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Kieselsaureester KSE sind eine Stoffgruppe und die Ester der Kieselsauren Tetraethylorthosilicat ein Kieselsaureester Inhaltsverzeichnis 1 Gewinnung und Darstellung 2 Eigenschaften 3 Verwendung 3 1 Konservierung von Naturstein 3 1 1 Historisches 3 1 2 Konservierungsverfahren 3 2 Kritik 4 EinzelnachweiseGewinnung und Darstellung BearbeitenDiese Verbindungen entstehen durch Reaktion von Siliciumtetrahalogeniden z B Siliciumtetrachlorid mit Alkoholen wie z B Methanol oder Ethanol Eigenschaften BearbeitenDer Kieselsaureester mit Ethanol wird Tetraethylorthosilicat genannt Kieselsaureester neigen zur Hydrolyse es bildet sich Orthokieselsaure die in Kondensationsreaktionen Wasserabspaltung in Polykieselsaure ubergeht aus der sich schliesslich amorphes Siliciumdioxid bildet Si OC2H5 4 4 H2O SiO2 n H2O 4 C2H5OHVerwendung BearbeitenPraktische Bedeutung haben die Ester der Orthokieselsaure mit der allgemeinen Formel Si OR 4 zum Beispiel fur die Konservierung von Naturstein Konservierung von Naturstein Bearbeiten Hauptartikel SteinkonservierungKieselsaureester werden im Bautenschutz zur Festigung und Konservierung von Naturstein und Putz verwendet da sie bei der Hydrolyse z B durch Luftfeuchtigkeit Siliciumdioxid SiO2 bilden das feinste Risse und Spalten im Stein mit einem Kieselgel Film auskleidet Verkieselung 1 Historisches Bearbeiten Bereits 1861 schlug August Wilhelm von Hofmann die Verwendung Tetraethylorthosilicat zur Sanierung des verfallenen Kalkstein des Houses of Parliament in London vor In den 1920er Jahren veroffentlichte Arthur Pillans Laurie eine Arbeit in der er mit verschiedenen Formulierungen experimentierte die auch Tetraethylorthosilicat enthielten und meldete mindestens vier Patente fur Steinfestigungsmittel an Bis 1932 herrschte jedoch Uneinigkeit uber seine Wirksamkeit In einer Veroffentlichung behauptete R J Schaffer dass Lauries Behandlung von Natursteinen mit Kieselsaureester keine schutzende Wirkung zu haben scheint Jedoch berichteten in den 1940er Jahren eine Reihe von Autoren uber die Anwendung von Silikonestern als Farbe und Konservierungsmittel fur Steine und Beton 1956 veroffentlichte Harold Plenderleith einen umfangreichen Artikel uber Konservierung von Materialien In einem Abschnitt uber die Verfestigung von Stein berichtete er Fur Sandstein und kieselhaltigen Kalkstein von grossen Abmessungen die in Innenraumen aufbewahrt werden ist Siliziumester ein sehr erfolgreiches Festigungsmittel Die spaten 1960er Jahre waren durch die Arbeit von Seymour Lewin ein Wendepunkt fur die Untersuchung und Verwendung von Alkoxysilanen auf Stein Zusatzlich zu einigen Artikeln uber das Thema wurde Anfang der 1970er Jahre von der Wacker Chemie ein deutsches Patent fur die Tetraethoxysilan und Tetraethoxysilan Methyltriethoxysilan basierten Steinverfestigungsmittel angemeldet die Wacker OH bzw Wacker H hiessen in den folgenden Jahren gab es eine Vielzahl von Veroffentlichungen zu dem Thema Allein zum Thema Alkoxysilane und Steinkonservierung erschienen zwischen 1980 und 2000 mehr als 200 Artikel 2 Patentiert in Osterreich schon um 1900 wurden Kieselsaureester erstmals um 1920 in England zur Steinfestigung eingesetzt Ein Erfolg im Sinne einer Festigung konnte bei diesen Anwendungen jedoch nicht festgestellt werden Erneut aufgegriffen wurden die Kieselsaureester in den fruhen 1960er Jahren in der Tschechoslowakei ihre Entwicklung wurde in der BRD vor allem von der Wacker Chemie vorangetrieben Erstes behandeltes Steinobjekt in der BRD ist der Sandsteinerker des Schlosses in Burgsteinfurt Westfalen Konservierungsverfahren Bearbeiten Neben dem heute aufgrund seiner Toxizitat nicht mehr verwendeten Orthokieselsauretetramethylester der Methanol abspaltet wird ausschliesslich Orthokieselsauretetraethylester der das ungefahrlichere Ethanol abspaltet eingesetzt Die festigende Wirkung der Kieselsaureester beruht auf der Ausbildung uberbruckender wasserhaltiger amorpher SiO2 Gele im Porenraum der Gesteine Das gleichzeitig gebildete Ethanol verdampft in die Atmosphare Das aus Propylsilikaten freigesetzte Propanol verdampft schlechter als Ethanol Das Abbinden eines Kieselsaureesters lauft in einem Sol Gel Prozess in zwei Schritten ab Im ersten Schritt findet eine Hydrolyse statt der zweite Schritt fuhrt uber Kondensations und Polymerisationsprozesse zur endgultigen Gelbildung Bei der Hydrolyse in Gegenwart von Wasser wird Ethanol abgespalten und es entsteht instabile Orthokieselsaure aus der sich durch Wasserabspaltung amorphes wasserhaltiges SiO2 Gel bildet 2 Die Hydrolyse muss in der Praxis durch Zugabe von Katalysatoren beschleunigt werden Neben der fruher gebrauchlichen sauren und alkalischen Katalyse bei der dem KSE unmittelbar vor der Verwendung Saure oder Base zugegeben werden musste wird heute in aller Regel mit metallorganischen Verbindungen Dibutylzinndilaurat katalysiert Metallorganische Verbindungen katalysieren die Hydrolyse langsamer als saure oder alkalische Katalysatoren damit konnen Anwendungsfehler besser umgangen werden Die alkalisch katalysierte Hydrolyse spielt in der Restaurierung bei der Klebung mit schnellhydrolysiertem KSE weiterhin eine Rolle Wahrend der weiteren Gelbildung kommt es durch Kondensationsvorgange der HO Si Strukturen zur Ausbildung ungeordneter SiO2 Tetraeder Netzwerke unter H2O Abspaltung 2 Durch standig weiterlaufende Kondensation der freien OH Gruppen im Kieselgel kommt es zu Volumenkontraktionen und damit zu Spannungen Auch das sich bildende Ethanol selbst kann die Zersetzung begunstigen 3 Wenn dabei die Kohasionskrafte im Gel uberschritten werden bildet sich ein polygonales charakteristisches Risssystem Dadurch kommt es im Porensystem der behandelten Steine zur Ausbildung einer Sekundarporositat die Auswirkungen auf das hygrische Verhalten des Gesteins haben kann Durch wahrend der Gelbildung nicht ausreagierte hydrophob wirkende Ethylgruppen zeigen die behandelten Steinoberflachen eine anfangliche Hydrophobie die mehrere Monate und langer anhalten kann 2 Die Hydrolyse des KSE wird durch das an den Mineraloberflachen liegende Haftwasser initiiert Eine gewisse Sorptionsfeuchte allerdings ohne Kapillarkondensation ist daher unerlasslich fur eine erfolgreiche Festigung In der Praxis wird allgemein eine Konditionierung zu festigender Steine bei einer relativen Luftfeuchte von 40 bis 80 Prozent empfohlen 2 Die im Handel befindlichen Kieselsaureester verschiedener Hersteller unterscheiden sich im Feststoffgehalt bzw der Gelabscheidungsrate dem Gehalt an Losemitteln und in moglichen Zusatzen hydrophobierender Stoffe und werden je nach Anwendungsfall individuell ausgewahlt 2 4 Angestrebt wird eine Weiterentwicklung der Kieselsaureester um die Versprodung des gefestigten Steinmaterial zu verringern und eine Schollenbildung auf den behandelten Flachen zu verhindern Kritik Bearbeiten Manche Baudenkmalpfleger warnen vor der ubertriebenen Verkieselung von Naturstein da die Festigung der oberen Schichten in Verbindung mit der hydrophobierenden Wirkung bei Erwarmung der Fassade durch Sonneneinstrahlung sowie Frost Tau Wechseln zu einer Schalen und Krustenbildung sowie gegebenenfalls Salzanreicherung fuhren kann In der Folge kann sich aufgrund der durch die Bewitterung verursachten Spannungen zwischen den verfestigten Schichten und dem darunterliegenden weicheren Material eine trennende Fuge bilden Um dies zu verhindern sollte die Menge des eingebrachten Festigungsmittels genau dosiert werden und durch geeignete Massnahmen dazu gebracht werden moglichst tief in das Material einzudringen 5 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Peter Radermacher Klaus Michael Rohrwacher Sanierung von Natursteinen Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 ISBN 978 3 658 07847 8 S 131 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c d e f George Wheeler Alkoxysilanes and the Consolidation of Stone Getty Publications 2005 ISBN 978 0 89236 815 0 books google de Kerstin Elert Carlos Rodriguez Navarro Degradation and conservation of clay containing stone A review In Construction and Building Materials Band 330 2022 S 127226 doi 10 1016 j conbuildmat 2022 127226 Alison Henry Stone Conservation Principles and Practice Routledge 2015 ISBN 978 1 317 74266 1 books google com Polemik zur Natursteinkonservierung von Konrad Fischer abgerufen im Februar 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kieselsaureester amp oldid 232268427