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Das Kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei wurde am 21 Dezember 1941 auf Vorschlag Heinrich Himmlers eingerichtet Die Leitung ubernahm Robert Ritter der zur rassenkundlichen Erfassung und Sichtung von Zigeunern und Zigeunermischlingen gearbeitet und die Rassenhygienische Forschungsstelle am Reichsgesundheitsamt geleitet hatte Die Dienstraume des Kriminalbiologischen Instituts befanden sich im Gebaude des Reichskriminalpolizeiamtes RKPA in Berlin Werderscher Markt 5 6 Kriegsbedingt verlegte das Kriminalbiologische Zentralinstitut seinen Sitz 1943 nach Hrensko Herrnskretschen 1 weitere von Robert Ritter gefuhrte Abteilungen und Institute siedelten in andere Ausweichstellen um 2 Das Institut hatte die Aufgabe die sicherheitspolizeilichen Behorden und Dienststellen in allen einschlagigen Fragen fachmannisch zu beraten und an der Gestaltung und an dem organisatorischen Aufbau dieses neuen und kriegswichtigen Arbeitszweiges der Sicherheitspolizei mitzuwirken 3 Inhaltsverzeichnis 1 Tatigkeiten 2 Vorlaufer und Parallel Institution 3 Literatur 4 EinzelnachweiseTatigkeiten BearbeitenRitter und seine Mitarbeiter des Kriminalbiologischen Instituts der Sicherheitspolizei begutachteten Jugendliche die in den Jugendkonzentrationslagern Moringen und Uckermark inhaftiert waren und teilten sie in Untaugliche Storer Gelegenheitsversager Dauerversager fraglich Erziehungsfahige und Erziehungsfahige ein 4 Die kriminalbiologische Einschatzung des Instituts entschied daruber in welchen Block des Jugendschutzlagers der Jugendliche kam 5 Die Berichte der Blockfuhrer bildeten dann die Grundlage fur eine kriminalbiologische Prognose der zufolge jemand in eine Heil und Pflegeanstalt eingewiesen oder als Erwachsener in ein Konzentrationslager uberstellt wurde 6 Das Institut war beteiligt an den Planungen eines Gesetzes gegen Gemeinschaftsfremde das sich gegen die Versagergruppe der Arbeitsscheuen und Liederlichen und gemeinschaftsfeindliche Verbrecher und Neigungsverbrecher richtete In einer spaten Fassung des kriegsbedingt nicht mehr umgesetzten Gesetzentwurfs 7 waren unter anderem Verwahrung von unbestimmter Dauer Einweisung in ein Konzentrationslager Sterilisation oder Todesstrafe vorgesehen 8 In der Gesetzesbegrundung heisst es einleitend Jahrzehntelange Erfahrung zeigt dass das Verbrechertum sich fortlaufend aus minderwertigen Sippen erganzt Die einzelnen Glieder solcher Sippen finden sich immer wieder zu Gliedern ahnlich schlechter Sippen und bewirken dadurch dass die Minderwertigkeit sich nicht nur von Geschlecht zu Geschlecht vererbt sondern haufig zum Verbrechertum steigert 9 Das Kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei sollte die Fruherkennung verbrecherisch veranlagter Menschen vorantreiben und die asozialen und kriminellen Sippschaften in einer Kartei erfassen 10 Vorlaufer und Parallel Institution BearbeitenDer Direktor des Kriminalbiologischen Instituts der Sicherheitspolizei Robert Ritter galt als Experte fur anthropologische und genealogische Untersuchungen zur Zigeunerfrage und leitete bereits 1936 eine Bevolkerungskundliche Forschungsstelle die ab 1937 Rassenhygienische und Bevolkerungskundliche Forschungsstelle hiess und unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefordert wurde Daneben gab es eine Kriminalbiologische Forschungsstelle die als Abteilung L2 dem Reichsgesundheitsamt zugeordnet war und seit 1937 von Ferdinand von Neureiter geleitet wurde Wahrend die Abteilung L1 Statistiken uber Erbkranke und Asoziale fuhrte und Standardverfahren zur Unfruchtbarmachung entwickelte sammelte die Kriminalbiologische Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes Erkenntnisse uber die vermeintlich zum Verbrechen disponierenden ungunstigen Erbanlagen im Volke 11 Die Untersuchungen erstreckten sich auf jugendliche weibliche Kriminelle Kinder von Sicherungsverwahrten sowie Sittlichkeitsverbrecher und mannliche Homosexuelle Nach der Berufung Neureiters an die Universitat Strassburg fuhrte Robert Ritter diese Abteilung ab 1940 weiter unter der Bezeichnung Rassenhygienische und Kriminalbiologische Forschungsstelle die kurz darauf in Kriminalbiologische Forschungsstelle des Reichsgesundheitsamtes umbenannt wurde 12 Da 1941 Finanzmittel und Freistellung von Personal kaum noch fur Forschungen jedoch noch fur wehrwirtschaftliche Zwecke genehmigt wurden strich Ritter das Wort Forschungsstelle und bezeichnete seine Abteilung beim Reichsgesundheitsamt als Kriminalbiologisches Institut 13 Das Ende 1941 gegrundete Kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei leitete Ritter in Personalunion Er nahm dorthin mehrere Mitarbeiter mit die zuvor im fast gleichnamigen Institut beim Reichsgesundheitsamt tatig gewesen waren Im Dezember 1943 wurde Gerhard Nauck zum Verwaltungsleiter des Kriminalbiologischen Instituts des RKPA ernannt 14 Literatur BearbeitenJoachim Hohmann Robert Ritter und die Erben der Kriminalbiologie Zigeunerforschung im Nationalsozialismus und in Westdeutschland im Zeichen des Rassismus Frankfurt M 1991 ISBN 3 631 43984 9 Michael Zimmermann Rassenutopie und Genozid Die nationalsozialistische Losung der Zigeunerfrage Hamburger Beitrage zur Sozial und Zeitgeschichte Bd 33 Hamburg 1996 ISBN 3 7672 1270 6 Einzelnachweise Bearbeiten Die Dienststellen des RSHA Stand 7 Dezember 1943 In Topographie des Terrors Gestapo SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem Prinz Albrecht Gelande eine Dokumentation Berlin 1987 ISBN 3 922912 21 4 S 76 Gerhard Hirschfeld Tobias Jersak Karrieren im Nationalsozialismus Funktionseliten zwischen Mitwirkung und Distanz Frankfurt M 2002 ISBN 3 593 37156 1 S 305 Michael Zimmermann Rassenutopie und Genozid S 155 nennt sieben Ausweichstellen und Drogen Sicherheitspolizeischule Drogen als zentrale Aussenstelle Robert Ritter Das kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei In Kriminalstik Heidelberg 16 1942 S 117 zitiert nach Friedrich Herber Zwischen Gerichtsmedizin und Strafrechtswissenschaft Kriminologie und Kriminalbiologie in Berlin In Wolfram Fischer Hrsg Exodus der Wissenschaften aus Berlin Berlin 1994 ISBN 3 11 013945 6 S 524 Michael Zimmermann Rassenutopie und Genozid Die nationalsozialistische Losung der Zigeunerfrage Hamburger Beitrage zur Sozial und Zeitgeschichte Bd 33 Hamburg 1996 ISBN 3 7672 1270 6 S 155 Manuela Neugebauer Der Weg in das Jugendschutzlager Moringen eine entwicklungspolitische Analyse nationalsozialistischer Jugendpolitik Schriftenreihe der Deutschen Vereinigung fur Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e V Band 28 Forum Verlag Godesberg Monchengladbach 1997 ISBN 3 930982 11 0 S 30 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Imanuel Baumann Dem Verbrechen auf der Spur Eine Geschichte der Kriminologie und Kriminalpolitik in Deutschland 1880 bis 1980 Gottingen 2006 ISBN 3 8353 0008 3 S 111 Die Entwurfe fur ein Gemeinschaftsfremdengesetz sind abgedruckt bei Wolfgang Ayass Bearb Gemeinschaftsfremde Quellen zur Verfolgung von Asozialen 1933 1945 Koblenz 1998 Andrea Elisabeth Sebald Der Kriminalbiologe Franz Exner 1881 1947 Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 631 57975 6 S 208 Norbert Frei Der Fuhrerstaat Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945 Munchen 2013 ISBN 978 3 406 64449 8 S 252 Michael Zimmermann Rassenutopie und Genozid S 154 Michael Zimmermann Rassenutopie und Genozid S 139 140 Michael Zimmermann Rassenutopie und Genozid S 154 Gerhard Hirschfeld Tobias Jersak Karrieren im Nationalsozialismus Funktionseliten zwischen Mitwirkung und Distanz Frankfurt M 2002 ISBN 3 593 37156 1 S 305 Joachim Stephan Hohmann Robert Ritter und die Erben der Kriminalbiologie Frankfurt am Main u a 1991 S 69 Studien zur Tsiganologie und Folkloristik Band 4 S 69 70 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriminalbiologisches Institut der Sicherheitspolizei amp oldid 212294289