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Joseph Wilhelm Keul 21 August 1932 in Euskirchen 22 Juli 2000 in Freiburg im Breisgau war ein deutscher Arzt Internist Sportmediziner und Hochschullehrer Joseph Keul 1999 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Kritik 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenJoseph Keul wurde als Sohn des Berufsberaters Bernhard Keul und dessen Frau Anna geb Dahlem in Euskirchen im Rheinland geboren Nach dem Abitur 1954 studierte Keul Medizin in Bonn und Freiburg 1956 legte er in Freiburg seine Prufungen zum Physikum ab Die zwei ersten klinischen Semester absolvierte Keul in Munchen und reichte 1958 in Freiburg seine von Herbert Reindell betreute Doktorarbeit zum Thema Herzvolumen Pulsfrequenz Sauerstoffaufnahme und Sauerstoffpuls als Grundlage einer klinischen Funktionsprobe des Herzens ein 1959 erlangte er den Doktorgrad und legte im selben Jahr in Freiburg sein Staatsexamen ab Seine Habilitation schloss Keul 1964 ab der Titel seiner Schrift lautete Stoffwechsel und Durchblutung des menschlichen Herzens 1 Er wurde mit der Carl Diem Plakette des Deutschen Sportbundes ausgezeichnet 2 Als aktiver Leichtathlet vertrat er die Vereine SC Euskirchen und Post SV Munchen 1954 wurde er bei den Deutschen Jugendmeisterschaften uber die 1500 Meter Strecke Sechster Seine Bestzeit uber diese Strecke stellte er 1957 mit 3 51 8 auf 1 Keul war ab 1973 Ordinarius fur Innere Medizin und Sportmedizin der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Seit 1960 war er betreuender Arzt der deutschen Olympiamannschaften ab 1980 deren Chefarzt Ausserdem betreute er bis zu seinem Tod das deutsche Tennis Davis Cup Team und war Mitglied im Nationalen Olympischen Komitee NOK 1962 wurde er von Willi Daume mit dem ihn laut Giselher Spitzer lange ein Vertrauensverhaltnis verband 3 in den Bundesausschuss Leistungssport berufen Von 1973 bis 1992 war Keul Mitglied im Fachausschuss Medizin des Bundesinstituts fur Sportwissenschaft BISp und ab 1979 gemeinsam mit Ommo Grupe als Vorsitzender oder Stellvertretender Vorsitzender im Fachbeirat Angewandte Wissenschaften auf dem Gebiet des Sports 1 1998 wurde er zum Prasidenten des Deutschen Sportarztebundes gewahlt im Jahr 2000 zum Ehrenprasidenten Keul sah sich auch als Nachfolger von Herbert Reindell der eine enge Verbindung vor allem zu den Mittel und Langstreckenlaufern hielt 4 1973 hielt Keul die Joseph B Wolffe Memorial Lecture des American College of Sports Medicine 5 Wenige Wochen vor seinem Ableben erhielt Keul das Ehrendoktorat der Naturwissenschaften der Universitat Wien 6 Joseph Keul starb an Krebs 7 Kritik BearbeitenKeul war als Sportarzt immer wieder in der Kritik da ihm vorgeworfen wurde unerlaubte Dopingmanipulationen nicht nur erforscht sondern auch gefordert zu haben 8 1977 warf Werner Franke Keul vor die Nebenwirkungen von Anabolika zu verharmlosen 9 1991 zitierte Der Spiegel Keul zum Dopingmittel Erythropoietin EPO es sei bei richtiger Anwendung ungefahrlich und konne das Hohentraining durchaus ersetzen 10 Im selben Jahr ersuchten Manfred von Richthofen und Harm Beyer die in einer Kommission des Deutschen Sportbundes die Dopingpraktiken des vereinten Deutschland aufzuklaren hatten NOK Prasident Willi Daume ohne Erfolg Keul wegen dessen offensichtlicher Verstrickung als Olympia Arzt abzulosen 11 12 1994 ging aus Berichten die der Chef des DDR Dopingprogramms Manfred Hoppner als IM Technik dem Ministerium fur Staatssicherheit ubermittelt hatte hervor dass Keul ihm 1974 mitgeteilt habe dass in der BRD generell die Anwendung von Anabolen erfolgt Nicht nur habe Keul im Prinzip nichts dagegen einzuwenden er sei ausserdem nicht geneigt auf die Verabreichung von Anabolen zu verzichten 13 Des Weiteren habe Keul in einer Arztekommission der IAAF die Einfuhrung von strengeren Doping Richtlinien hintertrieben eine Darstellung die vom osterreichischen Sportarzt Ludwig Prokop bestatigt wurde 14 In einem gemeinsam mit Herbert Reindell verfassten Brief an NOK Prasident Willi Daume im November 1976 schrieben die beiden Sportmediziner dass das Verbot von Anabolika fragwurdig sei da bis heute Erkrankungen oder Schaden nicht bekannt sind 15 Der 1987 von der DDR in die BRD gewechselte Hartmut Riedel der in der DDR unter anderem uber Anabolika geforscht hatte wurde spater unter anderem dank eines Gutachtens von Keul 16 Professor in Bayreuth 17 Die anlasslich der Doping Affare Team Telekom eingerichtete Freiburger Dopingkommission kam in ihrem Abschlussbericht in dem die Beteiligung von Arzten des Universitatsklinikums Freiburg am organisierten Doping im Team Telekom untersucht wurde zum Schluss dass keine Beweise fur eine aktive Beteiligung von Keul an den Dopingaktivitaten der Arzte Schmid und Heinrich sowie Huber vorlagen Keul habe diese jedoch durch seine Grundeinstellung und die fehlende Kontrolle der Ablaufe in der von ihm geleiteten Abteilung begunstigt Stets sei Keul zur Stelle gewesen wenn es galt den Einsatz sowie die Wirkungen und Nebenwirkungen von Dopingmitteln zu bestreiten oder zu verharmlosen 18 Seine Rolle im Dopingskandal des Universitatsklinikum Freiburg wurde 2009 ausfuhrlich in deren Abschlussbericht dargestellt Dabei kam u a heraus das es auch bei der Verwendung von Drittmitteln zu nicht nachvollziehbaren und unzulassigen Zahlungen an andere Personen gekommen ist 9 19 Im Marz 2017 wurde eine Studie des Mainzer Wissenschaftlers Andreas Singler veroffentlicht die er gemeinsam mit Gerhard Treutlein vorgelegt hatte Danach sei Keul der am meisten dopingbelastete Sportmediziner in Westdeutschland gewesen Er sei der zentrale Garant der Doppel Moral und der Vereinbarkeitsfiktion von internationaler Wettbewerbsfahigkeit und vom manipulationsfreien Spitzensport als Normalfall gewesen Zum Doping in der Bundesrepublik habe er mit jahrzehntelangen Marginalisierungen Verharmlosungen und Tauschungen uber die wahren Verhaltnisse beigetragen Nur vereinzelt habe er allerdings selbst Sportler gedopt Belegt sei der Fall eines Leichtathleten aus dem Jahre 1983 der wegen der Einnahme von Testosteron aufgefallen war und der sich unter Aufsicht Keuls und von Manfred Donike auf die Olympischen Spiele in Los Angeles vorbereitete um den Abbau der Substanz zu beobachten Fazit der Studie Es ist es ein Skandal von historisch fast einmaligem Ausmass dass der Sportler von hochster Stelle wissenschaftlich begleitet 1983 bei der WM in Helsinki und 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles mit betrachtlichem Erfolg teilnehmen konnte 20 Veroffentlichungen Bearbeitenmit Erich Doll und Dietrich Keppler Muskelstoffwechsel Die Energiebereitstellung im Skelettmuskel als Grundlage seiner Funktion J A Barth Munchen 1969 Doping Pharmakologische Leistungssteigerung und Sport Deutscher Sportbund Frankfurt 1970 als Hrsg Limiting factors of physical performance International symposium at Gravenbruch 1971 Thieme Stuttgart 1973 ISBN 3 13 495101 0 mit Wilfried Kindermann Anaerobe Energiebereitstellung im Hochleistungssport Die Bedeutung der metabolischen Azidose unter physiologischen und pathologischen Bedingungen Hofmann Schorndorf 1977 ISBN 3 7780 7591 8 mit Aloys Berg Korperliche Aktivitat bei Gesunden und Koronarkranken Effekte einer Ausdauer orientierten Bewegungstherapie auf Herz Kreislauf und Stoffwechselgrossen von Patienten mit koronarer Herzkrankheit Witzstrock Baden Baden Koln New York 1980 ISBN 3 87921 149 3 mit Aloys Berg amp Manfred Lehmann 2 uberarbeitete u erweiterte Auflage Thieme Stuttgart New York 1986 ISBN 3 13 686302 X mit Gerrit Simon Hans Hermann Dickhuth Echokardiographie zur Funktionsbeurteilung des Herzens Enke Stuttgart 1981 ISBN 3 432 91941 7 mit Herbert Reindell Hrsg Der sporttreibende Burger Gefahrdung oder Gesundung perimed Fachbuch Verlagsgesellschaft Erlangen 1983 ISBN 3 88429 172 6 mit Hans Hermann Dickhuth Hrsg Herzinsuffizienz Pathophysiologie Klinik und Therapie Internationales Symposium Hinterzarten 28 30 April 1983 perimed Fachbuch Verlagsgesellschaft Erlangen 1984 ISBN 3 88429 198 X mit Josef Stippig und Aloys Berg Bewegungstherapie bei koronarer Herzkrankheit Aufbau und Gestaltung der Therapiestunde fur koronare Ubungs und Trainingsgruppen Thieme Stuttgart New York 1984 ISBN 3 13 653501 4 mit Dieter Bohmer Vorsorgeuntersuchungen sporttreibender Burger Kohlhammer Stuttgart u a 1986 ISBN 3 17 009729 6 mit Eckart Witzigmann Die Olympiadiat Mit genauen Anleitungen und uber 170 Rezepten Heyne Munchen 1988 ISBN 3 453 00548 1 mit Aloys Berg und Eberhard Ahlgrimm Kalium und Sport Braun Karlsruhe 1994 ISBN 3 7650 1718 3 mit Michael Hamm Die richtige Fitness Ernahrung Das Programm fur mehr Leistungsfahigkeit und Lebensfreude Umschau Braus Heidelberg 1998 ISBN 3 8295 7102 X mit Daniel Konig und Hermann Scharnagl Geschichte der Sportmedizin Freiburg und die Entwicklung in Deutschland Haug Heidelberg 1999 ISBN 3 8304 2027 7 Literatur BearbeitenAloys Berg Hans Hermann Dickhuth Nachruf auf Prof Dr Dr h c Joseph Keul In Deutsche Zeitschrift fur Sportmedizin Jahrgang 51 Nr 7 8 2000 S 280 PDF 696 kB Andreas Singler Gerhard Treutlein Joseph Keul Wissenschaftskultur Doping und Forschung zur pharmakologischen Leistungssteigerung Wissenschaftliches Gutachten im Auftrag der Albert Ludwigs Universitat Freiburg Mainz 2015 Zugriff unter Website Andreas Singler Michael Kruger Keul Joseph Jupp Hochschullehrer Sportarzt Sportfunktionar In Baden Wurttembergische Biographien Band 8 Hrsg von Martin Furtwangler Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2022 S 195 199 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Andreas Singler Joseph Keul Wirken und Wirkungen Unschadlichkeitsmythen und ihre semantischen Metaboliten In uni freiburg de Abgerufen am 10 Marz 2019 Wettbewerb um den Wissenschaftspreis des Deutschen Sportbundes Carl Diem Plakette 2005 2006 In sportwissenschaft de Abgerufen am 23 Marz 2019 Was wusste Willi Daume In lr online de Abgerufen am 19 Marz 2019 Arnd Kruger The History of Middle and Long Distance Running in the Nineteenth and Twentieth Century In Arnd Kruger Angela Teja Hrsg La Comune Eredita dello Sport in Europa Atti del 1 Seminario Europeo di Storia dello Sport CONI Rom 1997 S 117 124 Honor Roll Memento vom 9 April 2016 im Internet Archive Prof Dr Josef Keul erhalt Ehrendoktorat der Universitat Wien In Deutsche Zeitschrift fur Sportmedizin Jahrgang 51 Nr 6 2000 PDF 1 68 MB Klaus Blume Umstritten streitbar aber unbestritten eine Institution In Die Welt 26 Juli 2000 Anno Hecker Die westdeutsche Vergangenheit Doper vereint Euch In Frankfurter Allgemeine Zeitung 2 Februar 2009 a b Werner Franke Anabolika im Sport Der Arzt als Erfullungsgehilfe des Sportfunktionars Leichtfertige Verniedlichung von Nebenwirkungen In Medical Tribune Ausgabe Osterreich Jahrgang 9 Nr 16 22 April 1977 online auf cycling4fans de Schlamm in den Adern In Der Spiegel Nr 24 1991 S 191 198 online In ganz kurzer Zeit tot In Der Spiegel Nr 9 1992 S 246 online Daniel Drepper Doping in Deutschland Es ist verharmlost und vertuscht worden In Die Zeit 20 Februar 2009 Interview mit Manfred von 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2017 abgerufen am 19 Marz 2017 Normdaten Person GND 1114403067 lobid OGND AKS LCCN n87894701 VIAF 32517729 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Keul JosephALTERNATIVNAMEN Keul Joseph Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt Internist Sportmediziner und HochschullehrerGEBURTSDATUM 21 August 1932GEBURTSORT EuskirchenSTERBEDATUM 22 Juli 2000STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Keul amp oldid 229579759