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LOWE Langfristige Okologische Waldentwicklung ist ein Waldentwicklungsprogramm der niedersachsischen Landesforstverwaltung welches Anfang der 1990er Jahre ausgearbeitet wurde und bis heute eine Leitlinie in den Niedersachsischen Landesforsten darstellt Es entstand unter dem Eindruck des damals zu beobachtenden Waldsterbens mit Ruckgriff auf neuere Erkenntnisse der Waldokologie und positive okonomische und okologische Erfahrungen zahlreicher privater kommunaler und staatlicher Forstbetriebe die schon seit mehreren Jahrzehnten nach den Grundsatzen der Arbeitsgemeinschaft Naturgemasse Waldwirtschaft ANW bewirtschaftet wurden 25 jahriger Buchenbestand unter dem Schirm eines 80 jahrigen Fichtenbestandes Westharz 2020 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Grundsatze 3 Umsetzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenVon Natur aus sind in den niedersachsischen Waldern eher Laubbaume heimisch Die sehr starke Nutzung der Walder wahrend der vergangenen Jahrhunderte bewirkte aber eine deutliche Verlagerung in Richtung Fichte und Kiefer 1 So ist im Harz bereits ab dem 17 Jahrhundert vorwiegend Fichte gepflanzt worden die Luneburger Heide wurde ab der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts mit der Kiefer wieder aufgeforstet Eine Ubernutzung der Walder vor allem wahrend des Zweiten Weltkrieges sowie die Kahlschlage seitens der britischen Besatzungsmacht zur Reparation 2 zwangen die Forster zu einer sehr schnellen Aufforstung mittels Fichte In Niedersachsen verursachten in den 1960er und 1970er Jahren wiederholt schwere Sturme und Waldbrande erhebliche Verluste im produzierenden Holzvorrat Verfall der Holzpreise und hohe Kosten fur Beseitigung der Schaden und die nachfolgende Wiederaufforstung Bereits nach dem Orkan Quimburga reifte in den Landesforsten der Gedanke dass der Wald mehr mit der Natur und weniger gegen sie ausgerichtet sein muss und es kam in einem Waldprogramm von 1974 zu ersten Veranderungen 3 Der Eintrag besonders von Schwefeldioxid in die Waldboden Saurer Regen loste in den 1980er Jahren weitere besorgniserregende Verluste aus In der Summe gaben diese Befunde Anlass zu verscharftem Nachdenken uber den bisherigen Schlagweisen Hochwald mit seinen uberwiegend gleich alten Monokulturen besonders von Fichte und Kiefer Neues Ziel sollte ein arten und strukturreicher asthetischer und naturnaher Wirtschaftswald sein 1 Grundsatze BearbeitenMassgebend beteiligt bei der Entwicklung des LOWE Programms war der Forstwissenschaftler Hans Jurgen Otto Er konnte aber auch auf Erfahrungen seitens der Arbeitsgemeinschaft Naturgemasser Waldwirtschaft zuruckgreifen die seit den 1950er Jahren auf zahlreichen Flachen den Mischwald ohne Kahlschlagnutzung Dauerwald anstrebte 3 Der Bodenschutz soll vor allem durch standortgerechte Baumartenwahl verbessert werden Durch die Entwicklung hin zum Mischwald entsteht eine Strukturvielfalt und Artenreichtum Im kleineren okologisch zutraglichen Masse werden auch eingefuhrte Baumarten wie zum Beispiel die Douglasie gepflanzt Wo bereits artenreiche und standortgemasse Bestande bestehen soll moglichst Naturverjungung zum Zuge kommen Zu einem gesunden Waldgefuge mit hohem Artenreichtum gehort auch dass der Bestand auch von unterschiedlich hohen Baumen in moglichst allen Altersklassen bestockt wird Dies wird auch dadurch unterstutzt in dem nun die Zielstarke Massstab fur die Holzernte ist Das bedeutet dass nur einzelne Baume eines Bestandes entnommen werden und keine Kahlschlage mehr stattfinden Seltene Habitatbaume werden erhalten und aus der wirtschaftlichen Nutzung herausgenommen Wertvolle Bestande werden als Schutzgebiet ausgewiesen Dabei sollen andere Nutzungen des Waldes vor allem die Erholungsfunktion moglichst nicht beeintrachtigt werden Zum LOWE Programm gehort auch eine besondere Pflege der Waldrander als Ubergangszone zwischen Wald und offener Landschaft Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird auf ein Minimum beschrankt Durch Niedrighalten des Wildbestandes werden Verbissschaden besonders an den selteneren Baumarten minimiert In der Forsttechnik werden Verfahren bevorzugt die die Boden schont und okologisch vertraglich sind Umsetzung BearbeitenIn der Praxis wurde ein hoher Aufwand dahingehend eingesetzt Laubbaumarten in die reinen Fichten oder Kiefernbestande einzubringen Dies erfolgte in der Regel unter Schirm das heisst die jungen Laubbaume wurden in bestehende Fichten oder Kieferkulturen untergepflanzt 4 Die sehr langsame Entwicklung der jungen Pflanzen im Dauerschatten und in Konkurrenz mit den hohen Nadelbaumen hat bewirkt dass sie in derartigen Bestanden besser vor Mausefrass geschutzt waren und so uberhaupt eine Chance hatten sicher anzuwachsen Heute uber 20 Jahre spater gibt es zum Beispiel im Harz die Situation dass die alten Fichten aufgrund von Borkenkaferbefall und extremer Trockenheit absterben die jungen Buchen aber angewachsen sind und in den nachsten Jahren bei ausreichend Licht Wasser und Nahrstoffen die Flachen dominieren werden Zwischen 1991 und 2014 stieg der Mischwaldanteil der Niedersachsischen Landesforsten von 45 auf 67 langfristig sollen 90 angestrebt werden Uber 150 Mio Baume vorrangig Eiche und Buche wurden in dieser Zeit gepflanzt 3 Mit dem LOWE Programm war die Niedersachsische Landesforstverwaltung bundesweiter Vorreiter im Hinblick auf den Umbau in einen naturnaheren Wirtschaftswald Das Programm stellte einen Philosophiewechsel in den Wirtschaftswaldern dar und fand mehrfach Nachahmer 1 Literatur BearbeitenHartmut Kleinschmit LOWE die langfristige Okologische Waldentwicklung in Niedersachsens Walder im Wandel Vom Raubbau zur Nachhaltigkeit herausgegeben von den Niedersachsischen Landesforsten Husum Druck und Verlagsgesellschaft mbH amp Co KG Husum 2014 ISBN 978 3 89876 688 3Weblinks BearbeitenDas LOWE Programm auf den Seiten der Niedersachsischen Landesforsten abgerufen am 7 April 2021 25 Jahre LOWE Bilanz auf den Seiten der Niedersachsischen Landesforsten abgerufen am 7 April 2021Einzelnachweise Bearbeiten a b c Das LOWE Programm auf den Seiten der Niedersachsischen Landesforsten abgerufen am 7 April 2021 Timo Sievers und Friedhart Knolle Die Reparationshiebe der Englander in den Waldern des Westharzes nach 1945 in Unser Harz Geschichten und Geschichte Kultur und Natur aus dem gesamten Harz Clausthal Zellerfeld 2010 abgerufen am 12 April 2021 a b c Hartmut Kleinschmit LOWE die Langfristige okologische Waldentwicklung in Niedersachsens Walder im Wandel vom Raubbau zur Nachhaltigkeit Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2014 ISBN 978 3 89876 688 3 25 Jahre LOWE Bilanz Seite 19 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title LOWE Waldentwicklungsprogramm amp oldid 232661522