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Als Kivelinge bezeichnet man die Mitglieder eines aus dem Jahr 1372 stammenden Junggesellenvereins aus Lingen Ems im niedersachsischen Emsland Der Thron der Kivelinge 2011Kivelinge in historischer Uniform Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Tradition 3 Compagniebuch 4 Kivelinge im 20 Jahrhundert 5 Feste und Veranstaltungen 5 1 Pflege der Kultur und Denkmaler 5 2 Geschenke der Kivelinge 6 Volksfest 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUrsprung BearbeitenDer mundlichen Uberlieferung nach grunden sich die Kivelinge auf eine Begebenheit aus dem 14 Jahrhundert Bei Kampfen zwischen dem Grafen von Tecklenburg und dem Bischof von Munster wurde die mannliche Bevolkerung Lingens so stark dezimiert dass zur Verteidigung als letztes Aufgebot die jungen unverheirateten Jugendlichen der Stadt auf die Walle gerufen wurden Durch die Unterstutzung der jungen Manner gelang es die Eroberung der Festung Lingen zu verhindern und die Angreifer in die Flucht zu schlagen Es wird vermutet dass durch diese Begebenheit auch der Name Kiveling seinen Ursprung hat Es handelt sich hierbei um die Verkleinerungsform des mittelniederdeutschen Wortes kiven was so viel wie kampfen oder streiten bedeutet also kleiner Streiter kleiner Kampfer Diese Vorgange konnen nicht durch Dokumente belegt werden da bei einem Stadtbrand im Jahre 1548 fast alle schriftlichen Urkunden verloren gingen Tradition BearbeitenEin erster schriftlicher Hinweis fur die Existenz von Borgerkynder junge Schutthen oder Vrygesellen wie die Kivelinge auch genannt wurden finden sich in den Stadtrechnungen der Jahre 1557 1558 Ein Posten gibt hier eine Zuwendung der Stadt an die Kivelinge an Die jungen Schutzen oder Burgerkinder beehrt mit 1 2 Tonne Bier facit 1 Mark Dass die Kivelinge bereits im Jahre 1565 1566 auf eine lange Tradition zuruckblicken konnten geht aus weiteren Eintragungen der Stadtrechnungen hervor Den jungen Schutzen als sie den Vogel abschossen zum Vertrinken gegeben nach altem Gebrauch eine halbe Tonne Bier dafur bezahlt 1 Mark und 1 Sch 10 1 2 Pf Einen weiteren Beweis fur eine lange Tradition liefert ein Briefwechsel des Magistrats der Stadt Lingen mit den Kivelingen Hierin heisst es dass die Obrigkeit den Burgersohnen ihr Fest untersagt da in den Nachbarlandern Krieg und Pest herrsche In einer Urkunde vom 11 Mai 1636 erklaren sich die Kivelinge bereit auf ihr altverbrieftes Recht zu verzichten wenn der Magistrat die zustehenden 2 Tonnen Bier liefert Neben Eintragungen in Stadtrechnungen und Briefwechseln bezeugt auch ein kleiner silberner Vogel die Existenz einer Burgersohne Compagnie Dieser wird aufgrund seiner Legierung und Stilart von Sachverstandigen einer Zeit nach 1450 zugeordnet Summiert man die genannten Belege auf so kann man der Angabe in einer Sekundarquelle die das Jahr 1372 als Grundungsjahr der Burgerzoons Schuttery angibt Glauben schenken Compagniebuch BearbeitenDas Compagniebuch der Kivelinge aus dem Jahr 1786 enthielt ebenfalls auf den ersten Seiten Hinweise auf ein Grundungsjahr 1372 Dieses Buch wurde jedoch bei der Hochwasserkatastrophe im Februar des Jahres 1946 so stark beschadigt dass die ersten Seiten bei der Restaurierung des Buches im Jahre 1995 nicht wiederhergestellt werden konnten Ebenfalls nicht erhalten werden konnten die in altniederlandischer Sprache verfassten Wetten die die Gesetze und Strafbestimmungen der Burgersohne beinhalteten Von diesen Wetten gibt es glucklicherweise eine Abschrift und Ubertragung ins Hochdeutsche aus dem Jahr 1922 Hieraus entwickelten sich im Laufe der Jahre Statuten und dann die Vereinssatzung die auch fur den heutigen Verein Gultigkeit hat Anderungen und Anpassungen erfolgten in den Jahren 1845 1848 1853 1863 1872 1892 1902 1926 1954 1985 sowie im Jahre 2008 1 Der Unterschied der Kivelinge zu anderen Schutzengesellschaften liegt darin dass der Burgersohne Aufzug in fruherer Zeit eine Zwangseinrichtung der Stadt Lingen war was im Punkt 14 der Wetten von 1786 beurkundet ist So hatten die ledigen Burger der Stadt unter hohen Strafen an diesem Aufmarsch mit der Waffe teilzunehmen und nach einem strengen Reglement zu exerzieren Der heutige Burgersohne Aufzug ging aus dieser damaligen zwangsweisen Wehrmannschaft hervor und ubernahm die Tradition und das Eigentum Von der Stadt Lingen bekam der Verein einige alte Privilegien ubertragen Kivelinge im 20 Jahrhundert BearbeitenAm 9 August 1914 wurde der Stadt Lingen das Vereinseigentum zur Verwahrung wahrend des Ersten Weltkrieges ubertragen Nach dem Krieg fand am 26 Oktober 1919 die erste Generalversammlung statt zehn Jahre spater beschloss man den Burgersohne Aufzug in das Vereinsregister eintragen zu lassen In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg begannen die Kivelinge sich als Heimatverein mehr und mehr in soziale und kulturelle Bereiche der Stadt einzubringen Dazu gehorten unter anderem Hilfsleistungen nach der Wirbelsturmkatastrophe im Jahre 1927 Heimatschauen 1928 und 1935 sowie plattdeutsche Abende und Theaterauffuhrungen zur Wahrung der regionalen Mundart Feste und Veranstaltungen Bearbeiten nbsp Trommelnde Kivelinge auf dem Festumzug 2011Bereits vor und auch nach dem Ersten Weltkrieg fanden die Feste der Kivelinge im dreijahrlichen Turnus statt Wahrend des Zweiten Weltkrieges ruhte jede Vereinstatigkeit Doch bereits 1945 richtete der Vorstand der Kivelinge ein Schreiben an den englischen Militarkommandanten in Lingen mit der Bitte um Wiederaufnahme der Vereinsaktivitaten Dieser Bitte wurde von der englischen Militarregierung entsprochen Neue Zielsetzung des Vereins war die Pflege vorhandener geschichtlicher Denkmaler sowie der heimatlichen Kultur Pflege der Kultur und Denkmaler Bearbeiten Dies spiegelte sich in den Zeitschriften und Schriftreihen der Kivelinge wider in dem Erwerb und der Restaurierung des Hauses Am Markt 8 der Neugestaltung des Pulverturmgelandes in der Innenstadt mit Wiederaufbau des Pulverturms der Errichtung des Machuriusbogens die Stiftung der Burgermeisteramtskette Schenkungen fur das Alte und Neue Rathaus Teilnahme an den Altstadtfesten und einiges mehr Geschenke der Kivelinge Bearbeiten Zu jedem Kivelingsfest machen die Kivelinge den Burgerinnen und Burgern ihrer Heimatstadt ein Geschenk Jahr Standort Beschreibung1949 Burgermeisterkette1952 Hist Rathaus Marktplatz Glockenspiel1955 Ratsglocke fur den Burgermeister1958 Hist Rathaus Marktplatz Leuchter am Historischen Rathaus1961 Strasse Am Pulverturm Pulverturmgelande Machuriusbogen und Pulverturm1964 Gedenktafeln fur B Rosemeyer und Bischof W Berning1967 Buste Eberhardt Danckelmann Rathaus 1970 Grundstock fur eine militarhistorische Bibliothek1972 urspr Rathausvorplatz zurzeit Nahe Parkhugel Machuriusbrunnen1975 ursp Heimatmuseum Gemalde 1 Luth Pastor Johannes Naber1978 Emslandmuseum Burgstrasse Landsknecht am Museum1981 Hist Rathaus Marktplatz Neue Uhr am Historischen Rathaus1984 urspr Julius Landzettel Strasse Gestaltung Grunzone Altersheim1987 Henricus Pontanus1990 Hohe Muhlentorstrasse 3 Burgstrasse 23 Lookenstrasse 22 Bronzerelief Platte der drei Stadttore1993 Hist Rathaus Marktplatz Stadtwappen am Historischen Rathaus1996 Bauerntanzstrasse Ecke MarienstrasseNahe Marktplatz Historischer Schilderbaum1999 Strasse Am Pulverturm Pulverturmgelande Pflasterung Rekonstruktion der Lingener Wehranlage2002 Hist Rathaus Marktplatz Figurenspiel2005 Emslandmuseum Burgstrasse Historischer Zaunanlage am Heimatmuseum2008 Strasse Am Pulverturm Kivelingsspielplatz2011 Hochschulgelande Kaiserstrasse Kunstwerk von Lena HulsmeierRede zur Geschenkubergabe2014 www anno1372 de Interaktiver Stadtrundgang Anno 1372 2017 Stadtpark an der Wilhelmshohe KulturpavillonVolksfest BearbeitenIm Jahre 1972 fand ein durch die Kivelinge organisiertes Volksfest statt das als Kivelingsfest bezeichnet wird Grund war die 600 Jahr Feier des Vereins an der auch die Bevolkerung Lingens und der Umgebung Teil haben sollte In den folgenden Jahren wurden die alle drei Jahre zu Pfingsten stattfindenden Volksfeste ein fester Bestandteil Lingens Einen grundlegenden Wandel erfuhr das Volksfest im Jahr 1996 Seit diesem Fest sind die Kivelinge bemuht das Leben des Mittelalters so authentisch wie moglich darzustellen Besonderen Ausdruck findet dies in den Aufbauten Fassaden und Kostumen die teilweise nach Originalvorlagen der damaligen Zeit entstehen Im Laufe der mittlerweile uber 625 jahrigen Vereinsgeschichte hat sich vieles geandert sehr vieles ist aber seit alt her beibehalten worden Dazu gehort auch dass die Kivelinge die unverheirateten Burgersohne der Stadt Lingen sind Das heisst auch heute noch Wer heiratet ist kein Mitglied der Kivelinge mehr Das Kivelingsfest ist im Jahr 2018 vom Niedersachsischen Ministerium fur Wissenschaft und Kultur zur Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen worden Nach einer Prufung durch die Deutsche UNESCO Kommission kann das Kivelingsfest fur die internationale Liste des immateriellen Erbes bei der UNESCO angemeldet werden 2 Literatur BearbeitenSabine Diepenbrock Dem Kiveling dem Kaveling die Geschichte des Burgersohne Aufzugs ISBN 3 9809898 2 8 Lingen 2005 Alfons Janssen und Holger Lubbers Die Kivelinge Lingen 1997 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kivelingsfest Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Vereins Website des Spiels Pro civibus et civitate Spiel uber die Kivelinge und StadtgeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Eine neue Satzung und 27 neue Mitglieder noz de vom 20 Januar 2008 Mullerhandwerk und Kivelingsfest als immaterielles Kulturerbe vorgeschlagen Presseinformation des Niedersachsischen Ministeriums fur Wissenschaft und Kultur vom 13 April 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kivelinge amp oldid 210694072