www.wikidata.de-de.nina.az
Die judische Gemeinde Kehillah in Kolin deutsch Kolin alter auch Koln an der Elbe einer Stadt im Bezirk Okres Kolin in Tschechien besteht seit dem 14 Jahrhundert Sie gehorte lange Zeit zu den grossten und bedeutendsten judischen Gemeinden in Bohmen bzw ab 1918 in der Tschechoslowakei Das judische Ghetto in Kolin hier Gasse Karoliny Svetle Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der judischen Bevolkerung in Kolin 1 1 Shoa 1 2 Nach 1945 2 Rabbiner der Gemeinde 3 Entwicklung der judischen Bevolkerung 4 Personlichkeiten 5 Anmerkungen 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseGeschichte der judischen Bevolkerung in Kolin BearbeitenDie Anfange der judischen Gemeinde in Kolin die zu den altesten und bedeutendsten judischen Gemeinden in der Geschichte Bohmens gezahlt wird reichen bis in das 14 Jahrhundert Mit der genaueren Datierung gehen die Quellen jedoch etwas auseinander Der Historiker Josef Vavra erwahnt dass nach 1376 in den Stadtbuchern einige Juden genannt werden 1 der Koliner Rabbiner Richard Feder der Vavras Arbeit rezipiert stellt diese Angaben nicht in Frage 2 Zuzana Vechetova erwahnt in ihrer Arbeit Quellen in denen die Autoren auf mogliche Anfange judischer Besiedlung in Kolin in der 1 Halfte des 14 Jahrhunderts verweisen Sie nennt hier weiterhin Eintragungen in den bohmischen Landtafeln libri contractuum tschechisch zemske desky wonach 1377 uber die Eigentumsverhaltnisse einiger judischer Bewohner geschrieben wird LC II 3 Ferner wird auf den Codex epistolaris Johannis regis Bohemiae hingewiesen in dem sich ein Brief von 1339 1341 bzw 1346 befindet gerichtet u a an die Verwaltung von Kolin betreffend Steuerangelegenheiten dortiger Juden diese Quelle ist jedoch seit Anfang des 20 Jahrhunderts verschollen 4 Neben geschaftlichen Tatigkeiten beim Geldverleih und Handel begannen die Juden handwerklich tatig zu werden zunachst fur den unmittelbar eigenen Bedarf zunehmend aber auch in Konkurrenz zu nicht judischen Handwerkern In Kolin lassen sich ein Waffenschmied Abraham und andere Handwerker nachweisen 5 1541 entschied der Konig Ferdinand I die bohmischen Stadte judenfrei zu machen die Juden aus Kolin sollen 1542 angefuhrt vom Rabbiner Mojzis Malostransky nach Polen ausgewandert sein 4 Nachdem Ferdinands Nachfolger Maximilian II 1564 die Ansiedlung judischer Bevolkerung wieder erlaubte wurde die Gemeinde wiederbelebt 1574 lebten in der Stadt 33 judische Familien und um 1620 war die Gemeinde die zweitgrosste in Bohmen und zahlte auch in der Folgezeit zu den wichtigsten des Landes Ab 1917 arbeitete hier als Rabbiner Richard Feder der dieses Amt bis 1953 mit einer Unterbrechung 1942 1945 innehatte 6 7 Shoa Bearbeiten Nach der Errichtung des Protektorats Bohmen und Mahren wurde die judische Bevolkerung Kolins in drei grossen Transporten grossflachig in Konzentrationslager deportiert in den Meisten Fallen uber KZ Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz Birkenau der erste Deportationstransport nach Theresienstadt fand am 13 Juni 1942 statt Transport AAb mit 744 Personen der nachste am 9 Juni 1942 Transport AAc mit 724 Personen der letzte am 13 Juni 1942 Transport AAd mit 734 Personen mit insgesamt 2232 Personen 7 8 Anm 1 Die meisten von ihnen wurden in Auschwitz Birkenau ermordet Diese Zahl beinhaltet deportierte Juden aus dem ganzen damaligen Bereich des Oberlandrats von Kolin mit mehreren politischen Bezirken in dem der Gemeinde in Kolin eine zentrale Rolle fur die Umsetzung der Anweisungen der Behorden des Protektorats zugeteilt wurde Von diesen Deportierten uberlebten knapp 140 Personen 9 10 Aus Kolin selbst wurden um 500 Personen deportiert von denen nur wenige uberlebten auf dem neuen judischen Friedhof in Kolin wurde 1950 auf Betreiben des Rabbiners Feder ein Denkmal mit acht Gedenktafeln eingeweiht auf den die Namen von 487 Opfern des Holocaust eingraviert sind 11 eine andere Quelle fuhrt namentlich 480 Opfer an 12 Die Bemuhungen des Rabbiners Feder um 1939 eine grossere Auswanderung von etwa 500 Juden in Kolin zu organisieren scheiterte zum Teil am Unwillen auslandischer Behorden 13 14 Insgesamt geht man davon aus dass etwa 96 Prozent der aus Kolin und Umgebung deportierten Juden ermordet wurden 9 Nach 1945 Bearbeiten Nach Kriegsende grundete sich in Kolin wieder eine kleine judische Gemeinde Einen grossen Anteil daran trug der Rabbiner Richard Feder der als einziger seiner Familie den Holocaust uberlebt hatte Er kehrte nach Kolin zuruck um die fruhere Judische Gemeinde zu beleben Nachdem er jedoch 1953 aus Kolin nach Brunn abgerufen worden war loste die Gemeinde sich in den 1950er Jahren auf 15 Nach 2008 wurden in Kolin mehrere Stolpersteine verlegt teilweise war hier auch eine Schulinitiative beteiligt 16 Rabbiner der Gemeinde BearbeitenBeinah ubereinstimmend wird Rabbi Majer auch als Meir genannt Anm 2 als der erste Rabbiner in Kolin angefuhrt sein Rabbinat soll von 1500 bis 1513 gedauert haben 2 Er wurde gefolgt von Samuel und 1541 fiel das Amt auf Mojzis Malostransky 17 In Kolin wirkten als Rabbiner auch bekannte Autoren und Theologen wie Eleazar Kalir 1782 1802 oder Benjamin Volf ha Levi Boskovic 1802 1810 Ab dem 17 Jahrhundert war der Rabbiner in Kolin zugleich auch der Rabbiner in Kourim 6 18 Der letzte Rabbiner in Kolin war Richard Feder der das Amt 1917 bis 1953 innehatte mit einer Unterbrechung zwischen 1942 und 1945 Haft im KZ Theresienstadt Nach der Befreiung kehrte er nach Kolin zuruck und versuchte die damals sehr kleine judische Gemeinde die aus einigen uberlebenden Ruckkehrern bestand wiederzubeleben 1953 wurde er jedoch nach Brunn verlegt 15 Entwicklung der judischen Bevolkerung BearbeitenDie Einwohnerzahl der judischen Gemeinde in Kolin entwickelte sich wie folgt 19 Jahr Anzahl Anmerkungum 1390 ca 15 Familien1504 300 Personen 20 um 1575 ca 35 Familien1718 138 Familien1793 215 Familien alternativ 251 Familien gleich 1169 Personen 6 Anm 3 1854 ca 1700 Personen ca 23 Prozent der Bevolkerung1872 247 Familien1881 1148 Personen1890 1075 Personen ca 7 Prozent der Bevolkerung1900 806 Personen1910 634 Personen1921 482 Personen1930 430 Personen ca 2 Prozent der Bevolkerung1938 sind nach Kolin zahlreiche judische Familien aus dem Sudetenland gefluchtet 7 Personlichkeiten BearbeitenDer judischen Gemeinde in Kolin gehorten unter anderem folgende Personlichkeiten an 6 Bernard Illovy 1812 1871 spater orthodoxer US amerikanischer Rabbiner Jacob Illowy bis 1781 Rabbiner in Kolin 1746 bis 1781 Bernhard Schlesinger 1773 1836 Dichter Schriftsteller und Lehrer Josef Popper Lynkeus 1838 1921 Sozialphilosoph Erfinder und Schriftsteller Max Winder 1845 1920 Dichter Camill Hoffmann 1878 1944 Schriftsteller und Diplomat Robert Saudek 1880 1935 Schriftsteller und Graphologe Rudolf Saudek 1880 1965 Bildhauer und Graphiker Otokar Fischer 1883 1938 Ubersetzer Literaturwissenschaftler und DramaturgAnmerkungen Bearbeiten Eine andere Quelle gibt als den letzten Transport das Datum 22 Marz 1944 und beziffert die Zahl der Deportierten mit insgesamt 2254 vgl Ausrottung einer bohmischen Gemeinde online auf hagalil com Die Quelle Kehilat Israel gibt die Zahl der deportierten Personen mit 2202 an fuhrt jedoch noch weitere Deportationen ausser den drei Hauptransporten an vgl kehillatisrael net Memento des Originals vom 15 Januar 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kehillatisrael net Die jiddischen beziehungsweise hebraischen Namen werden hier den Quellen geschuldet in der Regel in der tschechischen Transliteration wiedergegeben was zu teils grossen Unterschieden zu den im Deutschen gebrauchlichen Namen fuhren kann Bei einer der beiden Quellen handelt es sich eindeutig um einen Tippfehler Siehe auch BearbeitenJudisches Viertel Kolin Synagoge Kolin Alter Judischer Friedhof Kolin Neuer judischer Friedhof Kolin Einzelnachweise Bearbeiten Josef Vavra Dejiny kralovskeho mesta Kolina nad Labem J L Bayer Kolin 1888 265 Seiten online auf ia802700 us archive org Seite 38 a b Richard Feder Dejiny Zidu v Koline Geschichte der Juden in Kolin In Hugo Gold Hrsg Die Juden und Judengemeinden Bohmens in Vergangenheit und Gegenwart I Judischer Buch und Kunstverlag Brunn Prag 1934 S 277 298 landesbibliothek at tschechisch Zlatuse Kukanova Lenka Matusikova Matriky zidovskych nabozenskych obci in Paginae historiae 1992 Seite 103 127 Moritz Popper Zur Geschichte der Juden in Kolin Bohmen im 14 Jahrhundert in Monatschrift fur Geschichte und Wissenschaft des Judentums 1893 94 Seite 220 beide zit nach Zuzana Vechetova Zidovska obec v Koline Zidovsti obyvatele v soupisovych pramenech 16 18 stoleti Karlova Universita Prag 2006 Seite 18 Anm 80 beziehungsweise Anm 81 online auf is cuni cz a b Stanislav Petr Nejstarsi zidovska kniha mesta Kolina z let 1598 1729 a sprava zidovske obce v tomto obdobi in Zuzana Miskovska Hrsg Sbornik z historie Zidu na Kolinsku Kolin 1992 Seite 8 Stanislav Petr Kolinska zidovska komunita po prvnim exodu zidu ze zemi Koruny Ceske v roce 1541 in Prace muzea v Koline rada spolecenskovedni IX Zide v Koline a okoli Kolin 2005 Seiote 15 beide zit nach Vaclav Nedbal Zide v Koline a okoli Mista pameti Univerzita Karlova 2018 online auf is cuni cz Seite 21 Anm 72 beziehungsweise Seite 23 Anm 88 Mark Wischnitzer Origins of the Jewish Artisan Class in Bohemia and Moravia 1500 1648 in Jewish Social Studies Band 16 Nr 4 Oktober 1954 Seiten 335 350 337 online auf JSTOR 4465275 a b c d Jiri Fiedler Kolin Bericht uber die Judische Gemeinde in Kolin online auf holocaust cz a b c Klaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2 hier Abschnitt Kolin Bohmen in Online Version Aus der Geschichte judischer Gemeinden im deutschen Sprachraum online auf judische gemeinden de Liste aller Transporte nach Theresienstadt sortiert nach Abfahrtsort Datenbank der Institut Theresienstadter Initiative online auf katalog terezinstudies cz a b A Brief History of the Jews of Kolin during the Occupation 1939 45 Bericht von Kehillat Israel online auf kehillatisrael net Memento des Originals vom 15 Januar 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kehillatisrael net Dejiny mesta Bericht zur Geschichte Kolins Server von MESTSKE INFORMACNI CENTRUM Kolin online auf infocentrum kolin cz Kolinska zidovska obec byvala po Praze druhou nejvyznamnejsi dokladaji to cetne pamatky in Novinky cz Nachrichtenportal online auf novinky cz Ohne Titel Names highlighted in blue have already been memorialized eine Aufstellung des Manetto Hill Jewish Center uber die deportierten und ermordeten Juden aus Kolin online auf manettohilljc org Dopis rabina Richarda Federa Ministerstvu socialni a zdravotni spravy ve veci vystehovani kolinskych Zidu Brief des Rabbiner Richard feder an das Ministerium fur Soziales und Gesundheit 26 April 1939 online auf holocaust cz zidu Richard Feder Zidovska tragedie dejstvi posledni The Jewish Tragedy The Final Act 1947 Hier zitiert aus dem AusschnittMezi okupaci a deportaci online auf holocaust cz deportaci a b PhDr Richard Feder Lebenslauf in der Internetova encyklopedie dejin mesta Brna Online Enzyklopadie der Stadt Brunn online auf encyklopedie brna cz Stolpersteine Kolin Bericht uber die Stolpersteine in Kolin auf den Seiten der Stredni odborna skola stavebni a Stredni odborne uciliste stavebni Baufachmittelhochschule und Baufachausbildungsstatte beide in Kolin Initiatoren der Stolpersteineverlegungen in Kolin die auch die Realisierung ihres Projektes gewahrleisten online auf stolpersteine ss stavebnikolin cz Zidovska ctvrt ul Na Hradbach synagoga Privatweb online auf prochazkakolinem wz cz Zuzana Miskovska Stanislav Petr et al Sbornik z historie zidu na Kolinsku Kolin 1992 zit nach Zuzana Vechetova Zidovska obec v Koline Zidovsti obyvatele v soupisovych pramenech 16 18 stoleti Karlova Universita Prag 2006 online auf is cuni cz Seite 28 Anm 137 Rudolf M Wlaschek Juden in Bohmen Beitrage zur Geschichte des europaischen Judentums im 19 und 20 Jahrhundert in Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Band 66 R Oldenbourg Verlag Munchen 1997 zit nach Klaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2 hier Abschnitt Kolin Bohmen in Online Version Aus der Geschichte judischer Gemeinden im deutschen Sprachraum online auf judische gemeinden de Jaroslav Pejsa Ladislav Jouza Miroslava Jouzova Moje mesto Kolin Zide v Koline Umyslovice 2014 Seite 7 und 9 zit nach Vaclav Nedbal Zide v Koline a okoli Mista pameti Univerzita Karlova 2018 online auf is cuni cz Seite 20 Anm 70 und Seite 22 Anm 8450 027772 15 19865 Koordinaten 50 1 40 N 15 11 55 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Kolin amp oldid 237386204