Killers of the Flower Moon ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Martin Scorsese aus dem Jahr 2023. Das Drehbuch stammt von Eric Roth auf Grundlage des gleichnamigen Sachbuchs über die Osage-Morde von David Grann. Leonardo DiCaprio übernahm die Hauptrolle neben Robert De Niro und Lily Gladstone. Damit ist der Film die sechste Zusammenarbeit zwischen Scorsese und DiCaprio und die zehnte zwischen Scorsese und De Niro.
Film | |
Titel | Killers of the Flower Moon |
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Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2023 |
Länge | 206 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Martin Scorsese |
Drehbuch | Eric Roth, Martin Scorsese |
Produktion | Leonardo DiCaprio, Dan Friedkin, Emma Tillinger Koskoff, Martin Scorsese, Bradley Thomas |
Musik | Robbie Robertson |
Kamera | Rodrigo Prieto |
Schnitt | Thelma Schoonmaker |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Den Film produzieren Scorseses Sikelia Productions und DiCaprios Appian Way Productions; den Verleih übernehmen Paramount Pictures und Apple TV+. Die Premiere des Films fand im Mai 2023 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes statt.
Handlung Bearbeiten
Ältere Angehörige des Osage-Indianerstamms betrauern während eines Rituals den Verlust ihrer Wurzeln und die Assimilation ihrer Abkömmlinge in die Gesellschaft der Weißen. Während einer Begehung ihres Reservates in Oklahoma, wo auch ein Feld von Blumen, das auch als „flower moon“ („Blumenmond“) zu sehen ist, entdecken junge Angehörige Erdöl auf ihrem Gebiet. Über Nacht wird der Stamm damit unsagbar reich, doch die Weißen versuchen den Osage dieses Geld vorzuenthalten. Sie werden unter Vormundschaft gestellt und ein Sachwalter muss ihren Ausgaben zustimmen.
1919 kehrt der gierige Ernest Burkhart aus dem Ersten Weltkrieg, wo er als Koch gedient hat, in die Vereinigten Staaten zurück. Er zieht zu seinem Onkel William King Hale, der eine große Ranch in dem Osage-Gebiet besitzt. Er stellt sich als Freund der Osage vor, der ihre Sprache spricht und ihnen helfen will. Er wird von allen nur „King“ genannt. Tatsächlich arbeitet er mit Ernests Bruder Byron und weiteren weißen Männern zusammen, um sich das Vermögen der Osage durch Heirat und Mord anzueignen. Bereits vor Burkharts Ankunft kam es zu rätselhaften Todesfällen, die von der Justiz nicht untersucht werden. Er stellt seinen Neffen offiziell als Taxifahrer an, doch nachts hilft Burkhart ihm seinen Reichtum durch zwielichtige Geschäfte, Einschüchterung und Mord, zu mehren. King bringt ihn auch dazu, der Osage-Frau Mollie Kyle den Hof zu machen. Ihrer Familie gehört einiges an Förderrechten. Ernest und Mollie verlieben sich tatsächlich ineinander und heiraten schon bald. Im Laufe der nächsten Jahre bekommen sie drei Kinder.
Hale beginnt Ernest tiefer in seine Geschäfte einzuweihen. Er profitiert von jedem Toten aus Mollies Familie. Mollie selbst ist Diabetikerin, eine Krankheit, deren Auswirkungen damals tödlich war. Ihre Mutter Lizzie ist sowieso schwer krank. Minnie stirbt an einer mysteriösen Krankheit und Hale befiehlt im Anschluss Anna Brown, Mollies rebellische Schwester zu töten. Sie wird später tot aufgefunden, was einen Aufschrei durch den Stamm gehen lässt. Sie wurde offenbar getötet, doch nachdem nur mangelhafte Ermittlungen eingeleitet wurden und gleichzeitig das Massaker von Tulsa die Runde macht, bei dem 300 Afroamerikaner von Weißen ermordet wurden, beschließt der Stamm nach einem privaten Ermittler zu schicken.
Nachdem Ernest bei einem weiteren Mordauftrag scheitert, weil er den Auftragsmörder seinen Wagen stehlen lässt, um die Versicherung zu prellen, dieser jedoch erwischt wird, lernt er Hales bösere Seite kennen. Nach Freimaurer-Manier verprügelt er seinen Neffen mit einem Paddel.
Der private Ermittler William John Burns nimmt sich des Mordes an Anne Brown an, doch er wird von den Schergen von Hale zusammengeschlagen und aus der Stadt vertrieben. Gleichzeitig befiehlt Hale den Mord an Henry Roan, Mollies erstem Osage-Mann. Dieser leidet unter Schwermut und ist stark alkoholabhängig. Der Auftragsmörder soll es wie einen Selbstmord aussehen lassen. Er freundet sich mit dem Indianer an. Sie werden Saufkumpanen und nach einer durchzechten Nacht erschießt er ihn von hinten anstatt, wie es vorher vereinbart wurde, von vorn.
Nachdem Lizzie eines natürlichen Todes starb, befiehlt Hale den Mord an Rita, Mollies letzter lebender Schwester, und ihrem Ehemann. Ernest soll den Mord arrangieren und den Sprengstoffspezialisten Ace Kirby kontaktieren. Ernest geht zum Mörder von Henry und setzt diesen unter Druck, um Kirby ausfindig zu machen. Kirby berechnet jedoch den Sprengstoff falsch und es kommt zu einer markerschütternden Explosion, die das ganze Reservat aufweckt.
Währenddessen wird Mollies Diabetes immer schlimmer. Hale spielt weiterhin den Gönner und versorgt sie mit Insulin, das jedoch damals noch experimentell genutzt wurde. Er lässt es von Ernest zusätzlich mit einer Droge versetzen, das sie jedoch nur „etwas verlangsamen“ soll. Trotz ihrer fortgeschrittenen Krankheit fährt sie nach den letzten beiden Todesfällen selbst nach Washington, D.C. um vor dem Kongress über die zahlreichen Todesfälle unter den Osage zu sprechen. Ihre Rede überzeugt den Präsidenten Calvin Coolidge und dieser schickt Tom White als Sonderermittler des neu gegründeten Bureau of Investigation (BOI, später Federal Bureau of Investigation). Zusammen mit einem bunt gemischten Team, das zum Teil offen, zum Teil verdeckt ermittelt, kommen sie schnell den wahren Hintergründen der Todesfälle auf die Spur. Hale reagiert panisch und lässt eine Reihe von Komplizen und Mitwissern ausschalten. Auch Ernest, der mittlerweile stark alkoholabhängig ist und zudem sich selbst mit dem Insulinzusatz von Mollie langsam vergiftet, lässt Hale eine Police unterschreiben, die dafür sorgen würde, das ihm Ernests Anteile im Falle eines Todes überschrieben werden. Ernest vertraut seinem Onkel dennoch.
Ernest nimmt selbst einen Schluck vom Gift, weil er sich weigert zu akzeptieren, dass sein Onkel seiner Frau etwas Böses antun würde. Er weiß es, aber er weigert sich, es zu akzeptieren, sowie zu akzeptieren, dass er ein Teil des Mordkomplotts ist.
Schließlich wird Ernest verhaftet. Durch Schlafentzug und mit einer Reihe von Zeugen, darunter dem Mörder von Henry, wird er unter Druck gesetzt, gegen seinen Onkel auszusagen. Tom White lässt außerdem Mollie aufsuchen und sie ärztlich behandeln. Es gelingt ihnen Ernest zu überzeugen gegen seinen Onkel auszusagen, doch schon der erste Prozesstermin gerät zu einem Desaster. Ernest will seine Familie wieder sehen und Tom arrangiert ein Treffen mit seiner Ehefrau. Bei einem Treffen versuchen die gegnerischen Anwälte und Hales Getreuen ihn wieder umzudrehen. Dies gelingt ihnen und als er dies dem BOI mitteilt, wird er verhaftet. Als schließlich jedoch seine jüngste Tochter an Keuchhusten stirbt und das BOI ihm klarmacht, dass er seine Familie nie wieder sehen wird, wenn er nicht gegen seinen Onkel aussagt, beschließt er endlich reinen Tisch zu machen. Vor Gericht gesteht er die Mittäterschaft am Mord von Anne Brown und die Beauftragung der Morde an Henry und Rita. Gleichzeitig belastet er seinen Onkel schwer. Nach dem Prozess trifft er Molly wieder. Diese stellt ihn zur Rede. Als er behauptet, ihr nur Insulin verabreicht zu haben, verlässt sie den Raum wortlos.
Der Film zeigt nun die Liveaufnahme einer Radioshow, die im reißerischen Stil die Auswirkungen des Prozesses nachstellt. Ernest und Hale werden beide zu lebenslanger Haft verurteilt. Beide werden nach längerer Haftzeit auf Bewährung entlassen. Byron, der Bruder von Ernest, der an verschiedenen Morden beteiligt war, wird auf Grund einer korrupten Jury freigelassen. Die beiden Ärzte, die Mollie das vergiftete Insulin besorgten, wurden auf Grund von mangelnden Beweisen nie unter Anklage gestellt.
Mollie ließ sich von Ernest scheiden. Die beiden haben sich nie wiedergesehen. Sie heiratete erneut und starb mit 50 an den Folgen ihrer Diabetes. Sie wurde bei ihrer Familie beigesetzt, ihrer Mutter, ihren ermordeten Schwestern und ihrer verstorbenen Tochter. In ihrem Nachruf wurden die Morde mit keinem Wort erwähnt.
Vor dem Abspann wird ein Stammestanz der Osage in der Gegenwart gezeigt.
Hintergrund Bearbeiten
Drehbuchentwicklung Bearbeiten
Das Drehbuch basiert auf dem 2017 erschienenen Buch Killers of the Flower Moon: The Osage Murders and the Birth of the FBI des Journalisten David Grann. Eine deutsche Übersetzung von Henning Dedekind erschien im selben Jahr unter dem Titel Das Verbrechen: Die wahre Geschichte hinter der spektakulärsten Mordserie Amerikas im btb Verlag. Bereits früh sicherte sich Paramount das Projekt von der Produktionsfirma Imperative Entertainment, erlaubte jedoch später dem Scorsese- und DiCaprio-Manager Rick Yorn, es anderen Produktionsgesellschaften anzubieten. Als Grund dafür wurden die hohen Kosten von 180 bis 200 Millionen US-Dollar eines Drehs in Oklahoma genannt. Zudem soll Paramount der ursprüngliche Drehbuchentwurf von Eric Roth besser als der von David Grann überarbeitete gefallen haben. Im Mai 2020 sicherte sich schließlich Apple die Produktionsrechte. In Folge wird es das Projekt finanzieren, die kreative Kontrolle übernehmen und den Film später auch auf dem eigenen Streamingdienst Apple TV+ anbieten. Zuvor kommt der Film regulär mit Paramount als Verleiher in die weltweiten Kinos. Im Gegensatz zur Vorlage, die vor allem die Perspektive der Ermittler einnimmt, konzentriert sich das Drehbuch in erster Linie auf die Darstellung der Täter und Opfer. Es machte damit Ernest Burkhart und seine Frau Molly Burkhart zu den Hauptprotagonisten des Films.
Besetzung Bearbeiten
In den Hauptrollen sind Leonardo DiCaprio als Ernest Burkhart, Robert De Niro als William Hale und Lily Gladstone als Ernests spätere Ehefrau Mollie zu sehen. Die Entscheidung über die Besetzung der Hauptfiguren fiel relativ spät im Produktionsprozess. Ursprünglich sollte DiCaprio den Part des FBI-Agenten White spielen, der Hales Mordkomplott aufdeckt. Später bestand er darauf, den Part des Neffen zu übernehmen. Daraufhin wurde das Drehbuch umgeschrieben. Die ursprünglich für DiCaprio vorgesehene Rolle wurde an Jesse Plemons vergeben.
Dreharbeiten Bearbeiten
Die Dreharbeiten sollten ursprünglich im Februar 2021 starten und begannen schließlich im April 2021 in Oklahoma. Kameramann war Rodrigo Prieto, für den es die vierte Zusammenarbeit mit Scorsese war. Aufnahmen entstanden in Osage County, speziell in Pawhuska, Fairfax und Bartlesville. Am 13. Mai 2021 zog sich De Niro eine Verletzung am Quadrizeps zu und kehrte nach New York für medizinische Untersuchungen zurück. Die Produktion verzögerte sich dadurch nicht, da weitere Szenen mit De Niro erst im Juni 2021 gedreht werden sollten. Die Dreharbeiten wurden am 1. Oktober 2021 abgeschlossen.
Veröffentlichung Bearbeiten
Die Veröffentlichung des Films war für November 2022 erwartet worden. Später wurde die Premiere des Films für den 20. Mai 2023 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes angekündigt, was auch so geschah. Kinopremiere in Deutschland war der 19. Oktober 2023.
Filmschnitt und Filmmusik Bearbeiten
Für den Schnitt vertraute Scorsese auf seine langjährige Weggefährtin Thelma Schoonmaker, für die Musik zeichnete Robbie Robertson verantwortlich. Mit beiden hat der Regisseur seit Wie ein wilder Stier (1980) zusammengearbeitet. Zwei Monate vor Kinostart des Films verstarb Robbie Robertson, Sohn einer indigenen Kanadierin der Six Nations. Scorsese hat ihm Killers of the Flower Moon gewidmet.
Das Soundtrack-Album mit insgesamt 21 Musikstücken wurde am 20. Oktober 2023 von Sony Masterworks als Download veröffentlicht. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Album auf CD erscheinen.
Rezeption Bearbeiten
Einspielergebnis Bearbeiten
Der Film erreichte bis zum 5. November 2023 weltweit mit einem Gesamtumsatz von 119 Millionen US-Dollar Box Office von 52,2 Millionen US-Dollar in den Vereinigten Staaten und Kanada sowie 66,8 Millionen US-Dollar im Rest der Welt.
In den Vereinigten Staaten und Kanada erreichte der Film am Eröffnungswochenende 20–25 Millionen US-Dollar und wurde in 3621 Kinos gezeigt. Er konkurrierte dabei mit Taylor Swift: The Eras Tour und wurde im Wochenschnitt zweiter, jedoch am Wochenende erster. Weltweit lag jedoch der indische Actionthriller Leo mit 48,5 Millionen US-Dollar vor Killers of the Flower Moon mit 44 Millionen US-Dollar. Für Scorsese war es der drittbeste Zuschauerschnitt und lag unter anderem vor Kap der Angst. In den beiden Folgewochen erreichte er mit 9 Millionen beziehungsweise 7 Millionen US-Dollar jeweils das drittbeste Einspielergebnis.
Kritik Bearbeiten
Von den auf der Website Rotten Tomatoes nach der Premiere aufgeführten 400 professionellen Kritiken sind 94 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,6 von 10 möglichen Punkten. Vom Publikum wurde Scorseses Regiearbeit etwas schlechter bewertet. Das Fazit der Seite lautet, dass Killers of the Flower Moon „in Bezug auf Laufzeit, Thema und Leistung enorm und eine ernüchternde Würdigung der Beziehung Amerikas zu indigenen Völkern“ sei. Es handle sich „um einen weiteren künstlerischen Höhepunkt für Martin Scorsese“ und dessen Filmstab und Schauspieler. Auf der Website Metacritic erhielt das Werk eine Bewertung von 89 von 100 möglichen Punkten, basierend auf mehr als 60 ausgewerteten englischsprachigen Kritiken. Dies entspricht einhelligem Beifall („universal acclaim“) und für Scorseses Regiearbeit wurde eine eindeutige Filmempfehlung („must-see“) ausgesprochen.
Die deutschsprachige Filmkritik nahm Killers of the Flower Moon zum Teil verhaltener auf:
Tobias Kniebe (Süddeutsche Zeitung) fasste den Film nach seiner Premiere in Cannes als „blutiges Wimmelbild eines wahren Verbrechens“ zusammen. Er pries Leonardo DiCaprio und Lily Gladstone für ihre „glaubhafte Chemie“ als Leinwandpaar sowie die Leistung von Robert De Niro als William Hale. Dieser hätte seit Kap der Angst nicht mehr „eine solche Schurkenrolle“ innegehabt. Der Film entfalte „Scorseses großes Lebensthema […] Verbrechen, Dominanz, Unterwerfung und Verrat im engsten Familienkreis und der bittere Preis der Befreiung daraus“. Killers of the Flower Moon sei „packend wie immer, mit starken Sequenzen“ inszeniert. Dennoch hatte Kniebe das Gefühl, dass die Produktion „nicht zu seinen größten Werken gezählt werden wird“. Dies liege „vor allem an der Komplexität der wahren Geschehnisse von damals“. Der Film setze zu sehr auf David Granns Sachbuch, so dass die Zuschauer „der Logik kaum mehr folgen“ könnten und „am Schluss die Motivationen der Handelnden Rätsel“ aufgäben.
Ähnliches bemerkte zum deutschen Kinostart Andreas Kilb (Frankfurter Allgemeine Zeitung), der den Film als „historisch korrekt und erzählerisch matt“ rezensierte. Er kritisierte, dass Killers of the Flower Moon kein „Meisterwerk der Kinoleinwand“ geworden sei, obwohl der Film über „innere und äußere Dramatik, großartige Schauspieler, opulente Kulissen, historische Tiefe, überzeitliche Bedeutung“ verfüge. Er zählte das Werk neben The King of Comedy und Gangs of New York zu einer zweiten Gruppe in der Filmografie des Regisseurs, in der „die Machtverhältnisse zwischen den Männern […] den Gang der Handlung“ bestimmen würden. „Ihr Kern ist Abhängigkeit, ihr Antrieb ist Ambivalenz: Liebe und Hass, Neid und Bewunderung zugleich“, so Kilb. Er pries die Kamera von Rodrigo Prieto und die „Schlusssequenz in Form einer Radiobühnenshow, mit der Scorsese seinen Platz im amerikanischen Mythos“ markiere. Dennoch fehle nach dem ersten Akt, der Hochzeitsfeier zwischen Ernest und Mollie, der männlichen Hauptfigur „ein Motiv“ und die „Prägnanz“. Ernests „stärkster Charakterzug, für Filmhelden fatal“, sei „Gehorsam“. DiCaprio unternehme wenig, um den Zwiespalt seiner Figur zu zeigen und spiele „fast den ganzen Film mit demselben Gesichtsausdruck durch, einer Kombination aus hängenden Mundwinkeln und Büßerblick unter geballten Brauen und Stirnfalten“. Ein „Duell der Scorsese-Giganten De Niro und DiCaprio“, das Killers of the Flower Moon verspreche, fände nicht statt. Gleichzeitig kritisierte er, dass die Gewalt, „ein zentrale Element von Scorseses Kino“, erstmals „illustrativ“ wirke.
Laut Hannah Pilarczyk (Spiegel Plus) habe sich Scorsese „mit einer Verve“ in den Stoff gestürzt, „als hätte er zum allerersten Mal ein Budget bekommen, mit dem er sich wirklich alles, was zu seiner Vision des Films gehört, auch leisten“ könne. Die Osage-Mörder würden nicht nur im Titel stehen, ihnen würde auch der Film gehören. Das Drehbuch spinne die Geschichte „zu einer Farce weiter, in der sich De Niro und DiCaprio“ im Überzeichnen ihrer Figuren überbieten würden. Im Gegensatz zur Buchvorlage würde die Entstehung des FBI kaum vorkommen. Auch kritisierte Pilarczyk, dass die Frauenrollen „dürftig“ und die Osage-Figuren unterentwickelt seien. Lily Gladstone dümpele „giftgeschwächt ein Drittel des Films dahin“. Pilarczyk erschloss sich auch nicht, warum für den Film „eine Vorlage mit wahren Verbrechen und wahren Opfern“ benötigt wurde und verwies dabei auf Noah Hawleys Serie Fargo und insbesondere auf deren vierte Staffel. Die Kritikerin mutmaßte, dass aus Killers of the Flower Moon vielleicht eine bessere Miniserie geworden wäre. Diese hätte „Scorseses epischen USA-Erklärergestus auf genauer ausgearbeitete Figuren und Begebenheiten“ herunterbrechen können.
Philipp Stadelmaier vom deutschen Online-Portal Filmdienst vergab vier von fünf möglichen Sternen. Er meinte, der Film wirke „wie eine große Revision des bisherigen Kinos von Martin Scorsese, seiner Geschwindigkeit und seines weißen US-Gangstertums“ und lobte ihn als „meisterliches Spätwerk“, vermutete aber wie Pilarczyk, dass er „als Serie […] besser funktioniert hätte.“ In der Zeitschrift Epd Film besprach Gerhard Midding den Film und schrieb „Scorsese inszeniert die Niedertracht mit verzweifelter Nüchternheit. Das Rauschhafte, das in seinen gangsterfilmen einem Rhythmus von Gier, versprechen und Erfüllung folgt, stellt sich diesmal erst ein, als das FBI einschreitet. Das korrupte Gemeinwesen soll in einer Kaskade der verhaftungen und Geständnisse gereinigt werden.“ Von der Jury der evangelischen Filmarbeit wurde der Film in der gleichen Ausgabe zum „Film des Monats“ ernannt. In ihrer Begründung nannten sie den Film „eine überzeugende Kritik am amerikanischen Kolonialismus“ und „sinnliches, bildstarkes Kino“.
Einsatz im Unterricht Bearbeiten
Das Onlineportal kinofenster.de empfiehlt den Film ab der 11. Klasse für die Unterrichtsfächer Geschichte, Politik, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Englisch und Deutsch und bietet Materialien zum Film für den Unterricht. Dort schreibt Philipp Bühler, in Geschichte und Politik lasse sich die US-amerikanische Politik gegenüber den Native Americans erörtern. Auch wenn sich Scorsese intensiv von den Osage unter Vorsitz deren Oberhaupts Geoffrey Standing Bear beraten ließ, sei dennoch zu fragen, ob in diesem Film mit Starbesetzung die Perspektive der Osage stärker hätte gewichtet werden können. Dennoch erinnere der Film in überaus lohnenden dreieinhalb Stunden an ihre wenig bekannte Geschichte und an ein Leid, das noch heute nachwirke.
Auszeichnungen Bearbeiten
Killers of the Flower Moon wurde für mehrere Filmpreise nominiert:
Filmpreis/-festival | Kategorie | Resultat | Nominierte |
---|---|---|---|
Hollywood Critics Association Midseason Awards 2022 | „Am meisten erwarteter Film“ | Nominiert | k. A. |
Camerimage 2023 | Goldener Frosch – Beste Kamera | Nominiert | Rodrigo Prieto, Martin Scorsese |
Hollywood Critics Association Midseason Awards 2023 | „Am meisten erwarteter Film“ | Nominiert | k. A. |
Hollywood Music In Media Awards 2023 | Beste Filmmusik – Spielfilm | Gewonnen | Robbie Robertson |
Synchronisation Bearbeiten
Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch und der Dialogregie von Axel Malzacher im Auftrag der FFS Film- & Fernseh-Synchron GmbH in Berlin.
Darsteller | Synchronsprecher | Rolle |
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Leonardo DiCaprio | Gerrit Schmidt-Foß | Ernest Burkhart |
Robert De Niro | Christian Brückner | William King Hale |
Jesse Plemons | Tommy Morgenstern | BOI-Agent Tom White |
Lily Gladstone | Elisa Bannat | Mollie Burkhart |
Michael Abbott Jr. | Tim Sander | Agent Frank Smith |
Sturgill Simpson | Torben Liebrecht | Henry Grammer |
William Belleau | Martin Kautz | Henry Roan |
Ty Mitchell | Oliver Stritzel | John Ramsey |
Tatanka Means | Jaron Löwenberg | John Wren |
Louis Cancelmi | Frank Schaff | Kelsie Morrison |
Tantoo Cardinal | – | Lizzie Q |
Martin Scorsese | Lutz Riedel | Radio Show Produzent |
J. C. MacKenzie | Tom Vogt | Radio-Ansager |
Larry Fessenden | Lutz Schnell | Radiostimme (für Hale) |
Steve Eastin | Axel Lutter | Richter Pollock |
Joey Oglesby | Tobias Müller | Roy Bunch |
John Lithgow | Holger Mahlich | Staatsanwalt Peter Leaward |
Brendan Fraser | Torsten Münchow | W.S. Hamilton |
Literatur Bearbeiten
- David Grann: Killers of the Flower Moon : the Osage murders and the birth of the FBI. New York : Doubleday, 2017. ISBN 978-0-385-53425-3.
- Das Verbrechen : Die wahre Geschichte hinter der spektakulärsten Mordserie Amerikas. Übersetzt aus dem Englischen von Henning Dedekind. München : btb Verlag, 2017. ISBN 978-3-442-71727-9.
Weblinks Bearbeiten
- Killers of the Flower Moon in der Internet Movie Database (englisch)
- Killers of the Flower Moon bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Killers of the Flower Moon. Paramount Pictures Germany (Offizielle Website).
Einzelnachweise Bearbeiten
- Freigabebescheinigung für Killers of the Flower Moon. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 248632).
- Alterskennzeichnung für Killers of the Flower Moon. Jugendmedienkommission.
- Mike Fleming Jr.: Apple To Team With Paramount On Scorsese-DiCaprio-De Niro Drama ‘Killers Of The Flower Moon’. In: Deadline.com. 27. Mai 2020, abgerufen am 28. Mai 2020.
- ↑ Gerhard Midding: Killers of the Flower Moon. In: epd Film. Nr. 10/23. Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, ISSN 0176-2044, S. 56.
- ↑ Andreas Kilb: Das Spektakel der Gier. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Oktober 2023, Nr. 242, S. 11.
- Zack Sharf: Osage Nation Prepares for Scorsese’s $200 Million ‘Flower Moon’ to Film in February 2021. In: IndieWire. 7. August 2020, abgerufen am 11. August 2020 (englisch).
- Zack Sharf: Martin Scorsese Starts ‘Flower Moon’ Filming: ‘Accurate Depiction’ of Osage Nation Is Critical. In: IndieWire. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021 (englisch).
- Brandy McDonnell: ‘Killers of the Flower Moon’ seeks local crew, Olivia Munn speaks out and more. In: The Oklahoman. 18. März 2021, abgerufen am 19. März 2021 (englisch).
- Bruce Haring, Anthony D’Alessandro: Robert De Niro Injury Won’t Impact ‘Killers Of The Flower Moon’ Production – Update. In: Deadline Hollywood. 13. Mai 2021, abgerufen am 13. Mai 2021 (englisch).
- Some ‘Killers of the Flower Moon’ cast wrap filming. 17. September 2021, abgerufen am 8. Februar 2022 (englisch).
- Christopher Marc: Martin Scorsese Thriller Killers Of The Flower Moon Eyeing November Release. In: The Playlist. 22. Februar 2022, abgerufen am 27. Februar 2022 (englisch).
- Killers of the Flower Moon by Martin Scorsese at the 76th Festival de Cannes. 31. März 2023, abgerufen am 2. April 2023 (englisch).
- Justin Kroll, Mike Fleming Jr: The Dish: Apple Eyes 2023 Cannes Launch For Oscar-Bait Scorsese-DiCaprio-De Niro Film ‘Killers Of The Flower Moon’; Don’t Count Out ‘Emancipation’ For 2022. In: Deadline. 26. Juli 2022, abgerufen am 4. August 2022 (amerikanisches Englisch).
- Killers of the Flower Moon. kino.de, abgerufen am 18. Juli 2023.
- 'Killers of the Flower Moon' Soundtrack Album Details. In: filmmusicreporter.com, 19. Oktober 2023.
- Killers of the Flower Moon (2022) - Financial Information. In: The-numbers.com. Abgerufen am 7. November 2023.
- Anthony D'Alessandro: Taylor Swift Has No Plans To Shake Off No. 1 As Martin Scorsese’s ‘Killers Of The Flower Moon’ Eyes $20M+ Opening. In: Deadline. 18. Oktober 2023, abgerufen am 7. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- Naman Ramachandran: Vijay’s ‘Leo’ Beats Leonardo DiCaprio’s ‘Killers of the Flower Moon’ at Weekend Global Box Office. In: Variety. 23. Oktober 2023, abgerufen am 7. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- Anthony D'Alessandro: Taylor Swift Even More Bejeweled With $33M Second Weekend; ‘Killers Of The Flower Moon’ Brings Adults Back To Cinemas With $23M+ Opening & A- CinemaScore – Monday Box Office Update. In: Deadline. 23. Oktober 2023, abgerufen am 7. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- Anthony D'Alessandro: Autumn Box Office Blues: ‘Freddy’s At $19M+ Leads ‘Dune’-Less Frame As Strike Continues – Sunday Update. In: Deadline. 5. November 2023, abgerufen am 7. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- Killers of the Flower Moon. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 8. November 2023 (englisch).
- Killers of the Flower Moon. In: Metacritic. Fandom, abgerufen am 8. November 2023 (englisch).
- Tobias Kniebe: Blutiges Wimmelbild. In: Süddeutsche Zeitung, 22. Mai 2023, S. 10.
- Hannah Pilarczyk: True Crime, falsches Format. In: Spiegel Plus, 22. Mai 2023 (abgerufen via lizenzpflichtiger Datenbank Nexis Uni).
- Killers of the Flower Moon. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 18. Oktober 2023.
- Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt: Killers of the Flower Moon. In: epd Film. Nr. 10/23. Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, ISSN 0176-2044, S. 11.
- Philipp Bühler: Killers of the Flower Moon. In: kinofenster.de, 18. Oktober 2023.
- Auszeichnungen. In: imdb.com (abgerufen am 20. Oktober 2023).
- https://www.synchronkartei.de/film/56116