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Die Kernkompetenz bezeichnet eine Fahigkeit bzw Tatigkeit die ein Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz besser ausfuhren kann und dadurch einen Wettbewerbsvorteil erlangt hat Sie wird durch die vier Merkmale Kundennutzen Imitationsschutz Differenzierung und Diversifikation determiniert Bei dem Konzept handelt es sich um eine Spielart des ressourcenbasierten Ansatzes der in den 1990er Jahren dem market based view von Michael Porter der die Positionierung des Unternehmens auf dem Markt fur entscheidend halt entgegengestellt wurde Die Konzentration auf die Kernkompetenzen eines Unternehmens ist somit eine Unternehmensstrategie zum Ausbau von Wettbewerbsvorteilen Inhaltsverzeichnis 1 Identifikation von Kernkompetenzen 1 1 VRIN Methode 1 2 VRIO Methode 1 3 VRINO Methode 2 Definition 2 1 Nach Prahalad Hamel 2 2 Nach Kotler Bliemel 2 3 Nach Kruger Homp 3 Management von Kernkompetenzen 4 Kernkompetenzen und Produktentwicklung 5 Kritik 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseIdentifikation von Kernkompetenzen BearbeitenKernkompetenzen kann man nicht systematisch erzeugen sie entwickeln sich langfristig aus verschiedenen Ressourcen und Erfahrungen Wer seine Kernkompetenzen kennt kann sie allerdings systematisch bundeln nutzen und ausbauen Mogliche Wege zur Identifikation sind die folgenden Fragen Kundennutzen Kann auf Basis dieser Kernkompetenz ein nachhaltiger Mehrwert fur den Kunden erbracht werden Imitationsschutz Beherrscht das Unternehmen die Kernkompetenz exklusiv oder kann sie vom Wettbewerber leicht imitiert werden Differenzierung Fuhrt die Kernfahigkeit zu einem nachhaltigen Vorteil gegenuber der Konkurrenz Diversifikation Bieten die Kernfahigkeiten potenziellen Zugang zu neuen Markten Vergleicht man die Entwicklung von Kernkompetenzen in Unternehmen dann wird Henry Mintzbergs 1 Definition von Strategie als ein Muster in einen Strom von Entscheidungen erkennbar Es ist eine Folge von Entscheidungen und Erfahrungen die zu einer Konzentration auf bestimmte Fahigkeiten gefuhrt haben die das Unternehmen in der Gegenwart konkurrenzfahig erhalten und darin liegt auch ihre kunftige strategische Bedeutung Die Betrachtungsweise fokussiert dabei im Gegensatz zum market view Ansatz nicht die Umwelt des Unternehmens sondern die internen Strukturen und Fahigkeiten des Unternehmens in ihrer gewachsenen Form VRIN Methode Bearbeiten nbsp Schritte der VRINO Methode zur KernkompetenzanalyseDie VRIN Methode dient der Kernkompetenzanalyse VRIN steht hierbei fur die betrachteten Dimensionen Value Wert Nutzen Rarity Seltenheit Imitability Nachahmbarkeit und Non Substitutability Nichtersetzbarkeit 2 VRIO Methode Bearbeiten Die VRIO Methode ist der Nachfolger der VRIN Methode Die Dimension Non Substitutability wurde durch die Dimension Organisation ersetzt Diese Dimension bezieht auch auf die Frage ob das Unternehmen aufgrund seiner Aufbau bzw Ablauforganisation tatsachlich in der Lage ist seine Kernkompetenzen einzusetzen 2 VRINO Methode Bearbeiten Die VRINO Methode kombiniert alle Dimensionen der VRIN und der VRIO Methoden was eine umfassendere Betrachtung der relevanten Einflussgrossen bei der Kernkompetenzanalyse ermoglicht Durch die sequenzielle Beantwortung von Fragen zu den einzelnen Dimensionsbereichen des VRINO Modells lasst sich ermitteln ob sich aus einer Ressource oder Fahigkeit ein Wettbewerbsnachteil ein Wettbewerbsvorteil oder eine Kernkompetenz des Unternehmens ergibt 2 Definition BearbeitenNach Prahalad Hamel Bearbeiten Nach C K Prahalad und Gary Hamel bezeichnet Kernkompetenz im Kontext der Betriebswirtschaftslehre the skills that enable a firm to deliver a fundamental customer benefit die Fahigkeiten die ein Unternehmen in die Lage versetzen wesentlichen Kundennutzen zu liefern 3 Die Aussage wird oft als das kollektive Wissen einer Organisation interpretiert Dieses kann sich auf das technische Wissen also auf Herstellungstechniken und die Integration unterschiedlicher Technologiebereiche beziehen aber ebenso gut auf organisatorisches Wissen also Projektmanagement innerbetriebliche Kommunikation usw sowie auf die Humanressourcen Wissen bezeichnet dabei nicht nur das Buchwissen explicit knowledge sondern auch die gesammelten Erfahrungen und durch Anwendung erworbenen Fahigkeiten also implizites Wissen tacit knowledge Um zu entscheiden was eine Kernkompetenz ist schlagen Prahalad und Hamel drei Tests vor Kernkompetenzen haben das Potential den Zugang zu einer Vielzahl von Markten zu ermoglichen Kernkompetenzen sollten einen wesentlichen Beitrag zum wahrgenommenen Kundennutzen des Endproduktes leisten Eine Kernkompetenz sollte schwierig zu kopieren sein Konkurrenzunternehmen konnen sich Kernkompetenzen nicht leicht aneignen sondern mussen diese Kompetenzen langsam aufbauen Zur Veranschaulichung der Wirkungsweise der Kernkompetenzen entwarfen Prahalad und Hamel das Baum Modell Hier bilden die Kernkompetenzen die Wurzeln auf denen der Stamm steht der die Kernprodukte symbolisieren soll Die Strategischen Geschaftseinheiten SGE werden durch Aste reprasentiert an denen Blatter hangen die den sich zyklisch erneuernden Produkten entsprechen An einem praktischen Beispiel soll gezeigt werden wie ein solcher Aufbau in der Realitat aussehen kann Die Kernkompetenz ist die Fahigkeit zur Entwicklung und Herstellung leistungsfahiger Antriebsmaschinen Daraus resultiert das Kernprodukt Verbrennungsmotoren welches in die strategischen Geschaftseinheiten PKW Motor LKW Motor und Motorradmotor aufgespalten wird Ein Produkt das von der SGE PKW Motor hergestellt wird kann bspw ein Common Rail Dieselmotor mit 4 Zylindern sein der nach dem Ende des Produktlebenszyklus nicht mehr gefertigt wird und durch einen anderen Motor ersetzt wird 3 Nach Kotler Bliemel Bearbeiten Philip Kotler und Friedhelm Bliemel finden aufbauend auf Prahalad und Hamel eine ganz ahnliche Definition des Begriffs wobei sie jedoch die Bedeutung des mit der Kernkompetenz verbundenen Wettbewerbsvorteils betonen 4 Daraus entwickeln sie die folgenden drei Merkmale einer Kernkompetenz Sie ist die Quelle eines Wettbewerbsvorteils und leistet einen signifikanten Beitrag zum Kundennutzen Sie birgt ein Potenzial fur vielfaltige Anwendungen in verschiedenen Markten Sie ist von Wettbewerbern nicht leicht durch Nachahmung zu erwerben Nach Kruger Homp Bearbeiten Einen anderen Ansatz wahlten Wilfried Kruger und Christian Homp 1997 indem sie die Sicht des Kunden einnahmen Sie stellten die folgenden Wesensmerkmale heraus Die Kernkompetenz muss 5 fur den Kunden relevant sein dauerhafte Wettbewerbsvorteile sichern ubertragbar sein auf konkrete Produkte und Leistungen an das Unternehmen und nicht an einzelne Mitarbeiter gebunden sein Weiter unterscheiden sie die Kernkompetenzen nach verschiedenen Kategorien Produkte Leistungen Eine Kernkompetenz kann kein Produkt oder Dienstleistung sein da sie eine Funktion darstellt die auf unterschiedlichste strategische Geschaftsfelder ubertragbar ist So kann jedoch ein Produkt ausgestattet mit einer bestimmten Kernkompetenz den vom Kunden uberdurchschnittlich hoch bewerteten Wert relativ zu Angeboten von Wettbewerbern hervorrufen Prozesse Dazu gehort das Beherrschen von Kernprozessen der Wertschopfung und der Unterstutzungsprozesse fur das Kerngeschaft Management Hier gehort das Beherrschen von Managementaufgaben und prozessen dazu Management von Kernkompetenzen BearbeitenNachdem die Idee der Kernkompetenzen von Prahalad und Hamel aus dem ressourcenorientierten Ansatz des strategischen Management heraus entwickelt worden war beschaftigten sich Kruger und Homp mit dem Management derselben Sie entwickelten Vorgehensweisen durch die Kernkompetenzen erkannt und genutzt werden konnen Das Kernkompetenz Management begriffen sie dabei als kreislaufartigen Prozess den sie im Modell des Kernkompetenz Management Zyklus darstellten 6 So konnen an den Kernkompetenzen orientierte Strategien entworfen werden welche durch die optimale Nutzung von im Unternehmen vorhandenen Ressourcen und Fahigkeiten einen Wettbewerbsvorteil am Markt begrunden Solche durch Kernkompetenzen implizierte Strategien sind zum Beispiel die Trennung von mit der eigenen Kernkompetenz nicht ubereinstimmenden Strategischen Geschaftseinheiten oder der Transfer der vorhandenen Kompetenzen auf eine neue Geschaftseinheit bzw ein neues Produkt Kernkompetenzen und Produktentwicklung BearbeitenKernkompetenzen sind uber die Kernprodukte mit dem Produktportfolio verbunden Kernprodukte tragen zur Wettbewerbsfahigkeit einer grossen Bandbreite an Endprodukten bei Sie sind die physische Verkorperung der Kernkompetenzen Ansatze um Produktportfolios unter Berucksichtigung der Kernkompetenzen zu analysieren existieren seit ein paar Jahren Der Ansatz von Danilovic und Leisner beruht auf den Einsatz von Design Structure Matrizen um Kompetenzen auf Produkte im Portfolio abzubilden 7 Mit dieser Methode konnen Cluster von Kompetenzen identifiziert werden die dann als Kernkompetenzen definiert werden konnen Eine ahnliche Methode von Bonjour und Micaelli ermoglicht die Analyse inwiefern ein Unternehmen seine Kernkompetenzen tatsachlich ausgebildet hat 8 Weiter existiert ein Ansatz von Hein u a der Kernkompetenzen mit Clayton Christensens Capability Ansatz verknupft die als eine Kombination von Ressourcen Prozessen und Prioritaten definiert werden kann 9 10 In diesem Zusammenhang wird eine Methode vorgestellt um Produktarchitekturen unter Berucksichtigung der derzeitigen oder zukunftigen Kompetenzentwicklung zu bewerten Kritik BearbeitenDer Aufsatz von Prahalad und Hamel hat besonders in der Management Praxis viel Aufsehen erregt Ian Turner vom Henley Management College bemerkte hierzu After spending many hours in relentless pursuit of their company s core compentencies managers often concluded that the concept whilst enormously appealing in the abstract in practice merely gives rise to frustration and bewilderment Nachdem sie viele Stunden in beharrlicher Suche nach den Kernkompetenzen ihres Unternehmens verbracht haben folgern Manager haufig dass das Konzept zwar abstrakt sehr ansprechend ist in der Praxis jedoch nur zu Frustration und Verwirrung fuhrt Ian Turner zitiert in Stuart Crainer 1998 11 12 Laut Crainer 11 Seite 90 ff weist Turner auf einige Grundwahrheiten hin die im Begeisterungssturm untergegangen waren Kernkompetenzen sind selten sie werden nicht wie Konfetti verstreut Die Entwicklung von Kernkompetenzen resultiert im Allgemeinen nicht aus einer einmaligen Entscheidung der Unternehmensspitze sondern aus einer ganzen Anzahl unterschiedlichster Aktivitaten die schliesslich zur Aneignung dieser einzigartigen Fahigkeiten fuhrten Das Messen und Prufen einer vorhandenen Kernkompetenz beinhaltet in der Praxis nicht notwendigerweise die Verfugung uber effektive Methoden ihrer Erhaltung und Weiterentwicklung Andere Kritiker bemangeln dass sich Kernkompetenzen nur schwer messen lassen und letztlich nur im Nachhinein zu bestimmen sind Die Erfolgsfaktoren von uberdurchschnittlich erfolgreichen Unternehmen werden dann in der Ex post Analyse als Kernkompetenzen definiert Unternehmen die Kernkompetenzen identifizieren welche jedoch in Bezug auf das Unternehmen selbst oder den Markt unpassend sind laufen Gefahr durch die strategische Neuausrichtung an diesen falschen Kernkompetenzen und die dazu notwendigen Investitionen erhebliche finanzielle und strategische Ruckschlage zu erleiden 13 Ein weiterer Effekt des Konzepts wird ebenfalls von Turner s o beschrieben das Wiederauftauchen der Diversifikation in Form der Nutzung der Kernkompetenzen in verschiedenen Produkten als unternehmerische Waffe Das Konzept der Kernkompetenz stosst im Zeitalter von Fusionen und Akquisitionen Open Innovation und Netzwerken sowie disruptiver Entwicklungen aufgrund der Digitalisierung und anderer game changing technologies auf Grenzen Aus dem Wettbewerbsvorteil durch Kernkompetenz kann die Kernkompetenzfalle werden Aus Kompetenzvorsprungen konnen sich so Lock in Effekte aufgrund einer Core Rigidity oder Competency Trap 14 bei plotzlichem Wechsel der externen Anforderungen an das Unternehmen ergeben Beispiele dafur sind Motorola oder Kodak aber auch der plotzliche Bedeutungsverlust von grossen Teilen des mechanischen Fertigungs Know hows der Autoindustrie oder des Kraftwerksturbinenbaus durch die den Ubergang zur Elektromobilitat bzw alternative Methoden der Energieerzeuger Daher schlagen viele Autoren vor das Konzept der Kernkompetenz abzulosen durch ein abstrakteres Metakonzept z B durch einen Relational Capabilities oder den Dynamic Capabilities Ansatz Dabei geht es um die Fahigkeiten zu lernen externe strategische Ressourcen z B im Netzwerk bei Kooperationspartnern oder durch Akquisition verfugbare kompatibel zu machen und sinnvoll in die eigene Organisation einzugliedern sowie die vorhandenen internen und externen strategischen Kompetenzen und Ressourcen zu koordinieren und permanent umzubauen Zu diesen Ressourcen gehoren Wissen und Fahigkeiten zur Neugestaltung von Geschaftsprozesse Human Resources und Technologien Gelegentlich werden auch weitere Faktoren wie Unternehmensarchitektur oder Reputation dazu gezahlt Siehe auch BearbeitenKompetenz Strategie PortfolioLiteratur BearbeitenC K Prahalad Gary Hamel The Core Competence of the Corporation In Harvard Business Review Mai Juni 1990 Gary Hamel C K Prahalad Wettlauf um die Zukunft Wie Sie mit bahnbrechenden Strategien die Kontrolle uber Ihre Branche gewinnen und die Markte von morgen schaffen Ueberreuter Wien 1995 ISBN 3 7064 0134 7 Philip Kotler Friedhelm Bliemel Marketing Management 10 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2001 ISBN 3 7910 1689 X S 102 Christian Homp Wilfried Kruger Kernkompetenz Management Th Gabler Verlag 1997 ISBN 3 409 13022 5 Daniel Fitzek Kompetenzbasiertes Management Ein Ansatz zur Messung und Entwicklung von Unternehmenskompetenzen Universitat St Gallen 2002 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kernkompetenz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten H Mintzberg Research on Strategy Making Proceedings of the 32nd Annual Meeting of the Academy of Management Minneapolis 1972 a b c S Reisinger R Gattringer F Strehl Strategisches Management Grundlagen fur Studium und Praxis Pearson 2013 S 83 85 a b C K Prahalad Gary Hamel The Core Competence of the Corporation In Harvard Business Review Mai Juni 1990 S 79 91 Philip Kotler Friedhelm Bliemel Marketing Management 10 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2001 S 102 Christian Homp Wilfried Kruger Kernkompetenz Management Dr Th Gabler Verlag 1997 ISBN 3 409 13022 5 Christian Homp Wilfried Kruger Kernkompetenz Management Dr Th Gabler Verlag 1997 ISBN 3 409 13022 5 S 93 M Danilovic P Leisner Analyzing core competence and core products for developing agile and adaptable corporation In Proceedings of the 9th Dependency Structure Matrix DSM International Conference 16 18 Oktober 2007 Munchen E Bonjour J P Micaelli Design core competence diagnosis a case from the automotive industry PDF 1 2 MB In Engineering Management IEEE Transactions on Band 57 Nr 2 2010 S 323 337 A M Hein Y Metsker J C Sturm Towards a Capability Framework for Systems Architecting and Technology Strategy In Proceedings of the 16th International DSM Conference 2014 Paris France C M Christensen S P Kaufman Assessing Your Organization s Capabilities Resources Processes and Priorities In R A Burgelman C M Christensen S C Wheelwright Hrsg Strategic Management of Technology and Innovation McGrawHill 2006 ISBN 0 07 253695 0 S 153 163 a b Stuart Crainer key management ideas 3 Auflage Pearson Education London 1998 Ian Turner The Myth of the Core Competence In Manger Update Vol 8 No 4 Summer 1997 H Baum A Coenenberg T Gunther Strategisches Controlling 4 Auflage Schaffer Poschel Stuttgart 2007 S 272 C Helfat S Finkelstein W Mitchell Dynamic Capabilities Malden MA Blackwell 2007 S 48 Vom Innovationsvorsprung zur Kompetenzfalle Daimler Benz Stiftung 2008 daimler benz stiftung de PDF Normdaten Sachbegriff GND 4434831 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kernkompetenz amp oldid 230282844