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Karl Zindel 26 Dezember 1894 in Palermo Sizilien 19 April 1945 in Karlsruhe war ein deutscher Jurist und Polizeibeamter Zindel wurde bekannt als deutscher Vertreter bei Interpol wahrend des Zweiten Weltkriegs sowie als einer der Protagonisten der polizeilichen Organisation der Verfolgung der sogenannten Zigeuner wahrend der NS Zeit Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Laufbahn 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 2 Beforderungen 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Laufbahn Bearbeiten Nach dem Besuch des Gymnasiums das er 1912 mit dem Abitur verliess studierte Zindel Rechtswissenschaften in Tubingen und war dort seit 1913 Mitglied der Studentenverbindung Akademische Gesellschaft Stuttgardia Tubingen Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs trat er als Fahnenjunker in die Preussische Armee ein bei der er bis 1918 Kriegsdienst leistete Wahrend des Krieges erhielt er das Eiserne Kreuz beider Klassen und erreichte den Rang eines Leutnants 1919 schied er im Rang eines Oberleutnants aus der Armee aus 1919 nahm Zindel seine rechtswissenschaftlichen Studien wieder auf 1922 promovierte er zum Dr jur Im Dezember 1923 trat er in den Staatsdienst ein Zunachst war er von Dezember 1923 bis Januar 1925 als stellvertretender Amtmann beim Oberamt Marbach tatig Anschliessend gehorte er bis 1926 dem Stuttgarter Polizeiprasidium an Wahrend dieser Zeit wurde er am 1 Juli 1925 zum Amtmann befordert Von 1926 bis 1928 war Zindel als Polizeiamtmann im Polizeiamt des Wurttembergischen Innenministerium tatig Hier wurde er 1928 zum Regierungsrat befordert Von 1928 bis zum 7 April 1933 war Zindel Berichterstatter der Abteilung IIb Kriminal und Politische Polizei im Polizeiprasidium in Stuttgart Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde Zindel am 7 April 1933 zum stellvertretenden Leiter der Kriminalabteilung des Stuttgarter Polizeiprasidiums ernannt Diesen Posten behielt er bis August 1933 bei Zu dieser Zeit trat er mit Aufnahmedatum vom 1 Mai 1933 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 3 226 421 Ausserdem wurde er Mitglied des NSKK sowie forderndes Mitglied der SS Im August 1933 ubernahm Zindel die Leitung der Abteilung IV Verkehr und Luftpolizei des Stuttgarter Polizeiprasidiums Diese behielt er bis 1934 bei Im September 1934 wurde er zusammen mit Arthur Nebe zum deutschen Vertreter bei der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission Interpol berufen Diese Funktion behielt er bis Dezember 1941 bei Als Verbindungsmann der deutschen Regierung zur Interpol wurde er zu dieser Zeit ins Reichsministerium des Innern versetzt und unmittelbar nach der Versetzung auf diesen Posten mit Wirkung zum 19 Oktober 1934 zum Oberregierungsrat befordert Seit 1936 war Zindel in fuhrender Stellung im Hauptamt Sicherheitspolizei innerhalb des Geheimen Staatspolizeiamtes beschaftigt Im Geschaftsverteilungsplan des Hauptamtes Sicherheitspolizei vom 1 Juli 1936 ist er als Leiter des Referates V1 Organisation und Recht in dem von Werner Best gefuhrten Amt V Verwaltung und Recht mit Zustandigkeit fur eine grosse Zahl an Sachgebieten 1 nachweisbar Wohl aufgrund dieser Fulle seiner Funktionen innerhalb der Verwaltung der Gestapozentrale hat der Publizist Peter Ferdinand Koch Zindel als Faktotum das Gestapochefs Heinrich Muller bezeichnet 2 In dieser Position wurde er 1938 zum Ministerialrat befordert In seiner Eigenschaft als Leiter des Organisations und Rechtsreferates der Gestapozentrale machte Zindel sich 1936 Gedanken daruber welche Bestimmungen ein gegen das Zigeunertum gerichtetes Gesetz Reichszigeunergesetz enthalten sollte sowie welche praktischen organisatorischen Massnahmen in Hinblick auf die Zentralisierung der Erfassung Identifizierung und Registrierung von Zigeunern zweckmassig waren um das Zigeunerproblem im deutschen Herrschaftsgebiet moglichst effektiv zu losen d h die Zigeuner als unerwunschte Minderheit aus dem offentlichen Leben zu verbannen und als vermeintlichen Fremdkorper aus der homogenen Volksgemeinschaft zu entfernen Schmidt Degenhard kennzeichnet Zindel daher als einen der Schrittmacher der in der zweiten Halfte der 1930er Jahre einsetzenden Zentralisierung und Synchronisierung der polizeilichen Verfolgung der Zigeuner durch das NS Regime 3 Zum 15 Juli 1937 trat Zindel offiziell in die SS ein SS Nr 290 114 In dieser erhielt er am 1 November mit Wirkung zum 11 September 1938 den Rang eines SS Standartenfuhrers Vom 27 September 1939 bis zum Dezember 1941 amtierte Zindel als Gruppenleiter der Abteilung Ia Recht im Reichssicherheitshauptamt Wahrend dieser Zeit wurde er am 18 November 1940 als Vertreter des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD Reinhard Heydrich bei der Corpo di Polizia dell Afrika Italiana nach Nordafrika entsandt Seine Aufgabe in dieser Stellung bestand darin die Ausbildung der in den deutschen und italienisch besetzten Gebieten Nordafrikas eingesetzten Sicherheitspolizisten zu organisieren Offiziell beendete er diese Mission am 31 Marz 1941 Im Dezember 1941 wurde Zindel von Reinhard Heydrich zu seinem Sonderbeauftragten beim Prasidenten der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission ernannt Diese Stellung in der Zindel direkt Reinhard Heydrich bzw spater dessen Nachfolger Ernst Kaltenbrunner unterstand behielt er bis 1944 bei In Personalunion war Zindel zudem Vorsitzender der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission Diese Position behielt er bis 1945 bei Vom 28 Oktober 1944 bis 1945 war er ausserdem noch mit der Wahrnehmung der Geschafte des Leiters der Attachegruppe der Reichssicherheitspolizei beauftragt In der Literatur heisst es den Erinnerungen von Harry Sodermann folgend Zindel sei vor Kriegsende mit einem mit Interpolakten vollgeladenen Kraftwagen nach Suddeutschland geflohen wahrscheinlich in der Hoffnung sich mit seinen Unterlagen in die Schweiz durchzuschlagen Im Stuttgarter Raum sei er von franzosischen Truppen festgenommen worden Da die von Zindel auf der Fahrt mitgenommenen Interpolakten bei dieser Gelegenheit sichergestellt worden seien waren zumindest diese anders als der Grossteil des als verschollen geltenden Archivs der deutschen Interpolsektion der Nachwelt erhalten geblieben 4 Tatsachlich floh Zindel im April 1945 aus Berlin Er fuhr aber mit seiner Frau nach Tubingen und nahm sehr wahrscheinlich keine Interpol Akten mit In Tubingen wurde er direkt nach dem Einmarsch der franzosischen Truppen verhaftet und nach Karlsruhe gebracht um verhort zu werden Im Verlauf des Verhors erlitt er einen Herzschlag und verstarb 5 Beforderungen BearbeitenIm Staatsdienst 1 Juli 1925 Amtmann 1928 Regierungsrat 19 Oktober 1934 Oberregierungsrat 1938 MinisterialdirektorIn der SS 9 November 1938 SS StandartenfuhrerSchriften BearbeitenDer Unterhaltsanspruch der Ehegatten wahrend der Ehe 1922 Fragen der Mit und Nebentaterschaft unter besonderer Berucksichtigung des Entwurfs von 1919 Tubingen 1923 Verordnung des Innenministeriums uber den Schutz von Personen gegen Hunde Vom 15 Januar 1929 Textausgabe mit Anmerkungen Stuttgart 1929 Die Verordnungen des Reichsprasidenten zur Bekampfung politischer Ausschreitungen Ihre Ausfuhrungsbestimmungen und ihre Durchfuhrg in Wurttemberg Stuttgart 1932 Die politischen Notverordnungen des Reichs vom Juni 1932 ihre Durchfuhrgs und Vollzugsbestimmgn in Wurttemberg und weitere einschlagige Gesetzesbestimmung Stuttgart 1932 Literatur BearbeitenGotz Aly Wolf Gruner Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 2 De Gruyter Oldenbourg Berlin u a 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 690 Michael Wildt Generation des Unbedingten Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Ed Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 Einzelnachweise Bearbeiten Als von Zindel beaufsichtigte Sachgebiete werden aufgefuhrt Aufbau des Hauptamtes Sicherheitspolizei Zustandigkeit der Geheimen Staatspolizei und der Kriminalpolizei im Reich und in den Landern Staatsprufung Geschaftsverteilungsplan Ausweiswesen Einziehung von Vermogen Feststellung von Staatsfeindlichkeit Missbrauch nationaler Symbole Strafloschung Auskunft aus Polizeilisten Allgemeine Vorschriften uber Eingriffe in das Post und Fernmeldegeheimnis sowie uber beschlagnahmte Postscheckkonten Justitiarangelegenheiten Schadenersatzanspruche Polizeigefangnisse und Gefangenentransportwesen Personalangelegenheiten der weiblichen Polizeigefangnisaufsichtsbeamten Zusammenarbeit des Hauptamtes Sicherheitspolizei mit den oberen Reichsbehorden und Parteistellen mit den anderen Abteilungen des Ministeriums mit dem Hauptamt Ordnungspolizei Peter Ferdinand Koch Die Geldgeschafte der SS Wie deutsche Banken den schwarzen Terror finanzierten Hoffmann und Campe 2000 ISBN 3 455 11285 4 S 78 Tobias Joachim Schmidt Degenhard Robert Ritter 1901 1951 Zu Leben und Werk des NS Zigeunerforschers Tubingen 2008 DNB 989749533 S 191 Simon Wiesenthal Recht nicht Rache Erinnerungen 2 Auflage Ullstein Frankfurt am Main Berlin 1992 ISBN 3 548 22381 8 S 315 Jens Jaeger Karl Zindel In Karl Zindel und Interpol 1945 1 Januar 2023 academia edu abgerufen am 10 Februar 2023 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 29 Januar 2023 PersonendatenNAME Zindel KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und PolizeibeamterGEBURTSDATUM 26 Dezember 1894GEBURTSORT Palermo SizilienSTERBEDATUM 19 April 1945STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Zindel amp oldid 230742809