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Johannes Dorn 25 August 1853 in Haid heute Ortsteil von Trochtelfingen 23 Marz 1925 ebenda war ein Landwirt und Amateur Archaologe Leben und Wirken BearbeitenJohannes Dorn wurde 1853 in dem Weiler Haid bei Trochtelfingen an der nordlichen Landesgrenze von Hohenzollern als Sohn des Landwirts Joachim Dorn 1823 1900 geboren 1 Die Haid zwischen Trochtelfingen und Grossengstingen war im 19 Jahrhundert eine weite parkahnliche Landschaft geformt von extensiver Weidewirtschaft auf Almendebesitz Hier gab es eine Vielzahl vorgeschichtlicher Reihengraber und Grabhugel die um die Mitte des 19 Jahrhunderts in den Blick der aufbluhenden Altertumsforschung kamen Graf Wilhelm von Wurttemberg der Erbauer von Schloss Lichtenstein liess unter der Aufsicht seines Bauleiters Michael Aberle aus Soflingen die Grabhugel in der naheren Umgebung auf Fundstucke fur seine private Sammlung durchsuchen die auf Schloss Lichtenstein seit den 1850er Jahren eingerichtet wurde Als besonders ergiebig erwies sich die Haid zwischen Grossengstingen und Trochtelfingen nur wenige Wegstunden vom Schloss entfernt Bereits im Geburtsjahr 1853 von Johannes Dorn ist sein Vater als Grabungsarbeiter im Dienste des Grafen nachzuweisen und offenbar nutzte dieser die Nebenerwerbsmoglichkeit auch in den folgenden Jahren wobei der Sohn bereits in jungen Jahren den Vater zu den Grabungen begleitete 1864 stiess der neu nach Grossengstingen gekommene junge Lehrer Eberhard Gfroreis zum graflichen Grabungsteam der spater die Sammlung auf dem Lichtenstein inventarisiert hat 2 1877 wurde Johannes Dorn erstmals als Grabungshelfer bei einer Hugeloffnung unter der Leitung Gfroreis erwahnt der inzwischen auch auf eigene Rechnung als Ausgraber auf der Haid tatig war und die Funde an private Sammler und Museen verausserte Seit dem Jahr 1884 fuhrte Dorn seine Grabungen im Auftrag des ehemaligen Senatsprasidenten am Oberlandesgericht Stuttgart und Altertumsforschers Julius von Fohr 1819 1888 durch sowohl auf der Haid als auch im Bereich der Zollernalb 3 Nach von Fohrs Tod arbeitete Dorn fur die Altertumersammlung in Stuttgart bis 1899 verausserte er nahezu alle weiteren Funde an die wurttembergische Staatssammlung und grub auch mehrfach in deren Auftrag Massgeblich fur diese Verbindung war offenbar der gute Draht zu Eduard Paulus der zwischen 1873 und 1899 als Landeskonservator in Wurttemberg tatig war und von 1892 bis 1899 in Personalunion der Koniglichen Altertumersammlung vorstand Weit uber 150 Grabhugel und mehrere Reihengraberfelder wurden in dieser Zeit durch Dorn ergraben Zwischen 1891 und 1896 untersuchte er unter anderem zahlreiche Grabhugel im heutigen Zollernalbkreis und barg in erster Linie Bronze und Bernsteinschmuck sowie verzierte Tongefasse Aufsehen erregten Dorns Funde bei Grabungen in den bronze und eisenzeitlichen Nekropolen von Nehren und Dusslingen in den Jahren 1895 und 1896 wo reich ausgestattete Graber zum Teil auch Goldschmuck enthielten Daneben arbeitete Dorn mit dem Stuttgarter Anthropologen Hermann Holder zusammen dem er Knochenfunde aus seinen Grabungen zur Verfugung stellte 4 Vom 12 Dezember 1901 bis zum 20 Januar 1902 untersuchte Dorn mit vier Grabungsarbeitern ein seit langerem bekanntes Reihengraberfeld in Gammertingen nbsp Helm von GammertingenMit der Entdeckung und Bergung des einzigartigen Furstengrabes das neben vielen anderen Beigaben ein eisernes Kettenhemd und einen goldverzierten Prunkhelm enthielt gelang ihm ein Aufsehen erregender Fund der ihn uber die Landesgrenzen hinaus bekannt machte Der Fund wurde fur die Furstlichen Sammlungen in Sigmaringen erworben deren Direktor Johann Walter Grobbels 1853 1940 das aussergewohnliche Grab in Berlin personlich seinem hohenzollerisch preussischen Landesherrn Kaiser Wilhelm II prasentierte und den Reihengraberfund von Gammertingen 1905 mit einer reich illustrierten Prachtpublikation veroffentlichte 5 Bereits 1904 hatte Johannes Dorn unter Verweis auf seinen Gammertinger Fund dem Berliner Volkerkundemuseum Ausgrabungsfunde aus seinem Fundus zum Kauf angeboten Begleitet von einer umfangreichen Korrespondenz lieferte Dorn zum Teil umfangreiche Grabhugelfunde nach Berlin wahrend die Stuttgarter Kontakte nach der Pensionierung von Paulus eingeschlafen waren 1905 ubernahm Peter Goessler die Leitung der Altertumersammlung in Stuttgart Er kritisierte Dorns Tatigkeit als Ausgraber von Bodenaltertumern mit grundsatzlichen Argumenten und versuchte den Bauern von der Haid als habgierigen Dilettanten darzustellen Goessler war durch Ausgrabungen mit Wilhelm Dorpfeld in Griechenland mit den neuesten Grabungstechniken und Dokumentationsmethoden vertraut ihm galten die routinierten Fundbergungsverfahren Dorns als vollig unwissenschaftlich Indessen ist nicht zu ubersehen dass bei dem Versuch Dorn auszubooten auch die Konkurrenz um die besten Fundplatze eine Rolle spielte denn Dorns Grabungen waren durchaus nicht illegal und das Museum in Sigmaringen und die im Aufbau befindliche Hohenzollerische Landessammlung 6 waren fur Neuzugange stets aufgeschlossen So griff auch Goessler zu als Dorn der Staatssammlung in Stuttgart 1912 erstmals nach Jahren wieder einen reichen bronzezeitlichen Grabfund aus Magerkingen zum Kauf anbot Der Erste Weltkrieg unterbrach Dorns archaologische Unternehmungen Vor dem Krieg hatte er eine Lohndrescherei betrieben und mithilfe seiner Sohne drei mobile Dampfdreschmaschinen im Einsatz Nachdem die Sohne eingezogen worden waren musste sich Dorn nun selbst um die Landwirtschaft und den Familienunterhalt kummern Doch bereits 1921 war Dorn wieder bei der Archaologie Sein Verhaltnis zur Staatssammlung in Stuttgart hatte sich offensichtlich verbessert denn in ihrem Auftrag unternahm Dorn nun wieder Grabungen auf der Haid In den Hohenzollerischen Landen hatte sein Ansehen ohnehin nie gelitten und sein Verhaltnis zum Landeskonservator Wilhelm Friedrich Laur war stets problemlos geblieben In den letzten Lebensjahren beschrankten sich Dorns Grabungen auf die nahere Umgebung der Haid Bei einer Hugeloffnung im Winter 1925 zog er sich eine Lungenentzundung zu der er am 23 Marz 1925 erlag Zeitlich an der Grenze zur modernen archaologischen Grabungstechnik hat Johannes Dorn im ausgehenden 19 Jahrhundert eine beachtliche Karriere als praktischer Altertumsforscher bewerkstelligt Die heimatliche Landschaft die ihm Gelegenheit gab seine Leidenschaft auszuleben hat sich indessen schneller verandert als dass der wissenschaftliche Fortschritt damit hatte Schritt halten konnen Dies wird nicht zuletzt sichtbar an der Haid deren Bedeutung als archaologische Fundregion durch die Intensivierung der Landwirtschaft innerhalb weniger Jahrzehnte marginalisiert worden ist 7 Literatur BearbeitenJ Scheff Johannes Dorn 1853 1925 Landwirt und Altertumsforscher in Heimatkundliche Blatter Balingen 48 2001 S 1253 1255 u 1259f Digital K G Kokkotidis u a Der Mann mit dem Goldhelm Das fruhmittelalterliche Furstengrab aus Gammertingen Kreis Sigmaringen hrsg von der Kulturstiftung der Lander in Verbindung mit dem Landesmuseum Wurttemberg Patrimonia 384 Berlin Stuttgart 2019 S 14ff Einzelnachweise Bearbeiten Der Artikel folgt weitgehend der grundlegenden Darstellung von J Scheff Johannes Dorn 1853 1925 Landwirt und Altertumsforscher in Heimatkundliche Blatter Balingen 48 2001 S 1253 1255 u 1259f Digital Memento des Originals vom 20 Oktober 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www heimatkundliche vereinigung de Inventar der Sammlungen und Grabfunde auf Schloss Lichtenstein angefertigt von Eberhard Gfroreis 1905 Hauptstaatsarchiv Stuttgart Bestand GU 20 Bu 265 Digital Vgl Julius von Fohr Hugelgraber auf der Schwabischen Alb Stuttgart 1892 Vgl Hermann von Holder Untersuchungen uber die Skelettfunde in den vorromischen Hugelgrabern Wurttembergs und Hohenzollern in Fundberichte aus Schwaben 2 1894 Erganzungsheft Johann W Grobbels Der Reihengraberfund von Gammertingen Munchen 1905 Digital C Bumiller Hundert Jahre Hohenzollerische Landessammlung in Zeitschrift fur Hohenzollerische Landesgeschichte 91 1997 S 79 95 Digital S Schiek Die Grabhugel der Haid Zum Untergang einer archaologischen Landschaft in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 7 1978 S 165 167 Normdaten Person GND 1012183394 lobid OGND AKS VIAF 170676369 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dorn JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher Landwirt und AmateurarchaologeGEBURTSDATUM 25 August 1853GEBURTSORT Haid Trochtelfingen STERBEDATUM 23 Marz 1925STERBEORT Haid Trochtelfingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Dorn amp oldid 229495337