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Der Ort Saint Gildas en Rhuys liegt auf der Halbinsel Rhuys am Golf von Morbihan es handelt sich um eine der beliebtesten Sommerfrischen in Westfrankreich Inmitten der Ferienkolonien liegt der kleine Ortskern mit seiner sehenswerten romanischen Kirche Sie ist der einzige Uberrest der einstigen Benediktinerabtei Saint Gildas Lage von Saint Gildas en Rhuys Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klosterkirche 3 Zitat 4 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Kirche Saint GildasSaint Gildas gilt als das alteste und ehrwurdigste Kloster der Bretagne Der Tradition nach soll der aus dem schottischen Arcluid heute Dumbarton stammende Gildas 494 570 im Jahr 528 oder 536 das Kloster gegrundet haben Damals vom 4 bis 6 Jahrhundert liessen sich viele Inselbretonen auf der Halbinsel Aremorica nieder nachdem sie aus ihrer angestammten Heimat in Cornwall Devon Schottland und Wales von den Sachsen vertrieben worden waren Die Abtei soll auf den Uberresten eines romischen Oppidum errichtet worden sein Sie erfuhr raschen Aufschwung und ubernahm im Jahr 818 die benediktinische Regel Schon im 10 Jahrhundert soll der Konvent einige hundert Monche umfasst haben Doch wahrend der normannischen Invasion wurde die Klostergemeinschaft schwer getroffen Die Konventsgebaude wurden zerstort und die Monche vertrieben Kaoc Abt von Rhuys fluchtete sich im Jahre 919 mit den Reliquien des Heiligen Gildas bis ins Berry wo er eine Tochterabtei grundete Auf Bitten Herzog Gottfrieds I der Bretagne machte sich ein Monch der Abtei Saint Benoit sur Loire namens Felix zusammen mit sechs Begleitern an den Wiederaufbau Von 1008 bis 1032 baute man am neuen Kloster Am 30 September 1032 erfolgte die feierliche Einweihung durch Judicael Bischof von Vannes und Bruder des bretonischen Herzogs Abt Felix liess die Reliquien des Heiligen Gildas aus dem Berry zuruckholen ehe er um 1038 verstarb Die romanischen Bauteile der Kirche die heute noch existieren gehoren jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht zu Felix Bau Sie datieren etwas spater vom Ende des 11 und Anfang des 12 Jahrhunderts Im Jahre 1128 wurde nach einem vorubergehenden Niedergang der beruhmte Philosoph und Theologe Peter Abaelard zum Abt von Saint Gildas gewahlt Uber die Umstande seiner Wahl lasst sich nur spekulieren Um das Jahr 1128 war Abt Heribert gestorben Die Klosterreform des 11 und 12 Jahrhunderts hatte das Kloster damals noch nicht erreicht Mit Zustimmung Herzog Conans III des Dicken 1112 1148 wahlten die Monche Abaelard zu Heriberts Nachfolger Vermutlich gab der Furst seine Unterstutzung um durch die Repatriierung des zwischenzeitlich beruhmt gewordenen Klerikers den beschadigten Ruf des Klosters wieder zu heben Obwohl Abaelard zuvor schon einige Jahre in der Einode des Paraklet zugebracht hatte war er formell immer noch Mitglied des Konvents von Saint Denis bei Paris Abt Suger von Saint Denis muss Abaelard von dem Verbot in ein anderes Kloster einzutreten entbunden haben unter welchen Umstanden und auf welcher Leute Einfluss hin ist unbekannt aber zumindest steht fest dass sich Abt Suger und Herzog Conan anlasslich der Aushebung einer Streitmacht Frankreichs gegen Kaiser Heinrich V im Jahr 1124 personlich trafen und so Gelegenheit hatten den Fall Abaelard personlich zu besprechen Die Wahl Abaelards zum Abt von Saint Gildas war sicherlich nicht wegen seines Rufs als Lehrer erfolgt Er sprach nachgewiesenerweise nicht die Landessprache das uralte Idiom der vormaligen Inselbretonen das sich fundamental vom romanisch beeinflussten poitevinischen Dialekt seiner Heimat Le Pallet sudlich der Loire unterschied Auch sein strenges Monchtum durfte kaum fur die Wahl Ausschlag gebend gewesen sein denn seine vorherige Liebesaffare mit Heloisa durfte selbst den Bretonen von Saint Gildas nicht entgangen sein So wurde er vielleicht sogar bewusst vom Kapitel des Konvents gewahlt weil man die Hoffnung hegte unter einem Abt Abaelard der als Kleriker seine Schulerin verfuhrt hatte weiterhin das gewohnte lose und promiske Leben fuhren zu konnen Abaelard hatte keinen Erfolg bei den Brudern von Saint Gildas Er scheiterte an der praktischen Klosterfuhrung und entging sogar nur mit Muhe einigen Mordanschlagen Um 1132 1133 musste er endgultig Saint Gildas verlassen Wenig spater trat er wieder als Lehrer auf dem Genovevaberg in Paris auf Abaelards Nachfolger Wilhelm wurde erst nach dessen Tod im Jahre 1142 ordiniert da der Philosoph im Monchsgewand seinen Titel zuvor nicht abgelegt hatte Dafur spricht ein Kalendereintrag im Chronicon Ruyensis einer um 1179 verfassten Chronik welche in der Neuzeit in der Dombibliothek von Nantes wieder aufgefunden wurde MCXLI Petrus Abaelardus abbas S Gildasii Ruyensis moritur Ordinatio Guillelmi abbatis Jahr 1141 alte Zeitrechnung Peter Abaelard der Abt von Saint Gildas en Rhuys stirbt Ordination des Abtes Wilhelm Wenig ist von den nachfolgenden Jahrhunderten bekannt Im Jahre 1506 wurde die Abtei zum Kommendegut d h die Einkunfte fielen an einen Laienabt der nur selten in der Abtei anwesend war und sich im Ubrigen kaum um das religiose Leben kummerte Erneut kam Saint Gildas herunter Im Jahre 1668 zerstorte ein Blitzschlag den Glockenturm und das Dach des Klosters und die Abtei verfiel Ende des 17 Jahrhunderts kamen Monche der Mauriner Kongregation nach Saint Gildas restaurierten den romanischen Chor und errichteten ein neues Kirchenschiff im klassizistischen Stil Doch Papst Clemens XIV entzog im Jahr 1773 dem Kloster den Titel Abtei und es blieben nicht mehr als funf Monche zuruck Dies war der Todesstoss fur einen Konvent welcher im Lauf seiner Geschichte funfundzwanzig Priorate gegrundet hatte Im Jahre 1796 wurde der gesamte Klosterbesitz als Nationalgut verkauft im Jahre 1802 die Kirche zur Pfarrkirche des Ortes erklart Schon 1825 siedelten sich erneut Ordensleute an nunmehr Ordensschwestern die Soeurs de la Charite de Saint Louis nachdem Madame Mole de Champlatreux im Jahr zuvor den Konvent fur 55000 Franken erworben hatte Die Schwestern eroffneten eine Schule und ein Waisenhaus zur Hebung der Einkunfte forderte man sogar den Tourismus Im Jahre 1960 wurden die Schulgebaude in ein weltlich betriebenes Behindertenheim umgewandelt welches bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts bestand Danach wurden die Gebaude von den Klosterfrauen wieder ubernommen Klosterkirche Bearbeiten nbsp Fries am Chor von Saint GildasDer Kirchengrundriss weist durch sein zweiarmiges Querschiff die Form eines lateinischen Kreuzes auf In ihren alten Bestandteilen besteht die Kirche von Saint Gildas de Rhuys aus Fullsteinen aus Gneis An der Aussenseite der sudlichen kleinen Apsis dem altesten Bauteil erkennt man Kleinquaderwerk und Fischgratmuster ebenso an den beiden Querschiffarmen und an der Mauer des Chors unterhalb des Daches Die Strebepfeiler in Grossquaderwerk aus Granit reichen bis zum Dach das auf skulptierten Kragsteinen auslauft Etliche von ihnen stammen aus romanischer Zeit Man erkennt aussen ein Fries mit ausdrucksvolle Masken und einen Barenfuhrer Ein skulptierter Stein oberhalb eines Fensters der Mittelapsis zeigt einen Kampf zwischen zwei Rittern Das Bauwerk setzt sich aus zwei stilistisch verschiedenen Baukorpern zusammen Wahrend das Schiff aus dem spaten 17 Jahrhundert genau von 1699 datiert und nur von geringer kunsthistorischer Bedeutung ist beeindrucken der romanische Chor und das Querschiff Dieser wichtigste Bereich gliedert sich in drei bauhistorische Bauabschnitte Die aussere Partie des Chorumgangs die an den sudlichen Flugel des Querschiffs grenzt und die sudliche Apsiskapelle sind die einzigen Bauteile die bis 1032 von Abt Felix errichtet worden waren Vom Ende des 11 Jahrhunderts stammen der Chor mit Ausnahme der Radialkapellen und der grosste Teil des Querschiffs In der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts wurden nach verheerenden Sturmen in den Jahren 1118 und 1178 bei letzterem wurde das ganze Dach abgedeckt Verschonerungs und Instandsetzungsarbeiten an den Apsiskapellen vorgenommen Diese Arbeiten begannen zirka ein halbes Jahrhundert nach dem Weggang Abaelards wahrscheinlich um 1184 im Zusammenhang mit der Exhumierung des Leichnams des Heiligen Gildas Die erhaltene sudliche Apsiskapelle zeigt dass schon seit dem Beginn des 11 Jahrhunderts der Stil der Kirchen des Loiretals auf Rhuys ubernommen wurde Am westlichen Eingang der Kirche befand sich einst ein Narthex der frappierende Ahnlichkeit mit Saint Benoit sur Loire aufwies Bei Gelandearbeiten hatte man die Fundamente dieses Narthex darstellen konnen nbsp Statue des Heiligen GoustanEine kleine Apsis mit einer Halbkuppel liegt am nordlichen Querschiffarm Neben dieser kleinen Apsis befinden sich in zwei miteinander verbundenen Nischen die durch einen Bogen tragenden Pfeiler getrennt werden die Graber des Heiligen Felix und des Abtes Riocus Eine Inschrift aus dem 11 Jahrhundert ermoglicht ihre Identifikation Ebenfalls aus dem 11 Jahrhundert stammt der Stein auf dem Grab des Heiligen Goustan der zwei Jahre nach Felix starb Dieser Stein liegt an der Ostmauer des nordlichen Querschiffarms Der Chor umfasst zwei rechteckige Joche mit Rundbogenarkaden die auf kreuzformigen Pfeilern ruhen Den Jochen folgt ein halbkreisformiges Chorhaupt das vier Saulen bilden die durch stark uberhohte Bogen verbunden sind Uber diesen Bogen verlauft eine Reihe von sieben einfach eingeschnittenen Blendarkaden Der Chor ist mit einem Umgang versehen der Zutritt in drei Apsiskapellen erlaubt Dieser halbkreisformige romanische Chor mit seinen eindrucksvollen Kapitellen ist auch heute noch so wie Abaelard selbst ihn einst gesehen hat Man erinnere sich an die Szene als er durch vergifteten Messwein beim Hochamt vergiftet werden sollte Siehe Peter Abaelard Historia Calamitatum Der stilreine Chorumgang gilt als einer der grossten romanischen Kunstschatze der Bretagne Die Gurtbogen die in Chorumgang das Kreuzgratgewolbe gliedern ruhen auf der sich zum Chor offnenden Seite auf den Kapitellen der Rundpfeiler des Chorhaupts oder auf den kreuzformigen Pfeilern der Chorjoche und auf der Seite der Traufseitenmauer auf Wanddiensten Jedes Joch wird durch ein innen weit ausgeschragtes Rundbogenfenster mit doppelter Archivolte ohne Gesims oder Ecksaulen erhellt Hinter dem Chorumgang finden sich drei Radialkapellen dem Heiligen Josef der Mutter Maria und der Schmerzhaften Jungfrau geweiht Diese Chorumgangskapellen tragen Halbkuppeln Die mittlere Kapelle ist durch ein gerades Joch mit Tonnengewolbe verlangert Jede dieser Kapellen hat drei einfache Fenster eins in der Mitte und zwei an der Seite Der Skulpturenschmuck stammt aus verschiedenen Epochen Die beiden Kapitelle die die Gurtbogen des Chorumgangs beiderseits der sudlichen Kapelle aufnehmen zeigen ein archaisches Flachrelief das eine gewisse Ahnlichkeit mit den Gravierungen auf den megalithischen Monumenten der Gegend aufweist Diese Kapitelle konnten auf das 11 Jahrhundert zuruckgehen ebenso zwei andere die man in Weihwasserbecken umwandelte Sie zeigen Krummstabe und Farnblatter die aus einem Blattkranz hervortreten Die beiden annahernd kubischen Kapitelle in der Nahe des Eingangs sowie einige Saulenbasen in Form von umgekehrten Kapitellen lassen sich dem Bauabschnitt zuordnen die auf die Zerstorung des Jahres 1118 folgte also dem ersten Viertel des 12 Jahrhunderts Schliesslich stammen die Kapitelle des Chors und des Chorumganges wahrscheinlich vom Ende des 12 Jahrhunderts mit Ausnahme der vier Kapitelle des Halbrunds In der Ausschmuckung dominieren diverse Motive der Pflanzenwelt Krummstabe betonen die Ecken wiederholen sich dabei regelmassig ohne eintonig zu wirken Die Astralgale und die Abaki blieben unverziert Masken tauchen hier und dort auf einigen Kapitellen auf All diese Skulpturen sind sauber gearbeitet und stellen ein ausgereiftes bedeutendes Kunstwerk dar nbsp Blick in den Chorraum von Saint GildasDas Kapitell uber dem Grab des Heiligen Felix besteht aus wahrscheinlich importiertem Kalkstein Die Dekoration der Basen ist ebenso abwechslungsreich wie ihre Form Meist wurden geometrische Motive verwendet Ein grosses Retabel des 17 Jahrhunderts aus weissem Gestein nimmt die Giebelmauer des sudlichen Querschiffarms ein Zahlreiche Graber mit und ohne Inschrift finden sich in der Kirche Es handelt sich uberwiegend um Graber von Abten oder einfachen Monchen wobei letztere namenlos bleiben Der grossten Schatz der Kirche sind jedoch seine wertvollen Reliquiare die heute gegen Eintrittsgebuhr in der Sakristei bewundert werden konnen Durch die Verschlagenheit der ortsansassigen Bauern und Seeleute entging dieser Kirchenschatz allen Plunderungen fruherer Zeiten Die Inquisiteure der Revolution fanden ihn nicht er blieb unentdeckt in einem Getreidespeicher des Dorfes Man sieht u a eine reich ziseliertes Arm Reliquiar aus dem 13 Jahrhundert mit den Armknochen des Heiligen Gildas ein Kopfreliquiar mit seinem Schadel ein Bein Reliquiar aus dem 15 Jahrhundert mit seinem Oberschenkel und Knie Weiterhin befinden sich hier ein wertvoller Kelch und eine Mitra aus dem 16 Jahrhundert und ein Holzschrein mit Lederuberzug Das Zeichen der bretonischen Herzoge auf diesen Meisterwerken bezeugt die konstante Verbindung des bretonischen Herrscherhauses mit dieser einst so stolzen Abtei Zitat Bearbeiten nbsp Pointe Saint GildasDie Einsamkeit die Abaelard so sehr beklagt hat ist heute im Sommer wegen der Urlaubermassen nur schwer vorstellbar Man muss schon trube Regentage oder die Herbst und Wintersturme abwarten um in dieser flachen kaum bewaldeten Landschaft mit ihren vereinzelt liegenden Felsen oder an den zum Teil steil aufragenden Meeresklippen diesen Eindruck von Entruckt Sein von Verbannung zu gewinnen an dem der Philosoph so sehr litt Das Land war mir fremd die Landessprache unbekannt die schandliche und zuchtlose Lebensweise der dortigen Monche fast allen sattsam bekannt die ubrige Bevolkerung roh und unkultiviert Dort an des Ozeans donnernden Wogen wo das Ende der Erde mir keine weitere Flucht gewahrte Meine Spaziergange fuhren an das unwegsame Ufer eines sturmischen Meeres Abaelard Historia CalamitatumWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Eglise abbatiale de Saint Gildas de Rhuys Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Seite der Schwestern von Saint Gildas47 5 2 8397222222222 Koordinaten 47 30 0 N 2 50 23 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Saint Gildas en Rhuys amp oldid 236959637