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Das Kriminalmedizinische Zentralinstitut der Sicherheitspolizei KMI war wahrend der Zeit des Nationalsozialismus eine ab September 1943 im Aufbau befindliche Forschungseinrichtung des Reichskriminalpolizeiamts RKPA in Wien Inhaltsverzeichnis 1 Organisation und Personal 2 Aufgaben 3 Untergeordnete Dienststellen 4 KMI und der Fall Ludke 5 Literatur 6 EinzelnachweiseOrganisation und Personal BearbeitenIm Rahmen des Aufbaus und der Vereinheitlichung der Sicherheitspolizei wurde das Kriminalmedizinische Zentralinstitut nach einem Runderlass des Reichsinnenministeriums vom 28 September 1943 in Wien eingerichtet Das KMI wurde dem Reichskriminalpolizeiamt angegliedert und war somit Teil des Reichssicherheitshauptamtes Alle behordlichen Stellen mit sicherheitspolizeilichen Aufgaben waren angehalten Anfragen des Kriminalmedizinischen Instituts beschleunigt zu bearbeiten Als Dienststelle des KMI sollten zunachst Raumlichkeiten im Institut fur Gerichtliche Medizin und Kriminalistik der Universitat Wien in der Sensengasse 2 fungieren 1 Schliesslich wurden behelfsmassig Raumlichkeiten im Allgemeinen Krankenhaus Wien fur das KMI genutzt Die Ausstattung des KMI war ungenugend daher wies der Leiter des RKPA Arthur Nebe im Januar 1944 Mitarbeiter des KMI an Apparaturen in Kopenhagen fur das Zentralinstitut zu besorgen Aus dem RSHA sollte weitere Ausstattung organisiert werden wie Stempel Schreibmaschinen und Arbeitsmantel 2 Die Institutsleitung ubertrug man dem Rechtsmediziner und Wiener Hochschullehrer Philipp Schneider der weiterhin den Lehrstuhl fur Gerichtliche Medizin der Universitat Wien bekleidete Sein Vertreter war der Gerichtsmediziner Ferdinand Schoen 1 Ursprunglich sahen die Planungen vor dass von Nebe angeregte KMI in Berlin unter der Leitung Schoens aufzubauen 3 Dem KMI wurden seitens des RKPA als zusatzliches Personal ein Assistenzarzt eine Sekretarin eine medizinisch technische Assistentin sowie eine Chemikerin zugeteilt 4 Ab Ende 1943 war auch Hans Battista am KMI tatig 5 Aufgaben BearbeitenDas Kriminalmedizinische Zentralinstitut sollte primar als Forschungseinrichtung fur sicherheits beziehungsweise kriminalpolizeiliche Aufgaben dienen und sich an der Ausbildung von SS und Polizeiarzten beteiligen In den Zustandigkeitsbereich des KMI fielen des Weiteren die wissenschaftliche Bearbeitung und Weiterentwicklung der Kriminalmedizin die Richtlinienkompetenz bei kriminalmedizinischen Fragestellungen die Untersuchung kriminalmedizinisch besonders interessanter Falle sowie die Schulung von Polizisten in kriminalmedizinischen Fragen 1 Vom Kriminaltechnischen Institut der Sicherheitspolizei KTI wechselte der Zustandigkeitsbereich bezuglich Untersuchungen von Sperma und Menschenblut zum KMI Von den kriminalpolizeilichen Dienststellen sollte das KMI bei Mordfallen schnellstmoglich uber den Obduktionstermin informiert werden bzw umgehend die Obduktionsprotokolle erhalten Zudem sollten im Fall der Zustandigkeit dem KMI auch Beweisstucke mit Tatbefund und gegebenenfalls auch Ermittlungsakten in Kopie zugehen Der Aufgabenbereich des KMI umfasste keine Fragestellungen im psychiatrischen Bereich oder gerichtliche Obduktionen ohne besonderes sicherheitspolizeiliches Interesse 6 Untergeordnete Dienststellen BearbeitenNeben dem Kriminalmedizinischen Zentralinstitut sollten zur Entlastung der Wiener Einrichtung andernorts im Deutschen Reich dezentrale Kriminalmedizinische Untersuchungsstellen an den gerichtsmedizinischen Universitatsinstituten entstehen die mit den Kriminaltechnischen Untersuchungsstellen bei den lokalen Kriminalpolizei Leit stellen zu Kriminalwissenschaftlichen Instituten fusionieren sollten Leiter dieser Einrichtungen sollten Hochschullehrer fur Gerichtliche Medizin sein Das KMI sollte gegenuber den dezentralen Dienststellen die ortlich stattfindende kriminalmedizinische Forschung lenken und fordern 1 Die geplante Einrichtung Kriminaltechnischer Untersuchungsstellen wurde kriegsbedingt wahrscheinlich nicht mehr realisiert 7 KMI und der Fall Ludke BearbeitenNach dem Ende der polizeilichen Ermittlungen wurde der angebliche Serienmorder Bruno Ludke aus Sicherheitsgrunden hohes Ausbruchsrisiko nach Bombenschaden Ende 1943 von Berlin zur kriminalbiologischen und kriminalmedizinischen Untersuchung nach Wien verbracht In Wien wurde er von angereisten Mitarbeitern des Kriminaltechnischen und des Kriminalbiologischen Instituts der Sicherheitspolizei sowie Wissenschaftlern vor Ort Psychologen Anthropologen etc untersucht Interviews mit Ludke wurde auf Filmmaterial und Schallplatten aufgenommen Am 17 Dezember wurde Ludke im KMI fotografiert Schoen nahm an Ludke u a eine Occipital und Lumbalpunktion zur Analyse des Liquoralspiegels vor nachdem er Ludke zum Konsum von hundert Gramm reinen Alkohols genotigt hatte Zum Ende der Untersuchungen war Ludkes Ermordung beabsichtigt was Schneider jedoch ablehnte Nachdem Schneider im Januar 1944 durch den RKPA Chef Arthur Nebe informiert worden war dass dieser gemeinsam mit Albert Widmann vom KTI die Wirkung sowjetischer Giftmunition an Ludke im KMI ausprobieren wolle verweigerte sich Schneider diesem Ansinnen Laut einer Aktennotiz Nebes vom 11 April 1944 habe Schneider verlautbart das KMI konne sich an Versuchen die uber den bisherigen Rahmen der Wissenschaft hinausgehen nicht beteiligen Er konne als Hochschullehrer es nicht zulassen dass womoglich auch Versuche an Menschen durchgefuhrt werden Das ware letzten Endes eine Secret Service Arbeit die er ablehnen musse Falls seine Meinung nicht geteilt werde musse er seine Demissionierung anbieten 8 Obwohl Nebe erwog Schneider von seiner Leitungsfunktion am KMI zu entbinden und stattdessen wie schon zuvor erwogen Schoen einzusetzen blieb Schneider im Amt 2 Ludke war eventuell der einzige am KMI untersuchte besonders interessante Fall 9 Literatur BearbeitenFriedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Voltmedia Paderborn 2006 ISBN 3 938478 57 8 Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburg 2003 ISBN 3 930908 87 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 248 ff a b Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition HIS Hamburg 2003 S 332f Ingrid Arias Die Wiener Gerichtsmedizin im Dienst nationalsozialistischer Biopolitik Projektbericht Memento des Originals vom 27 September 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www menschenfolter de S 11 PDF 850 kB Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 251 252 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 30 Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 252 401 402 Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 25 401f Zitiert bei Ingrid Arias Die Wiener Gerichtsmedizin im Dienst nationalsozialistischer Biopolitik Projektbericht Memento des Originals vom 27 September 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www menschenfolter de S 15f PDF 850 kB Ingrid Arias Die Wiener Gerichtsmedizin im Dienst nationalsozialistischer Biopolitik Projektbericht Memento des Originals vom 27 September 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www menschenfolter de S 16 PDF 850 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriminalmedizinisches Zentralinstitut der Sicherheitspolizei amp oldid 220986682