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Klaus Heinrich Dohrn 28 Juni 1909 in Hellerau bei Dresden 22 Mai 1979 in Zurich war ein deutscher Publizist Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Jugend Ausbildung und fruhe Laufbahn 1 2 Emigration in Osterreich 1933 bis 1938 1 3 Emigration in der Tschechoslowakei Frankreich und Spanien 1938 bis 1941 1 4 Nachkriegszeit 2 Ehe und Nachkommen 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenJugend Ausbildung und fruhe Laufbahn Bearbeiten Dohrn war ein Sohn des Wolf Dohrn 1878 1914 und seiner Ehefrau Johanna 1884 1964 geb Sattler sowie Enkel des Zoologen Anton Dohrn Seine jungere Schwester war Herta Dohrn 1912 2014 die 1941 den spater als Mitglied der Weissen Rose hingerichteten Christoph Probst heiratete Nach dem Tod des Vaters heiratete Dohrns Mutter dessen Bruder Harald Dohrn Dieser wurde kurz vor Kriegsende 1945 als Mitglied der antinationalsozialistischen Widerstandsgruppe Freiheitsaktion Bayern von der SS verhaftet und erschossen Nachdem Dohrn als Gymnasiast zum Katholizismus konvertiert war studierte er Theologie in Innsbruck und Munchen Wahrend dieser Zeit kam er in engen Kontakt mit Paul Claudel Von 1932 bis 1933 war Dohrn als Korrespondent fur die Rhein Mainische Volkszeitung in Rom tatig Emigration in Osterreich 1933 bis 1938 Bearbeiten Der Machtantritt der Nationalsozialisten im Fruhjahr 1933 veranlasste Dohrn dazu 1933 als Emigrant nach Osterreich zu gehen wo er sich in Wien niederliess Im Dezember 1933 wurde Dohrn inoffizieller Chefredakteur der in diesem Monat begrundeten in Wien erscheinenden Zeitung Der Christliche Standestaat Der Inhalt dieser Zeitung deren Profil in der Literatur zumeist als klerikal und antinazionalsozialistisch charakterisiert wird wurde massgeblich von ihm und dem Herausgeber Dietrich von Hildebrand bestimmt Der Christliche Standestaat war gezielt ins Leben gerufen worden um das zu Beginn der 1930er Jahre von Engelbert Dollfuss errichtete politische System in Osterreich Austrofaschismus auf geistig ideologischer Ebene zu starken und in seiner Auseinandersetzung des deutschen NS Systems zu unterstutzen Dohrn und Hildebrand verstanden sich bei der Verfolgung dieses Ziels dezidiert als geistige Offiziere Dollfuss in seinem Kampf gegen den Nationalsozialismus in Osterreich und Deutschland Der Nationalsozialismus wurde von ihnen dabei als Haresie als eine antichristliche und in letzter Konsequenz aller Religion feindlich gesinnte weltanschauliche Bewegung gedeutet wobei sie sich insbesondere auf Alfred Rosenbergs Ausarbeitung der nationalsozialistischen Ideologie in seinem Werk Der Mythus des 20 Jahrhunderts stutzen Sein publizistisches Engagement begrundete Dohrn mit der Uberzeugung es solle ein eindeutiges Dokument von katholischer Seite gegen den Nationalsozialismus vorliegen ein Beweis dass sich in dem Augenblick eines Kollaborationismus selbst von seiten der Bischofe Stimmen erhoben haben die eine eindeutige radikale Ablehnung des Nationalsozialismus prinzipieller Art aus ihrem Gewissen als Katholiken heraus darstellen Einer der von der spateren Forschung meistbeachteten Artikel Dohrns im Standestaat war der Beitrag Nationalsozialismus und Der christliche Standestaat 1 24 1933 34 S 17f In diesem vertrat er die Auffassung dass man den Nationalsozialismus weder mit dem italienischen Faschismus noch mit der osterreichischen Heimatschutz Bewegung vergleichen sollte da ihn von beiden Welten trennen wurde Viel mehr musse man ihn als einen Zwilling des russischen Bolschewismus begreifen mit dem ihn trotz aller ausseren Unterschiede zahlreiche Merkmale verbanden namentlich die brutale Unterdruckung aller Gegner die gleichschaltung aller Lebensgebeite der Kampf gegen das Christentum im Namen einer neuen sakularen Religion der Vergottung eines Kollektivs die Entrechtung der Familie und die Ehrfruchtslosigkeit von der Einzelseele Forscher wie Elke Seefried haben darauf verwiesen dass es sich bei diesen Uberlegungen um nichts geringeres als eine Vorwegnahme der nach dem Zweiten Weltkrieg formulierten Totalitarismustheorie handele 1 Seine Artikel im Christlichen Standestaat zeichnete Dohrn zumeist mit den Pseudonymen Nikolaus Heinrich Heinrich Norden oder Klaus Thorn Ausser am Christlichen Standestaat arbeitete Dohrn zudem an der von tschechoslowakischen Geldgebern finanzierten Zeitschrift Die Stunde Als Gegenmodell zum deutschen Nationalsozialismus verfocht Dohrn einen osterreichischen Legitimismus In diesem Zusammenhang arbeitete er eng mit Ernst Karl Winter und anderen osterreichischen Monarchisten zusammen Insbesondere stand er auch in Verbindung mit dem osterreichischen Thronpratendenten Otto von Habsburg 1936 beteiligte Dohrn sich neben Peter Bultmann und anderen an der Grundung des Ring deutscher Jungkatholiken bevor er im Januar 1937 die Deutsche Front gegen das Hitlerregime einen Zusammenschluss deutscher konservativer Exilgruppen die sich in der Tschechoslowakei und in Osterreich organisiert hatten so u a die Schwarze Front unter Otto Strasser und die Volkssozialistische Bewegung Deutschlands unter Hans Jaeger und Fritz Max Cahen Die Deutsche Front gegen das Hitlerregime war bestrebt in bewusster Abgrenzung zu der politisch linksgerichteten Volksfrontbewegung die Zusammenfassung der katholisch konservativen Emigration in einer Dritten Front gegen Nationalsozialismus und Kommunismus zu erreichen Emigration in der Tschechoslowakei Frankreich und Spanien 1938 bis 1941 Bearbeiten Im Marz 1938 floh Dohrn angesichts des Einmarsches deutscher Truppen in Osterreich und der Annexion dieses Landes durch das Deutsche Reich in die Tschechoslowakei Nachdem auch dieses Land im Marz 1939 von Deutschland besetzt worden war ging er nach Paris wo er ein wichtiger Mitarbeiter der Zeitung Die Osterreichische Post wurde Zudem steuerte er dort Beitrage zu der Ligue Autrichienne unter Hans Rott mit und stand er in Arbeitsbeziehung mit dem franzosischen Informationsministerium Die politische Haltung Dohrns und seine Aktivitaten in den Jahren seit 1933 hatten ihn Ende der 1930er Jahre zu einem bei den Nationalsozialisten ausserst verhassten Mann gemacht So erinnerte sich sein Mitemigrant Eugen Kogon spater in seinen Memoiren dass Dohrn den er als vehementer Gegner des Nationalsozialismus bezeichnet von den NS Behorden mit grossem Nachdruck gesucht wurde Sie wollten seinen Kopf 2 Dokumentarische Bestatigung findet diese Angabe in Dohrns Einstufung als Staatsfeind durch die NS Polizeiorgane Im Fruhjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin das ihn irrtumlich in Grossbritannien vermutete Dohrn schliesslich auf die Sonderfahndungsliste G B ein Verzeichnis von Personen die im Falle einer erfolgreichen Invasion der britischen Inseln von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Prioritat ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten 1941 floh Dohrn angesichts der deutschen Besetzung Frankreichs aus Sudfrankreich nach Spanien wo er ab Mai 1941 mehrere Monate lang in einer Festung bei Miranda del Ebro interniert wurde bevor er auf Intervention der Habsburger freigelassen wurde Ende 1941 durfte er nach Lissabon ausreisen von wo er 1942 eine Passage in die Vereinigten Staaten erhielt wo er fur den Rest des Krieges fur katholische Hilfsorganisationen tatig war Nachkriegszeit Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dohrn europaischer Berater und Europakorrespondent von Henry Luce fur dessen Magazine Time und Life sowie europaischer Vertreter der Macmillan Press 1978 lebte er in den USA wo er 1948 eingeburgert worden war und in der Schweiz Eigenen Angaben zufolge war er als Remigrant nie ganz in Amerika und nie wieder ganz in Europa heimisch geworden Stattdessen gefiel er sich in der Rolle eines Vermittlers zwischen alter und neuer Welt Einerseits indem er in seinen Artikeln seiner neuen Heimat die alte Heimat und umgekehrt der alten die neue erklarte Zum anderen indem er als inoffizieller Verbindungsmann zwischen europaischen und amerikanischen Politikern agierte So unterhielt Dohrn u a enge Kontakte zum Umfeld von Konrad Adenauer und in diesem speziell zu Hans Globke und zum Staatssekretar Guttenberg mit denen er auch privat eng befreundet war Infolgedessen wurde er in den 1950er Jahren haufig als Zwischentrager fur Fuhlungnahmen mit massgeblichen Personen in den Staaten durch informelle Kanale sowie als Informationslieferanten aus den USA verwendet Die wichtigsten Kernpunkte in Dohrns politischer Programmatik in der Nachkriegszeit waren sein entschiedener Antikommunismus sowie seine Unterstutzung der Westingetration der BRD und seine Ablehnung der Moglichkeit eines amerikanischen Ruckzugs aus Europa Ehe und Nachkommen Bearbeiten1932 heiratete Dohrn in erster Ehe Anneliese Fritzen Diese Ehe wurde 1939 geschieden In zweiter Ehe war er mit einer anderen Frau verheiratet Er hatte mehrere Kinder u a Beatrice Mathias Schriften BearbeitenAufsatze Das Amerikabild Adenauers in Dieter Blumenwitz u a Hrsg Konrad Adenauer und seine Zeit Politik und Personlichkeit des ersten Bundeskanzlers Stuttgart 1976 S 510 523 Globkes Verhaltnis zu den Vereinigten Staaten in Klaus Gotto Hrsg Der Staatssekretar Adenauers Personlichkeit und politisches Wirken Hans Globkes Stuttgart 1980 S 172 183 Literatur BearbeitenWerner Roder Herbert A Strauss Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Bd I Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen New York London Paris 1980 S 135 Einzelnachweise Bearbeiten Siehe Elke Seefried Reich und Stande S 214 Eugen Kogon Dieses merkwurdige wichtige Leben Begegnungen 1997 S 43 Normdaten Person GND 129298220 lobid OGND AKS VIAF 40451906 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dohrn KlausALTERNATIVNAMEN Dohrn Klaus HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher PublizistGEBURTSDATUM 28 Juni 1909GEBURTSORT Hellerau bei DresdenSTERBEDATUM 22 Mai 1979STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaus Dohrn Publizist amp oldid 228729426