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Joseph Carl Robnett Licklider 11 Marz 1915 in St Louis Missouri 26 Juni 1990 in Arlington Massachusetts besser bekannt als J C R Licklider oder unter seinem Spitznamen Lick war ein amerikanischer Psychologie Professor Er pragte die Fruhzeit der amerikanischen Informatik indem er in leitenden Positionen neue Richtungen bei der Hardware und Software Entwicklung aufzeigte Er gilt als Grunderfigur der Kunstlichen Intelligenz moderner Interaktions Konzepte fur Computer sowie des Time Sharings und des Internets J C R Licklider Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Verschiedenes 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLicklider wechselte wahrend seiner College Zeit an der Universitat Washington mehrmals das Fach da er sich aufgrund seiner vielfaltigen Interessen nicht fur eine Disziplin entscheiden konnte Unter anderem studierte er Chemie Physik Kunst und Psychologie Seinen Abschluss machte er 1937 schliesslich in Psychologie Mathematik und Physik Als Doktorand beschaftigte er sich mit Psychoakustik und promovierte mit Forschungen uber die Verarbeitung von Tonen im Gehirn von Katzen 1942 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das psychoakustische Labor der Harvard University wo er wahrend der Kriegsjahre Feldexperimente in B 17 und B 24 Bombern durchfuhrte um die Auswirkungen von grossen Hohen auf die Sprachkommunikation und von statischem Rauschen und anderen Storungsquellen auf Funkempfanger zu erforschen 1 Diese Experimente fanden in Flughohen von bis zu 35 000 Fuss ohne Druckkabinen und bei Temperaturen oft unter dem Gefrierpunkt statt Bereits wahrend dieser Zeit wurde er Fakultatsmitglied und galt schnell als einer der fuhrenden Theoretiker fur das auditive System 2 S 31 321950 wechselte Licklider von der Harvard University zum Massachusetts Institute of Technology MIT wo er zunachst in der Akustikabteilung begann Im darauf folgenden Jahr wurde er im neu gegrundeten Lincoln Laboratory des MIT tatig das sich mit Fragen der Luftabwehr beschaftigte Hier baute er die Human Engineering Group des Instituts auf Wahrend des Kalten Krieges arbeitete er zunachst an der Verwirklichung des radarbasierten Fruhwarnsystems DEW Line Distant Early Warning Line mit Die Notwendigkeit der Verarbeitung und Analyse der zahlreichen Daten der DEW Line fuhrte schliesslich zur Entwicklung des Projektes SAGE Semi Automatic Ground Environment dem computerbasierten Luftverteidigungssystem der USA Licklider war bei seinen Kollegen hoch angesehen als Theoretiker der sich selten nach abstrakten Lehren richtete sondern losungsorientierter dachte und arbeitete als die meisten anderen Forscher am Institut wie sein ehemaliger Kollege und Mitarbeiter Bill McGill beschrieb Er sah die Losung eines technischen Problems schon vor sich bevor wir anderen sie auch nur berechnen konnten Das Projekt SAGE liess Licklider neben anderen Theoretikern des Instituts die Datenverarbeitung in einem neuen Blickwinkel sehen Es war fur ihn ein fruhes Beispiel fur eine Maschine als Partner des menschlichen Problemlosungsprozesses Dies bezeichnete er spater in seinen grundlegenden Arbeiten als Symbiose zwischen Mensch und Maschine 2 S 34 36Als 1953 in der Psychologiesektion der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung des MIT eine Gruppe zur Erforschung des menschlichen Faktors eingerichtet wurde ubernahm Licklider die Leitung und nahm eine Handvoll seiner intelligentesten Kollegen und Studenten vom Lincoln Lab mit Die Gruppe wurde 1954 zu den Sozialpsychologen des Arbeitsmanagements an der Sloan School of Management verlegt beschaftigte sich aber mit ganz anderen als Managementproblemen Sie arbeitete auf dem damals vollig neuen Gebiet der experimentellen kognitiven Psychologie und erforschte zum Beispiel ob Computer sich als Modelle fur die verschiedenen kognitiven Fahigkeiten des Menschen eignen Nach der ersten Dissertation aus dieser Abteilung wunschte die Leitung des MIT Arbeit auf wissenschaftlich herkommlicheren Terrain Da Licklider keine dauerhaften Stellen fur seine Abteilung erhielt wanderten seine gefragten Mitarbeiter nach und nach ab 2 S 36 37Licklider erschloss sich daraufhin wieder ein neues Interessengebiet Durch eine eher zufallige Begegnung am Lincoln Lab mit dem Computerarchitekten Wesley A Clark lernte er den Computer TX 2 kennen den dieser 1958 konstruiert hatte Der TX 2 war einer der ersten Computer der interaktive Grafik auf einem Bildschirm darstellen konnte Licklider war fasziniert von den gemeinsamen Sitzungen mit Clark die fortan einen immer grosseren Teil seiner Zeit einnahmen und wandte sich immer mehr von der Psychologie ab und der Informatik zu 2 S 37 38 Er war uberzeugt dass im Computer ein gesellschaftsveranderndes Potential stecke entwarf Theorien dass Heimcomputerkonsolen und Fernsehgerate zu einem allumfassenden Netzwerk verknupft werden konnten und sah eine Zukunft voraus in der die meisten Burger dank des Zugangs zu Computern uber politische Gestaltungsprozesse informiert daran interessiert und beteiligt sind denn Wirklich effektive Interaktion mit Information uber eine gute Konsole und ein gutes Netzwerk zu einem guten Computer macht Spass und das lasst den Prozess zu einem Selbstlaufer werden 2 S 39 40Licklider verliess das MIT und wechselte 1957 zu der Akustik und Informationstechnologiefirma Bolt Beranek and Newman BBN Diese hatte auf dem PDP 1 einem Minicomputer der Firma Digital Equipment Corporation DEC der auf dem TX 0 des MIT basierte eines der ersten Time Sharing Systeme realisiert und stellte Licklider gleich zwei von nur 53 vorhandenen Rechnern fur seine personliche Forschung zur Verfugung Zahlreiche fuhrende Informatiker folgten Licklider daraufhin zu BBN 2 S 41 96 98Basierend auf den Forschungen bei BBN fasste Licklider 1960 seine Visionen in dem zukunftsweisenden Artikel Man Computer Symbiosis zusammen mit dem er seinen Ruf als Informatiker in der breiteren wissenschaftlichen Offentlichkeit begrundete Der Artikel fand zusatzliche Aufmerksamkeit weil er von einem Psychologen stammte der vier Jahre zuvor noch kein Fachwissen uber Computer hatte Licklider beschrieb darin das Konzept einer einfacheren Interaktion zwischen Mensch und Computer und stellte die These auf eine enge Koppelung zwischen Menschen und den elektronischen Gliedern der Partnerschaft wurde schliesslich zu kooperativen Entscheidungsprozessen fuhren Menschliche Entscheidungen wurden mit Hilfe von Computern getroffen werden allerdings ohne unflexible Abhangigkeit von im vorhinein festgelegten Programmen Computer sollten die Aufgaben ubernehmen die sie am besten bewaltigen konnen namlich Routineaufgaben wahrend die Menschen die so gewonnene Energie und Zeit fur bessere Erkenntnisse und Entscheidungen nutzen konnten Die Partnerschaft von Mensch und Maschine wurde bessere Problemlosungen hervorbringen als sie jedem der Partner alleine moglich waren Zudem wurden sie die wertvollste postmoderne Ressource sparen Zeit Lickliders Vision war dass in nicht allzu ferner Zukunft menschliches Gehirn und datenverarbeitende Maschine eng gekoppelt werden konnen und dass die daraus resultierende Partnerschaft denken wird wie kein menschliches Gehirn jemals gedacht hat und Daten auf eine Weise verarbeiten wird an die unsere heutigen Informationsverarbeitungsmaschinen nicht heranreichen 2 S 40 41Im August 1962 beschrieb Licklider in einer Reihe von Memos ein globales Computer Netzwerk das Galactic Network das nahezu alle Ideen enthielt die heute das Internet kennzeichnen 1962 bot der Direktor der Forschungsabteilung des Verteidigungsministeriums der Defense Advanced Research Projects Agency ARPA spater DARPA Licklider an die Abteilung Command and Control Research zu ubernehmen sowie eine verhaltenswissenschaftliche Forschungsabteilung aufzubauen wofur ihm ein Q 32 von SDC zur Verfugung gestellt wurde Licklider wurde zudem volle Autonomie fur seine Forschung zugesichert Daraufhin wechselte er im Oktober 1962 zur ARPA und konnte nun seine Ideen zum Time Sharing und zur Mensch Maschine Interaktion weiter verfolgen und in Regierungskreisen propagieren 2 S 41 42 Das Computer Establishment kritisierte seinerzeit Lickliders Programm mit dem Argument dass Time Sharing eine ineffiziente Verwendung von Computerressourcen darstelle und daher nicht weiter verfolgt werden solle Dank seines grosszugigen Budgets konnte Licklider etwa ein Dutzend der damals besten Informatiker von der Stanford University dem MIT der UCLA aus Berkeley und von ausgewahlten Firmen fur seine ARPA Forschung verpflichten Diese Forscher mit denen er sich eng austauschte bezeichnete er scherzhaft als das Intergalaktische Computernetzwerk Etwa sechs Monate nach Beginn seiner Tatigkeit verteilte er in diesem inoffiziellen Gremium eine Stellungnahme in der er die ausufernde Vermehrung unterschiedlicher Programmiersprachen Fehlersuchprogramme und Dokumentationsverfahren bemangelte und eine Diskussion uber Standardisierung anstiess da er hier eine Gefahr fur ein zukunftiges Computernetzwerk sah Er betonte die Notwendigkeit Voraussetzungen fur einen integrierten Netzwerkbetrieb zu schaffen wie sie auch bei dem menschlichen Intergalaktischen Computernetzwerk bestanden was Sprache Schrift und Kommunikationswege betraf 2 S 44Als Licklider die ARPA 1964 verliess hiess seine Abteilung Information Processing Techniques Office IPTO und beschaftigte sich nicht mehr schwerpunktmassig mit Command and Control Systemen im Rahmen von Kriegsszenarien sondern mit Time Sharing Systemen Computergrafik und der Verbesserung von Programmiersprachen Als Nachfolger wahlte er Ivan Sutherland aus den weltweit fuhrenden Experten fur Computergrafik Dieser wiederum holte 1965 Bob Taylor von der NASA zur ARPA Taylor war wie Licklider den er seit 1962 kannte ein Experte fur Psychoakustik und massgeblich von diesem beeinflusst Ab 1966 ubernahm Taylor die Leitung der Abteilung Auch der neue Leiter der ARPA Charles M Herzfeld hatte Vorlesungen von Licklider uber Computer und Dialogbetrieb besucht 1968 69 entstand auf der Grundlage von Lickliders Forschungen das Arpanet der Vorlaufer des Internets 2 S 45 46 511968 wurde Licklider Direktor des Project MAC am MIT Dieses Forschungsprogramm fuhrte zum kommerziellen Time Sharing und spater zum Networking 1973 kehrte Licklider als Leiter des IPTO zur DARPA zuruck und betreute die Ausgliederung des Arpanets aus der DARPA bevor er 1975 abermals zum MIT wechselte wo er seine berufliche Laufbahn beendete 2 S 276 279Verschiedenes BearbeitenLicklider bestand darauf dass ihn alle auch Studenten mit Lick anredeten was damals nicht ublich war 2 S 33Ein weiteres Verdienst Lickliders ist weitgehend unbekannt Konnte man fruher an keiner amerikanischen Universitat in Informatik promovieren so begrundeten Lickliders Arbeiten die Einrichtung der entsprechenden Forschungsbasis an gleich vier der besten Universitaten des Landes Ehrungen Bearbeiten1953 wurde Licklider in die American Academy of Arts and Sciences 3 gewahlt 1969 in die National Academy of Sciences 1994 zum 25 jahrigen Bestehen des Arpanets das zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre ausser Betrieb war erfolgte eine Ehrung der zahlreichen Beteiligten durch die Regierung Clinton 19 Pioniere des Arpanet Internet waren anwesend und zwei besondere Auszeichnungen wurden verliehen Fur Licklider der 1990 verstorben war nahm seine hochbetagte Frau Louise die besondere Ehrung in Empfang Die andere ging an Bob Kahn den massgeblichen Entwickler des TCP IP Protokolls 2 S 311 315Literatur BearbeitenJoseph Carl Robnett Licklider Libraries of the Future M I T Press Cambridge MA 1965 Michael Friedewald Konzepte der Mensch Computer Kommunikation in den 1960er Jahren J C R Licklider Douglas Engelbart und der Computer als Intelligenzverstarker In Technikgeschichte 67 Nr 1 2000 S 1 24 Abstract M Mitchell Waldrop The Dream Machine J C R Licklider and the Revolution That Made Computing Personal Viking New York NY u a 2001 ISBN 0 670 89976 3 Sloan technology series Walter Isaacson The Innovators Simon and Schuster London u a 2014 ISBN 978 1 47113 879 9 Katie Haefner Matthew Lyon Die Geschichte des Internet Kapitel Licklider S 27 45 2 korrigierte Auflage dpunkt verlag Heidelberg 2000 ISBN 978 3 93258 859 4Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber J C R Licklider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Joseph Carl Robnett Licklider Man Computer Symbiosis 1960 englisch Der Pate des Internets zum 100 Geburtstag von Joseph Licklider Bio Licklider der Columbia University Oral history Interview mit J C R Licklider gefuhrt am 28 Oktober 1988 fur das Charles Babbage Institute der University of Minnesota Minneapolis PDF englisch Einzelnachweise Bearbeiten Robert M Fano Joseph Carl Robnett Licklider In National Academy of Sciences Hrsg Biographical Memoirs Band V 75 The National Academies Press Washington DC 1998 ISBN 978 0 309 06295 4 nap edu a b c d e f g h i j k l m Katie Haefner Matthew Lyon Die Geschichte des Internet 2 korrigierte Auflage dpunkt verlag Heidelberg 2000 Book of Members 1780 present Chapter L PDF 1 2 MB In amacad org American Academy of Arts and Sciences abgerufen am 15 Marz 2018 englisch Normdaten Person GND 124622259 lobid OGND AKS LCCN n80028573 VIAF 41929274 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Licklider J C R ALTERNATIVNAMEN Licklider Joseph Carl Robnett vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG amerikanischer Psychologe und InformatikerGEBURTSDATUM 11 Marz 1915GEBURTSORT St LouisSTERBEDATUM 26 Juni 1990STERBEORT Arlington Massachusetts Abgerufen von https de wikipedia org w index php title J C R Licklider amp oldid 229344085