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Die Judische Gemeinde in Beiseforth im nordhessischen Schwalm Eder Kreis entwickelte sich aus ersten Anfangen im 16 Jahrhundert und bestand bis in die Zeit des Nationalsozialismus Zur Gemeinde gehorten auch die in Binsforth Malsfeld Neumorschen und Rengshausen lebenden judischen Personen Die Gemeinde gehorte mit den ubrigen des ehemaligen Kreises Melsungen zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel Inhaltsverzeichnis 1 Gemeindeentwicklung 2 Einrichtungen 2 1 Synagoge 2 2 Friedhof 3 Ende der Gemeinde 4 Nachbemerkung 5 Fussnoten 6 Weblinks 7 LiteraturGemeindeentwicklung BearbeitenBereits 1542 und auch um 1600 1614 und 1654 werden Juden in Beiseforth genannt Vermutlich wurde jedoch erst im 18 Jahrhundert die zur Bildung einer judischen Kultusgemeinde Kehillah notwendige Anzahl von Mannern in Beiseforth und den benachbarten Orten erreicht Im Jahre 1744 lebten vier sogenannte Schutzjuden mit ihren Familien in Beiseforth und in Neumorschen lebten im 18 Jahrhundert zwei oder drei judische Familien Jahr Einwohner gesamt JudischeEinwohner Anteilin Prozent1835 ca 20 1861 779 78 10 0 1871 732 63 8 6 1885 737 33 4 5 1895 693 21 3 0 1905 731 18 2 5 1925 766 20 2 6 1933 ca 21 1938 15 Die Anzahl der judischen Einwohner von Beiseforth erreichte um die Mitte des 19 Jahrhunderts ihren Hochststand und machte 1861 mit 78 Personen immerhin 10 0 der Gesamtbevolkerung aus Danach sank ihre Zahl bis zur Jahrhundertwende durch Ab und Auswanderung recht schnell und im 20 Jahrhundert waren es nahezu durchgehend lediglich noch rund 20 Personen Die nach der sogenannten Machtergreifung der NSDAP im Januar 1933 einsetzenden Repressalien Berufsverbote Boykotte und immer weiter greifende Entrechtung veranlasste dann noch einige Familien Kinder ins sichere Ausland zu schicken oder uberhaupt auszuwandern Zum Zeitpunkt der Novemberpogrome 1938 lebten nur noch 15 judische Menschen in Beiseforth Auch in den benachbarten Orten deren judische Einwohner zur Kehilla in Beiseforth gehorten gab es im 20 Jahrhundert wesentlich weniger Juden als um die Mitte des 19 Jahrhunderts Bereits 1928 kamen nur noch 12 bis 14 Manner aus den zur Gemeinde gehorigen Dorfern zum Sabbatgottesdienst in Beiseforth zusammen Ortschaft 1835 1861 1905 1924 1932 33Binsforth 6 9 14 12 11 1 Malsfeld 27 45 8 9 2 Neumorschen 41 38 12 0Einrichtungen BearbeitenZu den Einrichtungen der Gemeinde gehorten eine Synagoge ein rituelles Bad Mikwe eine judische Konfessionsschule von 1842 bis 1884 und ein Friedhof im benachbarten Binsforth Einen eigenen Rabbiner konnte sich die Gemeinde nicht leisten Der von der Gemeinde angestellte Lehrer diente zugleich als Vorbeter und Schochet Schachter Nach der Schliessung der Schule und dem Wegzug des letzten Lehrers 1884 war einer der Manner der Gemeinde Vorbeter Schochet und Rechnungsfuhrer Die wenigen Kinder der Gemeinde erhielten danach ihren Religionsunterricht in Heinebach Synagoge Bearbeiten Nachdem die Gemeinde sich zunachst mit einem Betraum in einem Wohnhaus begnugt hatte konnte sie im Jahre 1853 nach langen Verhandlungen mit der kurhessischen Kreisverwaltung in Melsungen ihre eigene Synagoge bauen einen aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichteten zweistockigen Saalbau mit Satteldach Der Bau am Ortsausgang nach Binsforth war nicht unterkellert Der Dachstuhl die Sitzbanke und die Empore mitsamt ihren tragenden Saulen waren aus Eichenholz Zur Empore fuhrte eine Treppe aus dem Vorraum Die Umrahmungen der Rundbogenfenster und der beiden Eingangsturen waren aus behauenem Naturstein 1928 wurde die inzwischen 75 jahrige Synagoge renoviert und im November feierlich wiedereroffnet Die Wande und die Decke waren himmelblau gefarbt tiefblau die Banke die Frauenempore und die Turen Nur funf Jahre spater am 9 November 1938 wurde im Zuge der Novemberpogrome 1938 das Innere der Synagoge in Beiseforth von SA Leuten und deren Mitlaufern verwustet und der Gesetzesstein mit den Zehn Geboten uber dem Eingang abgeschlagen 3 Die Synagoge wurde bald danach aufgegeben denn auch die letzten judischen Familien verliessen Beiseforth noch vor Ende der 1930er Jahre Nach 1945 wurde die Synagoge zu einem Wohnhaus umgebaut Eine Informationstafel am Haus erinnert an die Geschichte des Gebaudes Friedhof Bearbeiten Der Friedhof der Gemeinde der alteste judische Friedhof Nordhessens liegt in der Gemarkung von Binsforth etwa 800 m sudwestlich des Dorfs am Nordhang der Wichter Hohe 51 3 50 N 9 33 59 O 51 0639 9 5665 Der 5540 m grosse Friedhof ist umzaunt und enthalt noch 256 Grabsteine Mazewot aus der Belegzeit von 1694 bis 1937 Das Gelande wurde Mitte des 17 Jahrhunderts von den Herren von Baumbach ortlichen Grundherren der judischen Gemeinde geschenkt Auch verstorbene Juden aus Heinebach und Nenterode sowie bis 1860 bzw 1867 aus Melsungen Rohrenfurth und Spangenberg fanden hier ihre letzte Ruhestatte Ende der Gemeinde BearbeitenDie Novemberpogrome 1938 signalisierten das bevorstehende Ende der bereits stark geschrumpften Gemeinde Die funfzehn Juden die am 9 November 1938 noch in Beiseforth wohnten fanden in der Nacht noch Schutz bei Nachbarn oder fluchteten in das Waldchen auf dem Fahrberg nordlich des Dorfs 4 Aber bereits am folgenden Tag wurden mindestens drei der Manner aus Breitenau und Neumorschen von der Gestapo in ein Sammellager in Kassel und von dort in ein KZ gebracht Sie kehrten zwar nach ihrer Entlassung aus der Schutzhaft noch einmal zu ihren Familien zuruck aber nur um ihre baldige Ab bzw Auswanderung vorzubereiten Dennoch wurden mindestens zwanzig in Beiseforth geborene und oder langere Zeit am Ort wohnhafte judische Menschen Opfer des Holocaust Ebenso wurden funf aus Binsforth sechs aus Malsfeld acht aus Neumorschen und drei aus Rengshausen stammende Personen umgebracht Nachbemerkung BearbeitenEnde Mai 2012 wurden die ersten Stolpersteine in Beiseforth verlegt 5 Fussnoten Bearbeiten Zwei Familien Drei Familien Dippel S 91 Dippel S 91 Kunstler Gunter Demnig verlegte Stolpersteine in Beiseforth HNA 1 Juni 2012Weblinks BearbeitenBeiseforth Zur Geschichte der judischen Gemeinde bei alemannia judaica de Aus der Geschichte der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum Beiseforth Hessen Binsforth Judischer Friedhof bei alemannia judaica de Eintrag zu Judenfriedhof bei Binsforth in der Datenbank KuLaDig des Landschaftsverbands Rheinland Grabstatten des Judischen Friedhofs Binsforth Judische Grabstatten in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Geburtsregister der Juden von Beiseforth Malsfeld 1824 1852 HHStAW Abt 365 Nr 65 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Geburtsregister der Juden von Beiseforth Malsfeld 1853 1893 HHStAW Abt 365 Nr 66 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Trauregister der Juden von Beiseforth Malsfeld 1824 1862 HHStAW Abt 365 Nr 67 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Trauregister der Juden von Beiseforth Malsfeld 1853 1878 HHStAW Abt 365 Nr 68 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Sterberegister der Juden von Beiseforth Malsfeld 1826 1852 HHStAW Abt 365 Nr 69 Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Sterberegister der Juden von Beiseforth Malsfeld 1852 1891 HHStAW Abt 365 Nr 70 Literatur BearbeitenPaul Arnsberg Die judischen Gemeinden in Hessen Anfang Untergang Neubeginn Band 1 Societats Verlag Frankfurt am Main 1971 ISBN 3 79730 213 4 S 60 62 Walter Dippel Die ehemalige judische Gemeinde in Beiseforth In Heimat und Verkehrsverein Beiseforth e V Hrsg Beiseforth Geschichte eines Dorfes Chronik zur 650 Jahr Feier 1998 Beiseforth 1998 S 89 93 Manfred Eifert Manfred Katz 398 Jahre Judisches Leben in Beiseforth Eigenverlag November 2008 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Beiseforth amp oldid 223553207