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Das Karlmeinet steht fur Charlemagne Karl der Grosse ist eine grosse poetische niederrheinische Kompilation aus dem 14 Jahrhundert Karlsbuste in der Aachener DomschatzkammerZwischen umgearbeiteten deutschen und niederlandischen Gedichten wurden Partien aus der Karlssage eingeschoben die u a aus dem Speculum historiale des Vinzenz von Beauvais stammen Neben einigen wenigen Bruchstucken aus fruherer Zeit ist nur eine einzige mit 36 000 Versen sehr umfassende Prachthandschrift uberliefert die als vollstandig angesehen und auf das 15 Jahrhundert datiert wird 1 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Struktur 1 1 Teil I 1 2 Teil II 1 3 Teil III 1 4 Teil IV 1 5 Teil V 1 6 Teil VI 2 Leseprobe 3 Ausgaben 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseInhalt und Struktur BearbeitenDas Karlmeinet ist eine Kompilation aus verschiedenen Gedichten die in der o g Handschrift durch Absatze deutlich voneinander getrennt sind Als sinnvoll hat sich fur die Literaturwissenschaft daher die Unterteilung in sechs Branchen erwiesen 2 Teil I Bearbeiten Der sogenannte Karl und Galie Roman erzahlt in rund 14 000 Versen eine Jugendgeschichte Karls Karl wird im Kindesalter nach dem Tod seines Vaters Pippins in die Obhut der Truchsesse Hanfrat und Hoderich ubertragen die ihm nach dem Leben trachten um das Konigreich zu erben Mit List gelingt es den Verbundeten Karls seinem alternden Erzieher David und dem kuhnen Schenken Diederich mit dem Junker ins spanische Toledo zu fliehen und vom dort ansassigen Heidenkonig Galaffers Asyl zu erhalten Galaffer befindet sich im Krieg mit dem afrikanischen Konig Bremunt der seine schone Tochter Galie begehrt Wahrend Karl am Hofe des Konigs eine hofische Erziehung geniesst wird er von Galie beobachtet die von ihrem Vater in einem hoch gelegenen Saal vor der Offentlichkeit verborgen gehalten wird Beim Anblick Karls verliebt sich Galie in ihn und beschliesst kurz darauf zum Christentum uberzutreten Karl wird indes zum Ritter ernannt und lernt Galie erst bei seiner Schwertleite kennen Er wird ebenfalls von Minne ergriffen Nachdem Karl den heidnischen Ritter Kaiphas den Neffen Bremunts im Zweikampf uberwaltigt kommt es zur ersten heimlichen Begegnung zwischen Karl und Galie die sich nun ihre Liebe zueinander gestehen konnen Galie offenbart Karl bei diesem Gesprach dass auch sie der Gesinnung nach Christin sei Nachdem Karl im abgeschiedenen Zweikampf den Konig Bremunt schlagt zieht Galaffers zum Dank mit Karl gegen Hanfrat und Hoderich in den Kampf um sein Konigreich zuruckzuerobern Hanfrat und Hoderich werden nach einer Fluchtaktion uberwaltigt und zum Tode verurteilt Karl wird zum Konig gekront Galaffers reist zuruck in seine Heimat Toledo Als Pilger verkleidet reist ihm Karl gemeinsam mit David und dem Schenken Diederich nach um Galie zu entfuhren wie es zuvor seitens Karl ihr gegenuber zugesichert ward Nach zahlreichen Hindernissen erreichen sie Toledo es kommt zur Vereinigung des Liebespaares welche ihren Ausdruck in einem Minneduett findet 3 Nun verkleiden sich auch Galie und ihre engste Vertraute Florette als Pilger und reisen gemeinsam mit Karl David und dem Schenken Diederich wieder zuruck nach Paris Auf dem Weg mussen sie viele Strapazen durchstehen Der Ritter mit dem Speer befindet sich auf der Suche nach Aventiure und fordert Karl zum Zweikampf heraus den der Konig fur sich entscheiden kann Galies gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich und sie sind gezwungen in der Stadt Oriette Unterkunft zu suchen in der Galie vom heidnischen Konig Orias bedrangt und beinahe vergewaltigt wird Die Schwester des Konigs Orie bekennt sich ebenfalls zum christlichen Glauben und verhilft Karl und Galie zur Flucht nach Termes der Festung eines mit Karl befreundeten Grafen Nach einem ausfuhrlichen Kampf mit Orias kann dieser schliesslich von Karl im Zweikampf besiegt werden Nachdem Galie Florette und Orie getauft sind kommt es zur Vermahlung zwischen Karl und Galie und lang andauernden Festlichkeiten Teil II Bearbeiten Der zweite Teil umfasst rund 5 600 Verse und bildet eine Fortsetzung der in Teil I bearbeiteten Karlmainet Sage Die Vertrauten des Konigs Ruhart Fukart und Hertwich sorgen dabei fur eine Intrige am Hofe Karls indem sie dem edlen Morant von Riviere eine Affare mit der schonen Galie andichten In Karl lost das Gerucht tiefe Verzweiflung und Misstrauen aus er sieht sich durch die Vorwurfe gezwungen einen Prozess gegen seinen Freund Morant und seine eigene Frau Galie anzuleiten Dabei gibt sich Ruhart als Pilger aus der auf einer Reise durch Toledo vernommen habe Galaffer habe Morant eine beachtliche Belohnung und die Hand Galies versprochen wenn dieser seine Tochter entfuhren und zuruck zu ihrem Vater bringen wurde Letztendlich besiegelt jedoch ein Gottesurteil die Unschuld Morants Es findet eine grosse Versohnungsfeier statt Ruhart und seine Mitverschworer werden mit ihrem Tod dem Teufel uberlassen Teil III Bearbeiten Die dritte Branche schildert in 5400 Versen zahlreiche Ereignisse aus dem Leben Karls beispielsweise die Feldzuge gegen die Sachsen Bayern Langobarden und Hunnen die Befreiung des Papstes Leo III die Kronung Karls zum Kaiser und seinen Zug gen Israel Teil IV Bearbeiten Der rund 1350 Verse umfassende vierte Teil ist eine Bearbeitung der mittelniederlandischen Versnovelle Karel ende Elegast Ein Engel offenbart Karl den gottlichen Auftrag des Nachts auszureiten und stehlen zu gehen Als Karl etwas verunsichert dieser Aufforderung nachgeht trifft er im dusteren Wald auf den schwarzen Ritter Elegast der einst aus Karls Konigreich verbannt wurde und nun ein Dasein als Dieb fristet Karl offenbart Elegast im Schutz der Nacht nicht seine wahre Identitat stattdessen verbunden sich die beiden Reiter und beschliessen Karls Schwager Eggeric zu bestehlen Wahrend des Diebstahls belauscht Elegast Eggeric heimlich beim Schmieden von Mordplanen die Karl betreffen Als Elegast Karl davon in Kenntnis setzt gelingt es dem Konig Eggeric daraufhin eine Falle zu stellen Es kommt zu einem gerichtlichen Zweikampf zwischen Elegast und dem Gefangenen bei dem ein Gottesurteil die Schuld des Letzteren besiegelt und Elegast zu neuem Ansehen am Hofe Karls verhilft 4 Teil V Bearbeiten Diese Branche ist eine weitgehende Bearbeitung des Rolandslied Stoffes und basiert vermutlich auf dem Rolandslied des Pfaffen Konrad Markant an der rund 9 000 Verse umfassenden Branche ist der Einschub der sogenannten Ospinel Episode Der Ritter Ospinel fordert dabei am Feldlager Karls zum Kampfe heraus Karls Neffe Roland und sein Freund Olivier streiten sich daruber wer von beiden nun die Herausforderung annehmen darf Karl fungiert hier als Streitschlichter zwischen den beiden ubereifrigen Rittern Daruber hinaus gibt es noch weitere kleinere Erweiterungen aber auch etliche Kurzungen des bekannten Rolandslied Stoffes 5 Teil VI Bearbeiten Die letzte Branche beschliesst die Karlssage mit einer Beschreibung von Karls Lebensabend und seinem Tod Sie umfasst rund 550 Verse Daran schliesst ein eschatologischer Ausblick uber die 15 Vorzeichen des Jungsten Gerichts an der in etwa 330 Versen abgehandelt wird Leseprobe BearbeitenDer Text der o g Handschrift ist im ripuarischen Raum verfasst worden und daher durch den zu dieser Zeit prasenten Dialekt gepragt Einen kleinen Eindruck davon vermittelt nachstehender Auszug aus dem Karl und Galie Roman Es handelt sich um die bereits angesprochene Liebesduettszene beim Wiedersehen von Karl und Galie Nu horet we sy sanck de gode Mit hoger stymmen mit godem mode Sy sanck alsus schone De vogel syngen ane swygen De blomen spryngen an sygen Dat en kan mich allet neit Ervrouwen noch machen blyt In myme hertzen enbynnen Worde ich gedroest van seinre mynnen So wolde ich der vogel sanck Prysen ind der plomen planck Nu hadde Karlle do alzo hant Galien stymme balde erkant Do dachte hey nauwe zo der stunt We hey sich ere machde kunt Id quame eme zo wonsche wale Alda vur Galien sale Neman en was do up dem hove Dat lovede Karlle mit groessem love Dyt was an eyner avent stunt Dat ys mir van den boechen kunt Als Karlle neman en vernam Vele waele yd eme do quam Doch sach hey up ind neder Beyde vort ind weder Hey sach her ind dar Da hey nemantz en wart gewar So en bede hey neit langer seder Eyn leit sang hey Galien weder Der vogel sanck der plomen schyn Wyl ich prysen in dem synne myn Der hertze leve soesse mynne Haen ich horen syngen So we is mir ummer ergee Dyt haen ich doch zo vore Wyste mich hye de wal gedaen Sy soulde zo mir her sprechen gaen V 8964 9001 6 Ausgaben BearbeitenEine Ausgabe von Adelbert von Keller ist 1858 in der Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart Nr 45 erschienen Es ist die einzige moderne Ausgabe der Karlmeinet Kompilation Den ersten Teil der Kompilation die Geschichte von Karl und Galie hat Dagmar Helm 1986 herausgegeben Helm bezieht dabei auch fragmentarische Uberlieferung ein die Adelberg von Keller noch nicht kannte 7 Von Theodor Frings und Elisabeth Linke wurde bereits einige Jahre vor Helms Arbeit der zweite Abschnitt Morant und Galie ediert 8 Beide Teile waren ursprunglich eigenstandige Werke bevor sie mit weiteren Texten in der Karlmeinet Kompilation verbunden wurden Weblinks BearbeitenHandschriftencensus Uberlieferung der Karlmeinet KompilationEinzelnachweise Bearbeiten Hartmut Beckers Die Karlmeinet Kompilation Eine deutsche vita poetica Karoli Magni aus dem fruhen 14 Jahrhundert In Bart Besamusca Hrsg Cyclification The development of narrative cycles in the Chanson de Geste and the Arthurian romances Proceedings of the Colloquium Amsterdam 17 18 December 1992 North Holland Amsterdam 1994 Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Afdeling Letterkunde Band 159 S 113 119 Bernd Bastert Heiliger Hochzeiter Heidenschlachter Die Karlmeinet Kompilation zwischen Oberdeutschland und den Nideren Landen In Angelika Lehmann Benz Hrsg Schnittpunkte Deutsch niederlandische Literaturbeziehungen im spaten Mittelalter Waxmann Munster 2003 Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas Band 5 S 125 143 vgl auch Karl Ernst Geith Karl als Minneritter Beobachtungen zu Karl und Galie In Trude Ehlert Hrsg Chevaliers errants demouselles et l Autre Hofische und nachhofische Literatur im europaischen Mittelalter Festschrift fur Xenja von Ertzdorff zum 65 Geburtstag Kummerle Verlag Goppingen1998 S 63 82 vgl auch Herbert Kolb Chanson de geste parodistisch Der mitteldeutsche Karl und Elegast In Wolfram Studien Band 11 1989 S 147 165 vgl Rudiger Zagolla Der Karlmeinet und seine Fassung vom Rolandslied des Pfaffen Konrad Kummerle Verlag Goppingen 1988 Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 497 ISBN 3 87452 734 4 Der Text folgt der Ausgabe Karl und Galie Abdruck der Handschrift A 2290 der Hessischen Landes und Hochschulbibliothek Darmstadt und der 8 Fragmente Hrsg u erlautert von Dagmar Helm Berlin Akademie Verlag 1986 Karlmeinet 1 Deutsche Texte des Mittelalters 74 Karl und Galie Karlmeinet Teil I Abdruck der Handschrift A 2290 der Hessischen Landes und Hochschulbibliothek Darmstadt und der 8 Fragmente Hrsg u erlautert von Dagmar Helm Berlin Akademie Verlag 1986 Deutsche Texte des Mittelalters 74 Morant und Galie Hg von Theodor Frings und Elisabeth Linke Berlin Akademie Verlag 1976 Deutsche Texte des Mittelalters 69 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karlmeinet amp oldid 238748540