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Krebsstation russisch Rakovyj Korpus Rakowy Korpus ist ein Roman des russischen Schriftstellers Alexander Solschenizyn von 1967 Er beschreibt das Zusammentreffen verschiedener Krebspatienten in einem usbekischen Krankenhaus der Sowjetunion Mitte der 1950er Jahre Der Roman gilt als teilweise autobiographisch weil der Autor selbst in den funfziger Jahren in Taschkent wegen eines Tumorleidens behandelt wurde und in einer der Hauptpersonen wiederzuerkennen ist 1 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Thematik 3 Personen 3 1 Patienten 3 2 Klinikpersonal 3 3 Andere 4 Erscheinungsgeschichte 5 Adaptionen 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenZu Beginn des Romans trifft Pawel Nikolajewitsch Rusanow ein uberheblicher opportunistischer Funktionar proletarischer Abstammung in der Station dreizehn ein dem Gebaude der Krebsstation wo er sich wegen eines Lymphoms behandeln lassen muss Er ist entsetzt in einem grossen Krankensaal mit etwa zehn anderen seiner Position nicht entsprechenden Patienten untergebracht zu werden und keine bevorzugte Behandlung zu erfahren Er bereut es sich nicht gleich in eine standesgemasse Moskauer Klinik begeben zu haben scheut sich aber in seinem kranken Zustand vor einer Reise und ist sich auch nicht sicher ob sein Einfluss weit genug reicht um sich einen Behandlungsplatz in Moskau zu verschaffen Oleg Filimonowitsch Kostoglotow die zweite Hauptperson des Romans und Solschenizyns Alter Ego ist ein aus politischen Grunden zu Lagerhaft verurteilter und spater in die kasachische Steppe verbannter Mann mittleren Alters Er wird wegen einer Geschwulst im Bauch auf die Krebsstation aufgenommen Dort entwickelt er sich zum Widersacher seines Zimmergenossen Rusanow der in seinem Leben Menschen wie Kostoglotow denunziert und ins Verderben gesturzt hat und nun mit seinen Alluren auffallt Sowohl Rusanows als auch Kostoglotows Tumore werden unter Chemotherapie Bestrahlung und Hormontherapie allmahlich kleiner jedoch leiden die Patienten unter den Nebenwirkungen der Behandlung unter anderem Unfruchtbarkeit durch Ostrogene Die Patienten werden vom Personal im Unklaren uber ihre Prognose gelassen Wahrend Rusanow sich aber mit der Zeit in seine Therapie fugt und an ihren Erfolg glaubt stellt Kostoglotow den die jahrelange Verfolgung misstrauisch gemacht hat das Handeln der Arzte fortwahrend in Frage Zwischen ihm und der Radiologin Wera Korniljewna Hangart entspinnt sich eine besondere Beziehung In ihre Hande begibt sich Kostoglotow gern Wera Hangart deren Verlobter im Krieg gefallen ist und die seitdem ledig geblieben ist findet ebenfalls Gefallen an Kostoglotows tiefgrundiger Art Die beiden verlieben sich ohne es einander offen zuzugeben Das alles spielt sich vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden politischen Entspannung zwei Jahre nach dem Tod Josef Stalins ab Kostoglotow macht sich aufgrund von Geruchten Hoffnungen auf eine baldige Amnestie Rusanow furchtet sich vor der Rache eines ehemaligen Nachbarn den er seinerzeit angeschwarzt hat um weitere Wohnraume fur seine Familie zu ergattern Auch sein Sohn bereitet ihm Sorgen der seit Kurzem eine Anstellung in der Staatsanwaltschaft hat in dieser aber in den Augen seines Vaters nicht skrupellos genug agiert Gegen Ende des Romans werden Rusanow und Kostoglotow aus dem Krankenhaus entlassen Rusanow wird von seiner Familie mit dem Auto abgeholt Im Wegfahren verhohnen sie noch Kostoglotow Dieser fasst den Plan noch einen Tag in der Stadt des Krankenhauses zu verbringen und am nachsten Tag zuruck nach Kasachstan an den Ort seiner Verbannung zu reisen Sowohl Wera Hangart als auch Soja eine Medizinstudentin die als Krankenpflegerin arbeitet und der Kostoglotow wahrend ihrer Nachtdienste naher gekommen ist bieten ihm ihre Wohnung zur Ubernachtung an Kostoglotow flaniert durch die Stadt und geniesst die ungewohnte Freiheit In einem Kaufhaus stosst ihn jedoch der Konsum des fur ihn unerschwinglichen Luxus ab Anschliessend besucht er den Zoo weil er es einem Mitpatienten versprochen hat Doch in den Tieren sieht er Allegorien fur seine eigene unfreie Existenz Einen Affen haben Besucher grundlos verletzt indem sie ihm Tabak in die Augen geworfen haben was Kostoglotow zutiefst erschuttert Er erkennt auch dass die Tiere so von der Gefangenschaft gepragt sind dass man ihnen keinen Gefallen tun wurde wenn man sie nun freilassen wurde Kostoglotow entschliesst sich hastig Weras Wohnung aufzusuchen und mit ihr uber eine mogliche gemeinsame Zukunft zu sprechen Allerdings trifft er sie zuhause nicht an Er wartet nicht auf sie sondern begibt sich zum Bahnhof um mit dem nachsten Zug wegzufahren In einem Brief gesteht er Wera dass er sie immer kussen wollte dass es aber besser sei wenn sie nicht zusammenkamen Als politisch Verfolgter vom Leben gezeichneter kranker und fortpflanzungsunfahiger Mann fuhlt er sich nicht als der richtige Partner fur Wera Thematik BearbeitenDer Roman verflicht die Bereiche Medizin Politik und Familie Hauptthema sind die politischen Zustande in der damaligen Sowjetunion Auf der Krebsstation treffen Gunstlinge des Stalinismus Mitlaufer und Verfolgte aufeinander und diskutieren teils heimlich teils laut und leidenschaftlich uber ihre Ansichten Daneben wird aber auch das Arzt Patienten Verhaltnis ausfuhrlich beleuchtet Die Arzte verschweigen den Patienten ihre wahren Diagnosen meiden das Wort Krebs und sprechen stattdessen beispielsweise von Polypen bei einem Magenkarzinom Die ratlosen Patienten suchen ihr Heil in alternativen Therapieformen wie einer Wurzel die als Wundermittel gegen Krebs gilt und die sie sich fur viel Geld zu verschaffen versuchen Fragen der entlassenen Patienten ob sie geheilt seien antworten die Arzte falsch oder ausweichend Gleichzeitig kummern sich manche Arzte aufopfernd um ihre Patienten und versuchen ihnen Zuversicht zu vermitteln Die gewissenhafte Leiterin der Rontgenabteilung Doktor Donzowa erkrankt selbst an einem vermutlich bosartigen Magentumor will es aber lange nicht wahrhaben weil sie sich den Wechsel von der Arzt in die Patientenrolle nicht vorstellen mag Spater mochte sie in die Entscheidungen ihres Falles nicht einbezogen werden und wunscht sich selbst medizinischer Laie zu sein um nicht wissen zu mussen was ihre Krankheit zu bedeuten hat Im Zusammenhang mit Doktor Donzowas Erkrankung wird auch ausfuhrlich uber die Themen privatarztliche Praxis und hausarztliche Versorgung im Sowjetkommunismus gesprochen Personen BearbeitenPatienten Bearbeiten Oleg Filimonowitsch Kostoglotow Hauptfigur ehemaliger Soldat wegen konterrevolutionarer Umtriebe zu Lagerhaft und anschliessender Verbannung verurteilt Pawel Nikolajewitsch Rusanow zweite Hauptfigur opportunistischer Parteifunktionar der zu Macht und Wohlstand gekommen ist muss sich wegen eines Hodgkin Lymphoms behandeln lassen Djomka warmherziger jugendlicher Sarkompatient dem das Bein amputiert wird Wadim ehrgeiziger Geologiestudent der eine neue Methode zur Rohstoffentdeckung entwickeln mochte leidet an einem malignen Melanom Schulubin Bibliothekar mit Rektumkarzinom der es bereut sein Leben lang aus Angst seine Emporung gegen die stalinistischen Verbrechen verschwiegen zu haben Asja Madchen mit einem Brusttumor das sich einer Mastektomie unterziehen muss wird Djomkas FreundinKlinikpersonal Bearbeiten Wera Korniljewna Hangart Radiologin die Kostoglotow besonders zugetan ist trauert immer noch um ihren Verlobten den sie im Krieg verloren hat Ljudmila Afanassjewna Donzowa Leiterin der Rontgenologischen Abteilung erkrankt selbst an einem Tumor Soja Medizinstudentin die als Pflegerin auf der Krebsstation arbeitet bandelt mit Kostoglotow an Nellja Putzfrau die spater zur Essensausgeberin befordert wird Lew Leonidowitsch fahiger und selbstbewusster Chirurg war fruher in einem Gefangenenlager tatig Nisamutdin Bachramowitsch eingebildeter Chefarzt stellt Arzte aus politischen und personlichen Vorlieben ein nicht nach ihrer fachlichen EignungAndere Bearbeiten Kapitalina Matwejewna Rusanows Ehefrau die Kadmins Arzteehepaar Verbannte Kostoglotows elterliche Freunde im kasachischen Usch Terek Doktor Oreschtschenkow funfundsiebzigjahriger Arzt der immer noch in seinem Privathaus praktiziert Doktor Donzowas ehemaliger LehrerErscheinungsgeschichte BearbeitenDer erste Band des Romans wurde 1966 vom Autor der Literaturzeitschrift Nowyj mir vorgelegt aber nicht zur Veroffentlichung angenommen Daraufhin schickte Solschenizyn das Manuskript an verschiedene sowjetische Verlage ohne Erfolg Dabei sickerte der Text in die Untergrundliteratur Samisdat was auch Absicht des Autors war Die Eiche und das Kalb 1967 vollendete Solschenizyn den zweiten Band der ebenfalls abgelehnt wurde Zu dieser Zeit war die Existenz des Romans schon im Westen bekannt Solschenizyn hatte ihn auch in seinem Brief an den Schriftstellerverband erwahnt wo er die Aufhebung der Zensur in der Sowjetunion forderte Die Veroffentlichung des Romans wurde in der Sowjetunion weiter vereitelt Erst nach dem Fall der kommunistischen Herrschaft konnte der Roman in Russland gedruckt werden Band 1 erschien im Westen 1967 Band 2 1969 Deutsche Ubersetzung Christiane Auras u a Adaptionen Bearbeiten1970 entstand ein 150 minutiger Fernsehfilm unter der Regie von Heinz Schirk und Martin Benrath Siegfried Lowitz und Vera Tschechowa in den Hauptrollen 2 Die Urauffuhrung einer Buhnenfassung von John von Duffel fand 2012 im Hans Otto Theater statt 3 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas Donald M Solschenizyn die Biographie New York 1998 S 293 ff https www imdb com title tt1175504 Krebsstation Tobias Wellemeyer inszeniert Alexander Solschenizyns autobiografischen Roman am Hans Otto Theater PotsdamNormdaten Werk GND 4410992 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krebsstation amp oldid 229045006