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Kondenswassermoore sind ein besonderer Moortyp bei dem das Wasser nicht aus dem Boden oder aus Niederschlagen stammt sondern aus kondensierter Luftfeuchtigkeit Vermoorte Blockhalde Kondenswassermoor im Naturschutzgebiet Rannatal n108 Neustift im Muhlkreis Pfarrkirchen im Muhlkreis Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Vegetation 3 Besonderheiten 4 Beispiele 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Entstehung eines Kondenswassermoors setzt eine Blockhalde mit mehr als 33 Gefalle und einem grossen Hohenunterschied voraus Bei starker Sonneneinstrahlung kommt es hier zu einem Windrohreneffekt Am Fuss der Halde erwarmt sich die Luft und steigt auf die Luft im Inneren der Blockhalde ist vor der Sonneneinstrahlung geschutzt und bleibt daher kuhl Sie fliesst dadurch am unteren Ende der Halde aus Offnungen im Boden heraus wobei ein betrachtlicher Druck aufgebaut werden kann Wenn die kuhle Haldenluft ausstromt dehnt sie sich an der Offnung schlagartig aus und kuhlt dadurch noch weiter ab Durch Vermischung mit der Umgebungsluft wird die gesamte Umgebung der Ausstromoffnung abgekuhlt Kalte Luft halt weniger Feuchtigkeit als warme somit kondensiert Luftfeuchtigkeit in der Umgebung der Offnung Im Inneren der Offnung kann die Abkuhlung sogar so stark sein dass sich die Luftfeuchtigkeit als massiver Eisklotz niederschlagt Die Ausstromoffnungen in einem Kondenswassermoor werden als Kaltluftlocher bezeichnet Der Effekt der Abkuhlung verstarkt sich selbst Luft die durch die Halde bergab stromt fuhrt zur Verdunstung von Bodenfeuchtigkeit durch die Verdunstungskalte kuhlt sie weiter ab wird damit schwerer und fliesst noch schneller Dadurch baut sich am Haldenfuss ein noch grosserer Druck auf entsprechend starker dehnt sich die sowieso schon zusatzlich abgekuhlte Luft beim Ausstromen aus und bildet noch mehr Kondenswasser Alle genannten Vorgange sind jedoch nur bei sonnigem Wetter zu beobachten Bei bedecktem Himmel fehlt die Erwarmung der Umgebungsluft als Antrieb des gesamten Prozesses Entsprechend den spezifischen landschaftlichen Voraussetzungen fur die Bildung eines Kondenswassermoors ist dieser Moortyp ausserst selten Nach Steiner 1992 sind bis jetzt erst sechs Kondenswassermoore bekannt die alle in den osterreichischen Alpen liegen etwa in den Schladminger Tauern oder am Hochschwab Vegetation BearbeitenDie Vegetation von Kondenswassermooren ahnelt jener von Hochmooren da das Kondenswasser ahnlich nahrstoffarm ist wie Regenwasser Bedingt durch die starke Hangneigung fehlen allerdings offene Wasserflachen und somit auch extrem nasseliebende Arten Anders als bei Hochmooren ist zudem die Grenze zur umgebenden Vegetation weit weniger scharf ausgebildet Typischerweise finden sich typische Moorpflanzen wie Torfmoos Sphagnum oder Sonnentau Drosera vor allem in der unmittelbaren Umgebung der Kaltluftlocher Hier aber auch zwischen den Kaltluftlochern oder im weiteren Umkreis wachsen auch weitere Arten die zwar resistent gegen Nasse und Nahrstoffmangel sind aber nicht unbedingt auf Moore beschrankt sein mussen wie Heidelbeere Vaccinium myrtillus Preiselbeere Vaccinium vitis idaea oder Latsche Pinus mugo Der Ubergang zu normalen zonalen Pflanzengesellschaften etwa einem montanen Fichtenwald erfolgt meist fliessend da der Niederschlag von Kondenswasser mit zunehmendem Abstand zum Kaltluftloch allmahlich abnimmt In manchen besonders gut entwickelten Kondenswassermooren kann die Moorvegetation aber auch eine geschlossene Decke zwischen den einzelnen Kaltluftlochern bilden Besonderheiten BearbeitenDurch das starke Wachstum von Torfmoos und anderen Moorpflanzen zeigen Kondenswassermoore haufig eine besondere Dynamik Alte Kaltluftlocher wachsen zunehmend zu und verstopfen dafur brechen durch den Innendruck der Haldenluft auch wieder neue Locher auf Die Torfmoospolster und die sonstige Vegetation sind mit Feuchtigkeit gesattigt aus den abgestorbenen Pflanzenteilen kann sich daher Torf bilden Die Torfschicht ist jedoch stets dunn und nur kleinstflachig ausgebildet sodass ein Abbau nicht in Frage kommt Beispiele BearbeitenDeutschland In Bayern werden vom Moorentwicklungskonzept Bayern Hrsg Bayerisches Landesamt fur Umwelt folgende Standorte von Kondenswassermoren angegeben 1 Fagsteingebiet Gotzenalm Untersberg Berchtesgadener Hochthron Eibseegebiet Einhange zu den oberen Lindergriesen Karwendel Rotwand Kirchanschoring Kuhberg untere Gottesackerwande Hintersteiner Tal Rothspitz Fellhorn Kanzelwand Ammergauer Alpen Baumgarten Klammspitzzug Arberseewand Kaisersberg Anzing Rossalm Chiemgau vor der Priener Hutte Hochsal wand Wendelsteingebiet Steinplatte Frankische Alb NordflankeOsterreich Im Untertal bei Schladming in der Steiermark befeindet sich ein Kondenswassermoor welches zum Teil von Permafrost gespeist wird und von der Universitat Graz wissenschaftlich erforscht wird 2 Daruber hinaus ist das Moor in einem Naturpark auch eine touristische Attraktion 3 Literatur BearbeitenT Ellmauer Vegetationsokologische Untersuchungen an einem Kondenswassermoor in Tragoss Steiermark Diplomarbeit Universitat Wien 1989 H Schaeftlein Ein eigenartiges Hochmoor in den Schladminger Tauern Mitt naturwiss Ver Stmk 92 104 199 G M Steiner Osterreichischer Moorschutzkatalog Styria Medienservice Verlag Ulrich Mosser Wien 1992 G M Steiner Hrsg Moore von Sibirien bis Feuerland Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2005 ISBN 3 85474 146 4Einzelnachweise Bearbeiten Moorentwicklungskonzept Bayern MEK Moortypen in Bayern Bayrisches Landesamt fur Umweltschutz Abgerufen am 13 Juni 2021 Untersuchungen zu Vegetation Mikroklima und Permafrostverbreitung an einem Kondenswassermoor bei Schladming Steiermark vorgelegt von Christian Stiegler Universitat Graz Abgerufen am 13 Juni 2021 Osterreich Steiermark Schladminger TauernPrebertorl Bergwelten Abgerufen am 13 Juni 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kondenswassermoor amp oldid 224101011