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Kurt Singer geboren 18 Mai 1886 in Magdeburg gestorben 10 Februar 1962 in Athen war ein deutscher Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler Aufgrund seiner Gastprofessur in Tokio und dem spateren Ruckkehrverbot nach Deutschland verbrachte Singer mehrere Jahre im kaiserlichen Japan Dort stellte er umfassende Beobachtungen zum japanischen Wesen an welche er in seinem wohl wichtigsten Werk der Studie Spiegel Schwert und Edelstein verarbeitete Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Werdegang bis 1931 1 2 Aufenthalt und Lehrtatigkeit in Japan 1 3 Exil und Ruckkehr nach Europa 2 Spiegel Schwert und Edelstein 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWerdegang bis 1931 Bearbeiten Als Sohn eines deutsch judischen Vaters und einer englischen Mutter kam Kurt Singer am 18 Mai 1886 in Magdeburg zur Welt Nach der Schulzeit die er in Hamburg verbrachte studierte er von 1904 bis 1910 an den Universitaten Berlin Freiburg Genf und Strassburg eine Fulle an Fachern Philosophie Soziologie Literatur Kunstgeschichte und Nationalokonomie Obwohl er sich beruflich fur letzteres entschied sollte Singer den der Historiker Richard Storry spater als Okonom mit der Seele eines Poeten bezeichnete 1 die Neigung zur Dichtung und den Geisteswissenschaften niemals verlieren Ab 1912 war Singer in Hamburg tatig Auf Empfehlung von Georg Friedrich Knapp bei dem Singer mit einer Dissertation uber die indische Geldreform promovierte 2 wurde er Privatsekretar Friedrich Bendixens des Direktors der Hamburger Hypothekenbank Danach betatigte er sich als Wirtschaftspublizist veroffentlichte unter anderem Beitrage im Hamburger Correspondeten und im von Max Warburg mitbegrundeten Wirtschaftsdienst bei dem Singer auch mehrere Jahre als Hauptschriftleiter tatig war 2 Parallel dazu widmete er sich der akademischen Lehre und habilitierte sich 1920 ein Jahr nach ihrer Eroffnung an der Universitat Hamburg Im Jahre 1924 erhielt Singer den Titel eines nichtbeamteten ausserordentlichen Professors Bezeichnend fur seine Vielseitigkeit und geistige Regsamkeit ist Singers Buch Platon der Grunder eine Neuinterpretation Platons im Geiste Stefan Georges an dem er wahrend seiner Volkswirtschafts Professur arbeitete und das 1927 in Munchen erschien Aufenthalt und Lehrtatigkeit in Japan Bearbeiten 1931 nahm Singer eine Einladung an fur vier Jahre an der Kaiserlichen Universitat Tokio zu unterrichten 3 Daraufhin verliess er im Fruhjahr desselben Jahres Hamburg und sollte abgesehen von einem kurzen Aufenthalt nach dem Zweiten Weltkrieg nie wieder die deutsche Heimat betreten Nach einmonatiger Schifffahrt traf er in Tokio ein Die Anfange gestalteten sich fur Singer jedoch muhsamer als erwartet von der neuen Lebensumwelt fuhlte er sich tief befremdet Statt des traditionellen Japan von dem Singer seit seinen Jugendtagen fasziniert war traf er auf ein scheinbar verwestlichtes und fortschrittsgetriebenes Land mit verlorenen Brauchen Bis der lebendige Zusammenhang mit Vorzeit und Geschichte fuhlbar und die reinen Linien des japanischen Lebensstils sichtbar wurden so schrieb Singer im Ruckblick bedurfte es mehrere Monate des Suchens Fragens und Wanderns 4 Uberdies befand sich das Japan der fruhen dreissiger Jahre in einer unruhigen und gespannten politischen Lage in der sich ahnlich wie im eigenen Land Militarismus Terror und blinder Patriotismus nahezu ungehindert ausbreiteten Die expansionistischen Bestrebungen von Singers Gastgeberland mundeten 1931 in den Mukden Zwischenfall und die Besetzung der Mandschurei durch japanische Truppen ehe sie im Zweiten Sino Japanischen Krieg bzw dem Zweiten Weltkrieg ihren Hohepunkt fanden In dieser Zeit begrusste Singer sowohl die Invasion Japans in China als auch Osterreichs Anschluss durch Hitler wie Karl Lowith 1940 berichtete Singer machte Japan wahrend und nach seinem Asien Aufenthalt zum Gegenstand seiner Betrachtung er arbeitete an seiner umfassenden Studie Spiegel Schwert und Edelstein und veroffentlichte 1939 die Anthologie The Life of Ancient Japan einen Quellenband der parallel zu dieser Arbeit entstand Nach einigen Jahren der Lehrtatigkeit begann sich die nationalsozialistische Politik der Judenverfolgung in Deutschland auch auf das verbundete Japan auszuwirken Singer dem die Ruckkehr nach Deutschland nun aus rassenpolitischen Grunden verwehrt wurde musste sich damit zurechtfinden dass die Kaiserliche Universitat seine weitere Mitarbeit unterband Er blieb nur noch bis zum Auslaufen seines Vertrages im Fruhjahr 1935 im Amt Erst im folgenden Jahr Singer bereiste unterdessen fur einige Monate China fand er wieder eine Anstellung und zwar als Deutschlehrer an einem Gymnasium in Sendai 5 Der Sprachunterricht bot zu seinem Bedauern jedoch nur beschrankte Moglichkeiten seine hohe akademische Qualifikation zur Geltung zu bringen nbsp Spiegel Schwert und Edelstein sollte erst uber 20 Jahre nach dem Tode Singers in deutscher Sprache erscheinen Umschlag der ersten dt Auflage Unter dem Vorwand mangelnder padagogischer Eignung verlor Singer Ende der dreissiger Jahre auch diese Anstellung und war schliesslich gezwungen Japan nach uber achtjahrigem Aufenthalt zu verlassen Exil und Ruckkehr nach Europa Bearbeiten 1939 emigrierte Kurt Singer nach Australien wo er zunachst der Zweite Weltkrieg war gerade ausgebrochen als feindlicher Auslander fur zwei Jahre interniert wurde Nachdem man ihn als judischen Emigranten anerkannt hatte erhielt er ein Forschungsstipendium und schrieb die Streit Studie The Idea of Conflict welche 1949 in Melbourne erschien Im Alter von sechzig Jahren stieg er noch einmal in das akademische Leben ein und nahm eine Dozentenstelle an der Universitat New South Wales in Sydney wahr bis er aus Altersgrunden aus der Universitatstatigkeit ausschied Im Herbst 1957 verliess Singer Australien und kehrte nach uber funfundzwanzigjahriger Abwesenheit nach Europa zuruck In Deutschland wo der ehelos gebliebene Mann bis auf seine jungere Schwester keine nahen Angehorigen hatte hielt er sich jedoch nicht lange auf Vom Hamburger Senat erwirkte er seine Emeritierung und liess sich nach Zwischenaufenthalten in der Schweiz und Italien in Griechenland nieder Er bereiste das Land und gab sich verschiedenen Studien hin bis er am 10 Februar 1962 in Athen seinem letzten Wohnsitz verstarb 6 Spiegel Schwert und Edelstein BearbeitenSingers Spiegel Schwert und Edelstein das nach den japanischen Throninsignien benannt wurde nimmt eine besondere Stellung in seinem Gesamtwerk ein Der vielseitig gebildete Denker schreibt darin aus psychologischer soziologischer und kulturgeschichtlicher Sicht uber die japanische Eigenart 6 Die Studie beruht auf Beobachtungen die Singer wahrend seines mehrjahrigen Aufenthaltes in Japan und seiner China Reise im Jahr 1935 machte Ursprunglich auf Deutsch konzipiert sollte Singer es spater im australischen Exil in englischer Sprache niederschreiben bzw beendigen In Australien arbeitete er auch gegen Kriegsende an wesentlichen Teilen des Buches das nunmehr den Titel Mirror Sword and Jewel trug Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich Singer mit dem Manuskript an verschiedene europaische und amerikanische Verlage die eine Veroffentlichung jedoch aufgrund von Papiermangel oder der inzwischen veranderten Sicht Japans ablehnten Erst 1973 Jahre nach Singers Tod erschien das Buch in London Die deutsche Ubersetzung welche erstmals 1991 im Suhrkamp Verlag herauskam stutzt sich auf den vollstandigen englischsprachigen Text den Singer in Sydney abschloss bezieht aber vereinzelt auch Teilentwurfe und Bruchstucke des verschollenen deutschen Manuskripts mit ein die erhalten geblieben sind Werke BearbeitenDas Geld als Zeichen Jena 1920 Staat und Wirtschaft seit dem Waffenstillstand Jena 1924 Platon der Grunder Munchen 1927 The Life of Ancient Japan Tokio 1939 nicht in dt Sprache erschienen The Idea of Conflict Melbourne 1949 nicht in dt Sprache erschienen Spiegel Schwert und Edelstein Strukturen des japanischen Lebens Frankfurt a M 1991 Literatur BearbeitenW Arndt Singer Kurt In Harald Hagemann Claus Dieter Krohn Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933 Band 2 Leichter Zweig Saur Munchen 1999 ISBN 3 598 11284 X S 656 658 Weblinks BearbeitenFotografien von Kurt Singer aus seiner Zeit in Sendai 1 2 Archiv der Universitat Tōhoku Sendai Japan ja Kurt Singers brillante Studie Spiegel Schwert und Edelstein Anlasslich der dt Ausgabe von 1991 erschienener Zeit Artikel von Manfred Osten Einzelnachweise Bearbeiten W Schwentker Max Weber in Japan Eine Untersuchung zur Wirkungsgeschichte 1905 1995 Mohr Siebeck Verlag Tubingen 1998 S 109 a b Aus dem Vorwort zu Spiegel Schwert und Edelstein herausgegeben und aus dem Englischen ubertragen von Wolfgang Wilhelm Frankfurt a M 1991 S 9 M Landmann Figuren um Stefan George Zehn Portrats Wallstein Verlag Gottingen 1988 S 63 f K Singer Bericht uber die japanischen Jahre In Robert Boehringer Eine Freundesgabe Mohr Siebeck Verlag Tubingen 1957 S 591 f Aus dem Vorwort zu Spiegel Schwert und Edelstein herausgegeben und aus dem Englischen ubertragen von Wolfgang Wilhelm Frankfurt a M 1991 S 16 a b Aus dem Vorwort zu Spiegel Schwert und Edelstein herausgegeben und aus dem Englischen ubertragen von Wolfgang Wilhelm Frankfurt a M 1991 S 21 Normdaten Person GND 120639734 lobid OGND AKS LCCN n88210781 NDL 00456701 VIAF 59920664 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Singer KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph und WirtschaftswissenschaftlerGEBURTSDATUM 18 Mai 1886GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 10 Februar 1962STERBEORT Athen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Singer Okonom amp oldid 216705807