mechanischen Lautewerken Auf einer gusseisernen Saule war eine Glocke angebracht die vom Streckenwarter mit einem Fusshebel betatigt wurde der einen Messingdraht in einem Schutzrohr an der Schieneninnenseite bewegte Mit der Glocke konnte zwar nur ein Warnsignal gegeben werden was aber genugte da die Streckenwarter weiterhin den Fahrplan als einziges Dokument zur Betriebsfuhrung nutzten Dass die Versuche um 1843 eingestellt wurden lag daran dass die kilometerlangen Drahte zu stark beansprucht wurden schwergangig wurden und den Belastungen nicht mehr standhielten Nach der Erfindung des Elektromagneten begannen um 1840 die ersten Versuche mit elektrischen Strom Nachrichten zu ubermitteln Als Vorreiter 1 nahm die Thuringische Eisenbahn Gesellschaft im Juni 1846 auf der Strecke Halle Merseburg Weissenfels eine elektromechanische Lauteanlage mit 39 Lautewerken in Betrieb und verzichtete gleichzeitig auf die optischen Telegraphen Die Lautwerke wurden von dem Berliner Uhrmacher Ferdinand Leonhardt entwickelt und auch auf der Strecke Magdeburg Buckau der Berlin Potsdam Magdeburger Eisenbahngesellschaft eingesetzt 2 1847 baute Werner von Siemens das erste elektromagnetisch gesteuerte Lautwerk fur Eisenbahnen 3 Bei den Eisenbahnen wurden die optischen Telegrafen nach und nach durch Lautwerke ersetzt Ende der 1870er Jahre durften die letzten optischen Telegrafen abgebaut worden sein In der Schweiz wurden Lautwerke von der Gotthardbahn eingesetzt Die elektromechanischen Lautwerke hatten sich als robuste unkomplizierte und praxistaugliche Signalgeber erwiesen die entgegen allen Befurchtungen insgesamt fast zwolf Jahrzehnte lang auch parallel zu den spater aufkommenden Streckenfernsprechern problemlos funktionierten Funktion Bearbeiten Der Klang der Eisenbahn Lautwerke unterscheidet sich von dem anderer Lautwerke durch die Verwendung von Gruppen von Glockenschlagen Eine Gruppe besteht aus zwei bis sechs Glockenschlagen die auf eine zwei oder drei Glocken unterschiedlicher Tonhohe abgegeben werden Die Bedeutung der Signale war von Betriebsstelle zu Betriebsstelle verschieden und wenn mehrere Strecken am Warterposten vorbeifuhrten unterschieden sich die Lautewerke in ihrem Klang d h in der Anzahl der Schlage in ihrer Tonfolge und Tonhohe und in der Art des Anschlags der gleichmassig oder hinkend sein konnte Es konnte beispielsweise folgendes signalisiert werden Zugfahrt von A nach B eine Gruppe Zugfahrt von B nach A zwei Gruppen mit ca drei Sekunden Pause zwischen den beiden Gruppen Irrtum drei Gruppen Dieses Signal wurde verwendet um zuvor abgegebene Signale ungultig zu erklaren Warnung entlaufene Wagen vier Gruppen Alarm funf Gruppen Dieses Signal bedeutete dass etwas Aussergewohnliches passiert war Es forderte das Personal auf sofort alle Schranken zu schliessen und alle noch unterwegs befindlichen Zuge sofort zum Halten bringen Aufruf das Telefon zu bedienen sechs Gruppen 4 Einsatz Bearbeiten Die stationaren Lautewerke dienten zur Information uber Betriebsablaufe Sie wurden zwischen benachbarten Betriebsstellen uber Induktionskurbelwerke bedient Durch Lautwerke wurde von einer Betriebsstelle zur nachsten das Abfahren eines Zuges angekundigt Stationare Lautewerke gab es als Streckenlautewerke Bahnsteiglautewerke Perronlautewerke Zimmerlautewerke Lautewerke an besonderen Betriebsstellen Tunnel grossere Brucken mit Fussgangerbereich Bahnubergange Mit der Einfuhrung von Streckentelefonen verloren die stationaren Lautewerke ihre Bedeutung wobei das Eisenbahnstreckentelefon mit unterschiedlichen Rufzeichen fur die jeweiligen Stationen einer Strecke eine Weiternutzung dieser Lautewerke erforderlich machte Wahrend die Streckentelefone mit angeschlossenen Lautewerken heute weitestgehend Standardtelefonen mit eingebautem Gerauschgenerator Platz gemacht haben sind stationare Lautewerke heute fast ausschliesslich noch bei Bahnubergangssicherungsanlagen zu finden Lautewerke auf Schienenfahrzeugen Bearbeiten nbsp Dampfbetriebene Glocke einer amerikanischen LokomotiveLautwerke auf Schienenfahrzeugen haben die Aufgabe andere Verkehrsteilnehmer an Bahnubergangen und in Ortsdurchfahrten sowie die Reisende auf Bahnsteigen und das Betriebspersonal in den Betriebsstellen vor herannahenden Zugen zu warnen Insbesondere auf Nebenbahnen und Schmalspurbahnen wurde die Verwendung von Lautwerken den Pfeifen vorgezogen da diese keine schrillen hochfrequenten Tone erzeugten die bei Zugtieren und Weidevieh in Gleisnahe panikartige Reaktionen auslosen konnten 5 nbsp Ein Latowski Dampflautewerk auf einer Dampflok der sachsischen Gattung IV K hier auf der Lok 99 1590 1 der Pressnitztalbahn nbsp Querschnitt durch ein Dampflautwerk der Bauart LatowskiBereits auf den ersten Lokomotiven befanden sich einfache Handglocken die mit einem Seilzug betatigt wurden Im Laufe der technischen Entwicklung kamen zunachst mechanische Lautewerke mit Gestange Seil oder Riemenantrieb zum Einsatz Diese technischen Losungen erwiesen sich jedoch ebenso wie die Handglocken als nicht praktikabel fur den standig steigenden Verkehr zumal die Bedienung der Handglocke bei Gefahrenstellen eine zusatzliche Belastung fur das Fahrpersonal darstellte und von der Bedienung der Bremse ablenkte 6 Erst das 1883 eingefuhrte Latowski sche Dampflautewerk stellte eine brauchbare Losung dar 7 Es wird vom Dampfkessel uber ein Absperrventil mit Dampf versorgt Im Lautwerk wird ein Glockenkloppel bei anliegendem Dampfdruck angehoben bis der Dampfdruck in der angehobenen Stellung des Kloppels selbsttatig entweicht und der Kloppel durch die Schwerkraft zuruckfallt und auf die Glocke schlagt 6 Durch Regelung der Dampfzufuhr zum Lautwerk konnten unterschiedliche Schlagintervalle erzeugt werden Lautewerke waren in der deutschen Eisenbahn Bau und Betriebsordnung von 1904 fur Nebenbahnen vorgeschrieben bei welchen unbeschrankte Bahnubergange befahren wurden 6 Fur Hauptbahnen vorgesehene Lokomotiven mussten nur dann mit einem Lautewerk ausgerustet sein wenn sie regelmassig auch auf Nebenbahnen verkehrten Wurde nur ausnahmsweise eine Nebenbahn befahren durften vom Lokfuhrer oder Heizer Handglocken verwendet werden nbsp Druckluftlauterwerk Bauart KnorrDie Verfugbarkeit von Druckluft auf den Triebfahrzeugen ermoglichte den Einsatz druckluftbetriebener Lautewerke wie sie z B von Knorr entwickelt wurden Die Glocke wird durch eine Stahlkugel angeschlagen die durch den Luftdruck gegen die Glocke geschlagen wird Hat die Kugel die Glockenwand erreicht und zum Klingen gebracht kann die Luft durch eine von der Kugel freigegebene Offnung ins Freie entweichen die Kugel rollt wieder in ihre Ausgangsstellung zuruck und ist bereit fur den nachsten Glockenschlag Diese Bauart wurde auf den deutschen Einheitsdampflokomotive verwendet Elektrische Lautwerke konnen auf elektrischen und dieselbetriebenen Triebfahrzeugen eingesetzt werden Das Funktionsprinzip der elektrischen Lautewerke entspricht dem der Turklingel bei welcher ein Wagnerscher Hammer zum Anschlagen der Glocke verwendet wird Lediglich die Grosse unterscheidet die Glocken auf Triebfahrzeugen von den Turklingeln In Nordamerika sind Glocken nach wie vor fester Bestandteil jeder Triebfahrzeugausrustung 8 Sie mussen sowohl bei Abfahrt des Zuges als auch beim Uberfahren von Bahnubergangen betatigt werden Die Betatigung des Horns lost in der Regel auch die Glocke aus die manuell zuruckgestellt werden muss Seit den 2000er Jahren werden auf vielen Fahrzeugen die druckluftbetriebenen Glocken durch wartungsfreie elektronische Klangerzeuger ersetzt die den Klang der Glocke imitieren 9 Literatur BearbeitenChristian Ammann Wolfgang List Glockenklange entlang der Schiene In Eisenbahn Amateur 9 1992 Wolfgang List Die Lautewerke der deutschen Eisenbahnen In Eisenbahn Journal 7 1993 Wolfgang List Lautewerke der K P E V In Eisenbahn Journal Preussen Report Band 1 2 1992 Wolfgang List Hans Wolfgang Harden Elektromechanische Lautewerke der Eisenbahnen Verlag Bernd Neddermeyer Berlin 2010 ISBN 978 3 933254 99 3 Eduard Scholkmann Die elektrischen Lautewerke In Der Eisenbahnbau der Gegenwart 4 Abschn Signal und Sicherungs Anlagen 2 Teil Wiesbaden 1904 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stationare Lautewerke Sammlung von Bildern nbsp Commons Lautwerke auf Fahrzeugen Sammlung von Bildern Elektromechanische Eisenbahnlautewerke In altmarkschiene de Archiviert vom Original am 14 November 2017 abgerufen am 19 August 2023 H R Luthy Pavan Franz Straka Lautwerke in der Schweiz In Bahnzauber Europa Januar 2009 abgerufen am 19 August 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Zentralblatt der Bauverwaltung Nachrichten d Reichs u Staatsbehorden Nr 23 Ernst 3 September 1881 S 203 google com abgerufen am 26 August 2023 F M Feldhaus Der uhrmacher Ferdinand Leonhardt ein Pionier der Elektrotechnik In Deutsche Uhrmacher Zeitung Jg 54 Nr 46 1930 S 768 slub dresden de Thiel Daten zur Geschichte des Eisenbahnwesens und der Bahntechnik Hrsg Lehrstuhl Eisenbahnwesen der Fakultat fur Architektur Bauingenieurwesen und Stadtplanung der Brandenburgischen Technischen Universitat S 10 b tu de PDF Fiktives Beispiel zusammengestellt mit Hilfe der Internetquelle Ding Dong Ding Dong In SOB direkt Schweizerische Sudostbahn 13 August 2021 abgerufen am 27 August 2023 Das Latowskische Dampflautewerk Abgerufen am 27 August 2023 a b c Freiherr von Roll Dampflautewerke In Enzyklopadie des Eisenbahnwesens Band 3 S 233 zeno org F Zezula Im Bereiche der Schmalspur Eine Darstellung der hervorragendsten Errungenschaften auf dem Gebiete des schmalspurigen Eisenbahnwesens Spindler amp Loschner Sarajevo 1893 Anhang Das Dampflautewerk in seiner Anwendung als Sicherheitssignal bei Eisenbahnen S 208 ff google de Larry J Curran Bell Facts In Bells and Birmans Abgerufen am 27 August 2023 Ekyrail Hrsg Electronic Bell ekyrail com PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lautewerk Eisenbahn amp oldid 237778691