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Kubi Wohl eigentlich Jakob Wohl geboren am 31 August 1911 im Weiler Zibau bei Kirlibaba Mariensee Kreis Suceava Bukowina Cisleithanien Osterreich Ungarn gestorben am 27 Dezember 1935 in Czernowitz Konigreich Rumanien war ein deutsch jiddischer Dichter und Schriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Veroffentlichungen 4 Weblinks 5 LiteraturLeben BearbeitenKubi Wohl Sohn des Sagewerkbesitzers Elias Wohl in Zibau im Tal der Goldenen Bistritz schrieb 1919 im Alter von acht Jahren sein erstes Gedicht in deutscher Sprache das er einem siebenjahrigen Madchen widmete das jahrelang sein empfindsames Gefuhlsleben beherrschte In Zibau lebten damals Juden Deutsche Zipser Ukrainer Huzulen und Rumanen wobei die Umgangssprache der Einwohner vorwiegend ein dialektal gefarbtes Deutsch war Im Ort hatte die Familie Wohl eine soziale Sonderstellung sie hatte es zu einem gewissen Wohlstand gebracht stammte aus der Nordbukowina wohin sie im 18 Jahrhundert aus Galizien zugewandert war Diese Sonderstellung war schon durch die deutsche Muttersprache gekennzeichnet Deutsch war in jenem kleinen karpatischen Dorf die Mutter und Haussprache wahrend die deutsche Bevolkerung durchwegs Zipserisch sprach Nachdem Kubi Wohl sich durch seine zahlreichen lyrischen Beitrage in der deutschsprachigen und jiddischen Presse Rumaniens einen Namen gemacht hatte starb er 24 jahrig einsam und verarmt am 27 Dezember 1935 in Czernowitz Doch an seinem Grab fanden sich zum Abschied viele Freunde und Bewunderer ein Schriftsteller und Journalisten Juden Deutsche Rumanen darunter der bekannte Publizist Schmuel Aba Soifer der spater von den Nazis grausam ermordet wurde der linke Revolutionstheoretiker Muniu Fried Weininger den die rumanische Sicherheitspolizei Siguranța am Friedhof verhaftete und andere Die Nachrufe der Redner in deutscher jiddischer und rumanischer Sprache dauerten von mittags bis spat in die Dammerung Werk BearbeitenIn der sudbukowinischen Kleinstadt Kimpolung heute rum Campulung Moldovenesc wo die Familie Wohl nach 1918 lebte Elias Wohl leitete weiterhin das Zibauer Sagewerk verfasste Kubi Wohl seine ersten literarische Texte in deutscher Sprache Als er vierzehn Jahre alt war entstand Der Baal Tschiwe ein Drama in vier Akten aus dem chassidischen Leben das er in jiddischer Sprache schrieb obwohl er sonst dem deutschsprachigen Kulturkreis angehorte Damals begann das was spater als Spiessrutenlaufen durchs Kimpolunger Spiessertum bezeichnet wurde Kubi Wohl ein erst vierzehnjahriger Autor wurde von zahlreichen Neidern und besonders von seinen Lehrern offentlich belacht und verspottet denn nach kleinburgerlichen deutsch judischen Massstaben hatte ein Junge in seinem Alter die Schulbank zu drucken und das zu tun was Eltern und Lehrer vorschrieben keineswegs aber durfte er sich als Musiker Dichter oder gar als Dramaturg betatigen Bekanntlich wird jemand wenn er den Gleichschritt der Herde stort verstossen erinnerte sich die Schwester des Dichters Dr Klara Wohl in Haifa Israel Nun musste Kubi Wohl das Kimpolunger Gymnasium verlassen um das Czernowitzer Gymnasium zu besuchen worauf er schliesslich in Wien die Matura das osterreichische Abitur ablegen konnte Danach wieder in Czernowitz war sein Weg als Sympathisant linker und revolutionarer Kreise vorgezeichnet In scharfen sozialkritischen Gedichten sagte er der burgerlichen Klassengesellschaft den Kampf an Die meisten dieser Gedichte erschienen in der Tageszeitung Czernowitzer Morgenblatt sowie in den beiden jiddischen Zeitungen Czernowitzer Bletter und Oifgang wonach ihn dann die offentliche Meinung ausgrenzte und ins soziale Abseits drangte In seinem credohaften Gedicht Praludium heisst es Eiserne Verse will ich verfassen Schwerter dem Kampf geweiht ich will sie ergluhen in gluhendem Hassen schmieden unter dem brausenden Blasbalg der Massen und hammern am Amboss der Zeit So wurde Kubi Wohl zu Beginn der 1930er Jahre als Lyriker aber auch als Musiker und Klavierinterpret bekannt In einem Brief an den Bukowinaer Schriftsteller Alfred Margul Sperber vom 8 Januar 1933 dem er auch den bekannten Gedichtzyklus Kinder klagen beilegte berichtete Kubi Wohl uber seinen Alltag in Czernowitz wo er wie ein armer Prolet am Rand der Gesellschaft um seine Existenz kampfen musste Ich fuhre hier ein sehr ruheloses Leben Wohin ich mich wende erwarten mich Enttauschungen Pech und Ignoranz der Menschen Was ich in den letzten drei Wochen hier erlebt und erlitten habe kann man nicht so leicht erzahlen Auf der Suche nach Menschen und nach Brot findet man sich dann abends ohne beides allein und wund Kubi Wohl hat durch sein dichterisches Werk die deutschsprachige proletarische Lyrik der Zwischenkriegszeit in Rumanien massgeblich mitgeformt Erst 45 Jahre nach seinem Tod gelang es der Schwester des Dichters Klara Wohl 1980 in Haifa einen zweisprachigen Band Jiddisch und Deutsch unter dem Titel Kubi Wohl der Meteor Erinnerungen Briefe Aufzeichnungen Gedichte herauszubringen Der damals noch in Bukarest lebende Dichter Alfred Kittner 1906 1991 schrieb dazu eine Einleitung und die grafische Gestaltung dieser heute seltenen Ausgabe besorgte der Bukowinaer Kunstler Isiu Scharf 1913 1997 Die Landschaft am Rande der Karpaten aus der Kubi Wohl kam die osterreichisch gepragte Bukowina war einst ein grosses Haus in dem verschiedene Volker friedlich beisammen lebten Von hier ging eine Reihe elitarer Namen deutscher und jiddischer Dichtung in die Welt so z B Paul Celan Rose Auslander Alfred Kittner Moses Rosenkranz Selma Meerbaum Eisinger Itzig Manger und Manfred Winkler Wie ein trauernder Wanderer ein todverkundendes Bild ist der Herbst gekommen in Lumpen gehullt schrieb Kubi Wohl kurz vor seinem Tod Veroffentlichungen BearbeitenDer Meteor Erinnerungen Briefe Aufzeichnungen Gedichte Grafische Gestaltung Isiu Scharf Einleitung von Alfred Kittner Haifa 1980 240 S mit einem Bild des Dichters und mehreren Fotos Zweisprachige Ausgabe Deutsch und Jiddisch zusammengestellt von Dr Klara Wohl Haifa Hammern am Amboss der Zeit Gedichte In Neue Literatur Bukarest 37 2 1986 S 17 20 Banger Augenblick Gedichte In Amy Colin Alfred Kittner Hg Versunkene Dichtung der Bukowina Eine Anthologie deutscher Lyrik Wilhelm Fink Verlag Munchen 1998 S 280 283 Weblinks BearbeitenClaus Stephani Eine fruh verstummte Dichterstimme auf der Website der Kulturzeitschrift David Wien 2001 Claus Stephani Nimm hin mein Lied Zur Dokumentarschau deutsch judischer Dichter aus der Bukowina In David Judische Kulturzeitschrift Wien 23 88 Apr 2011 S 28 31Literatur BearbeitenKirlibaba Zibau Lexikoneintrag In Pierer s Universal Lexikon Band 9 Altenburg 1860 S 538 539 Sutschawa Lexikoneintrag In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 19 Leipzig 1909 S 219 Dietmar Goldschnigg Anton Schwob Hg Die Bukowina Studien zu einer versunkenen Literaturlandschaft Edition Orpheus Beitrage zur deutschen und vergleichenden Literaturwissenschaft Herausgegeben von Joseph P Strelka Francke Verlag Tubingen 1990 Alfred Kittner Spatentdeckung einer Literaturlandschaft Die deutsche Literatur der Bukowina Symposium uber rumaniendeutsche Literatur Marburger Literaturforum Institut fur Neuere deutsche Literatur der Philipps Universitat Marburg 1990 Klaus Werner Hg Faden ins Nichts gespannt Deutschsprachige Dichtung aus der Bukowina Insel Verlag Frankfurt M 1992 164 S Amy Colin Alfred Kittner Hg Versunkene Dichtung der Bukowina Eine Anthologie deutscher Lyrik Wilhelm Fink Verlag Munchen 1998 S 280 282 408 409 417 Claus Stephani Eine fruh verstummte Dichterstimme Vor 90 Jahren wurde Kubi Wohl geboren In David Judische Kulturzeitschrift Wien 13 Jg Nr 51 Dezember 2001 S 5 6 Josef Burg Uber jiddische Dichter Aus dem Jiddischen von Beate Petras und Armin Eidherr Hans Boldt Verlag Winsen Luhe 48 Seiten ISBN 978 3 928788 60 1 Claus Stephani Kubi Wohl und die offentliche Meinung Uberlegungen am Rande einer Biographie In Israel Nachrichten Tel Aviv Nr 9885 21 September 2001 S 11 12 Willi Jasper Czernowitz als geistige Lebensform In ZEIT Online 31 Mai 2007 Quelle DIE ZEIT Nr 23 31 Mai 2007 Die Buche Eine Anthologie deutschsprachiger Judendichtung aus der Bukowina Zusammengestellt von Alfred Margul Sperber Die Buche Eine Anthologie deutschsprachiger Judendichtung aus der Bukowina Zusammengestellt von Alfred Margul Sperber IKGS Verlag Munchen 2009 Erich Ruckleben Heimatland Sprache Leben und Zeugnisse bukowinischer Dichter Czernowitzer Kleine Schriften Schriftenreihe des Traditionsverbandes Katholische Czernowitzer Pennaler Berlin 2009 Rudolf Rybiczka Schrei zur Sonne Zu einem Gedicht von Kubi Wohl Linolschnitt Nachdruck in Grune Mutter Bukowina HDO Katalog Munchen 2010 Claus Stephani Grune Mutter Bukowina Deutsch judische Schriftsteller der Bukowina Eine Dokumentation in Handschriften Buchern und Bildern Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 22 April zum 25 Juni 2010 Katalog und Verzeichnis Haus des Deutschen Ostens Munchen 2010 48 S 9 Abb ISBN 978 3 927977 27 3 Michaela Trost Grune Mutter Bukowina Wie vielfarbig dieses Grun einst war zeigte in Munchen eine Ausstellung uber deutsch judische Schriftsteller In Kulturpolitische Korrespondenz Bonn Nr 1296 30 Juli 2010 S 10 11 Maja Wassermann Kulturlandschaft Bukowina Zu einer literarisch kunstlerischen Dokumentarschau in Munchen In Israel Nachrichten Tel Aviv Nr 12287 15 Juli 2010 S 6 Maja Wassermann Kulturlandschaft Bukowina Zu einer literarisch kunstlerischen Dokumentarschau in Munchen In HDO Journal Nr 8 9 2010 S 36 37 Klaus Hubner Grune Mutter Bukowina Im Munchner Haus des Deutschen Ostens In Fachdienst Germanistik Sprache und Literatur in der Kritik deutschsprachiger Zeitungen Munchen 6 2010 S 5 Horst Fassel Deutsch judische Dichter Leben aus Rumanien In Siebenburgische Zeitung Munchen 60 8 20 Mai 2010 S 5 Anne Goeb el Ausstellung Land der Vergangenheit Grune Mutter Bukowina Haus des Deutschen Ostens In Suddeutsche Zeitung Munchen Nr 107 11 Mai 2010 S 42 Claus Stephani Nimm hin mein Lied Zur Dokumentarschau deutsch judischer Dichter aus der Bukowina In David Judische Kulturzeitschrift Wien 23 88 Apr 2011 S 28 31 Normdaten Person GND 133916170 lobid OGND AKS LCCN nr97005889 VIAF 49558880 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wohl KubiALTERNATIVNAMEN Wohl Jakob wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutsch jiddischer Dichter und SchriftstellerGEBURTSDATUM 31 August 1911GEBURTSORT Weiler Zibau bei Kirlibaba Mariensee Kreis Sutschawa Bukowina Osterreichisches KaiserreichSTERBEDATUM 27 Dezember 1935STERBEORT Czernowitz Konigreich Rumanien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kubi Wohl amp oldid 237494753