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Der Kelch des heiligen Liudger ist ein mittelalterlicher Abendmahlskelch aus dem Besitz der Abtei Werden Er wird heute mit der Inventarnummer L 4 in der Schatzkammer der Propsteigemeinde St Ludgerus in Essen Werden aufbewahrt Entstanden wahrscheinlich um 1060 war er niemals im Besitz des 809 verstorbenen Liudger wurde aber bereits bei seiner ersten Erwahnung 1547 als dessen Reliquie verehrt Der Kelch steht in engem Zusammenhang mit dem ebenfalls in der Schatzkammer Werden aufbewahrten Helmstedter Kreuz einem 110 cm grossen Kruzifix das aus einer hochkupferhaltigen Legierung besteht Der Kelch des Hl Liudger Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichtliches 3 Forschungsgeschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenBeschreibung BearbeitenDer henkellose Kelch ist mit 11 5 cm Hohe ein eher kleineres Exemplar Er besteht aus drei Teilen dem Kelchfuss einem Nodus und der Kuppa die durch eine Schraubverbindung zusammengehalten werden Die ausgewogenen Proportionen sind durch die fast identischen Masse von Fuss und Kuppa bedingt Der geschwungene Fuss misst in der Hohe 4 5 cm der flachkugelige Nodus 2 cm die halbeiformige Kuppa 5 5 cm der Durchmesser von Fuss wie Kuppa 6 8 cm wahrend der Durchmesser des Nodus 4 cm betragt Bei einer Wandstarke von 1 2 mm wiegt der aus einer legierten Kupferverbindung gegossene und feuervergoldete Kelch 400 Gramm Die Gestaltung ist schlicht ohne Figuren und Ornamente lediglich auf dem unteren Rand des Fusses und dem oberen Rand der Kuppa befinden sich zwei umlaufende Inschriften die auf die liturgische Funktion des Kelches hinweisen Die untere Inschrift deren Beginn durch ein Kreuz markiert wird lautet HIC CALIX SANGVINIS DNI NRI IHV XPI Dies ist der Kelch des Blutes unseres Herrn Jesus Christus Die obere Inschrift setzt ebenfalls mit einem Kreuz beginnend fort AGITVR HEC SVMMVS P POCLA TRIVMPHVS Durch diesen Opfertrunk wird der hochste Triumph vollzogen Die Schaft und Bogenenden der Buchstaben sind mit ausgepragten dreieckigen Spornen versehen Die Inschriften sind nicht graviert sondern mitgegossen In den Vertiefungen der Inschriften haben sich Reste einer dunklen Einlage erhalten Moglicherweise hatte die Kuppa ursprunglich einen Einsatz aus Edelmetall das Innere der Kuppa weist jedoch gussbedingte Unebenheiten und Gasblasen auf an denen Spuren mechanischer Glattungsversuche zu erkennen sind 1 Nach der wissenschaftlichen Analyse des verwendeten Materials besteht der Kelch aus 95 Kupfer 2 8 Blei 1 3 Zinn und 0 63 Zink sowie Anteilen von Arsen Antimon Silber Nickel und Eisen Die Schraube die den Kelch zusammenhalt weicht in der Zusammensetzung ab entspricht aber mittelalterlichem Messing 2 Geschichtliches BearbeitenDie Entstehung des Kelches liegt im Dunkeln Gegossen wurde er sehr wahrscheinlich in Werden wohl von einem sehr erfahrenen Giesser vielleicht war es mit dem sogenannten Helmstedter Kreuz fur die Schwesterabtei in Helmstedt gedacht Um 1060 wurden im Kloster St Ludgeri das mit Werden ein Doppelkloster bildete umfangreiche Baumassnahmen vorgenommen an denen aus Werden entsandte Handwerker tatig waren wie die nahezu identischen Akanthuskapitelle in der Johanneskapelle in Helmstedt der Ludgeridenkrypta der Abteikirche Werden und in der Werdener Luciuskirche sehr stark vermuten lassen Es wird daher angenommen dass der Kelch zusammen mit dem Helmstedter Kreuz in diesem Zusammenhang fur die Neuausstattung der Klosterkirche geschaffen wurde erwiesen ist dieses jedoch nicht Bei naturwissenschaftlichen Untersuchungen im Vorfeld der Restaurierung des Kreuzes konnte festgestellt werden dass die Zusammensetzung des Materials von Kruzifix und Kelch identisch sind was den Guss in einer Werkstatt moglicherweise aus derselben Gusscharge nahelegt 3 Erstmals erwahnt wurden beide Objekte 1547 In diesem Jahr wurde das Kloster St Ludgeri von protestantischen Bildersturmern bedroht Der Werdener Abt Hermann von Holten der in Personalunion Abt von Helmstedt war brachte Kelch und Kreuz von Helmstedt nach Werden in Sicherheit Begleitet wurde Hermann von Holten bei dieser Reise vom Werdener Cellerar dem spateren Abt und Geschichtsschreiber Heinrich Duden der daruber in seinen Annalen der Abtei Werden berichtete Da der Kelch als der des heiligen Grunders des Klosters Werden Liudger angesehen wurde wurde er in der Folge als Reliquie angesehen und als solche verehrt Zu besonderen Anlassen war er weiterhin als Abendmahlskelch in Verwendung Mit der Aufhebung der Abtei Werden im Jahr 1802 gelangte er in den Besitz der Pfarrgemeinde St Ludgerus wobei die Kosten fur Erhalt und Restaurierung der Pertinenzstucke beim Land Preussen beziehungsweise in der Rechtsnachfolge heute beim Land Nordrhein Westfalen liegen Der Kelch wurde mehrfach neu vergoldet belegt ist dieses fur 1837 und zuletzt 1956 Forschungsgeschichte BearbeitenDer relativ schlichte Kelch wurde in der Abtei Werden traditionell als Kelch Liudgers angesehen so dass die ersten kunstgeschichtlichen Einordnungen ihn dementsprechend ins 8 Jahrhundert datierten So wollte man aus der Inschrift ein Chronogramm 788 lesen wobei Chronogramme in der karolingischen Zeit noch unbekannt waren Aufgrund von Vergleichen mit anderen Objekten wurde er junger eingeordnet Victor H Elbern zog insbesondere den Grabkelch des Hildesheimer Bischofs Osdag 989 als Vergleichobjekt heran 4 Da inzwischen erwiesen ist dass das Material identisch mit dem des Werdener Kruzifixes ist das formengeschichtlich sehr prazise um 1060 datiert werden kann muss er inzwischen als um 1060 gegossen angesehen werden 5 Literatur BearbeitenAndrea Wegener Daniela Krupp Katharina Hulscher Hrsg Goldene Zeiten Die Restaurierung des Werdener Kruzifixes Verlag adson fecit Dr Gregor Meder Essen Essen 2019 ISBN 978 3 9816594 8 1 Andrea Wegener Daniela Krupp Hrsg Schatzkammer und Basilika St Ludgerus Schatzkunst Skulptur Gemalde Verlag adson fecit Dr Gregor Meder Essen Essen 2020 ISBN 978 3 9816594 9 8 Weblinks BearbeitenWebseite der Schatzkammer Werden zum KelchAnmerkungen Bearbeiten Andrea Wegener Sogenannter Liudgerkelch In Andrea Wegener Daniela Krupp Hrsg Schatzkammer und Basilika St Ludgerus schatzkunst Skulptur Gemalde Nr 3 Roland Schwab Frank Willer Archaometrische Untersuchungen zu den Metalllegierungen von Kruzifix und Kelch In Andrea Wegener Daniela Krupp Katharina Hulscher Hrsg Goldene Zeiten Die Restaurierung des Werdener Kruzifixes S 83 Frank Willer Untersuchungen zur Herstellungstechnik von Kruzifix und Kelch In Andrea Wegener Daniela Krupp Katharina Hulscher Hrsg Goldene Zeiten Die Restaurierung des Werdener Kruzifixes S 61 Victor H Elbern Sog Kelch des Heiligen Liudger In Jan Gerchow Hrsg Das Jahrtausend der Monche Kloster WeltWerden 799 1803 Essen 1999 S 511 Andrea Wegener Von Helmstedt an die Ruhr II Der sogenannte Kelch des Heiligen Liudger In Andrea Wegener Daniela Krupp Katharina Hulscher Hrsg Goldene Zeiten Die Restaurierung des Werdener Kruzifixes S 50 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kelch des heiligen Liudger amp oldid 232678331