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Als kritische Blende bezeichnet man in der Fotografie die Blendenzahl die das hochste Auflosungsvermogen fur die Aufnahme eines ebenen Motivs erlaubt Fur eine ausgedehnte Scharfentiefe ist die forderliche Blende die optimale Blendeneinstellung Abb 1 Die optimale Blende als Kompromiss aus Aberrationsunscharfe und Beugungsunscharfe die forderliche Blende ist ubrigens nicht der Schnittpunkt der Graphen f x g x sondern das Minimum der Summe beider Funktionen f x g x Abb 2 Das Auflosungsvermogen eines Makroobjektivs y Achse in Abhangigkeit von der Blendenzahl x Achse Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Berechnung an plankonvexer Linse 2 1 Beispielrechnung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEin perfekt korrigiertes Objektiv hat bei offener Blende das heisst bei der kleinsten moglichen Blendenzahl das grosste Auflosungsvermogen Die Beugungsunscharfe ist hier am geringsten in Abbildung 1 die rote Linie Bei allen Objektiven sind allerdings die Abbildungsfehler Aberrationen bei offener Blende am grossten in Abbildung 1 die grunen Linien Abbildungsfehler lassen sich durch Ausblenden der Randstrahlen der Optik durch Abblenden reduzieren Bei den meisten Objektiven fallt die Summe aus Unscharfe durch Beugung und durch Aberrationen des Objektivs beim Abblenden erst mal ab um bei starkerem Abblenden wieder zu steigen Das Minimum der Unscharfe d h das Maximum der Auflosung liegt genau an dieser Stelle Die Beugungsunscharfe ist bei gegebener Brennweite Blendenzahl und Wellenlange fur alle Objektive gleich und kann nicht durch den Aufbau des Linsensystems beeinflusst werden Es ist eine Eigenschaft des eingefangenen Lichts Die Optik kann daraus das maximal mogliche herausholen aber eben auch nicht mehr Das Optimum der Detailscharfe ist die Stelle an der der Anstieg beider Funktionen vom Betrag her identisch von Vorzeichen aber umgekehrt ist Genau dann ist die Summe minimal Das Optimum befindet sich nicht zwingend am Schnittpunkt der beiden Funktionen das wird so gut wie immer falsch dargestellt Dieser Punkt heisst kritische Blende Ein weiterer fast ublicher Fehler ist das Gleichstellen der Unscharfe einer Kreisscheibe mit dem Durchmesser d displaystyle d nbsp und eines Airy Scheibchens mit dem Durchmesser d displaystyle d nbsp des ersten Nulldurchgangs Letzteres erzeugt weitaus weniger Unscharfe Bei Festobjektiven ist diese Blende vom Bildkreisradius abhangig In der Bildmitte erreichen viele moderne Objektive das Optimum schon ohne oder bei geringem Abblenden am Bildrand ist starkeres Abblenden erforderlich Bei Zoomobjektiven ist die kritische Blende weiterhin von der eingestellten Brennweite abhangig und steigt meist nach einem kurzen Fallen am unteren Brennweitenbereich zu langeren Brennweiten kontinuierlich an Fur Kleinbildformat Objektive liegt die kritische Blende meistens bei Blendenwerten zwischen f 4 und f 11 In Abbildung 2 ist die kritische Blende aus Messwerten eines realen Makroobjektives grafisch als Maximum der Kurve bei einer Blendenzahl von f 5 6 dargestellt Objektive kleinerer Formate erreichen die kritische Blende bei kleineren Blendenzahlen haufig bei Offenblende Mikroskop Objektive haben ihre kritische Blende so gut wie immer bei Offenblende und lassen sich nicht direkt abblenden Hier noch einmal die berucksichtigten Komponenten kritische Blende Beugung Aberration eines gegebenen Objektivs minimal 1 forderliche Blende Beugung Aberration eines gegebenen Objektivs Tiefenunscharfe eines gegebenen Motivs minimalBerechnung an plankonvexer Linse Bearbeiten nbsp Schnittweite x bei einer optischen Abbildung mit einer plankonvexen spharischen Linse mit dem Brechungsindex n 1 5 und dem Krummungsradius R displaystyle R nbsp bei gegebener Einfallshohe H displaystyle H nbsp Anhand einer plankonvexen spharischen Linse kann die kritische Blende verhaltnismassig leicht veranschaulicht werden Betrachtet man eine optische Abbildung aus dem Unendlichen mit parallelem monochromatischem Licht der Wellenlange l displaystyle lambda nbsp durch eine solche Linse mit dem Krummungsradius R displaystyle R nbsp und der Brennweite f displaystyle f nbsp ergibt sich die in nebenstehender Abbildung dargestellte Situation Durch Beugung ergibt sich in der Bildebene ein Beugungsscheibchen mit dem Durchmesser d 2 44 l f D 2 44 l k displaystyle d 2 44 cdot lambda cdot frac f D 2 44 cdot lambda cdot k nbsp wobei D displaystyle D nbsp die Eintrittspupille der optischen Abbildung und k f D displaystyle k frac f D nbsp die Blendenzahl sind Die Grosse des Beugungsscheibchens ist proportional zur Blendenzahl Zur Berechnung der spharischen Aberration konnen Lichtstrahlen betrachtet werden die mit der Einfallshohe H D 2 f 2 k displaystyle H frac D 2 frac f 2 cdot k nbsp parallel zur optischen Achse auf die gegenstandsseitige plane Linsenflache fallen Diese werden beim Eintritt in das optisch dichtere Medium des Linsenmaterials mit dem Brechungsindex n displaystyle n nbsp nicht gebrochen da sie senkrecht auftreffen Bildseitig bilden diese Strahlen zum Oberflachenlot der Linse in der Linse den Winkel a displaystyle alpha nbsp und ausserhalb der Linse den Winkel b displaystyle beta nbsp und werden entsprechend dem Snelliusschen Brechungsgesetz gebrochen Dabei gilt sin a H R displaystyle sin alpha frac H R nbsp also a arcsin H R arcsin f 2 k R displaystyle alpha arcsin left frac H R right arcsin left frac f 2 cdot k cdot R right nbsp und sin b n H R displaystyle sin beta n cdot frac H R nbsp also b arcsin n H R arcsin n f 2 k R displaystyle beta arcsin left n cdot frac H R right arcsin left frac n cdot f 2 cdot k cdot R right nbsp Die optische Achse schneiden diese Strahlen dann unter dem Winkel b a displaystyle beta alpha nbsp Die bildseitige Schnittweite x displaystyle x nbsp gemessen vom Scheitelpunkt der Linse ergibt sich dann in Abhangigkeit von der Einfallshohe H displaystyle H nbsp mit Hilfe des Sinussatzes zu x H n H sin b a R displaystyle x H frac n cdot H sin beta alpha R nbsp Fur achsennahe Strahlen vereinfacht sich diese Beziehung durch die Bildung des Grenzwertes mit H 0 displaystyle H rightarrow 0 nbsp zu x 0 f R n n 1 1 displaystyle x 0 f R cdot left frac n n 1 1 right nbsp wobei die Brennweite f displaystyle f nbsp und die Schnittweite x 0 displaystyle x 0 nbsp der Linse dann identisch sind Unter Verwendung der Blendenzahl und der Brennweite ergibt sich die Schnittweite zu x k n f 2 k sin b a R displaystyle x k frac n cdot f 2 cdot k cdot sin beta alpha R nbsp nbsp Zerstreuungskreis mit dem Durchmesser Z displaystyle Z nbsp bei einer optischen Abbildung mit einer plankonvexen spharischen Linse mit der Brennweite f displaystyle f nbsp durch spharische Aberration mit der Schnittweite x displaystyle x nbsp Durch die spharische Aberration verschiebt sich der Schnittpunkt der hinter der Linse gebrochenen Strahlen mit der optischen Achse umso naher an die Linse je grosser die Einfallshohe H displaystyle H nbsp ist In der Brennebene im Abstand f displaystyle f nbsp vom Scheitelpunkt der Linse ergibt sich daher keine punktformige Abbildung mehr sondern ein Zerstreuungskreis mit dem Durchmesser Z 2 f x tan b a displaystyle Z 2 cdot f x cdot tan beta alpha nbsp Beispielrechnung Bearbeiten Bei einem Brechungsindex n displaystyle n nbsp von 1 50 und einem Krummungsradius R displaystyle R nbsp von 100 Millimetern ergibt sich also eine Brennweite f displaystyle f nbsp von 200 Millimetern Bei einer Wellenlange l displaystyle lambda nbsp im Grunen von 550 Nanometern nm ergibt sich der Durchmesser des Beugungsscheibchens zu d 2 44 550 nm k 1 342 m m k displaystyle d 2 44 cdot 550 text nm cdot k 1 342 mathrm mu m cdot k nbsp Fur verschiedene Blendenzahlen ergeben sich dann die in der folgenden Tabelle angegebenen Eintrittspupillen D displaystyle D nbsp und die Durchmesser d displaystyle d nbsp fur das Beugungsscheibchen und Z displaystyle Z nbsp fur den Zerstreuungskreis grafische Darstellung siehe rechts nbsp Kritische Blende am Schnittpunkt der beiden Kurven die die Unscharfe durch das Beugungsscheibchen mit dem Durchmesser d displaystyle d nbsp rot und den Zerstreuungskreis durch den Offnungsfehler mit dem Durchmesser Z displaystyle Z nbsp blau logarithmisch uber der Blendenzahl k displaystyle k nbsp darstellen Blenden zahlk displaystyle k nbsp Eintritts pupilleD displaystyle D nbsp in mm Winkela displaystyle alpha nbsp in Winkelb displaystyle beta nbsp in Durch messerBeugungs scheibchen d displaystyle d nbsp in µm DurchmesserZerstreuungs kreis Z displaystyle Z nbsp in µm2 0 100 0 30 0 48 6 3 435532 8 70 7 20 7 32 0 4 119704 0 50 0 14 5 22 0 5 38355 7 35 4 10 2 15 4 8 12978 0 25 0 7 2 10 8 11 44911 3 17 7 5 1 7 6 15 15716 0 12 5 3 6 5 4 21 5522 6 8 8 2 5 3 8 30 1932 0 6 3 1 8 2 7 43 7Die Blendenzahl der kritischen Blende liegt bei dieser optischen Abbildung bei Blende f 26 7 Annahme lineare Addition Diese entspricht im angegebenen Beispiel einer Blendenoffnung D displaystyle D nbsp von 7 5 Millimetern Die Durchmesser des Beugungsscheibchen betragt 36 4 Mikrometer µm der Zerstreuungskreis 11 4 µm Die Summe liegt bei 47 8 µm Das Minimum liegt nicht auf dem Schnittpunkt der Funktionen die Summe betragt dort etwa 55 µm Literatur BearbeitenKarl Kraus Photogrammetrie Band 1 Geometrische Informationen aus Photographien und Laserscanneraufnahmen 7 vollstandig bearbeitete und erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin u a 2004 ISBN 3 11 017708 0 S 68 Gunter Olberg Wissenschaftliche Tierphotographie Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1960 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Slevogt Technische Optik S 126 Walter de Gruyter 1974 ISBN 9783110842432 abgerufen am 14 Februar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kritische Blende amp oldid 229397246