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Das KZ Bruttig Treis war ein Aussenlager des Konzentrationslagers Natzweiler Struthof Es wurde im Jahre 1944 angelegt um Tunnelarbeiten zum Ausbau einer unterirdischen Produktionsanlage umzusetzen Das Lager bestand zwischen dem 10 Marz und dem 14 September 1944 Gedenkstein auf dem Friedhof in BruttigGedenkstein auf dem Friedhof in Treis Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation 2 Baubeginn 3 Lagersituation 4 NN Gefangene 5 Sadismus und Brutalitat gegenuber Gefangenen 6 Massenausbruch 7 Verhalten der Bevolkerung 8 Auflosung des Lagers 9 Gedenkstatte 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseAusgangssituation BearbeitenZwischen den rheinland pfalzischen Orten Bruttig und Treis befand sich ein ungenutzter Eisenbahntunnel der ursprunglich den Moselbogen bei Cochem fur eine geplante Eisenbahnstrecke abkurzen sollte Diese Strecke wurde jedoch nie gebaut stattdessen im Tunnel uber Jahre eine Champignonzucht betrieben 1 Aufgrund der sich zuspitzenden militarischen Situation entschied die Fuhrung des NS Regimes den Tunnel auszubauen und kriegswichtige Industrien in der bombensicheren Konstruktion unterzubringen Unter dem Tarnnamen WIDU GmbH sollte die Robert Bosch GmbH eine unterirdische Fabrik fur Zundkerzen und sonstiges elektronisches Zubehor fur die Flugzeugindustrie erstellen Das Gesamtprojekt erhielt die Decknamen Zeisig bzw A7 Es war geplant in der 2565 Meter langen Tunnelrohre eine Nutzflache von 21 000 m zu schaffen SS General Hans Kammler der massgeblich fur die Umsetzung dieses Projektes verantwortlich war plante hier unter anderem 550 Tonnen Baueisen 275 Tonnen Maschineneisen und 1500 Tonnen Zement sowie 200 000 Ziegelsteine zu verarbeiten Die Baukosten wurden auf 3 5 Millionen Reichsmark geschatzt Mit den Arbeiten wurde der Ingenieur Remagen aus dem Architekturburo Heese in Berlin beauftragt Der Bauauftrag erging an die Firma Fix aus Dernau Aufgrund des kriegsbedingten Arbeitskraftemangels entschied sich das NS Regime fur die Bauarbeiten Zwangsarbeiter einzusetzen Das Projekt unterstand der SS die ihre lokale Zentrale im benachbarten Cochem eingerichtet hatte Das Kommando hatte SS Hauptsturmfuhrer Gerrit Oldeboershuis der nur Oldenburg genannt wurde sein Vertreter war SS Untersturmfuhrer Karl Heinz Burckhardt Insgesamt waren in der Zentrale in Cochem 18 SS Manner tatig Es war von vornherein nicht vorgesehen die Haftlinge in der Produktion einzusetzen Dieses war Facharbeitern von Bosch sowie auslandischen Zwangsarbeitern vorbehalten Die Haftlinge sollten hauptsachlich im Baubereich eingesetzt werden also fur den Ausbau des Tunnels die Errichtung der Nebenanlagen der Zufahrten und der eigentlichen Lagerkomplexe in Treis und in Bruttig Einige wurden auch zu Verladearbeiten am Bahnhof Cochem herangezogen Baubeginn BearbeitenAm 10 Marz 1944 trafen in Zellenwagen 300 Haftlinge des elsassischen Konzentrationslagers Natzweiler Struthof in Cochem ein Es handelte sich uberwiegend um franzosische Gefangene aber auch Belgier Hollander Luxemburger Norweger Russen Polen Ukrainer Griechen Italiener Spanier und einige Reichsdeutsche wurden nach Bruttig geschickt Nach Zeugenaussagen uberquerten diese in langen Kolonnen und unter Beobachtung fast aller Burger Cochems die Brucke nach 50 147333333333 7 1683333333333 Cond Da keinerlei Vorbereitungen zur Unterbringung der Gefangenen getroffen worden waren wurde ein leer stehendes Gasthaus in Bruttig requiriert mit einem Stacheldrahtzaun versehen und dort die KZ Insassen eingesperrt Das Gebaude reichte jedoch nur fur die Halfte der KZ Haftlinge die ubrigen 150 Personen uberquerten am folgenden Tag den Berg nach Treis wo sie in ahnlicher Weise einquartiert wurden Dies stellte nach offiziellen Berichten den Beginn des Konzentrationsaussenlagers Bruttig Treis dar Ein Teil der Personen musste jeweils einen Lagerkomplex in beiden Orten auf dem Bahndamm in Ortsrandlage errichten Diese wurden im Laufe des Aprils fertiggestellt und die Haftlinge aus den Provisorien dorthin umquartiert Das Aussenlager erreichte am 24 Juli 1944 mit 1527 Haftlingen seine grosste Gesamtbelegung Insgesamt wurden dem Lager Bruttig Treis mehr als 2000 Gefangene zugewiesen Lagersituation Bearbeiten nbsp Lage von Trasse und Treiser Tunnel Messtischblatt von 1940Die Arbeiten fanden im Tunnel unter unmenschlichen Bedingungen statt Speziell in der ersten Phase wateten die Zwangsarbeiter im hufthohen Schlamm und befreiten die Tunnelrohre von den Resten der ehemaligen Pilzzucht Da ihnen Ersatzkleidung fehlte mussten sie nachts in der nassen Haftlingsuniform schlafen Die Ernahrung der schwer arbeitenden Haftlinge bestand nur aus einer dunnen Suppe Versuche eine zweite Ration zu erhalten wurden mit Prugeln bestraft Um nicht zu verhungern assen die Lagerinsassen Gras und Schnecken Eine Schnecke pro Tag verlangert das Leben um einen Tag war eine von einem Lagerinsassen ausgegebene Devise Aufgrund der schlechten Ernahrung brach im Lager die Ruhr aus Diese schwachte die Haftlinge zusatzlich zur harten Arbeit Gleichzeitig stellte die SS ihnen pro Nacht nur einen Eimer fur Fakalien zur Verfugung der lediglich einmal morgens geleert werden durfte NN Gefangene BearbeitenBei der Auswahl von Gefangenen war der SS im KZ Natzweiler Struthof ein Fehler unterlaufen Sie hatten NN Gefangene nach Bruttig geschickt NN als Abkurzung fur Nacht und Nebel weist darauf hin dass niemand uber ihren Verbleib erfahren sollte Zu dieser Gruppe gehoren beispielsweise Widerstandskampfer Wurden diese nicht sofort nach ihrer Ankunft ermordet so setzte man sie furchtbaren Schikanen aus Solche Gefangene durften nicht in Aussenlager geschickt werden Als der SS in Natzweiler Struthof ihr Fehler bewusst wurde erging sofort der Befehl an das Aussenlager samtliche dort vorhandenen NN Haftlinge zuruckzuschicken Dieser Befehl erreichte das Lager Anfang April 1944 und wurde am 8 April ausgefuhrt Der Transport von abgemagerten mit Exkrementen beschmutzten teilweise nackten und zu Skeletten abgemagerten franzosischen Gefangenen verliess den Bahnhof in Cochem Von den 150 Haftlingen uberlebten 40 den ersten Monat nicht Sadismus und Brutalitat gegenuber Gefangenen BearbeitenZeugen berichten uber extreme Brutalitat der SS gegenuber den Zwangsarbeitern So schildern sie dass sechs ergriffene franzosische Haftlinge nach einem misslungenen Fluchtversuch am Karfreitag hingerichtet wurden Zwei von ihnen wurden an diesem Tage gekreuzigt wobei die ubrigen Gefangenen dem langsamen Sterben zusehen mussten Ausserdem schildern Zeugen von einer Lieblingsbeschaftigung der SS dem Baumhangen bei dem der Betroffene mit am Rucken zusammengebundenen Handen an den Armen hochgezogen wird Eine gebrauchliche Strafe z B fur das Essen von Gras war die Prugelstrafe auf dem Prugelbock Hierbei musste der Haftling die Zahl der Stockschlage selber laut zahlen Verzahlte er sich begann die Strafe von vorne Zeugen schildern dass es eine beliebte Beschaftigung der SS war Weinflaschen auf den Boden zu werfen und die Gefangenen barfuss uber die Scherben laufen zu lassen Am Wochenende gab es im Hotel Wildburg Feiern der SS bei denen Gefangene aus Spass gehangt wurden wobei man sich uber das Verhalten der Sterbenden lustig machte In die Folterbaracke des Bruttiger Lagers wurden Gefangene mit einem Strick geschickt und dort gezwungen sich selbst zu erhangen Massenausbruch BearbeitenEnde April 1944 kam es zu einem Massenausbruch russischer Haftlinge Diese waren am 6 April 1944 in das Aussenlager zusammen mit polnischen KZ Haftlingen gebracht worden Uber die genaue Zahl der Fluchtlinge liegen unterschiedliche Daten vor Lagerunterlagen weisen auf 21 Personen Prozessprotokolle sprechen von 60 geflohenen Insassen Acht Fluchtlingen scheint die Flucht gelungen zu sein 13 wurden in der nahen Umgebung aufgegriffen Zeugen schildern dass ein gefasster Haftling von einem SS Mann mit einem Spaten den ein Anwohner ihm reichte niedergeschlagen wurde Der Massenausbruch fuhrte zu einem Wechsel in der Lagerleitung Rudolf Beer wurde durch den SS Obersturmfuhrer Walter Scheffe ersetzt Am 20 Juni 1944 wurden samtliche 13 Gefangenen durch die Hand von Mithaftlingen erhangt Diese erhielten als Belohnung ein Stuck Brot Verhalten der Bevolkerung BearbeitenDie KZ Haftlinge sollten keinerlei Kontakt zur Zivilbevolkerung unterhalten Trotzdem gelang es immer wieder den Zwangsarbeitern z B Obst oder Brot zu geben Dieses wurde von den Anwohnern auf Pfahlen oder Mauern deponiert an denen die Haftlingskolonnen taglich vorbei marschierten Das Verhalten war nicht ungefahrlich da die Bevolkerung hierfur schwer bestraft wurde In einigen Fallen wurden Helfer zu Zwangsarbeitern Auflosung des Lagers BearbeitenIm Juni 1944 kam es zu einem erneuten Wechsel der Lagerfuhrung SS Untersturmfuhrer Heinrich Wicker ubernahm diese Position Die Brutalitat des damals 23 Jahrigen uberstieg die von Walter Scheffe noch Wicker behielt diese Position bis zur Evakuierung des Lagers im September 1944 Am 14 September 1944 erging der Befehl das Lager zu raumen Auf einem mit 50 Haftlingen und einer bewaffneten Begleitung beladenen Lkw wurden die Haftlinge zum Guterbahnhof nach Cochem transportiert Am 15 September 1944 die Gefangenen befanden sich bereits mehr als einen Tag in den verschlossenen Waggons brachte sie der Zug in das Konzentrationslager Nordhausen und von dort in das Lager Ellrich Juliushutte im Sudharz Nach Ende des Krieges dienten die Lagergebaude der vorubergehenden Unterbringung von Zwangsarbeitern Einige wurden spater als Wohn Geschafts oder Lagerhauser weiter genutzt Gedenkstatte BearbeitenEs existiert bis heute keine Gedenkstatte fur die Opfer des Konzentrationsaussenlagers Bruttig Treis Die letzten Gebaude des Lagers in Treis wurden Mitte der 1980er Jahre geschleift an ihrer Stelle wurde ein Baumarkt 50 168333333333 7 2902777777778 errichtet Auf den Friedhofen von Bruttig 50 134166666667 7 2366666666667 und von Treis 50 171666666667 7 3005555555556 wurden jeweils Gedenksteine errichtet Der regionale Verband der Partei Die Linke setzte Ende 2010 eine Arbeitsgruppe ein mit dem Bestreben am Bahnhof Cochem eine Gedenktafel anzubringen 2 Literatur BearbeitenErnst Heimes Schattenmenschen 2 Auflage Frankfurt 2005 ISBN 3 86099 449 2 Guido Pringnitz Deckname Zeisig 1 Auflage Kiel September 2016 Dokumentation zum Treis Bruttiger Tunnel Dokumentation zum Aussenlager Kochem Bruttig Treis Treiser Herz 2016 ISBN 978 3 00054 378 4 Ernst Heimes Ich habe immer nur den Zaun gesehen Uberarbeitete und erweiterte Neuausgabe Rhein Mosel Verlag Zell Mosel 2019 ISBN 978 3 89801 412 0 Ernst Heimes Bevor das Vergessen beginnt Nachermittlungen uber das KZ Aussenlager Cochem Rhein Mosel Verlag Zell Mosel 2019 ISBN 978 3 89801 423 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Bruttig Treis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ernst Heimes Das Aussenlager des KZ Natzweiler in Cochem Mosel mit seinen Lagern in Bruttig und Treis Buchhandlung Heimes abgerufen am 2 Mai 2019 Das Mosellager In NS Dokumentationszentrums Rheinland Pfalz Abgerufen am 2 Mai 2019 Zeisig In team delta info WikiUnterirdisch 23 Marz 2007 archiviert vom Original am 29 September 2007 abgerufen am 2 Mai 2019 Beitrag zum Treiser Tunnel und dessen Um und Ausbau zur Rustungsfabrik Lothar Brill Christian Gasterstadt Geplante Strecke Treis Karden Bruttig Bullay Mosel Im Treiser Tunnel Fotografiert im Juni 2002 von Christian Gasterstadt im derzeit einzigen zuganglichen Bereich hinter dem Sudportal bei Bruttig In lothar brill de 20 Juli 2012 abgerufen am 2 Mai 2019 Heinz Kugel An unfassbare Grauel in KZ Bruttig Treis erinnert In Rhein Zeitung 20 August 2015 archiviert vom Original am 16 Februar 2017 abgerufen am 2 Mai 2019 Joachim Henning Vor 75 Jahren Das kleine KZ in der Nachbarschaft 24 S PDF In Blick Aktuell 2019 abgerufen am 30 Mai 2020 Joachim Henning Vor 75 Jahren Das kleine KZ in der Nachbarschaft 76 S PDF 2019 abgerufen am 30 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Paul Schunk Zur Geschichte von Bruttig Fankel In Bruttig Fankel an der Mosel ein Weinort mit Geschichte Festschrift zur 1100 Jahr Feier Weingut Willi Ostermann Auf Weingut Ostermann de abgerufen am 3 Januar 2022 Bernd Kruse KZ Bruttig Treis genannt KZ Cochem Arbeit bis zum Tod oder Vernichtung durch Arbeit In Der Demokratische Sozialist Rheinland Pfalz 29 Oktober 2010 archiviert vom Original am 5 Marz 2011 abgerufen am 2 Mai 2019 50 168333333333 7 2902777777778 Koordinaten 50 10 6 N 7 17 25 O Normdaten Korperschaft GND 4307969 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Bruttig Treis amp oldid 219676030