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Kurt Leibbrand 19 Mai 1914 in Berlin Schmargendorf 21 Juli 1985 in Santo Domingo 1 war ein deutscher Bauingenieur und Verkehrsplaner Im Sommer 1944 veranlasste er als Oberleutnant der Deutschen Wehrmacht die Erschiessung meuternder Italiener die als sogenannte Hilfswillige beim Eisenbahn Pionierregiment in Sudfrankreich arbeiteten Anfang der 1960er Jahre wurde ihm deshalb der Prozess gemacht Kurt Leibbrand 1953 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Anklage wegen Kriegsverbrechen 3 Werk Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKurt Leibbrands Vater war der Ingenieur Max Leibbrand der von 1932 bis 1942 Vorstandsmitglied der Deutschen Reichsbahn war und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Generaldirektor der Reichsbahn Generaldirektion in der Britischen Besatzungszone bestellt wurde Seine Mutter eine geborene Marty kam aus der Schweiz Ihr Bruder war der Zuricher Kantonsingenieur und Oberst Hans E Marty Leibbrand besuchte das Heinrich von Kleist Realgymnasium in Berlin Wilmersdorf Seine Reifeprufung absolvierte er 1931 Es folgten Studienjahre im Bauingenieurwesen an den Technischen Hochschulen in Stuttgart und Berlin die er 1935 als Diplomingenieur in Stuttgart abschloss Drei Jahre spater promovierte er in Berlin mit Auszeichnung Es schloss sich eine Ausbildung bei der Reichsbahn und bei den Reichsautobahnen an die zur Ernennung zum Bauassessor des Eisenbahn und Strassenbaufachs fuhrte Leibbrand wechselte zur Reichsbahndirektion Frankfurt Main wo er 1940 zum Reichsbahnrat befordert wurde 1943 habilitierte er sich in Berlin mit einer Arbeit zu Verkehrsfragen Von 1940 bis 1945 war Leibbrand bei den Eisenbahnpionieren in Frankreich Russland Griechenland und zuletzt als Oberleutnant der Reserve wieder in Frankreich Er geriet in franzosische Gefangenschaft aus der er 1946 entlassen wurde Nach seiner Ruckkehr arbeitete er zuerst bei der Reichsbahn in Stuttgart dann ab 1948 als Oberbaurat fur Verkehrswesen beim Stuttgarter Stadtplanungsamt und unterrichtete zugleich als Privatdozent mit einem Lehrauftrag in Stadteplanung sowie in Strassenbahn und Hochbahnfragen an der Technischen Hochschule Stuttgart 2 3 S 97Zum 1 Oktober 1950 wurde Leibbrand als ausserordentlicher Professor fur Eisenbahn und Verkehrswesen an der ETH Zurich gewahlt 4 und 1954 fur zehn Jahre als ordentlicher Professor bestatigt 1954 hatte er einen Ruf der Technischen Universitat Berlin als Ordinarius fur Eisenbahn und Verkehrswesen erhalten jedoch abgelehnt 3 S 114Neben seinen Unterrichtsverpflichtungen an der ETH bearbeitete Leibbrand als einer der fuhrenden Verkehrswissenschaftler im deutschsprachigen Raum zahlreiche Verkehrsgutachten und planungen fur Stadte in Deutschland und der Schweiz Das erste grosse Planungsprojekt war 1952 der Generalverkehrsplan fur Zurich Als Spezialist auf dem Gebiet stadtischer Generalverkehrsplanungen und als Verkehrsgutachter war er unter anderem fur die deutschen Stadte Munster Memmingen Mainz Pforzheim Selb Neuss Wanne Eickel Bonn Frankfurt am Main Stadtbahn und Munchen sowie fur die schweizerischen Stadte Teufen AR Biel Luzern Bern Basel und Fribourg tatig 3 S 121Am 1 April 1961 wurde er Direktor des neu gegrundeten ETH Instituts fur Orts Regional und Landesplanung das neben Lehr und Forschungstatigkeiten auch Beratungsauftrage fur Gemeinden kantonale Amtsstellen und Bundesbehorden bearbeiten sollte Nach seiner Verhaftung im Juli 1961 in Frankfurt wegen eines Kriegsverbrechens musste Leibbrand in Deutschland bleiben und konnte seinen Lehr und Forschungsverpflichtungen nicht nachkommen Er wurde zum 1 September 1961 von der ETH beurlaubt Nach dem ersten Prozess durfte er im Oktober 1962 nach Zurich zuruckkehren und verzichtete am 16 Februar 1963 gegen Zahlung einer Abfindung auf seine ETH Professur 5 6 Der Verlust seiner Anstellung an der ETH bedeutete das Ende seiner akademischen Laufbahn im deutschsprachigen Raum Leibbrand zog 1963 mit seiner Familie zuruck nach Deutschland und war bis Ende der 1970er Jahre als beratender Ingenieur in Frankfurt tatig Er ubernahm Gastprofessuren in den USA Spanien und Portugal sowie ein Mandat als bundesdeutscher Vertreter in OECD Gremien fur Stadtverkehrsfragen Ab 1977 arbeitete er in Rio de Janeiro spater auch in Santo Domingo 3 S 159Anklage wegen Kriegsverbrechen BearbeitenAm 24 Juli 1961 wurde Leibbrand im Auftrag des Stuttgarter Amtsgerichts auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet wegen des im Zweiten Weltkrieg im August 1944 von ihm als Oberleutnant erteilten Befehls in Orange bei Avignon 28 italienische Hilfswillige der 6 Kompanie des Eisenbahn Pionierregiment der 19 Armee mit Maschinengewehren erschiessen zu lassen nachdem sie beim Ruckzug der Kompanie gemeutert haben sollen Ein Kompanieoffizier beorderte die ahnungslosen Hiwis mitten in der Nacht auf eine kleine Waldwiese wo sie von MG Schutzen erschossen worden sind 26 waren tot und 5 schwerverletzt 7 Mangels Beweisen sprach das Stuttgarter Schwurgericht Leibbrand am 2 Oktober 1962 von der Anklage wegen Mordes frei Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hob das Urteil auf und wies den Fall zur Neubeurteilung an das Stuttgarter Gericht zuruck Am 10 Januar 1966 stand Leibbrand zum zweiten Mal in Stuttgart vor Gericht Trotz der Anklage wegen Mordes und einer recht eindeutigen Beweislage wurde seine Tat als Totschlag gewertet 8 und das Verfahren wegen Verjahrung eingestellt Werk Auswahl Bearbeiten1957 Verkehrsingenieurwesen Stadtische Verkehrsplanungen fur Schiene und Strasse Birkhauser Verlag Basel und Stuttgart 1961 Stadtbahn Frankfurt am Main Planerische Gesamtubersicht Leibbrand Plan Vergleich von Alweg Unterpflaster und Tiefbahn fur ein Verkehrsnetz in Frankfurt am Main 2 Bande 1964 Verkehr und Stadtebau Birkhauser Verlag Basel und Stuttgart 1966 Verkehrsplanung der Stadt Selb Uberarbeitung mit Walter Gropius 1968 1970 Gesamtverkehrsplan fur Munster 1972 Gesamtverkehrsplan Linz 1975 Stadtplanung fur MerzigLiteratur BearbeitenChristhard Schrenk Heilbronn Planung des Wiederaufbaues der Altstadt Heilbronn 1994 S 99 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurt Leibbrand Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ueli Haefeli Waser Leibbrand Kurt In Historisches Lexikon der Schweiz Kriegsverbrechen Exekution Leibbrands Hiwis Der Spiegel 3 1962 17 Januar 1962 auch als PDF Christian John Huber ETH Professor unter Mordverdacht Der Fall Kurt Leibbrand In ETHeritage Highlights aus den Archiven und Sammlungen der ETH Zurich ETH Bibliothek 12 Januar 2018 abgerufen am 30 Oktober 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Ueli Haefeli Waser Leibbrand Kurt In Historisches Lexikon der Schweiz Artikel Leibbrand Kurt im Munzinger Archiv eingesehen am 23 Dezember 2020 a b c d Stefan Sandmeier Die Etablierung der Verkehrsplanung an der ETH Zur Vorgeschichte des IVT ETH Zurich 2009 ETH Schulratsprotokoll 26 Juni 1950 S 975 ETH Schulratsprotokoll 30 Marz 1963 S 123f Christian John Huber ETH Professor unter Mordverdacht Der Fall Kurt Leibbrand In ETHeritage Highlights aus den Archiven und Sammlungen der ETH Zurich ETH Bibliothek 12 Januar 2018 abgerufen am 8 Dezember 2021 Kriegsverbrechen Exekution Leibbrands Hiwis Der Spiegel 3 1962 17 Januar 1962 auch als PDF Es war nur Totschlag Zum drittenmal stand Leibbrand vor seinen Anklagern Die Zeit 9 1966 25 Februar 1966Normdaten Person GND 1114692549 lobid OGND AKS LCCN n80029049 VIAF 91619572 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Leibbrand KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher Bauingenieur und VerkehrsplanerGEBURTSDATUM 19 Mai 1914GEBURTSORT Berlin SchmargendorfSTERBEDATUM 21 Juli 1985STERBEORT Santo Domingo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Leibbrand amp oldid 235180916