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Jud Suss Originaltitel Jew Suss ist ein britischer Spielfilm aus dem Jahre 1934 von Lothar Mendes nach der gleichnamigen Vorlage von Lion Feuchtwanger Die Titelrolle spielt Conrad Veidt FilmTitel Jud SussOriginaltitel Jew SussProduktionsland Vereinigtes KonigreichOriginalsprache EnglischErscheinungsjahr 1934Lange 108 MinutenStabRegie Lothar MendesDrehbuch Heinrich Fraenkel A R Rawlinson Dorothy FarnumProduktion Michael BalconMusik Louis LevyKamera Roy KellinoSchnitt Otto LudwigBesetzungConrad Veidt Joseph Suss Oppenheimer genannt Jud Suss Frank Vosper Karl Alexander Herzog von Wurttemberg Benita Hume Marie Auguste Herzogin von Wurttemberg Cedric Hardwicke Rabbi Gabriel Suss Onkel Paul Graetz Landauer Suss Vertrauter Pamela Ostrer Naomi Suss Oppenheimers Tochter Gerald du Maurier Weissensee Joan Maude seine Tochter Sam Livesey Harprecht Percy Parsons Pflug James Raglan Lord Suffolk Dennis Hoey Dieterle Campbell Fullan Furst von Thurn und Taxis Gibb McLaughlin Pancorgo Francis L Sullivan Remchingen Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion 2 1 Vorgeschichte und Produktionshintergrunde 2 2 Veroffentlichung 3 Kritik 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksHandlung BearbeitenWurttemberg im Jahre 1730 Die Juden des Herzogtums sind gezwungen im Ghetto zu leben Joseph Suss Oppenheimer will sich diesem Dekret nicht langer beugen und uberlegt wie er das schwere Schicksal seiner Glaubensbruder in Zukunft mildern und den Jungen unter ihnen eine bessere Zukunft ermoglichen kann Dabei hat er durchaus auch seinen eigenen Vorteil im Sinn Er wolle Macht erklart er seinem Vertrauten dem alten Juden Landauer Und so schleicht sich Suss Oppenheimer eines Tages auf ein Fest bei dem auch der Vetter des alten Herzogs anwesend ist Er macht sich mit ihm bekannt und hilft dem zukunftigen Landesfursten beim Glucksspiel finanziell aus der Patsche Der erste Schritt zum gesellschaftlichen Aufstieg ist getan bald macht sich Suss Oppenheimer fur den finanziell stets klammen Karl Alexander unentbehrlich Als der regierende Erbherzog stirbt folgt ihm Karl Alexander auf den Thron Damit ergeben sich fur Suss Oppenheimer ungeahnte Moglichkeiten Der neue Herzog ist verschwendungssuchtig und charakterschwach und so gerat dieser mehr und mehr unter den Einfluss von Suss der ihn kontinuierlich mit Geld versorgt und ihn mit Geschenken fur sich und seine Sache die zuallererst auch die der Ghettojuden ist zu beeinflussen Die herzoglichen Kronungsfeierlichkeiten die personlichen Ausgaben des neuen Herzogs und seiner gleichfalls auf sehr grossem Fusse lebenden Gattin sowie der Wunsch des Landesfursten nach einer grosseren Armee All diese Extravaganzen verschlingen Unsummen Geld das der Herzog nicht hat und das ihm nun Suss Oppenheimer besorgen soll Dieser hat sich mittlerweile im luxuriosen Umfeld des Landesfursten niedergelassen und seinen alten Vertrauten Landauer zu sich geholt Als Suss hubsche Tochter Naomi ihn besucht und ihren Vater bittet mit ihr ins Ghetto zuruckzukehren hat sich Suss Oppenheimer langst den Annehmlichkeiten im Zentrum weltlicher Macht hingegeben und bleibt Er bandelt jetzt auch mit Frauen des Hofstaates an wie der angesehenen Demoiselle Weissensee gibt aber um seine Position nicht zu gefahrden zahneknirschend dem Drangen Karl Alexanders nach ihm bei der Dame den Vortritt zu lassen als Suss Oppenheimer die junge Frau in sein Boudoir bittet Allmahlich beginnt die Stimmung in der Bevolkerung zu kippen Seitdem sich die Juden auch ausserhalb ihres Ghettos als Geschaftsleute betatigen durfen werden sie immer mehr zu einer unliebsamen Konkurrenz fur die einfachen Handeltreibenden Pogromstimmung macht sich schliesslich breit als in einem judischen Geschaft ein blutgetranktes Tuch gefunden wird Es wird behauptet es handele sich um das Blut eines mutmasslich in einem judischen Ritual gemeuchelten Christenkindes Beschuldigt wird ein Jude namens Seligmann der alsbald zum Tode verurteilt wird In dieser aufgeheizten Situation verlangt Landauer von Suss sich beim Herzog fur den Todgeweihten einzusetzen Tatsachlich erreicht Suss Oppenheimer beim Herzog die Begnadigung Seligmanns doch erst nachdem er vor seinem Landesfursten mit Rucktritt gedroht hat Die Juden feiern daraufhin ihren wichtigsten Fursprecher bei seiner vorubergehenden Heimkehr ins Ghetto uberschwanglich Es kommt einem Schock gleich als Suss Oppenheimers Onkel Rabbi Gabriel ihm alte an seine Mutter geschriebene Briefe vorlegt Diese stammen von einem Marschall von Heidersdorf der der tatsachliche Vater von Joseph Suss Oppenheimer sein soll Damit ware er uberhaupt kein Jude Bald darauf trifft auch der Herzog im Ghetto ein und lernt im Hause Suss Oppenheimers Naomi kennen an der er sofort Gefallen findet Als er ihr eines Nachts nachstellt fluchtet sie auf das Dach und sturzt sich in den Tod Ihr heimkehrender Vater bricht an der Seite ihres leblosen Korpers zusammen als er seine Tochter aufgebahrt liegen sieht Er erfahrt dass Karl Alexander fur den Tod Naomis verantwortlich ist und geht nur zum Schein darauf ein weiterhin in dessen Diensten zu wirken Um ihn zum Stillschweigen zu veranlassen ernennt der Herzog ihn kurzerhand zum Herrn uber seine Finanzen In dieser Funktion setzt Suss Oppenheimer nun alles daran seinem Gonner und Mitwisser zu schaden und ihn beim Volk zu desavouieren Er erhoht die Steuern drastisch und verfugt dass jeder der seine Steuern nicht zahlen kann mit seinem Hab und Gut zu haften habe Daraufhin werden zahllose Haushalte von den Butteln des Herzogs kurzerhand leergeraumt und das Volk beginnt allmahlich aufzubegehren Aus blankem Hass gegenuber seinem Mentor und Forderer wird Suss Oppenheimer immer mehr zum falschen Einflusterer Er fordert den zogerlichen Karl Alexander auf die Verfassung zu brechen mit seinen Soldaten das aufbegehrende Parlament zu besetzen und sich schliesslich zum Konig von Wurttemberg ausrufen zu lassen Als Suss Oppenheimer Karl Alexander auch noch eine Liste mit Namen von zu verhaftenden Personen vorlegt fugt der Herzog kurzerhand Suss Oppenheimers Namen hinzu und unterschreibt diese Die Liste wiederum bringt Demoiselle Weissensee die den Herzog seit seinen Zudringlichkeiten zutiefst hasst Suss Oppenheimer damit dieser erkennt dass er fliehen musse Als Suss Oppenheimer dem Herzog bei einer Putschfeier selbstzufrieden mitteilt dass der von Suss Oppenheimer ausgedachte Staatsstreich in Stuttgart ganz wie er insgeheim geplant hat fehlgeschlagen ist erleidet Karl Alexander einen Herzinfarkt und stirbt Kurz zuvor hat Suss dem sterbenden Herzog triumphierend mitgeteilt dass dieser nur Teil eines Planes gewesen sei um seine Tochter Naomi zu rachen Um die gescheiterten Putschisten rund um den toten Herzog nicht mit ins Verderben zu ziehen fordert Joseph Suss Oppenheimer diese auf ihn sofort zu verhaften Daraufhin wird er vor Gericht gestellt Da man ihm nichts vorwerfen kann was eine Verurteilung rechtfertigen wurde versuchen die Richter ihm als Juden verbotene sexuelle Kontakte mit einer Christin nachzuweisen Seine Verurteilung zum Tode ist beschlossene Sache Im Hof bei Schneegestober wird der verurteilte Delinquent vor einer johlenden Masse in einen Eisenkafig mit aufklappbarem Boden gesperrt und bekommt einen Strick um den Hals gelegt Schliesslich wird der Kafig in lichte Hohen gezogen Eine kleine Gruppe anwesender Juden stimmt in klagender Weise das Gebet Schma Jisrael an und Joseph Suss Oppenheimer stimmt mit ein Dann geht die Falltur auf und der Jude Suss Oppenheimer stirbt Der Film endet mit den Worten Perhaps one day the walls will crumble like the walls of Jericho and all the world will be one people 1 Produktion BearbeitenVorgeschichte und Produktionshintergrunde Bearbeiten Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 gab es unter Grossbritanniens Produzenten sporadisch Versuche gegen den staatlich geforderten Antisemitismus der Regierung Adolf Hitlers anzusteuern Bereits 1933 hatte der deutschstammige Produzent Julius Hagen fur die Twickenham Film Studios den Film The Wandering Jew herstellen lassen Fur die Hauptrolle konnte der aus Deutschland seiner judischen Ehefrau zuliebe ausgewanderte Filmstar Conrad Veidt gewonnen werden Dieser Film erlebte seine Urauffuhrung am 20 November 1933 in London Wahrend dieser philosemitische Streifen erwartungsgemass im Dritten Reich nicht gezeigt werden durfte lief er in Osterreich 1934 unter dem Titel Ahasver der ewige Jude an Noch 1933 ging in London mit Jew Suss so der Originaltitel ein weiterer projudischer Film in Planung erneut mit Veidt in der Titelrolle nachdem bereits 1929 Feuchtwangers Vorlage als Buhnenstuck erstmals in London aufgefuhrt worden war Der Emigrant Heinrich Fraenkel am Drehbuch beteiligt schrieb dazu in seinem Erinnerungsbuch Unsterblicher Film Ich arbeitete im Sommer 1933 am Drehbuch von Jew Suss also der Verfilmung von Lion Feuchtwangers Roman Jud Suss Fur die Titelrolle wollten wir Conrad Veidt die Idealbesetzung fur die von Feuchtwanger dem historischen Vorbild nachgestaltete Figur einer sehr imposanten und ehrgeizigen Personlichkeit in vielen Facetten schillernd und zutiefst ein zwiespaltiger und unglucklicher Mensch der im Gram um den durch die eigene Hoffart verschuldeten Tod seines Kindes seine echte Wurde findet Wir wussten dass Connie sehr begierig war den Suss zu spielen aber wir wussten auch dass gerade diese Rolle ihm Hitlers und Goebbels Todfeindschaft eintragen wurde Fur ihn bedeutete die Entscheidung nichts weniger als das Ende seiner deutschen Filmkarriere 2 Anfang 1934 ging Jud Suss schliesslich in Produktion Von den Dreharbeiten berichtete der Observer in seiner Ausgabe vom 7 Januar 1934 und Picturegoer Weekly am 3 Februar 1934 Die Produktionskosten beliefen sich auf rund 100 000 Pamela Ostrer die Darstellerin der Judin Naomi und spatere Ehefrau von James Mason gab hier 18 jahrig ihr Filmdebut und heiratete wenig spater den Jud Suss Chefkameramann Roy Kellino Neben Hauptdarsteller Veidt waren aus Deutschland auch der Schauspieler Paul Graetz der Filmarchitekt Alfred Junge und Gunther Krampf in seiner Funktion als einfacher Kameramann unter Leitung Roy Kellinos an Jud Suss beteiligt 1940 inszenierte Veit Harlan eine virulent antisemitische beruchtigte Version unter demselben Titel Dabei kopierte er viele Szenen deutete die Handlung allerdings im antisemitischen Sinn um Veroffentlichung Bearbeiten Die Urauffuhrung von Jud Suss war am 4 Oktober 1934 im Londoner Tivoli Filmtheater und wenige Stunden spater am selbigen Tage in New Yorks Radio City Music Hall sowie ebenfalls am 4 Oktober in Toronto Wahrend der Film in Deutschland auf den Index geriet erlebte Jud Suss ebenfalls im Oktober 1934 seine deutschsprachige Erstauffuhrung in Wien Die Osterreichische Film Zeitung widmete dem Film in ihrer Ausgabe vom 20 Oktober 1934 eine Besprechung Weitere deutschsprachige Publikationen die den Film besprachen waren durchgehend Exilblatter so das in Prag erscheinende Die Kritik Oktober 1934 und das Pariser Tageblatt Dezember 1934 3 Kritik BearbeitenDer Rezensent Pem judischer Abstammung und seit 1933 im Exil in Osterreich hatte in seiner Besprechung im Der Morgen Wiener Montagblatt im Oktober 1934 nicht viel fur den Film ubrig die Distanz der Englander zu dem Roman Feuchtwangers ist so objektiv dass nur die Handlung aus der Geschichte als Gerust ubrig geblieben ist ohne die menschlichen Motivierungen Jud Suss pendelt zwischen zweideutigem Schurkentum und klarem Kampfer fur Freiheit und Gleichheit fast konnte dieser Film auch in Deutschland laufen Rassenfragen als Konjunktur Gesinnung mit Rucksichtnahme das geht nicht Erst am Schluss gelingt es dem Regisseur Lothar Mendes dank herrlicher Tonregie eindeutig zu werden und schmerzlich anzuklagen Conrad Veidt ist nobel und einfach in seinen Mitteln und im ganzen ein wunderbar menschlicher Schauspieler geworden jenseits einstiger Damonie Neben ihm Paul Graetz der einst im Zwischenreich in Berlin unbeschaftigt blieb und nun eine einzigartige Charakterstudie bietet ein Gewinn fur den englischen fur jeden Film 4 Der Kritiker Erich Kaiser besprach Jud Suss unter dem Pseudonym Emile Grant ausfuhrlich Im Pariser Tageblatt ist zu lesen Auch im Film muss notwendigerweise vieles in der Andeutung stecken bleiben was der Dichter in seine Figuren hineingeheimnist hat So kommt die kabbalistische Sphare um den Rabbi van der Straaten nicht genugend zum Ausdruck Weiters heisst es Mendes packt in diesem British Gaumont Film das im Roman breit ausgesponnene und in vielen Nebenhandlungen aufgeloste Thema mit fester Hand an und fuhrt es auf sein Leitmotiv zuruck das Schicksal des judischen Menschen der herrschen will aber kraft nur ihm eigener seelischer Bindungen die ihn zu ganz bestimmten Handlungen zwingen der Aufgabe nicht gewachsen ist Fur Conrad Veidt ist kein Lob zu hoch Er erfasst die Gestalt des Jud Suss bis in ihre tiefsten Tiefen Er ist Herrscher und Beherrschter liebender Vater und Geliebter der Frauen glaubiger Jude und Kavalier des 18 Jahrhunderts zugleich Sein Lacheln verfuhrt und seine kluge Stirn birgt gefahrliche Gedanken Neben ihm als Gegenstuck der Ghettojude Landauer dem Paul Graetz ein unheimliches Leben gibt 5 Heinrich Fraenkel schrieb in Unsterblicher Film uber das fertige Filmprodukt Im Gegensatz zu dem einige Jahre spater von Goebbels veranlassten Film gleichen Titels handelt es sich hier um den Versuch aus der in vielen Fazetten schillernden Personlichkeit der Titelfigur den Menschen zu gestalten der erst durch tiefes selbstverschuldetes Leid gelautert wird 6 Das grosse Personenlexikon des Films nannte in der Biografie von Lothar Mendes den Film eine beachtliche n Version 7 des Feuchtwanger Romans Literatur BearbeitenAlfons Maria Arns Fatale Korrespondenzen Die Jud Suss Filme von Lothar Mendes und Veit Harlan im Vergleich In Cilly Kugelmann u Fritz Backhaus Hrsg Judische Figuren in Film und Karikatur Die Rothschilds und Joseph Suss Oppenheimer Thorbecke Sigmaringen 1995 S 97 133 ISBN 978 3 7995 2317 2 Einzelnachweise Bearbeiten Ubersetzung Vielleicht werden eines Tages die Mauern zerfallen wie einst die Mauern von Jericho und die Welt wird nur aus einem Volk bestehen Unsterblicher Film Die grosse Chronik vom ersten Ton zur farbigen Breitwand Munchen 1957 S 101 Jew Suss In filmexile soton ac uk pem Filmkritik aufrichtig In Der Morgen Wiener Montagblatt 22 Oktober 1934 S 11 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung dmo Pariser Tageblatt 7 Dezember 1934 London Calling Deutsche im britischen Film der Dreissiger Jahre hrg v Hans Michael Bock Wolfgang Jacobsen Jorg Schoning ein CineGraph Buch Munchen 1993 S 156 Unsterblicher Film S 391 Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 5 L N Rudolf Lettinger Lloyd Nolan Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 389 Weblinks BearbeitenJud Suss in der Internet Movie Database englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jud Suss 1934 amp oldid 233581045