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Der Ketzertaufstreit des 3 und 4 Jahrhunderts war eine theologische Auseinandersetzung uber die Gultigkeit der christlichen Taufe Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation 2 Zuspitzung Mitte des 3 Jahrhunderts 3 Theologische Klarung des Streites 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAusgangssituation BearbeitenBis zur Mitte des 3 Jahrhunderts hatten sich in der fruhen Christenheit zwei unterschiedliche Vorgehensweisen herausgebildet mit Christen umzugehen die in einer von der Grosskirche getrennten Gemeinschaft Haretiker die Taufe empfangen hatten und sich spater der Grosskirche anschliessen wollten 1 Besonders in Nordafrika aber auch in Teilen Kleinasiens dominierte ein subjektives Sakramentenverstandnis Die Gultigkeit der Taufe wurde abhangig gemacht von der personlichen Wurdigkeit und Rechtglaubigkeit des Taufspenders daher wurde die Gultigkeit der von Haretikern gespendeten Taufe abgelehnt und bei ihrer Aufnahme in die Kirche eine erneute Taufspendung gefordert Wer als haretischer Kleriker den Heiligen Geist nicht besitze konne diesen auch nicht dem Taufling mitteilen 2 Dagegen herrschte vor allem in Rom ein objektives Sakramentenverstandnis vor Die in rechter Weise trinitarische Taufformel und rechter Absicht Intention empfangene Taufe sei immer gultig unabhangig von der Person des Taufspenders Der zur Grosskirche ubertretende Haretiker wurde wie ein Busser behandelt und durch Handauflegung aufgenommen 3 4 Zuspitzung Mitte des 3 Jahrhunderts BearbeitenSchon 220 n Chr hatte ein Provinzkonzil in Karthago unter Bischof Agrippinus die Gultigkeit der Haretikertaufe abgelehnt 1 Dabei war man dem Taufverstandnis Tertullians gefolgt Das blieb rund 30 Jahre unwidersprochen aber als die Entscheidung 255 und 256 durch die Synoden von Iconium und Synnada bekraftigt wurde kam es zum Konflikt Hintergrund hierfur war die Christenverfolgung unter Kaiser Decius 250 51 in der viele christliche Kleriker zeitweilig abgefallen waren diese lapsi und traditores wurden nun von vielen anderen als Haretiker betrachtet Aufgrund ihrer mangelnden Standhaftigkeit seien die von ihnen gespendeten Sakramente unwirksam auch ruckwirkend Der romische Bischof Stephan I lehnte die Beschlusse von Iconium und Synnada sowie er davon erfuhr in scharfer Form ab 1 Er verbot den romischen Christen sogar die nordafrikanische Delegation die die Konzilsbeschlusse uberbrachte gastfreundlich zu empfangen 1 Dies wiederum fuhrte zu scharfen Gegenreaktionen des Bischofs von Karthago Cyprian von Karthago Cyprian der sich der decischen Verfolgung selbst durch Flucht entzogen hatte deshalb kritisiert wurde und daher gegenuber seiner Gemeinde unmoglich das Gesicht verlieren durfte argumentierte vor allem mit der Einheit der Kirche Es gebe nur eine Kirche nur einen Glauben nur einen Heiligen Geist und daher nur eine Taufe die nur innerhalb der mit dem rechtmassigen und wurdigen Bischof verbundenen Gemeinde gultig gespendet werde 1 Wir glauben namlich und halten es fur gewiss dass niemand draussen ausserhalb der Kirche getauft werden kann da nur eine einzige Taufe in der heiligen Kirche eingesetzt ist Oder wie kann der Taufende einem anderen die Vergebung der Sunden erteilen wenn er selbst ausserhalb der Kirche steht und sich darum seiner eigenen Sunden nicht entledigen kann Cyprian von Karthago Brief 70 1 5 Unterstutzung erhielt Cyprian durch Firmilian den Bischof von Caesarea in Kappadokien ep 75 in den Briefen Cyprians dieser wiederum wurde von Stephan I exkommuniziert Stephan I versuchte seine Position durchzusetzen indem er sich darauf berief als Nachfolger des Petrus eine Autoritat uber alle andern Kirchen auszuuben was er mit dem Bibelwort Mt 16 18f begrundete Er hat energischen Widerspruch aus verschiedenen Teilkirchen bekommen nirgends wurde seine Vorstellung anerkannt so Norbert Brox 6 Der Martyrertod der Bischofe Cyprian und Sixtus Xystus II des Nachfolgers Stephans in der valerianischen Verfolgung 258 kam einem Bruch zwischen nordafrikanischer und romischer Kirche die ohnehin um den Vorrang in der lateinischen Christenheit konkurrierten zuvor 1 Theologische Klarung des Streites BearbeitenDer Ketzertaufstreit zwischen den Nordafrikanern und der Kirche von Rom flammte nach dem Ende der diokletianischen Christenverfolgung nochmals auf und wurde aus Sicht der meisten Bischofe durch die Synode von Arles 314 n Chr beigelegt die die Gultigkeit der Haretikertaufe anerkannte aber den rechten Trinitatsglauben der Haretiker als Voraussetzung forderte Der Ketzertaufstreit fand aber schon ab 313 eine Fortsetzung in den jahrzehntelangen Auseinandersetzungen der Donatisten mit der katholischen Kirche Ausgehend von der nordafrikanischen theologischen Tradition vertraten die Donatisten einen extremen Sakramentensubjektivismus und argumentierten selbst ein Bischof bei dessen Weihe ein traditor anwesend gewesen sei sei kein rechtmassiger Kleriker Diesmal fuhrte der Streit in den auch Konstantin der Grosse eingriff tatsachlich zu einem Schisma das bis ins 5 Jahrhundert andauerte 7 Die Auseinandersetzungen des Kirchenlehrers Augustinus mit den Donatisten stellen auch eine entscheidende theologische Klarung des Ketzertaufstreites aus Sicht der Mehrheitskirche dar Das IV Laterankonzil 1215 und das Konzil von Trient folgten dieser Linie und bekraftigen die Gultigkeit der Taufe die mit der rechten Taufformel mit der rechten Materie Wasser und in rechter Absicht gespendet ist unabhangig von der Person des Spenders 8 Neben der Klarung der Sakramententheologie hat der Ketzertaufstreit auch betrachtliche Auswirkungen auf das Verstandnis der Kirche die Ekklesiologie Die Positionen die Cyprian von Karthago hinsichtlich der Einheit der Kirche im Ketzertaufstreit entwickelte wurden einflussreich in der spateren Theologiegeschichte wahrend seine Position bzgl der Gultigkeit der Haretikertaufe sich nicht durchsetzen konnte Literatur BearbeitenMaurice Bevenot Cyprian s platform in the rebaptism controversy In HeyJ 19 1978 S 123 142 Francine Cardman Cyprian und Rom Der Taufstreit in Conc D 18 1982 S 553 558 Josef A Fischer Das Konzil zu Karthago im Herbst 254 In ZKG 93 1982 S 223 239 Josef A Fischer Das Konzil zu Karthago im Jahr 255 In AHC 14 1982 S 227 240 Josef A Fischer Das Konzil zu Karthago im Fruhjahr 256 In AHC 15 1983 S 1 14 Josef A Fischer Das Konzil zu Karthago im Spatsommer 256 In AHC 16 1984 S 1 39 Stuart George Hall Stephen I of Rome and the Baptismal Controversy of 256 In BRHE 8 1987 S 78 82 Hubert Kirchner Der Ketzertaufstreit zwischen Karthago und Rom und seine Konsequenzen fur die Frage nach den Grenzen der Kirche In ZKG 81 1970 S 290 307 J Jayakiran Sebastian baptisma unum in sancta ecclesia A Theological Appraisal of the Baptismal Controversy in the Work and Writings of Cyprian of Carthage Ammersbek bei Hamburg 1997 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Wilhelm M Gessel Ketzertaufstreit In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 1417 Norbert Brox Kirchengeschichte des Altertums Patmos 6 Auflage Dusseldorf 1998 S 141 Norbert Brox Kirchengeschichte des Altertums Patmos 6 Auflage Dusseldorf 1998 S 141f Adolf Martin Ritter Kirchen und Theologiegeschichte in Quellen Neukirchener Verlag 4 Auflage Neukirchen 1989 S 98 Hier zitiert nach Adolf Martin Ritter Kirchen und Theologiegeschichte in Quellen Neukirchener Verlag 4 Auflage Neukirchen 1989 S 95 Norbert Brox Kirchengeschichte des Altertums Patmos 6 Auflage Dusseldorf 1998 S 107 Norbert Brox Kirchengeschichte des Altertums Patmos 6 Auflage Dusseldorf 1998 S 70 72 Wilhelm M Gessel Ketzertaufstreit In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 1418 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ketzertaufstreit amp oldid 231805366