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Jan Muller deutsch Johann Muller 1773 in Svinistany Schweinschadel Koniggratzer Kreis 18 September 1861 in Nachod war von 1792 bis 1840 in der obrigkeitlichen Verwaltung der ostbohmischen Herrschaft Nachod tatig Zuletzt bekleidete er das Amt eines Rentmeisters Die von ihm verfassten Memoiren uber seine Amtszeit geben einen Einblick in die Verwaltungs und Organisationsstrukturen wahrend der Herrschaft des kurlandischen Herzogs Peter von Biron und seiner Tochter und Nachfolgerin Herzogin Wilhelmine von Sagan Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Chronik des Jan Muller 3 Topographie der Herrschaft Nachod 4 LiteraturLeben BearbeitenJan Muller war der Sohn eines Gastwirts aus Svinistany in der Herrschaft Nachod Nach dem Tod des Grafen Joseph Adalbert von Desfours wurde er im Alter von 19 Jahren zum 1 Marz 1792 vom damaligen Administrator und Bevollmachtigten Podivin Dreyhausen als Schreiber in der obrigkeitlichen Verwaltung der Herrschaft Nachod eingestellt Da die Gutsherrschaft durch Misswirtschaft vollkommen uberschuldet und die Gutsverwaltung in einem anarchischen Zustand war kam es noch 1792 zu einer Zwangsversteigerung Unter mehreren Bewerbern erhielt der reiche kurlandische Herzog Peter von Biron den Zuschlag Dessen Erbin wurde im Jahre 1800 seine Tochter Wilhelmine von Sagan Jan Muller der seinen Dienst gewissenhaft versah wurde schon 1803 zum Verwalter der Brauerei in Skalitz befordert und 1815 zum Leiter purkrabi des Skalitzer Gutshofs bestellt 1820 wurde ihm das Steueramt berni ubertragen 1821 setzte er sich bei den Dorfschulzen und den Untertanen fur den Bau von befestigten Strassen ein die alle Orte der Herrschaft verbinden sollten Bis 1825 waren 80 000 Klafter der Strassen und Wege fertiggestellt Fur seinen Einsatz und die Ausfuhrung weiterer Aufgaben erhielt er 1821 und 1825 Belobigungsschreiben vom damaligen Koniggratzer Landeshauptmann von Adlerfeld Unter dem Wirtschaftsrat Johann Wenzel Essenther dem die Herzogin Wilhemine 1825 dieses Amt ubertragen hatte wurde Jan Muller im selben Jahr zum Rentmeister duchodni der ganzen Herrschaft befordert Nach dem Tod der Herzogin Wilhelmine folgte ihr 1839 deren Schwester Pauline von Sagan als Erbin Sie verkaufte den Besitz jedoch schon acht Monate spater Anlasslich ihres Besuchs im August 1840 in Nachod beantragte Jan Muller die Versetzung in den Ruhestand Herzogin Pauline genehmigte das Gesuch am 17 August 1840 auf ihrem Schloss Ratiborice und gewahrte ihm gleichzeitig eine ansehnliche lebenslange Rente Zugleich verpflichtete sie ihn seinen Dienst bis zur Ubergabe an den neuen Besitzer Karl Oktavian von Lippe Biesterfeld Karel Octavius hrabe z Lippe Bisterfeld fortzufuhren Jan Muller war mit Josephine Josefa 1787 1870 verheiratet deren Geburtsname nicht bekannt ist Die Ehe blieb kinderlos Beiden setzte der aus Hronov geburtige Schriftsteller Alois Jirasek in seinem vierbandigen Heimatroman U Nas ein literarisches Denkmal Jan Muller und seine Ehefrau werden darin in der Fiktion als duchodni Schmidt und Albertine Schmidt dargestellt Durch seine Tatigkeit war Jan Muller mit dem Nachoder Schlosskaplan und spateren Pfarrer von Hronov Josef Regner freundschaftlich verbunden Jan Muller starb am 18 September 1861 in Nachod Sein Leichnam wurde auf dem Friedhof der Begrabniskirche Johannes der Taufer in Stare Mesto beigesetzt Chronik des Jan Muller BearbeitenEs ist nicht bekannt wann Jan Muller mit der Niederschrift der im Juli 1842 beendeten handschriftlichen Lebenserinnerungen begann Obwohl er nach der Nationalitat Tscheche war verfasste er die Chronik in einem sicheren und gepflegten Deutsch Die Chronik umfasst 169 Seiten die zu einem Heft gebunden sind Ihr Titel ist DENKWURDIGKEITEN DER HERRSCHAFT NACHOD UND SCHICKSALE der in den letzten 5 Dezennien selbe verwaltende Beamten zusammengestelt von dem durch obigen Zeitraum auf derselben Herrschaft angestellt gewesenen nun quiescierenden Rentmeister Johann Muller im Juli 1842 Die tschechische Ubersetzung lautet PAMETIHODNOSTI PANSTVI NACHOD a osudy uredniku spravujicich toto panstvi v poslednich 5 desetiletich V cervenci 1842 sepsano penzionovanym duchodnim Janem Mullerem ktery zde byl v tomto obdobi zamestnan Vermutlich nach Jan Mullers Tod 1861 wurde die Chronik dem damaligen Nachoder Grossgrundbesitzer Wilhelm zu Schaumburg Lippe ubergeben oder ausgeliehen Er vermerkte auf der ersten und letzten Seite dass die Handschrift der verwitweten Frau Rat Muller gehore Da diese Originalhandschrift mit Signaturen versehen worden war verblieb sie wohl in der Nachoder Schlossbibliothek oder im Schlossarchiv das allerdings erst unter den Archivaren Arnold von Weyhe Eimke und Otto Elster geordnet wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg galt die Handschrift als verschollen Erst Ende der 1970er Jahre entdeckte die Historikerin und spatere Ubersetzerin Vera Vlckova die Handschrift im Nachlass eines ehemaligen Mitarbeiters der Nachoder Schlossverwaltung Eine erste Ubersetzung der Handschrift ins Tschechische erfolgte im Jahre 1997 durch Vera Vlckova in Stopami Dejin Nachodska 2007 erschien eine gebundene Ausgabe Beide Veroffentlichungen wurden von der Ubersetzerin mit umfangreichen Anmerkungen versehen Jan Muller war sein ganzes Leben mit dem Schicksal der Herrschaft Nachod verbunden Als aufmerksamer Beobachter der Geschehnisse verfolgte er die vielfachen strukturellen und gesellschaftlichen Anderungen interessiert und aufmerksam Uber sich selbst schreibt er in der Chronik nur in der dritten Person wobei er zu seinem Privatleben ausser dem Datum des Dienstantritts in die obrigkeitliche Verwaltung keine Angaben macht In der Beurteilung seiner Vorgesetzten ist er zwar kritisch aber vorsichtig Erkennbar lehnt er Aufstiege durch Protektion ab Die Herrschaft des Herzogs Peter von Biron bezeichnet er als die goldene Zeit Mit Hochachtung schreibt er uber dessen Tochter Wilhelmine von Sagan die auf ihrem Sommerschloss Ratiborice Personlichkeiten des politischen gesellschaftlichen und kulturellen Lebens aus ganz Europa versammelte Mit Verehrung aussert er sich uber die Herzogin Pauline der er einen gesicherten Lebensabend zu verdanken hatte Am Schluss seiner Chronik verzeichnete Muller nach seinem Gedachtnis die im Herrschaftsbereich tatig gewesenen Dekane Pfarrer und Kaplane sowie die Lehrer Insgesamt vermittelt sie einen guten Einblick in die Verwaltungs und Organisationsstrukturen und das Leben auf der Herrschaft Nachod in den Jahren 1792 bis 1842 Topographie der Herrschaft Nachod BearbeitenVermutlich noch wahrend seines aktiven Berufslebens verfasste Jan Muller eine Schrift mit dem Titel DIE HERRSCHAFT NACHOD STATISTISCH TOPOGRAPHISCH UND HISTORISCH DARGESTELLT Diese widmete er 1842 dem Fursten Georg Wilhelm zu Schaumburg Lippe der die Herrschaft Nachod im selben Jahr erworben hatte Sie enthalt Angaben zur Anzahl der Untertanen und deren Religionszugehorigkeit uber die Pfarreien und Lokalien die Schulen u a Diese Handschrift hat sich im Nachoder Schlossarchiv erhalten Der spatere Nachoder Archivar Otto Elster zitierte beide Handschriften in seiner Schrift DIE HERRSCHAFT NACHOD UNTER DEM HERZOG PETER VON KURLAND SEMGALLEN die ebenfalls zum Bestand des Nachoder Schlossarchivs gehort Literatur BearbeitenJan Muller Pametihodnosti panstvi Nachod a osudy uredniku spravujicich toto panstvi v poslednich 5 desetiletich V cervenci 1842 sepsano penzionovanym duchodnim Janem Mullerem ktery zde byl v tomto obdobi zamestnan Aus dem Deutschen ubersetzt ins Tschechische von Vera Vlckova Nakladatelstvi Bor 2007 ISBN 978 80 86807 54 6 mit 109 Anmerkungen ab S 67 und einer deutschen Zusammenfassung auf S 145f Lydia Bastecka Ivana Ebelova Nachod Nachod 2004 ISBN 80 7106 674 5 S 144 Ales Fetters Eva Koudelkova Zanechali stopu Osobnosti kultury v Nachode Nakladatelstvi Bor Liberec 2013 ISBN 978 80 87607 23 7 S 119Normdaten Person GND 140276335 lobid OGND AKS VIAF 85671298 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller JanALTERNATIVNAMEN Muller JohannesKURZBESCHREIBUNG bohmischer Rentmeister und AutorGEBURTSDATUM 1773GEBURTSORT Svinistany Koniggratzer KreisSTERBEDATUM 18 September 1861STERBEORT Nachod Koniggratzer Kreis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jan Muller Rentmeister amp oldid 199731815